Herrlich dieses türkisfarbene Wasser, die vielen bunten Fische, der traumhafte Sonnenaufgang. Ich liege mit den Füßen im Meer und die Wellen umspielen meine Zehen. Ganz allein, nur das Rauschen des Meeres und der kühle Wind…., langsam werde ich munter, reibe mir die Augen und stelle fest, ich bin im Bett und nicht auf den Malediven. Das Meeresrauschen höre ich immer noch, es rauscht und rauscht und rauscht. Dieses stetige Geräusch irritiert mich. Ich gehe zu dem kleinen Balkon und schau hinunter. Unten im Garten steht Herr Bert, mit dem Gartenschlauch und bewässert. Ja was bewässert er eigentlich? Gestern hat es geregnet und heute steht er da, in seiner grünen Latzhose und der weißen Basketballkappe und begießt den Rasen.
Da ich gerade aus dem Bett komme, habe ich natürlich nichts am Körper. Warum auch? Wir sind hier oben, an dem Hügel, die einzigen Leute. Es macht mich richtig wahnsinnig, wenn sich ein Nachthemd oder ein T Shirt im Schlaf so um meinen Leib wickelt , mich in meinen Bewegungen einschränkt, Grrrrr! Schon wenn ich daran denke, stellen sich mir die Härchen an den Armen hoch. Ganz schnell trete ich zurück und ziehe mir etwas an. Duschen und solche Kleinigkeiten, das lass ich erst einmal, Hauptsachen ich bin bekleidet.
Irgendein Geräusch muss ich aber doch gemacht haben, auf jeden Fall ruft er zum Schlafzimmer hoch: „Guten Morgen, schöne Frau. Ja sehen Sie nur, mit Ihnen ist die Sonne erschienen; wenn eine Sonne aufsteht, dann kommt natürlich auch die große Sonne heraus“. Schleimi, denke ich und nicke ihm nur zu. „Ja, wollen wir heute die Ziersträucher kaufen, der Boden ist so gut durchfeuchtet, da bietet sich das doch an. Frau Chef und dann könnten wir gleich noch nach einem neuen Rasenmäher schaun, den brauchen Sie doch auch“. Ja, sehen Sie, lieber Leser, da ist das Problem!! Der Mann macht alles für mich. Mein Herzblatt sitzt nur im Büro und dieses Latzhosenmanderl, will dauernd was für mich tun. Wie soll ich zum Beispiel einen Rasenmäher nach Hause bekommen oder die Rosenstöcke, ja den Flieder und die Magnolie nicht zu vergessen. Sehen Sie, dass macht alles Herr Bert, er ist also Gold wert.
Gemeinsam fahren wir in die Gärtnerei , ein Paradies und Blütenmeer, ich könnte dort einziehen, es ist wunderschön. Ich suche so viele Gewächse und Sträucher aus, dass er 3 mal mit seinem kleinen Anhänger fahren muss. Nach dem gemeinsamen Kaffee trinken,beginnt er mit der Gartenarbeit. Irgendwie muss ich mich ja auch bedanken, schließlich bin ich mehr als froh, dass er das alles für mich tut. Mit meinem Mann hätte dies Wochen gedauert, also gibt es auch noch eine kleine Nascherei dazu.
„Brauchen Sie mich noch, kann ich Ihnen noch was zu trinken hinstellen, müssen Sie nochmal ins Haus“ frage ich, „Nein, nein Frau Chef, machen sie es sich ganz schön, ich komme allein zurecht!“ Ich schließe die Terrassentür, gehe nach oben in das Wohnzimmer und öffne dort die Balkontür. Die Spuren der Gärtnerei kleben noch an mir, also lasse ich mir ein Bad ein. Ich liebe baden, so in duftendem Badeschaum, die Augen zu, das Radio an und… ja, das ist jetzt wirklich nicht so gut, mit einer Tüte Bonbons, am liebsten etwas mit Pfefferminz oder noch besser Lakritz mit Pfefferminz, auf dem Badewannenrand, genieße ich noch viel mehr. Fertig ist mein Paradies. Als das Wasser die Wohlfühl- Temperatur hat, steige ich hinein und lasse mich ganz langsam in dieses wunderbare Nass gleiten. Auf die Augen habe ich zwei, mit Kamillenwasser getränkte, Watteblättchen gelegt und die Hand fährt immer wieder suchend in die Bonbonschale. Roland Kaiser singt irgendwas von „Weiß er was, ahnt sie das“ und ich schmettere blind und falsch mit. Irgendetwas berührt meine Hand, als ich nach dem nächsten Bonbon greifen will. Der Hund!! Meine Hand sucht das Fell, meines kleinen Schatzes und was habe ich in der Hand: Stoff. Stoff? Wieso habe ich Stoff in der Hand. Ich ziehe ganz langsam Luft durch die Nase und dann nehme ich diese beiden Kamilledinger ab. Vor mir steht eine grüne Latzhose, ja sie steht. Ich bin ja schließlich auf… ja bitte, wie sag ich das denn jetzt nur? Ja also meine Augen blicken genau auf die Wölbung des grünen Stoffes. „Ich wollte nicht stören. Mir ist nur gerade eingefallen, dass auf dem Balkon noch Schrauben locker sind, die will ich rasch befestigen. Stellen Sie sich doch nur mal vor, das Brett löst sich und Sie verletzen sich oder der kleine Hund fällt durch den Schlitz. Haben Sie denn einen Lappen für mich, ich will das Öl gleich wieder abputzen, sonst können Sie ja Ihr schönes Gewand beschmutzen“. Noch nie habe ich mich bei Badeschaum bedankt, aber dieses mal mache ich das aus tiefstem Herzen, denn er hat mich bis zum Hals in duftende kleine Schaumperlchen gehüllt. Außer Kopf und Händen schaut wirklich nichts aus der Pracht. „Nehmen Sie dieses Handtuch, Herr Bert“. Meine Stimme gehorcht mir überhaupt nicht, mein atemloses Krächzen erschreckt selbst mich. Zuerst dachte ich ja, er ist durch das Treppenhaus gekommen, aber nein, er hat die Leiter am Balkon angestellt und ist über den Balkon in das Wohnzimmer, dann den Flur entlang und nun steht er im Bad.
Ich bin mit meinen Nerven am Ende, wähle die Nummer meines Mannes und will ihm mein Herz ausschütten. „Ja! Schmölzer!!“ o, wenn er so spricht, dann heißt das auf jeden Fall, er ist nicht allein. „Du, Schatz, stell dir vor, was der HerrB…“. Starte ich und schon kommt: „Liebes, ich bin mitten in einer Besprechung, wir reden am Abend. Bis nachher, es wird heute nicht ganz so spät“. Nein, das kann nicht wahr sein, er muss mir doch zuhören, ich bin verzweifelt, am Boden zerstört. Ich versuche meine Freundin zu erreichen, nichts, der Ruf geht ins Leere.
Am Abend, natürlich war es spät wie jeden Tag, will ich natürlich meinen ganzen Frust, die Wut, die Ohnmacht, die ich fühlte, als dieser Mensch da an meiner Badewanne stand, sofort loswerden. Aber der Schatz hatte auch einen total beschissenen Tag. Er hört mir mit halbem Ohr hin und sagt, dann: „Schatz, bitte mach daraus kein Drama. Sag ihm er soll das lassen und bitte… du bist erwachsen genug, um ihm klar zu machen, dass er sich so etwas nicht erlauben kann……………..
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Fortsetzung folgt….
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©UteAnnaMariaSch.
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