Biografien & Erinnerungen
wer bin ich - und wer bist du

Wer bin ich und wer bist du

 Bin ich denn wirklich so klein, wie ich mich sehe oder sehen mich die Anderen ganz anders?

Ich bin wirklich nicht die Größte, echt nicht, mit 156cm, liegt man schon ein bissel unter dem Normalmaß. Aber was ist denn nun wieder das Normalmaß? Jahrelang, ja ich könnte fast sagen jahrzehntelang war ich der Meinung alles was größer ist als ich, hat es gut. Naja und dann irgendwann habe ich begriffen.

Hier ist ein kleines oder sollte ich sagen großes Beispiel:

Ich hatte (jetzt Freundin) eine Bekannte, die war sehr groß und wenn sie vor mir stand, dann schaute sie auf mich herunter. Logisch sie war 180 und ich 156cm. Ich war immer der Meinung, sie schaut auf mich herab, weil sie mich nicht schätzt.

 Irgendwann, als wir schon befreundet waren, da sagte ich zu ihr: „Weißt du, dass ich dich gar nicht mochte“. „Warum?“ fragt sie.“  „Na, weil du immer so arrogant auf mich runter geschaut hast“, gab ich ihr zur Antwort. Da schaut sie mich groß an und ich sehe Tränen in ihren Augen. „Ja“ sagt sie dann zu mir „und weißt du, dass ich dich auch nicht leiden konnte“… „wieso denn das?“ frage ich nun doch sehr erstaunt. „Das will ich dir gern sagen“ sagt sie mit belegter Stimme, „Alle finden dich niedlich. Alle sind der Meinung sie müssen dich beschützen. Alle helfen dir, wenn du nur einmal schaust. Immer und immer und immer wieder sind alle lieb zu dir. Mich dagegen findet kein Mensch niedlich, keiner meint er muss mich beschützen, ja und helfen, na bitte, das tut doch kein Mensch. Jeder meint doch, die ist so groß, die packt das schon. Weißt du eigentlich wie schwer ich es als Mädchen hatte? Ich war in allem viel zu groß. Meine Hände, meine Füße, alles war riesig. Glaubst du, auch nur ein Junge hätte mit mir tanzen wollen? Denkst du, auch nur einer hätte mich mal in die Eisdiele eingeladen? Nein, die nahmen lieber so Püppchen wie dich mit. Klein und niedlich, lieb und kuschelig, sollten die Mädchen sein. Ja und du warst genau das, was mich meine ganze Jugend verfolgt hat. Weißt du, wie sehr ich als Kind gelitten habe? Du warst all das, was ich nicht war. Nämlich klein und zierlich. Deshalb fand ich dich einfach schrecklich. Ja und sei ehrlich, ist es heute nicht immer noch so, wenn irgendwo etwas ist, was auch nur ein klein bisschen Anstrengung kostet, da stürzen doch gleich 3 Männer hin und machen das für dich? In mir hat nie jemand die Frau gesehen, die auch gern in den Arm genommen werden will, die sich über Streicheleinheiten genau so freut, wie eine Kleine. Was sollte ich denn bitte anderes tun, als zu dir runter zu schauen? Mir blieb nichts anderes übrig, weil ich eben so groß bin“.

Phu, nun war ich aber doch erstaunt, so hatte ich das noch nie in meinem Leben gesehen. Ich war immer der Meinung, alle die größer als ich sind, sehen auf mich herab, weil sie denken, was will denn dieser Wicht?  Das da  aber auch Leute waren, die gern so gewesen wären wie ich, nein auf diesen Gedanken, wäre ich nie im Leben gekommen, wirklich nicht.

Auch habe ich niemals darüber nachgedacht, was ich als Kleine für Vorteile, gerade beim anderen Geschlecht hatte und immer noch habe. Ich konnte mir die Jungs aussuchen, Große und Kleinere, ok ich wollte immer die Großen, klein war ich ja selbst.  

Was ich eigentlich mit dieser Geschichte sagen will, ist, dass wir so wie wir sind, genau richtig sind und dass wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen sollen. Ja und dass andere, die wir bewundern, oft auch Probleme haben und sich nicht so toll finden, wie wir denken.

Manchmal bedarf es nur eines Gespräches, um sich zu verstehen und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Manchmal sollten wir uns einfach selbst in den Arm nehmen, ja und

Manchmal sollten wir einfach ganz stolz auf uns sein.

Und immer sollten wir den anderen ein Lächeln schenken,

denn es gibt nichts was das Herz mehr öffnet, als ein strahlender Blick.

(c)UteAnnaMariaSch.