Biografien & Erinnerungen
Ich sag schon mal Hallo 2. Teil - Nur wer an sich glaubt, wird auch sein

Noch bin ich winzig klein

Ich sag schon mal Hallo.

Wir, die Mami und ich, stehen im Büro, unsere Krankmeldung in der Hand und warten das wir zum Chef dürfen. Naja die Mami ist schon ein bisschen aufgeregt, weil sie ja wirklich nicht weiß, ob der Herr Weber sie auch versteht. Nun ärgert sie sich doch, dass sie das mit dem 1. Tag gesagt hat. Frau Pfeiffer hat das doch bestimmt schon im ganzen Büro rum erzählt. Ganz bestimmt hat sie das gemacht. Denn schon als wir zur Tür reinkamen, schauten alle nur kurz auf und dann gingen die Köpfe wieder runter. Nur der Manfred, für den schwärmt die Mami heimlich, der ist aufgestanden und hat Hallo gesagt und sie dann in den Arm genommen. Jaja, sie hat sich wie verrückt gefreut und ist auch ganz rot im Gesicht geworden. In meiner Wohnung wurde es auch richtig warm, eigentlich wurde es ganz heiß, aber dann war alles wieder in Ordnung.

„So liebe Frau Stein,  nun kommen sie mal herein. Soll Ihnen die Frau Pfeiffer einen Kaffee bringen oder ein Glas Wasser? Nun nehmen Sie doch bitte erst einmal Platz und dann erzählen Sie, was Ihnen auf der Seele liegt?“ Die Mami, sagt, dass sie lieber nichts trinken möchte. Klimpert ein paarmal mit den Wimpern, damit die Tränen lieber im Auge bleiben, aber zu spät, sie purzeln schon auf ihre roten Wangen „Nana, was ist denn so schlimm, dass Sie weinen müssen, wir können doch über alles reden, ich bin doch kein Unmensch. Nun beruhigen Sie sich erst einmal und dann erzählen Sie mir alles“.  

Nun los Mami, sag ihm was passiert ist und dass du mich erwartest. Ein paarmal zappel ich. Das muss sie doch merken. Toll, ja , ich glaube es hat geklappt. Auf jeden Fall schluckt sie noch einmal, räuspert sich und dann sagt sie:

 „Herr Weber, ich bin schwanger!!!“. „Ja das ist doch wunderschön, Sie freuen sich doch bestimmt. Aber das kann ja nicht das Problem sein, oder?“. „Naja“ sagt die Mami „eigentlich schon, denn ich bin doch erst seit 2 Tagen schwanger. Ich weiß genau, dass es so ist und ich mir das nicht nur einbilde, ich bekomme ein Baby. Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, woher ich diese Sicherheit nehme, aber ich bin mir zu 100% sicher. Verstehen Sie jetzt warum es mir so schlecht geht. Das glaubt mir doch kein Mensch, sie  ganz sicher auch nicht “ und schon weint sie wieder. Arme Mami. Dann spricht sie weiter: „Der Doktor hat mir gestern Abend eine Spritze gegeben, damit das Baby sich fest einnisten kann und nun habe ich hier die Krankmeldung“.

„Sie wissen, dass ich großes Verständnis für Sie habe und Ihren Kinderwunsch durchaus nachvollziehen kann, aber wie soll ich der Zentrale klar machen, dass ich eine Dame habe, die ab dem 2. oder 3. Tag ihrer Schwangerschaft krank gemeldet ist? Die fragen doch, ob ich noch ganz bei Trost bin. Liebe Frau Stein, das ist nun wirklich nicht ganz einfach für mich.
Ich weiß, dass ich jetzt sehr emotional handele, weil ich Sie wirklich mag und Sie müssen mir versprechen, dass Sie das nicht an die große Glocke hängen, nein ich bitte Sie sogar um Stillschweigen. Sie gehen  zu Ihrem Arzt und bitten Ihn, dass er Ihnen eine Bescheinigung gibt, auf der steht, dass Sie im 2. Monat schwanger sind und da er Sorge hat, Sie könnten eine Fehlgeburt erleiden, er Sie ab dem heutigen Tag krank schreibt. Mehr kann ich nicht für Sie tun. Es liegt also an Ihrem Frauenarzt, ob er diese Schummelei mitmacht“.

Hat er das jetzt wirklich ernst gemeint? Wir können das noch nicht so richtig glauben oder will er die Mami auf den Arm nehmen und sagt ihr gleich, dass es eine Ungehörigkeit von ihr ist, ihm diese Krankmeldung vorzuleben. Aber da streckt er auch schon seine Hand aus und wünscht uns, naja, der Mama eben, alles alles Gute, sie soll sich bitte melden und ihn auf dem Laufenden halten. Dann öffnet er uns die Tür, die er gleich hinter uns wieder verschließt.

Frau Pfeiffer schaut sehr neugierig und meint: „Na, was hat er gesagt, war er sehr wütend, was machen Sie denn nun?“. „Er hat mir alles Gute gewünscht und ich soll mich melden, wenn es mir wieder gut geht“ erklärt ihr die Mami. „Ja und wer soll denn jetzt die ganze Arbeit machen, ich schaff das nie und nimmer allein“. Na du, machst die Arbeit, denkt die Mami, vielleicht telefonierst du nicht den ganzen Tag und machst deine Sachen endlich mal selbst. Sie sagt das natürlich nicht, sondern antwortet ihr ganz freundlich: „Liebe Frau Pfeiffer, dass schaffen Sie schon, wenn es brennt rufen Sie mich halt an. Vielleicht kann ich ja einiges von zu Hause erledigen. Ich melde mich auf jeden Fall jeden Tag bei Ihnen“. Mit diesen Worten verlässt, nein, verlassen wir das Büro.

Weil wir schon so lange unterwegs sind, ruft die Mami ein Taxi und wir lassen uns nach Hause bringen.   Ganz müde sind wir und weil die Angst unser ständiger Begleiter ist, kocht Mama sich noch einen Tee und dann legen wir uns ganz schnell ins Bett.

Am Abend gehen wir zum Doktor und nachdem wir all unseren Mut zusammen genommen haben, tragen wir dem Mann unser Anliegen vor. „Sie wissen, dass das Betrug ist? Ich kann doch nicht sagen, Sie sind im 2. Monat, selbst dann könnte ich Ihnen nicht mit Sicherheit sagen, dass Sie schwanger sind.  Warten Sie doch ert einmal die nächsten 2 Wochen ab, bis dahin sind sie doch sowieo krankgeschrieben." "Naja die Zentrale wird das nicht so hinnehmen, meint mein Chef, deshalb hatte er ja diese Idee mit dem 2. Monat. Er meint es sieht einfach glaubwürdiger aus"  "Soso, Ihr Chef hat diesen Vorschlag gemacht? Toller Chef, aber wie stellt er sich das denn vor, die Untersuchungen sind doch jeden Monat“. 

So das hat er nun davon, die Mami zittert am ganzen Leib und ich natürlich auch, dann steht sie auf und sagt zum Steine erweichen sanft: „Bitte Herr Doktor, bitte, ich glaub so fest an mein Baby, bitte schreiben Sie doch einfach, dass ich in der 4. Schwangerschaftswoche bin. Wenn ich gestern gelogen und gleich behauptet hätte, ich wäre schon so weit, dann hätten Sie mir doch auch geglaubt. Ich bitte Sie so sehr, ich habe doch solch eine Angst wieder eine Fehlgeburt zu erleiden. Noch einmal würde ich das nicht aushalten“.

Da nimmt der Doc doch wirklich einen Schein und schreibt:

Frau Stein, befindet sich in der 4. Schwangerschaftswoche, es handelt sich um eine Risikoschwangerschaft. Die Patientin hatte bereits 3 Fehlgeburten. Ich habe absolute Bettruhe verordnet und sie ab heute, bis auf weiteres arbeitsunfähig geschrieben.

Den Heimweg machen wir ganz vorsichtig, die Mami hat ihre beiden Hände ganz tief in die Manteltaschen gesteckt und drückt von innen ganz sanft auf ihren Bauch. Ein bisschen spüre ich die Wärme. Ich hab ganz viel Vertrauen zu meiner Mami und weil ich sie schon jetzt so lieb habe, will ich alles tun, damit sie keine Angst mehr um mich haben muss.

Wir danken diesen beiden außergewöhnlichen und  verständnisvollen Männern und versprechen ganz gut auf uns aufzupassen.

Fortsetzung folgt…………

© UteAnnaMariaSch