Unüberarbeitet... Außerdem glaub ich, dass noch einige Verbesserungen von Nöten sind. Wie immer freue ich mich über Feedback.
Kapitel 19
Herrscher der Winde
Erst langsam, aber dann immer schneller schossen wir entlang der steinernen Wand nach oben. Ich spürte den Strom der Luft unter meinen Flügeln und ein unglaublich schönes Gefühl grenzenloser Freiheit brachte meinen ganzen Körper zum Kribbeln. Reflexartig reagierte ich auf jede kleine Windböe und mit jedem Flügelschlag stieß ich einen stillen Freudenschrei aus.
Auch als wir wieder in die Nähe des Schlachtfeldes kamen, wollte diese Euphorie nicht verschwinden. Sie wurde sogar noch stärker und weckte in mir den Wunsch dieses Gefühl niemals wieder verlieren zu müssen. Auch ein dahergelaufener Knochenpiepmatz würde es mir nicht nehme können. Auf den letzten Metern beschleunigte ich nochmal unsere Geschwindigkeit und spürte, wie sich Fey ängstlich fester an mich klammerte. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und gerade, als wir über den Rand des Plateaus schossen, stieß ich einen Freudenschrei aus. Doch war dieser nicht mehr menschlicher Natur. Es war der durchdringende Schrei eines Falken, der meine Kehle verließ und alle Kampfgeräusche zum Verstummen brachte. Fassungslos starrten uns alle Überlebenden an und selbst das Knochenungeheuer hielt sich verblüfft in einigen Metern Abstand in der Luft. Seine hundeähnlichen Untertanen klemmten ihre Schwänze zwischen die Beine, legten die Ohren zurück und entfernten sich ganz langsam mit leisem Gewimmer von mir.
Langsam ließ ich mich zu Boden gleiten. Die Kriegerinnen schwiegen und machten mir unterwürfig Platz, damit ich landen konnte. Sanft setzten meine Füße auf den Boden auf und entließ Fey aus meinem unterstützenden Griff. Ihre Beine waren schwach und sie drohte einzuknicken, aber die Kriegerinnen reagierten schnell und stützten sie ohne zu zögern. „Passt auf sie auf. Wenn ich mit dieser knochigen Fledermaus fertig bin, möchte ich nicht sehen, dass sie einem seiner Handlanger zum Opfer gefallen ist, verstanden?“ Die Kriegerinnen nickten und ich konnte an ihren Gesichtern erkennen, dass ihre Hoffnung und ihr Kampfwille wieder zurückgekehrt waren.
Mit einem beherzten Sprung stieß ich mich in die Lüfte und mit ein paar kräftigen Schlägen meiner Flügel befand ich mich auf der gleichen Höhe mit meinem Gegner. Abschätzend taxierte ich ihn und schickte dann über die Siel Kyrj eine Frage zu Fey, um sie aus ihrem schockartigen Zustand zu befreien: „Glaubst du man kann ihn als riesige Bestie, wie in deiner Legende, bezeichnen?“ Es dauerte etwas bis ich eine Antwort bekam, doch den Wellen, die ihre Erwiderung begleiteten, haftete etwas frisches und zuversichtliches an: „Ich befürchte nicht... Es ist zwar eine Bestie, aber wahrscheinlich sehr viel mächtiger. Bitte sei vorsichtig. Heute habe ich nicht die Kraft dich erneut von den Todgeweihten zurückzuholen.“ „Ich versprechs, aber das gleiche gilt für dich. Die anderen Alten sind noch nicht besiegt.“ erinnerte ich sie. Sie schickte mir noch eine wortlose Bestätigung und zog sich in ihren Geist zurück, indem sie sich der Siel Kyrj entzog. Dadurch konnte ich all meine Aufmerksamkeit auf meinen Gegner lenken, der mich die ganze Zeit genauso abschätzend beobachtet hatte, wie ich ihn. Ich wusste, dass er mir im Moment überlegen war. Zuvor hatte ich den Eindruck gewonnen, er wüsste genau wer ich bin, also wusste er auch über meine Fähigkeiten, meine Stärken, sowie Schwächen Bescheid. Aber ich wusste fast nichts. Weder über ihn noch über mich. Alles was ich hatte, war ein wages Gefühl, das ich ihn eventuell an Schnelligkeit übertreffen könnte.
„Du hast dich also erinnert?“ fragte er plötzlich und kniff dabei seine maroden, blauen Augen zusammen. Ich schwieg kurz und antwortete dann mit einem gespielt selbstsicheren Grinsen: „Komm doch her und probiers aus!“ Meine Hände legten sich um die Griffe meiner Schwerter und bereitete mich auf den nahenden Kampf vor. Ich blendete meine Umgebung, die aufkeimenden Kampfgeräusche unter mir aus und reduzierte meine Wahrnehmung auf meinen Gegner und den Strom der Luft zwischen meinen empfindlichen Federn. Keine Bewegung meines Feindes entging mir. Jedes noch so kleine Muskelzucken wurde von meinen scharfen Augen aufgefangen und ich reagierte instinktiv, als er ohne Vorwarnung auf mich zu preschte. Es war ein brutaler Frontalangriff, dem mit einer seitlichen Rolle mühelos auswich. In der selben Bewegung hätte ich meine Schwerter ziehen und ihm die Flügel zerschneiden können, aber etwas hielt mich davon ab. Es machte mich stutzig, dass er sich so langsam bewegt hatte. Zuvor hatte ich ihn sehr viel schneller eingeschätzt. „Es war wahrscheinlich eine Falle.“ dachte ich und fluchte innerlich. Doch viel Zeit hatte ich nicht, um mir einen passenden Plan auszudenken. Der Knochenvogel tauchte ab, drehte sich im freien Fall und nutzte die gewonnene Geschwindigkeit, um mit einem halsbrecherischem Tempo auf mich zu zuhalten. Der Griff um meine Schwerter verstärkte sich. Etwas in mir regte sich. Ein versteckter, unsinniger Stolz kam in mir hoch und hielt mich davon ab, seinem Angriff auszuweichen... Ich wollte nicht weglaufen. Niemals wieder.
Kurz bevor er mich erreichte kreuzte ich meine Schwerter. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen donnerte er gegen mich und wir wurden durch die Wucht des Aufpralls durch die Luft geschleudert. Das siegessichere Grinsen auf seinem Gesicht erlosch und wurde von einem Ausdruck wahnsinniger Wut ersetzt. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was du mir damals angetan hast? Welche Schande du über mich gebracht hast?“ fauchte er mir ins Gesicht, als wir uns ineinander verkeilten. „Und ich dachte du wärst nur ein hässliches Monster, aber anscheinend bist du auch noch bescheuert! Wie denn bitte? Ich habe alles vergessen!“ konterte ich und spürte die Flamme der Wut in mir erwachen. Ich breitete meine Flügel aus, um unsere Geschwindigkeit zu abzubremsen und nutzte die dadurch entstehenden Kräfte, um mich von ihm wegzudrücken und mehr Platz zu gewinnen. „Schweig! Ich werde dir deine Flügel bei lebendigem Leib ausreißen und dich dann dabei zusehen lassen, wie ich der Trägerin den zarten Hals umdrehen werde!“ „Fey...“ kam es mir sofort ungewollt über die Lippen und als bestätigende Antwort stieß er ein gieriges Lachen aus. „Warum bist du hier? Wer bist du?“ fragte ich in einer ruhigen, aber gefährlichen Tonlage. „Die Verkörperung deiner Verdammnis!“ Seine Stimme hatte einen schrillen, verzerrten Ton angenommen und ich erkannte, dass es nutzlos war mit ihm zu reden. Seine vor Hass brennenden Augen bohrten sich in meinen Geist und ich wusste, dass sie mich noch lange verfolgen würden. Er wusste wer ich war, er war im Moment der Einzige, der mir meine Vergangenheit zurückgeben konnte und doch hatte ich keine andere Wahl. Damit Fey sicher ist, damit ich mein Versprechen erfüllen kann, musste ich ihn töten.
Mit einer grimmigen Entschlossenheit flüsterte ich ihm bedrohlich zu: „Dann werde ich meine Verdammnis jetzt in mehrere kleine Teilchen schneiden und den Winden übergeben.“ Mit diesen Worten erwachte der Wind und zerrte an unseren Flügeln. Ein gewaltiges Tosen malträtierte unsere Ohren und mehrere Blätter und kleine Äste der Bäume wurde von den heftigen Winden zu uns in die Höhe gerissen. Für einen kleinen Moment blitzte pure Angst unter seiner Fassade aus Wut auf, doch dann wurde er von einer Böe ergriffen, die selbst einen Bären um geschmissen hätte. Er trudelte mehrere Meter durch die Luft, ehe er sich wieder gefangen hatte und starrte mich entgeistert an. Seelenruhig flog ich inmitten des Zentrums des herbeigerufenen Sturms und zeigte mich von den heftigen Winden unbeeindruckt. Ich spürte jede noch so kleine Veränderung im Luftstrom, balancierte rechtzeitig mein Gleichgewicht aus und konnte so die Veränderungen im Luftraum zu meinem Vorteil nutzen. Zwar spürte ich, wie meine Kraft langsam schwand, aber das war mir im Augenblick egal. Für diesen falschen Vogel würde es reichen. Ruckartig schwang ich meine Schwerter durch die Luft und hielt sie angriffslustig neben meinen Beinen. Mit den Lippen formte ich noch die Worte „Mach dich bereit zu sterben.“ und ließ mich dann von einer heftigen Böe erfassen. Mit einem einzigen heftigen Ruck beschleunigte ich auf eine atemraubende Geschwindigkeit. Doch das war mir nicht genug. Zusätzlich schlug ich kräftig wie ich konnte mit meinen Flügeln. Der beißende Wind brannte und trieb mir die Tränen in die Augen, doch ich beschleunigte weiter. Innerhalb weniger Augenblicke hatte ich die Distanz zwischen uns überbrückt und schlug mit einem seitlichen Schwerthieb nach seinem Hals. Irgendwie schaffte er es meinen Angriff mit seinem Knochenschwert abzublocken und ich spürte den schmerzhaften Rückstoß bis in mein Schultergelenk. Aber davon ließ ich mich nicht ablenken und breitete einen meiner Flügel aus, während ich den anderen eng an den Körper anlegte. Eine gewaltige Kraft zerrte an ihm und ich spürte, wie die feinen Knochen unter der enormen Last der Fliehkraft beinahe zerbrachen. Aber ich zwang mich es durchzuhalten und nutzte den dadurch entstehenden plötzlichen Richtungswechsel aus, um mit meinem anderen Schwert einen seitlichen Hieb gegen seine Hüfte zu führen. Durch die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der der Schlag erfolgte, drang meine feine Klinge mühelos durch seine Knochen und Fleisch. Er stieß noch ein letztes, schwaches Gurgeln aus, ehe sich seine beiden Körperhälften voneinander lösten. Der Blutfontäne wich ich geschickt aus und schaute betrübt zu, wie die beiden Teile meiner einzigen Informationsquelle über meine Vergangenheit in den tiefen des Waldes verschwanden. Ich atmete einmal tief durch, schloss die Augen und ließ sich die Winde wieder beruhigen. Dann sah ich mich um. Ich befand mich weit weg vom Schlachtfeld. Ich war weit in die Mitte des Plateaus abgedriftet und konnte gegenüberliegenden Ende sogar die niedrigen Häuser von Yavannia erkennen. „Dann werde ich mich wohl auf den Rückweg machen...“ seufzte ich gedankenverloren, wandte mich von dem Anblick der kleinen Stadt ab und machte mich auf den Rückweg zum Schlachtfeld. Währenddessen versuchte ich Fey über die Siel Kyrj zu erreichen.
Arrix Re: Endlich... - Zitat: (Original von ObiRide am 16.01.2010 - 15:27 Uhr) hab ichs mal geschafft dein neues Kapiel zu lesen. Was bin ich nur für ein Faulpelz *schäm* Aber naja jetzt hab ichs ja gelesen und warte nun untertänigst auf das nächste Kapitel. Streng dich also an das es bald fertig wird. LG, Tobi Ich geb mein bestes. :D Hab nur viel um die Ohren, also wirds vielleicht nicht "bald" sondern eher "irgendwann demnächst". :o) |