Romane & Erzählungen
3 Leben

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"3 Leben"
Veröffentlicht am 24. Dezember 2009, 94 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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3 Leben

3 Leben

Beschreibung

Eine Geschichte darüber wie schnell sich drei Personen begegnen können, welche aus völlig anderen Ländern und Kulturen kommen.... Die Namen und Personen sind alle frei erfunden.

Indien: Anjali Singh

„Guten Morgen du Schlafmütze.“ Anjali Singh sprang auf das Bett ihrer kleinen Schwester Priya. Die junge Frau schreckte hoch. „Anjali, was soll das? Wieso weckst du mich?“, fragte sie. Anjali grinste. „Du hast für heute genug geschlafen. Komm schon, raus aus den Federn. Wir müssen Mama helfen. Heute ist der grosse Markt und wir müssen einkaufen gehen“, sagte sie. Priya verdrehte die Augen. „Immer da selbe. Wieso werden wir immer miteinbezogen?“, fragte sie. Anjali kniff die Augen zusammen. „Weil wir ihre Töchter sind und das unsere Aufgabe ist“, klärte sie ihre Schwester etwa zum hundertsten mal auf. „Ja ja, schon klar. Ich komme ja schon“, sagte Priya und gähnte. Anjali lachte und verliess das Zimmer.
Die junge Inderin war 26 Jahre alt und lebte mit ihren Eltern Maya und Raj und ihren beiden Geschwistern Priya und Rahul in einem kleinen Haus im Punjab. Die Familie war nicht gerade reich, aber es reichte um glücklich zu sein. Anjali war die mittlere, ihr Bruder Rahul der älteste und ihre Schwester Priya die jüngste der drei Geschwister. Rahul arbeitete als Automechaniker in einer Werkstatt und Priya studierte, denn sie wollte unbedingt Lehrerin werden. Anjali sah das mit dem Arbeiten jedoch alles etwas lockerer. Nichts ging über ihre Familie. Für sie hätte sie alles getan. Alles ausser sich einen Job zu suchen. Sie hatte nicht einmal die Schule beendet, was ihr den Eintritt in die Arbeitswelt nicht gerade erleichterte. Das störte die junge Frau jedoch nicht besonders.

Anjali betrat die Küche und umarmte ihre Eltern. „Guten Morgen“, sagte sie strahlend. „Guten Morgen mein Kind“, antwortete ihr Vater Raj. Ihre Mutter Maya lachte sie an. „Wie hast du geschlafen meine Liebe?“, fragte sie. Anjali lächelte. „Gut, wie immer“, sagte sie und setzte sich neben ihrem Vater an den Tisch. Ihre Mutter stand hinter der Anrichte und bereitete das Frühstück vor. „Miss Malhotra hat vorhin angerufen“, sagte sie zu ihrer Tochter. Anjali verdrehte die Augen. „Hat sie wieder einen heiratswilligen Mann gefunden? Mama, du weisst, ich habe kein Interesse am Heiraten“, sagte sie. Maya sah ihr in die Augen. „Manchmal frage ich mich wirklich was aus dir werden soll. Du hast keine Arbeit, keinen Schulabschluss und du weigerst dich sogar zu heiraten. Was willst du denn nur aus deinem Leben machen?“, fragte sie. Anjali lächelte. Sie führte diese Diskussion nicht zum ersten mal. „Mama, ich habe doch alles was ich brauche. Ich habe eine Familie, die ich über alles liebe, ein kleines, aber dennoch schönes Zuhause und ich bin glücklich. Was brauche ich denn noch? Einen Mann? Nein danke. Ich komme besser allein klar.“ „Anjali, sogar Rahul hat sich dazu durchgerungen zu heiraten und wenn wir die passende Frau für ihn gefunden haben, wird er seine eigene kleine Familie gründen und genau das solltest du auch tun.“ Anjali hörte ihrer Mutter zu. So ernst war es ihr noch nie gewesen. „Ich finde wir sollten dieses Thema ein wenig zur Seite schieben“, sagte Raj, der sich nun auch endlich einschaltete. Maya zuckte mit den Schultern. Anjali beobachtete ihre Eltern. Irgendetwas stimmte nicht.

Los Angeles: Dean Cooper

Dean Cooper war alles andere als gut gelaunt, als er in seinem Büro ankam. Er hatte die halbe Nacht lang an einer  Präsentation gearbeitet und vor ein paar Minuten erfahren, dass diese um eine Woche verschoben worden war. „Morgen Dean!“, rief Jensen Button seinem Kollegen zu. „Morgen“, gab Dean knapp zurück und schloss die Tür zu seinem Büro. Er war müde, da er kaum geschlafen hatte. Zuerst die Präsentation und dann auch noch seine Frau Kate, die sein ihr erstes gemeinsames Kind erwartete. Sie hatte mitten in der Nacht starke Bauchschmerzen und Dean musste sie in ein Krankenhaus bringen. Dort stellte sich jedoch heraus, dass alles in Ordnung war.
Dean war ein ruhiger Mensch. Ihn konnte so schnell nichts aus der Fassung bringen. Er war ein erfolgreicher Anwalt und wünschte sich nichts sehnlicher als eine eigene kleine Familie. Er liebte Kinder und freute sich riesig auf sein erstes eigenes. Er selbst war als Einzelkind bei seiner Mutter aufgewachsen. Sein Vater war viel unterwegs und Dean kannte ihn kaum. Dann, eines Tages, trat eine komplette Funkstille ein. Bis heute.

Deans Telefon klingelte. „Dean Cooper?!“, fragte er in den Hörer hinein. „Hallo Dean, ich bins Ryan.“ Dean sah auf seine Uhr. „Hey Ryan. Ist es nicht etwas früh für dich um aufzustehen?“, fragte er und lächelte. „Haha, sehr witzig. Ich wollte fragen, ob du und Kate vielleicht Lust hättet, heute etwas mit mir essen zu gehen? Ich würde mich freuen.“ Dean runzelte die Stirn. „Was ist passiert? Hattest du Streit mit Holly?“, fragte er. Ryan atmete tief durch. „Wenn es nur das wäre. Sie hat sich von mir getrennt“, sagte er. Dean schwieg einen Augenblick. „Was ist passiert?“, fragte er dann, auch wenn er es sich denken konnte. „Wir haben uns mal wieder gestritten und ich gebe zu, ich habe etwas zu viel getrunken und nun hat sie die Nase voll von mir“, erzählte Ryan. Dean seufzte. „Ich habe dir gesagt, dass es früher oder später soweit kommen wird. Du musst einen Entzug machen Ryan. Es geht nicht anders!“, sagte er. Ryan sagte nichts darauf. Stattdessen fragte er: „Ist das okay mit heute Abend?“ Dean seufzte erneut. „Tut mir leid, aber heute geht nicht. Ich habe Kate versprochen, dass ich mir eine ihrer Ausstellungen ansehe.“ Ryan sagte nichts. „Bist du sauer?“, fragte Dean. „Nein. Kümmere dich ruhig um deine Frau. Kein Problem“, antwortete Ryan und legte auf. Dean sah besorgt auf den Telefonhörer, den er in der Hand hielt. Er machte sich ernsthaft Sorgen um seinen Freund.

Australien: Claire McMahon

„Melinda, ich muss gleich zur Arbeit!“ Claire McMahon stand im Flur des Hauses, dass sie mit ihrer älteren Schwester Melinda bewohnte. „Gut, ich bringe Wyatt dann in die KITA“, sagte Melinda und kam mit einem kleinen Jungen auf dem Arm die Treppe runter. „Findest du es gut ihn in eine KITA zu bringen? Denkst du nicht, dass er noch zu klein dafür ist?“, fragte Claire. „Claire, du weisst was auf dem Spiel steht, wenn du nicht arbeiten gehst“, erinnerte sie Melinda. Claire nickte. Sie wusste nur zu gut, was auf dem Spiel stand. Sie war 19 Jahre alt und lebte mit ihrer 28-jährigen Schwester Melinda zusammen in einem Haus in der Nähe von Sydney. Ausserdem hatte sie ihren 3-jährigen Sohn Wyatt bei sich. Claire war eine alleinerziehende Mutter und weil sie noch so jung war, hatte ihr das Jugendamt ein Ultimatum gestellt: Mit 16 hatte Claire noch keine Arbeit und auch der Schulabschluss fehlte ihr – bis heute! Das Jugendamt verlangte dennoch, dass sich, die heute 19-jährige, einen Job suchte, damit sie ihren Sohn nicht verlor. Mit der Hilfe ihrer Schwester schaffte es Claire einen Job als Kellnerin in einem Edelrestaurant zu bekommen. Nicht gerade das wovon sie früher geträumt hatte, aber ihr Kind war ihr das wert.
Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte Claire durch ihre Schwangerschaft auch noch ihre Eltern verloren. Jared und Amanda McMahon waren gegen das Kind und setzten ihre Tochter vor die Tür. Die damals 16-jährige fand Unterschlupf bei ihrer älteren Schwester Melinda, wofür sie unglaublich dankbar war. Zu ihren Eltern hatten sie seit diesem Zeitpunkt keinen Kontakt mehr.

„Wie lange arbeitest du heute?“, fragte Melinda, während sie Wyatt seine Jacke und Schuhe anzog. „Bis 18:00 Uhr. Kannst du Wyatt aus der KITA abholen oder soll ich das machen?“, fragte Claire zurück. „Es wäre gut, wenn du das machen könntest. Ich muss um 19:30 Uhr bei einem Geschäftsessen sein“, antwortet Melinda und verzog das Gesicht. Claire lachte. „Lass mich raten, dein Boss hat das angeordnet“, sagte sie. Ihre Schwester  nickte. „Ja, leider. Ich sag‘s dir, wenn er nicht bald aufhört mir hinterher zu laufen wie ein kleines Hündchen, kündige ich!“, sagte sie angewidert. Claire lächelte und sah auf ihre Uhr. „Oh nein, ich komme zu spät. Wir sehen uns später.“ Sie kniete zu Wyatt runter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich hab dich lieb mein Kleiner“, sagte sie und verliess das Haus.

Geldsorgen

Anjali war mit Priya auf dem Markt unterwegs. „Sag mal, denkst du wir sehen Shahrukh Khan hier jemals?“, fragte die 20-jährige Priya. Anjali zog eine Augenbraue hoch. „Auf dem Markt?“, fragte sie skeptisch. Priya zuckte mit den Schultern. „Warum nicht?“, fragte sie zurück. Anjali lachte. „Ihre Schwester vergötterte den so genannten King Khan und obschon sie in Indien lebte, hatte sie es noch nicht geschafft ihn in echt zu sehen. „Ich kann mir denken was du deinen zukünftigen Schülern zu lesen geben wirst: Shahrukh Khan Biografien“, sagte Anjali und lachte. Priya gab ihr einen Klaps. „So ein Blödsinn. Wie kommst du bloss immer auf solche Ideen?“, gab sie zurück. Anjali legte einen Arm um die Schultern ihrer Schwester. „Entschuldige, aber manchmal scheint es wirklich so, als hättest du nichts anderes im Kopf als ihn.“ Priya sah ihrer Schwester in die Augen. „Und an wenn denkst du?“, fragte sie. Anjali liess sie los. „Was?“, fragte sie. „Anjali, du weisst genau was ich meine. Wann wirst du Mama und Papa endlich den Gefallen tun und heiraten?“, fragte Priya. Anjali lief ein paar Schritte weiter. „Wieso wollen alle in meiner Familie, dass ich heirate? Wollt ihr mich loswerden?“, fragte sie. Priya folgte ihr. „Natürlich nicht. Es ist bloss merkwürdig, dass du dich so sehr dagegen wehrst. Ich meine, Traditionen und Familie sind dir so wichtig, aber eine Hochzei willst du nicht. Das passt nicht zusammen“, erklärte sie. Anjali sah von ihr weg. „Das sind Gründe, die du nicht verstehen würdest“, sagte sie und machte sich auf den Nachhauseweg.

Nachdem die beiden Schwestern zu Hause angekommen waren, begann Priya damit die Einkäufe auszupacken. Anjali fing unterdessen an, angefallene Küchenarbeiten zu erledigen, als ihr plötzlich die aufgebrachte Stimme ihrer Mutter auffiel. Sie folgte der Stimme, die aus dem Wohnzimmer kam. Anjali merkte, dass ihre Mutter, die am Telefon war, versuchte leise zu sprechen, was ihr jedoch nicht gelang, da sie völlig durcheinander war. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es momentan nicht möglich ist. Unser Budget würde einen solchen Verlust nicht verkraften.“ Anjali runzelte die Stirn. „Unser Budget?“, wiederholte sie sich leise. „Nein, dass ist nicht möglich. Wir sparen seit Monaten für die Hochzeit unseres Sohnes und in ein paar Tagen wird seine Zukünftige hier eintreffen. Es ist nicht möglich so viel Geld aufzutreiben. Nein. Wir können Ranbir das Geld nicht geben!“ Anjali drehte sich mit dem Rücken zur Wand und atmete tief durch. Es ging um ihren Onkel Ranbir Singh und so wie es sich anhörte, hatte ihre Familie Schulden bei ihm.

Alkoholprobleme

„Auf diesem Bild sehen Sie die schöne Landschaft von Schweden. Ich war vor zwei Jahren dort und habe sehr viele Fotos von sehr interessanten Orten dieses beeindruckenden Landes gemacht. Leider war mir von Anfang an klar, dass ich niemals alle in einer Ausstellung präsentieren kann, also habe ich mich für das beste Bild entschieden. Und wie Sie sehen können, ist meine Wahl darauf gefallen.“ Dean beobachtete seine Frau und hörte ihren Erklärungen zu den Bildern zu den Fotos zu. Jedoch nur sehr halbherzig, weshalb er auch nicht verstand, wieso ein Besucher diese Frage stellte: „Warum machen Sie dann nicht eine Schweden-Ausstellung? Das wäre doch die Lösung.“ Kate Cooper lächelte. „Vielen Dank für den Tipp junger Mann, ich werde darüber nachdenken, ob ich nach meiner Schwangerschaftspause näher darauf eingehen werde“, sagte sie und strich sich über ihren Bauch. Sie war im fünften Monat und Dean drängte sie immer wie mehr zu einer Pause. Das Paar hatte sich darauf geeinigt, dass Kate nach dieser Ausstellung noch ein Projekt machen würde. Ein letztes Projekt, vor ihrer Auszeit. Dean bewunderte seine Frau. Sie war Fotografin und trotz ihrer Schwangerschaft liess sie sich nicht davon abbringen ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Doch so sehr Dean Kate auch liebte und so sehr er sie bewunderte, macht er sich trotzdem Sorgen um seinen Freund Ryan. Er war nicht irgendein Freund, er war viel mehr für Dean. Auch wenn Ryan beinahe zehn Jahre jünger war als er selbst, verstand sich Dean hervorragend mit ihm. Wie mit einem Bruder. Nur das Problem mit dem Alkohol wurde immer wie mehr zu einer Belastung für die Freundschaft der beiden.

Mitten in der Nacht wurden Dean und seine Frau durch heftiges Klopfen an der Haustür aus dem Schlaf gerissen. „Wer ist das?“, fragte Kate schlaftrunken. „Ich weiss es nicht. Bleib liegen, ich kümmere mich darum“, antwortete Dean. Er verliess das Zimmer und ging die Treppe in seinem Penthaus runter und zur Haustür. „Dean! Alter Kumpel! Wie geht’s so?“ Ryan fiel dem werdenden Vater in die Arme. „Ryan, was soll das?“, fragte Dean und stiess ihn von sich. „Ich wollte bloss meinen alten Freund besuchen. Ist das etwa schlecht?“, fragte Ryan und grinste. Dean schüttelte den Kopf. „Du bist schon wieder betrunken“, stellte er fest. Ryan liess sich aufs Sofa fallen. „So ist das Leben nun mal. Nichts läuft so wie man es will!“ Kate kam die Treppe runter. „Dean?“, fragte sie. „Oh, hi Kate. Nein, warte, vergiss was ich gerade gesagt habe, Dean. Bei dir im Leben läuft alles so wie du es willst. Perfekter Job, perfektes Haus, perfekte Frau. Was will man mehr?“, lallte er und gröhlte. Kate ging zu Dean. Er nahm ihre Hand. „Es ist besser wenn du wieder ins Bett gehst“, raunte er ihr zu. Kate schüttelte den Kopf. „Holly hat vorhin angerufen. Er war bei ihr und hat sie angegriffen. Die Polizei ist bereits auf dem Weg hierher.“ Dean schloss die Augen. Ryan fing an zu singen, als es klingelte. „Besuch!“, rief Ryan begeistert und liess sich wieder aufs Sofa fallen. Dean sah ihn an. „Es tut mir leid Ryan, aber es ist besser so“, sagte er und öffnete die Tür. Ein schwarzer Mann in beigem Mantel kam in die Wohnung. Gefolgt von einigen uniformierten Polizisten. „Mister Cooper? Ich bin Darryl Morris von der L.A. Police. Ist das ihr Freund Ryan Connor?“, fragte der Mann. Dean nickte. „Ja. Das ist er“, antwortete er leise. Darryl nickte und ging zu dem Sofa auf dem es sich Ryan gemütlich gemacht hatte. „Mister Connor! Sie sind festgenommen wegen Sachbeschädigung und versuchter Körperverletzung bei und an Miss Holly Taylor!“, sagte der Polizist und legte Ryan Handschellen an. „Was?“, fragte dieser, als er zur Tür geführt wurde. „Hey, nein! Dean, tu etwas!“ Dean schwieg. Ryan sah ihn geschockt an. „Und ich dachte du seist mein Freund“, sagte er und wurde aus der Tür geschoben. „Verräter!“, hörte Dean Ryan noch rufen, bevor die Tür ins Schloss fiel. Kate legte ihrem Mann die Arme um die Schultern und legte ihr Gesicht an seine Brust. Dean legte sein Kinn auf ihr Haar. Er hatte ein schlechtes Gewissen.

Sorgerechtsantrag

Es war 17:00 Uhr als Claire ihre Sachen zusammenpackte und sich von ihren Kollegen im Reymar Restaurant verabschiedete. Es war ein warmer Sommerabend in Australien und Claire hatte gute Laune. Sie freute sich darauf, sich mit Wyatt einen schönen Abend zu machen. Es kam viel zu selten vor, dass sie mit ihrem Sohn allein war. Manchmal kam sie sich eher vor wie seine Schwester oder noch schlimmer, wie sein Kindermädchen. Ihre Schwester Melinda hatte sie von Anfang an bei der Erziehung unterstützt und dadurch hatte Claire oft das Gefühl, dass Melinda als Mutter besser geeignet wäre. Melinda selbst versuchte ihrer kleinen Schwester diesen Gedanken auszureden. Meistens mit einem Erfolg der drei vier Tage lang anhielt.
Claire gähnte. Es war ein langer Tag mit sehr vielen Gästen gewesen und sie wollte nur noch zur KITA um Wyatt abzuholen und dann gleich nach Hause zu gehen.

Nach wenigen Minuten Fussweg kam sie zur Kindertagestätte, in der sich ihr Sohn seit zwei Wochen, an drei Tagen aufhielt. Die Leiterinnen kannten Claire, jedoch war ihnen Melinda besser bekannt, weshalb es für die junge Mutter jedes mal aufs neue schwer war, ihren Sohn abzuholen. Heute stand wieder einmal Miss Peters am Empfang. Mit ihr war es am schlimmsten. „Guten Abend Miss Peters. Ich würde gerne Wyatt abholen.“ Miss Peters musterte Claire abschätzend. Offensichtlich konnte sie nicht nachvollziehen, wie eine so junge Frau schon Mutter sein konnte. Aber Claire hatte sich schon an solche Dinge gewöhnt. Miss Peters schüttelte den Kopf. „Sie können sich wohl nie für etwas entscheiden!“, sagte sie. Claire runzelte die Stirn. „Wie bitte?“, fragte sie unsicher. „Vorhin waren Ihre Eltern hier und haben mir das hier gegeben.“ Sie hielt Claire einen Briefumschlag hin. Die junge Frau musterte ihn skeptisch. „Was ist das?“, fragte sie. Miss Peters zuckte mit den Schultern. Claire riss den Umschlag auf und holte ein Blatt Papier heraus. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Ihr wurde schlagartig schlecht. „Was meinen Sie mit vorhin? Wann waren meine Eltern hier?“, fragte sie aufgebracht. Miss Peters sah sie an. „Vor zwei Stunden. Sie sind gekommen, haben mir den Brief gegeben und sind mit Wyatt wieder weggegangen“, sagte sie. Claire liess fassungslos den Brief fallen. „Was? Sie haben ihn mitgenommen?“, rief sie. Miss Peters hielt sich einen Zeigefinger vor die Lippen um zu zeigen, dass sie sich beruhigen sollte. „Was sind Sie für eine Aufpasserin? Was ist das überhaupt für eine KITA? Wyatt kennt diese Leute doch gar nicht! Wie können Sie ihn einfach zwei wildfremden Menschen mitgeben?“, schrie Claire. Die Frau am Empfang wurde unruhig, da sich einige Eltern entsetzt zu ihr umdrehten. Claire schüttelte den Kopf, schnappte sich den Brief und rannte aus der KITA.
Kaum war sie draussen, wählte sie die Nummer ihrer Schwester. „Melinda?“, begann sie unter Tränen. „Unsere Eltern haben einen Sorgerechtsantrag für Wyatt gestellt!“

 

Die Wahrheit

Es war 18:00 Uhr in Indien und Maya Kaur bereitete das Abendessen vor. Anjali betrat die Küche. „Anjali, willst du mir helfen?“, fragte ihre Mutter lächelnd. Anjali nickte und stellte sich neben sie. „Hat Rahul dir seine Zukünftige schon gezeigt?“, fragte Maya. Anjali schüttelte den Kopf. „Nein, hat er nicht“, antwortete sie. „Sie ist ein sehr hübsches Mädchen, 23 Jahre alt und lebt hier ganz in der Nähe. Ihr Name ist Anushka und Rahul ist schon ganz aus dem Häuschen“, erzählte Maya weiter. Anjali hörte jedoch , dass die Freunde in der Stimme ihrer Mutter, von Anspannung überschattet wurde. „Und diese Anushka wird hier wohnen, wenn die Hochzeit vorbei ist?“, fragte sie. Maya wartete einen Augenblick. „Wahrscheinlich“, antwortete sie und kümmerte sich weiter um das Essen. Anjali wurde wütend. „Mama, was ist los?“, fragte sie. Maya sah ihre Tochter nicht an. „Es ist alles in Ordnung. Was soll denn los sein?“, gab sie zurück. „Das frage ich dich. Irgendetwas stimmt hier nicht. Was ist passiert?“, fragte Anjali weiter. Maya reagierte nicht. Anjali schüttelte den Kopf. Dann eben direkt: „Warum haben wir Schulden bei Onkel Ranbir?“, fragte sie. Maya drehte sich erschrocken um. „Woher weisst du das?“, fragte sie. „Ich habe dein Telefonat heute Nachmittag gehört, aber ich verstehe nicht was los ist“, antwortete Anjali. Maya wollte gerade etwas erwidern, als Priya und Rahul die Küche betraten. „Hey ihr zwei“, grüsste Priya. „Hallo“, gab Maya knapp zurück. „Ist das Essen bald fertig? Ich verhungere gleich“, sagte Rahul. Priya gab ihm einen Klaps. „Wieso denkst du eigentlich immer, dass das Essen auf dem Tisch stehen muss, wenn Mister Singh zu Hause eintrifft?“, fragte sie ihren älteren Bruder. Rahul grinste. „Hier im Haus leben drei Frauen, da darf ich das doch wohl verlangen“, sagte er und Priya boxte ihn in die Seite. „Da kann Anushka sich ja schon auf was freuen“, sagte Maya lächelnd. Priya und Rahul lachten. Anjali schüttelte den Kopf und verliess die Küche.

Anjali sass auf dem Balkon ihres Hauses, von dem sie eine hervorragende Aussicht auf den Golden Temple hatte. „Ich wusste, dass wir dich hier finden würden!“ Anjali drehte sich um. Priya und Rahul waren ihr gefolgt. Sie setzten sich neben ihre Schwester. „Was war vorhin los mit dir?“, fragte Rahul. Anjali sah auf den Tempel, der mitten auf dem Wasser gebaut worden war. „Es war nichts“, antwortete sie auf die Frage ihres Bruders. Priya sah ihrer Schwester in die Augen. „Lass mich raten, du hattest Streit mit Mama wegen der Hochzeitssache?“, fragte sie. Anjali schüttelte den Kopf. „Darum ging es nicht“, antwortete sie. „Worum dann?“, fragte Rahul. Anjali schwieg. Sie wollte ihre Mutter nicht verraten. „Es geht um euren Onkel Ranbir“, hörten die Geschwister die Stimme ihrer Mutter hinter sich. Sie drehten sich zu ihr. Maya stand in der Tür des Balkons. „Onkel Ranbir? Was ist mit ihm?“, fragte Rahul. Anjali sah Maya in die Augen. „Ranbir hat uns vor sechs Jahren einen hohen Geldbetrag geliehen, damit euer Vater seinen Laden eröffnen konnte. Wir haben vereinbart, dass wir ihm das Geld nach und nach zurück zahlen würden, aber durch die bevorstehende Hochzeit konnten wir das in den letzten drei Monaten nicht tun. Und nun will Ranbir den kompletten Betrag zurück und wenn wir nicht zahlen können, steht der Laden eures Vaters auf dem Spiel“, klärte Maya ihre Kinder auf. Rahul sprang auf. „Wie viel? Vielleicht kann ich dir etwas geben. Durch meine Arbeit verdiene ich bestimmt genug“, sagte er. Maya schüttelte lächelnd den Kopf. „Das ist lieb von dir aber wir brauchen 20 000 Rupien und soviel verdienst du nicht einmal in drei Monaten. Es ist aussichtslos. Wir haben nicht genug Geld“, sagte sie. Anjali ging ein Licht auf. „Jetzt wird mir klar weshalb ihr mich unbedingt verheiraten wollt. Durch eine Hochzeit würde von der Familie des Bräutigams genug Geld einfliessen, um alle Schulden zu begleichen“, stellte sie fest. Maya nickte. „Ja das war der Plan, aber ich will nicht, dass du dadurch unglücklich wirst. Wir werden eine andere Lösung finden“, antwortete sie. Anjali und ihre Geschwister sahen sich an. Die Zweifel ins Gesicht geschrieben.

Das Projekt

Dean sass in seinem Büro und telefonierte mit dem Gefängnis, indem sein Freund Ryan sass. „Und er will wirklich keinen Anwalt? Aber das verstehe ich nicht. Könnte ich ihn ans Telefon haben?“, fragte Dean. Ryan weigerte sich Dean als Anwalt einzusetzen, was dieser nicht verstehen konnte. Dean war einer der angesehensten und erfolgreichsten Anwälte in ganz LA und doch konnte er seinen Freund nicht gegen dessen Willen verteidigen. Die Stimme am Telefon meldete sich wieder. „Was soll das heissen, er will nicht mit mir sprechen?“, fragte Dean genervt in den Hörer. „Ja. Vielen Dank auch.“ Mit diesen Worten legte der junge Anwalt auf. „Probleme?“, fragte die Stimme seiner Frau. Dean sah zur Tür. „Ja Ryan… Wow!“ Seine Stimme versagte beim Anblick seiner Frau. Kate trug ein knielanges, schwarzes Kleid und ihr langes braunes Haar fiel ihr offen über die Schultern- Sie war mit ihrem Mann zum Essen verabredet und sah wieder einmal bezaubernd aus. „Du siehst umwerfend aus!“, stellte Dean fest. Kate lächelte. „Und, kommst du?“, fragte sie. Dean sah auf das Telefon und nickte. „Ja, wir können gehen“, antwortete er.

Im Restaurant erzählte Dean Kate von seinem Telefonat. „Er weigert sich einen Anwalt zu nehmen. Bzw. er weigert sich mich als Anwalt zu nehmen und einen anderen kann er sich nicht leisten.“ „Ist er immer noch sauer auf dich?“, fragte Kate. „Ja wahrscheinlich schon“, antwortete Dean. „Ich weiss nicht wie ich ihm jetzt noch helfen kann. Er ist bei Holly eingebrochen, hat versucht sie zu verletzen und wurde betrunken von der Polizei abgeholt. Das sind alles schlechte Voraussetzungen für eine baldige Entlassung aus der U-Haft.“ Kate zuckte mit den Schultern. „Ein gutes hat die ganze Sache trotzdem“, begann sie. Dean sah sie fragend an. „Er kommt nicht an Alkohol. Egal wie er es dreht und wendet“, vollendete sie ihre Aussage. Dean nickte. „Ja, das ist wirklich gut“, stimmte er zu. Er sah seine Frau an. Als Kate seinen Blick erwiderte, fragte sie lächelnd: „Was ist?“ „Ich habe mich nur gerade gefragt, ob du schon eine Idee für dein Abschlussprojekt hast“, antwortete Dean ebenfalls lächelnd. Kate nickte. „Ja ich hätte eine Idee, aber es ist nicht gerade einfach das in die Tat umzusetzen“, antwortete sie. „Was hättest du denn für eine Idee?“, fragte Dean. Kate lächelte ihn an. „Naja, du weisst ja wie sehr ich fremde Länder liebe und ich träume schon seit langer Zeit davon, einmal eine etwas andere Richtung einzuschlagen. Ich möchte mich gerne mit einer völlig fremden Kultur beschäftigen und die in meine Arbeit miteinbeziehen.“ „An was für ein Land denkst du denn?“ „An Indien“, antwortete Kate auf die Frage ihres Mannes. Dean sah ihr in die Augen. „Du hast aber nicht vor in deinem Zustand nach Indien zu reisen, oder?“, fragte er. Kate funkelte ihn an. „In meinem Zustand? Dean, ich bin schwanger und nicht krank! Vergiss das nicht!“, sagte sie beschwörend. Dean hob beschwichtigend die Hände und erwiderte lachend: „Tut mir leid. Ich mache mir einfach nur Sorgen um euch beide.“ Kate nickte. „Akzeptiert“, sagte sie und lachte zurück. „Aber es geht mir auch gar nicht darum, nach Indien zu reisen, denn ich weiss selbst, dass die Anstrengungen viel zu gross wären. Aber trotzdem hätte ich gerne mal etwas typisch Indisches vor der Linse“, sagte Kate weiter. Dean kam eine Idee. „Sag mal, würde es dir reichen, einen Menschen aus Indien fotografieren zu können?“, fragte er. Kate runzelte die Stirn. „Wie meinst du das? Einfach nur eine einzelne Person?“, fragte sie skeptisch. „Ich weiss nicht, ja warum nicht? Du könntest mit einem Inder oder einer Inderin ein Stück von deren Kultur nach LA holen“, antwortete Dean. „Ich weiss nicht. Wie soll ich so schnell jemanden finden, der dafür geeignet wäre?“, fragte Kate weiter. „Schalte ein Zeitungsinserat. Ich könnte versuchen das bis nach Indien zu bringen.“ Kate nickte. „Ja, einen Versuch ist es wert“, stimmte sie zu.

Als das Paar zu Hause angekommen war, legte sich Kate gleich ins Bett. Dean jedoch ging die Sache mit Kates Projekt nicht mehr aus dem Kopf. Er schnappte sich sein Handy und wählte die Nummer eines Freundes. „Hey Steve, ich brauche deine Hilfe. Wie sieht es aus wenn eure Zeitung internationale Inserate schaltet, könnte das bis nach Indien gelangen?“

Ein richtig guter Anwalt

Claire lag auf dem Bett und sah sich ein Foto von Wyatt an, das sie in der Hand hielt. Sie war verzweifelt. Würde sie es schaffen ihren kleinen Sohn zurück zu bekommen? Melinda war seit Stunden dabei jeden Anwalt in der Stadt anzurufen, doch alle hatten keine Zeit oder waren viel zu teuer. Es klopfte an Claires Tür. „Ja?!“, rief sie kaum hörbar. Ihre Schwester betrat das Zimmer. „Hey Süsse“, begrüsste Melinda ihre kleine Schwester. Sie stellte ihre eine Tasse auf den Nachttisch. „Ich habe die einen Tee gemacht. Der wird dir gut tun“, sagte sie. Claire nickte bloss. Sie hatte seit zwei Nächten nicht mehr geschlafen. „Miss Brandon ist auf dem Weg hierher. Sie will uns helfen“, sagte Melinda. Claire sah sie nicht an. „Als ob das Jugendamt uns helfen wollte. Sie haben doch sowieso kein Verständnis dafür, dass ich mit 16 Mutter geworden bin“, sagte sie. Melinda setzte sich zu ihr aufs Bett. „Claire, dass ist nicht wahr. Sie wollen uns helfen. Es ist ihr Job das zu tun. Lass sie denken was sie wollen, aber du musst jetzt unbedingt stark bleiben. Es geht hier um deinen Sohn. Es geht um Wyatt!“ Die beschwörenden Worte ihrer Schwester schienen auf Claire Wirkung zu zeigen. Sie setzte sich auf. „Wie sieht es mit einem Anwalt aus?“, fragte Claire. Melinda sah frustriert auf den Boden. „Es hat keiner Zeit sich um einen Sorgerechtsstreit zu kümmern“, sagte sie. Claire schloss die Augen. Das waren ja tolle Voraussetzungen.

Eine Stunde später war Miss Brandon vom Jugendamt bei den Schwestern eingetroffen. „Sie sind also in die KITA gekommen und dort wurde Ihnen gesagt, dass Ihre Eltern Wyatt abgeholt haben?“, fragte sie Claire. Diese nickte und holte den Brief, den sie bekommen hatte, hervor. „Genau. Und die Erzieherin sollte mir das hier geben.“ Sie hielt Miss Brandon den Brief hin. Die Frau vom Jugendamt warf einen kurzen Blick darauf. „Haben Sie schon nachgedacht sich einen Anwalt zu nehmen?“, fragte sie weiter. Melinda verdrehte die Augen. „Was denken Sie denn? Natürlich wollen wir uns einen Anwalt nehmen, aber hier in der Umgebung gibt es keinen, der sich dazu bereit erklären würde, uns zu helfen“, erklärte sie. Miss Brandon nickte. „Ja das kenne ich. Die Anwälte hier sind schwierig das solche Dinge angeht.“ „Und was sollen wir jetzt tun?“, fragte Claire. Miss Brandon holte etwas aus ihrer Tasche. „Hier haben Sie eine Liste mit Anwälten aus Amerika. Ich weiss, es ist ziemlich weit weg, aber dafür gibt es dort nur die Besten und in ihrem Fall, braucht es einen richtig guten Anwalt.“ Sie legte Claire und Melinda ein Blatt Papier auf den Tisch. „Ich denke Ihre Eltern haben sich auch schon einen Anwalt genommen, aber mit diesen hier können die meisten nicht mithalten“, erklärte die Frau weiter. Melinda überflog die Liste. „Und welcher dieser Anwälte ist der Beste?“, fragte sie. Miss Brandon lächelte und zeigte auf eine Nummer. „Versuchen Sie es bei ihm. Er wird Ihnen ganz bestimmt helfen können.“ Claire blickte auf den Namen, auf den Miss Brandon zeigte: Dean Cooper: Zuständig für Sorgerechtsstreite, Erbangelegenheiten und Strafverfahren!

Ein rettendes Angebot

Vier Tage waren vergangen, seit Maya Kaur ihren Kindern von ihren Schulden erzählt hatte. Rahul stürzte sich seitdem in seine Arbeit. Er versuchte so viele Aufträge wie nur möglich zu bekommen, damit er seine Eltern unterstützen konnte. Auch Priya wollte etwas dazu beitragen und hatte sich einen Job gesucht, den sie neben ihrem Studium ausführen konnte. In einem indischen Kino hatte sie Erfolg gehabt und durfte nun an der Kasse als Aushilfe arbeiten. Für Anjali gestaltete sich die Arbeitssuche jedoch um einiges schwieriger. Ohne Schulabschluss und ohne abgeschlossene Ausbildung war es nicht leicht, einen Job zu finden. Gerade hatte sie eine weitere Absage erhalten. Priya betrat das Zimmer, das sie mit ihrer grossen Schwester teilte. Anjali sass frustriert auf dem ihrem Bett. „Hey Anjali“, begrüsste Priya sie. „Hey Priya“, gab Anjali zurück. „Alles klar bei dir?“, fragte ihre Schwester und legte ihre Tasche auf einen Stuhl. „Ja, abgesehen davon, dass ich heute schon wieder drei Absagen bekommen habe“, antwortete Anjali. Priya setzte sich neben sie. „Mach dir keine Sorgen. Rahul und ich kümmern uns darum“, sagte sie. Anjali erhob sich vom Bett und ging ans Fenster. „Das ist aber nicht dasselbe. Priya, ich bin diejenige, die die Schulden sofort begleichen könnte, doch ich tue es nicht“, sagte sie. Priya stellte sich neben ihre Schwester. „Aber du würdest dich unglücklich machen wenn du jetzt heiraten würdest. Ich weiss nicht weshalb du dich weigerst, aber ich glaube, dass du gute Gründe für deine Entscheidung nicht zu heiraten hast“, sagte sie. Anjali sah ihr in die Augen. „Danke Priya!“, sagte sie und Priya nahm sie in den Arm. „Los komm! Mama wartet bestimmt schon mit dem Essen“, sagte Anjali und die beiden Schwestern verliessen ihr Zimmer.

Beim Essen war die Familie ruhiger als sonst. Einzig Vater Raj wetterte vor sich hin, während er in der Zeitung herum blätterte. „Raj, leg doch ein einziges mal die Zeitung weg“, bat ihn seine Frau Maya. Raj blickte über den Rand der Zeitung zu ihr. „Ich muss mich doch informieren, was in der Welt passiert“, rechtfertigte er sich. Maya verdreht die Augen und sagte: „Aber doch nicht während dem Essen.“ Raj winkte ab und widmete sich wieder seiner Zeitung. Rahul lachte. Es war immer dasselbe. „Steht wenigstens etwas interessantes drin?“, fragte er. Sein Vater schüttelte den Kopf. „Das selbe wie immer“, sagte er. „Abgesehen davon, dass eine amerikanische Fotografin ein indisches Model sucht.“ Anjali wurde hellhörig. „Ein Model? Was hat sie denn vor?“, fragte sie. Ihr Vater hielt ihr die Zeitung hin. „Lies selbst.“ Anjali nahm die Zeitung und sah, wie ihre Mutter genervt die Augen verdrehte. Sie ignorierte es und begann zu lesen. Priya blickte ihrer Schwester über die Schulter. „Gesucht: Ein indische Model für ein Fotoshooting. Für alle weiteren Informationen melden Sie sich bitte bei Melinda Cooper“, las Anjali das wichtigste laut vor. Priya sah ihre Schwester an. „Das wäre doch was für dich“, sagte sie begeistert. Maya hatte ihre Tochter gehört und schaltete sich auch sofort ein. „Kommt nicht in Frage. Anjali wird bestimmt nicht als Model arbeiten.“ Diesmal war es Anjali, die die Augen verdrehte. „Aber Mama, durch diesen Job könnte ich genug Geld verdienen, damit du und Papa eure Schulden bei Onkel Raj bezahlen könntet“, gab sie zurück. Maya sah zu ihrem Mann. „Sag doch auch mal dazu. Das ist doch eine völlige Schnapsidee!“, sagte sie. Raj ignorierte die Bemerkung seiner Frau und sah seine Tochter an. „Ich finde, dass ist eine hervorragende Idee!“

 

Erster Erfolg

Kate Cooper war in ihrem Fotostudio und wartete noch immer auf Anrufe von möglichen indischen Models. Bisher hatte sie keinen Erfolg damit gehabt. „Ja und versuchen Sie es noch einmal. Er kann sich unmöglich selbst verteidigen. Okay, vielen Dank.“ Dean betrat telefonierend das Studio seiner schwangeren Frau. Nachdem er aufgelegt hatte ging er zu ihr. „Hey“, begrüsste er sie. „Hallo“, gab Kate zurück und küsste ihren Mann. „Immer noch wegen Ryan?“, fragte sie und deutete auf das Handy, das Dean noch immer in der Hand hielt. „Ja. Er will einfach nicht, dass ich ihn verteidige“, antwortete Dean und setzte sich auf einen Stuhl. „Das ist unglaublich. Ich bin sein bester Freund und er weiss doch, dass ich ihn aus dem Gefängnis rausholen könnte“, redete er weiter. Kate hörte ihm zu, kümmerte sich jedoch gleichzeitig um ihre Kamera. „Du hast zugelassen, dass ihn die Polizei mitnahm. Ich denke daran wird er noch lange zu beissen haben“, sagte sie. Dean kniff die Augen zusammen. „Vielen Dank für die aufbauenden Worte Kate“, sagte er. Seine Frau sah ihn an. „Tut mir leid Dean. Ich glaube einfach, du solltest ihm etwas Zeit lassen. Und wenn du das nicht kannst, dann fahr eben zum Gefängnis. Er wird dich wohl kaum gleich wieder nach Hause schicken.“ Dean beobachtete seine Frau. „Kann es sein, dass du etwas gestresst bist?“, fragte er. Kate verdrehte die Augen. „Ja ich bin gestresst. Ich brauche dieses Model so schnell wie möglich, aber bisher hat sich noch niemand gemeldet“, erzählte sie. Dean deutete auf einen Stuhl, der ihm gegenüber stand und Kate setzte sich hin. „Lass den Kopf nicht hängen Süsse“, sagte Dean und nahm eine Hand von Kate. „Ich glaube das war doch keine so gute Idee. Ich bin dir und Steve unglaublich dankbar, dass ihr mir geholfen habt, aber…“ Genau in diesem Augenblick klingelte Kates Telefon. „Eine Minute“, sagte sie zu ihrem Mann und ging ans Telefon. „Cooper?!“, fragte sie in den Hörer. „Miss Cooper? Hier ist Anjali Singh. Ich habe Ihr Inserat wegen dem Modeljob in der Zeitung gesehen und wollte fragen, ob er noch frei ist.“ Hörte sie die Stimme am anderen Ende der Leitung sagen. Kate strahlte. „Ja, der Job ist noch frei“, sagte sie und lächelte Dean zu. „Und habe ich Chancen darauf?“, fragte Anjali schüchtern. Kate lächelte noch immer. „Mehr als das. Sie haben den Job!“, sagte sie. „Wow, das ist grossartig“, freute sich Anjali. „Nun, wann könnten Sie nach LA kommen?“, fragte Kate weiter. „Nun ja, dass ist das Problem. Ich weiss nicht, wie ich den Flug bezahlen soll“, antwortete die junge Inderin am anderen Ende der Leitung. Kate hörte, dass es ihr peinlich war. „Das ist kein Problem Miss Singh. Ich komme für die Kosten auf“, sagte die werdende Mutter freundlich. „Das ist unglaublich lieb von Ihnen. Vielen Dank Miss Cooper“, antwortete Anjali. Die Begeisterung war nun richtig spürbar. Selbst durch das Telefon hindurch. „Okay, dann kümmere ich mich um das Ticket und schicke es Ihnen so schnell wie möglich zu.“ Anjali gab Kate ihre Adresse, bedankte sich erneut und legte danach auf. Kate tat es ihr gleich und fiel Dean um den Hals. Er lachte. „Sieht ganz so aus, als wolltest du deine Rede von vorhin nicht beenden“, sagte er Kate lachte auch. „Nein, definitiv nicht. Ich habe mein Model gefunden un das habe ich einzig und allein dir und Steve zu verdanken“, antwortete sie und gab ihrem Mann einen langen Kuss.

Gefundene Hilfe

„Hast du diesen Cooper eigentlich schon angerufen?“ Melindas Frage liess Claire vom Sofa aufspringen. Sie hatte nicht gemerkt, dass ihre Schwester noch zu Hause war. Melinda betrat das Wohnzimmer und sah ihre Schwester fragend an. „Ich habe es gestern Abend versucht, aber er war nicht in seinem Büro“, antwortete Claire  und setzte sich wieder hin. „Und wann ist er wieder im Büro?“, fragte ihre ältere Schwester. „Sein Assistent sagte heute um 16:00 Uhr.“ Melinda sah auf ihre Uhr. „Dann versuch es gleich nochmal. Ich springe kurz unter die Dusche“, sagte sie. Claire nickte.

Zehn Minuten später stand Claire in ihrem Zimmer am Fenster und wählte Dean Coopers Nummer. „Cooper?!“, hörte sie die Stimme des jungen Mannes auf der anderen Seite der Leitung. „Guten Tag Mister Cooper“, begann Claire. „Mein Name ist Claire McMahon.“ „Guten Tag Miss McMahon. Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte Dean. „Ich bin auf der Suche nach einem Anwalt, da mir ein Sorgerechtsverfahren bevor steht“, erklärte Claire. „Gegen Ihren Mann?“, fragte Dean weiter. Claire schüttelte für sich den Kopf. „Nein, gegen meine Eltern“, antwortete sie. Dean wurde hellhörig. „Gegen Ihre Eltern?“, fragte er überrascht. „Gegen Ihre Eltern? Wie kam es dazu?“, fragte er. Claire atmete tief durch. „Ich bin 19 Jahre alt und habe vor drei Jahren einen Sohn bekommen. Seit diesem Tag habe ich keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern. Vor fünf Tagen wollte ich meinen Sohn aus der KITA abholen, doch mir wurde gesagt, dass meine Eltern das bereits erledigt hatten. Ausserdem haben sie mir einen Brief mit dem Sorgerechtsantrag übergeben lassen“, erklärte die junge Mutter durchs Telefon. „Haben Sie Ihren Sohn seitdem noch einmal gesehen?“, fragte Dean. „Nein“, antwortete Claire knapp. „Okay. Ich sehe, dass Sie nicht mit einer amerikanischen Nummer anrufen. Woher kommen Sie?“, fragte Dean weiter. „Ich komme aus Australien. Hier habe ich keinen Anwalt gefunden, der mir helfen wollte. Und nun wurde mir gesagt, dass Sie einer der besten seien sollen“, gab Claire zurück. Dean lächelte. Er konnte nicht abstreiten, dass er sich darüber freute, so etwas zu hören. Vorallem wenn es aus dem Ausland kam. „Gut. Das Problem ist nur, dass ich von hier aus nicht viel für Sie tun kann und ich kann unmöglich nach Australien kommen. Wäre es möglich, dass Sie nach LA kommen?“ Claires Miene hellte sich auf. „Ja natürlich. Wann?“, fragte sie. „Wann es Ihnen am besten passt. Ich würde jedoch sagen, es sollte bald sein“, antwortete Dean. Claire nickte, auch wenn sie wusste, dass Dean das nicht sehen konnte. „Ich suche gleich nach einem Flug. Vielen Dank Mister Cooper“, sagte sie. „Kein Problem. Sie wissen wo sie mich finden?“, fragte er. „Ja das weiss ich.“ „Gut. Dann sehen wir uns in meinem Büro. Ich hoffe Ihnen helfen zu können.“ „Vielen Dank. Bis dann.“ Mit diesen Worten legten beide auf.

Claire rannte die Treppe runter. „Mel, ich brauche einen Flug nach LA. Wir haben einen Anwalt!“, rief sie ihrer Schwester zu, die in der Küche stand. „Das ist ja grossartig. Fang du an zu packen. Ich kümmere mich um deinen Flug“, antwortete Melinda und nahm ihre kleine Schwester in den Arm. „Jetzt wird alles wieder gut“, sagte Claire und drückte Melinda.

Abschied #1

Es war Nachmittag in Indien und Anjali war mit packen beschäftigt. Priya sass auf dem Bett und sah ihrer Schwester wehmütig zu. „Ich kann kaum glauben, dass du heute tatsächlich nach LA fliegst“, sagte Priya. Anjali sah sie an und lächelte über den betrübten Gesichtsausdruck ihrer kleinen Schwester. „Ach Priya, es waren doch deine Worte: ‚Anjai, dass wäre doch was für dich‘“, erinnerte sie sie. Priya verdrehte die Augen. „Das stimmt ja auch, aber jetzt wo du wirklich gehst, ist es einfach anders. Ich vermisse dich jetzt schon. Was soll ich denn ohne meine grosse Schwester machen? Wen soll ich mit Shahrukh Khan Geschichten nerven?“, fragte Priya. Anjali lachte. „Versuch es doch mal bei Rahul. Er wird sich bestimmt freuen sich mit dir darüber zu unterhalten“, sagte sie. Priya lachte sarkastisch und sagte: „Ha und ich muss mir dann anhören, was für eine perfekte Frau Aishwarya Rai doch ist. Nein danke!“ Anjali sah auf ihre gepackte Tasche und danach auf die Uhr. „Es wird Zeit für mich“, sagte sie. Nicht mehr so fröhlich wie noch vor ein paar Minuten. Priya nickte. „Ich sage Papa Bescheid, dass er den Wagen holen soll“, sagte sie und verliess das Zimmer. Anjali blieb noch einen Augenblick stehen und sah sich um. Sie würde ihr kleines Reich vermissen.

Fünf Stunden später war die komplette Familie am Flughafen angekommen. Die komplette Familie bis auf einen: Rahul hatte versprochen nach zu kommen, da er allein in der Werkstatt war. Maya hatte die ganze Fahrt durch geweint und ihrer Tochter immer und immer wieder gesagt, dass sie auf sich aufpassen soll und dass sie umgehend anrufen musste, wenn sie in LA gelandet war. Anjali bestätigte diese Bitten jedesmal aufs Neue wieder.
Am Flughafen war ein riesiges Durcheinander und die Familie suchte nach dem richtigen Gate. Nach 15 Minuten hatten sie ihn gefunden und Anjali checkte ein. Fünf Minuten später stand sie wieder bei ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. „Oh Anjali, du weisst, dass ich gegen diese Reise bin und das war ich schon von Anfang an“, sagte ihre Mutter mit einigen Schluchzern zwischendurch. „Ach Mama. So kann ich wenigstens unserer Familie helfen und Rahul und Priya müssen nicht die ganze Zeit arbeiten“, gab Anjali liebevoll zurück. „Wo bleibt Rauhl denn überhaupt?“, fragte Vater Raj. Anjali sah, dass es ihm schwerer fiel sie gehen zu lassen, als er zugeben wollte. Maya wurde sauer. „Dieser Wicht. Verabschiedet sich nicht einmal von seiner kleinen Schwester!“, rief sie und brach gleich darauf wieder in Tränen aus. Anjali sah zu Priya, die die ganze Zeit über stillschweigend ihre Hand gehalten hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Anjali. Priya nickte. „Ja ich denke schon“, antwortete sie. „Alle Passagiere des Fluges 971 nach Los Angeles sollen sich bei Gate 17 besammeln. Das Flugzeug startet in 15 Minuten“, ertönte die Stimme einer Frau durch die Lautsprecher am Flughafen. „Das ist mein Flug“, sagte Anjali. Maya fiel ihrer Tochter um den Hals. „Pass bitte gut auf dich auf! Ansonsten fliege ich mit dem nächsten Flugzeug nach!“, sagte sie. Anjali nickte. „In Ordnung Mama“, sagte sie. Nachdem ihre Mutter sie losgelassen hatte, ging Anjali zu ihrem Vater. „Machs gut mein Kind und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie dankbar ich dir bin“, sagte Raj und drückte seine Tochter an sich. „Das ist doch selbstverständlich Papa“, gab Anjali zurück. Danach ging sie zurück zu Priya. „Versprich mir, dass wir jeden Tag telefonieren“, bat ihre kleine Schwester Anjali. „Ich verspreche es“, gab diese zurück. Priya fiel ihr um den Hals. „Und wen das mit Shahrukh schon nicht klappt, dann versuch wenigstens an ein Autogramm von Johnny Depp zu kommen“, bat sie. „Ich werde sehen was sich machen lässt“, versprach ihre grosse Schwester. Sie sah auf die Uhr. „Ich muss los.“ Raj drehte sich um. Wo blieb Rahul? „Sag Rahul dass ich ihn liebe“, bat Anjali ihren Vater. Raj nickte. „Versprochen!“ Anjali lächelte allen drein zu und machte sich auf den Weg zum Flugzeug. „ANJALI!“ Sie blieb stehen und drehte sich um. Rauhl kam auf sie zugerannt. Er schlang die Arme um seine kleine Schwester und hob sie hoch. „Du willst einfach so verschwinden, ohne dich von Rahul Singh zu verabschieden?“ „Du bist doch zu spät gekommen“, gab Anjali zurück. „Ich hab dich lieb kleine Schwester!“, sagte Rahul. „Ich hab dich auch lieb, grosser Bruder“, gab Anjali zurück. Eine Flugbegleiterin die an der Tür zum Flugzeug stand winkte Anjali zu. „Ich muss gehen“, sagte sie zu ihrem Bruder. Rahul gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Pass auf dich auf!“ Anjali nickte und setzte ihren Weg fort. Bevor sie das Flugzeug betrat, drehte sie sich noch einmal um und winkte ihrer Familie zu. Danach betrat sie den Flieger. Nun ebenfalls mit Tränen in den Augen.

Abschied #2

Nicht nur in Indien sondern auch in Australien herrschte Abschiedsstimmung. Nur das es Claire weniger schwer fiel als Anjali. Sie und ihre Schwester Melinda sassen im Auto und waren auf dem Weg zum Flughafen. „Ich hoffe, dass wir durch diesen Schritt Wyatt zurück bekommen“, sagte Claire. Melinda nickte. „Das hoffe ich auch.“ Claire sah ihre Schwester an. „Was ist los?“, fragte sie. Melinda konzentrierte sich weiter auf die Strasse und antwortete: „Nichts, was soll schon los sein?“ Claire verdrehte die Augen. „Das frage ich dich.“ Bei einer roten Ampel hielt Melinda den Wagen an. „Weisst du, ich fühle mich einfach etwas unwohl bei dem Gedanken, dass du allein nach LA fliegst. Du warst doch noch nie dort“, sagte sie. Claire lächelte. „Ich schaff das schon. Ich bin schliesslich kein kleines Kind mehr“, sagte sie. Melinda nickte. „Das weiss ich doch. Es ist nur so merkwürdig. Du bist Kilometer weit weg und Wyatt ist auch nicht da.“ Claire sah aus dem Fenster. „Und genau deswegen mache ich das ja. Es geht nur um Wyatt.“ Die Ampel sprang auf grün und Melinda trat aufs Gas.

Am Flughafen angekommen waren die Schwestern beide sehr schweigsam. Keine wusste was sie in dieser Situation hätte sagen können. Die Stimme aus dem Lautsprecher übernahm diesen Part. „Die Passagiere des Fluges 179 bitte zu Gate 19. Die Passagiere des Fluges 179 bitte zu Gate 19.“ Claire atmete tief durch. „Das ist dann wohl mein Flug.“ Melinda nickte und nahm ihre kleine Schwester in die Arme. „Ruf mich sofort an wenn du gelandet bist!“, sagte sie mit beschwörender Stimme. „Ich verspreche es!“, gab Claire mit schwacher Stimme zurück. Melinda löste sich und sah ihr in die Augen. „Untersteh dich jetzt zu weinen!“, sagte sie. Claire zwang sich zu einem Lächeln. „Du verlangst ziemlich viel von mir“, sagte sie. Melinda lachte traurig auf. „Lass das kleine Schwester“, gab sie zurück. Die weibliche Stimme aus dem Lautsprecher dröhnte wieder durch die Menschenmenge am Flughafen. „Ich muss los“, sagte Claire und umarmte ihre Schwester noch einmal. „Ich hab dich lieb!“, sagte sie und gab Melinda einen Kuss auf die Wange. „Ich hab dich auch lieb“, gab diese zurück. Claire löste sich von ihr, nahm ihre Handtasche und machte sich auf den Weg zu ihrem Flugzeug. Als sie den Gate betreten hatte, drehte sie sich noch einem um und winkte Melinda. Diese tat es ihr gleich. Danach lief Claire weiter. Weder sie noch Melinda sahen, dass beide Schwestern weinten.

Ankunft in einer fremden Kultur

Nach einem langen Flug kam Anjali endlich am Flughafen von LA an. Sie war erschöpft. Ihre längste Reise war bis dahin eine 5 stündige Autofahrt vom Punjab zum Flughafen von Bombay gewesen und das hatte sie noch als ziemlich angenehm empfunden. Da sie jedoch zum ersten mal in einem Flugzeug gesessen hatte, hatte sich ihre Meinung nun geändert.

Anjali trat aus dem Flughafen auf die Strassen von LA und blieb staunend stehen. Was sie sah überwältigte sie. Und das nicht nur im positiven Sinn. Sie sah Frauen und Mädchen mit unglaublich kurzen Röcken und Männer, die ihnen hinterher pfiffen. Für eine Inderin war das undenkbar. Von den meisten Leuten bekam Anjali nur skeptische Blicke zugeworfen. Sie trug einen Salwar Kameez. Ein mehr als untypisches Kleidungsstück für eine Modemetropole wie Los Angeles. Kein Wunder stach Anjali unfreiwillig aus der Menge hervor. „Anjali Singh?“ Anjali drehte sich um. Eine junge Frau stand hinter ihr. Eine junge, schwangere Frau. „Ja“, antwortete sie. „Hallo. Ich bin Kate Cooper. Ich bin die Fotografin“, sagte Kate und hielt ihr lächelnd eine Hand hin. Anjali lächelte auch und ergriff Kates Hand. „Wie war Ihr Flug?“, fragte Kate und deutete auf die Strasse. Anjali und sie machten sich auf den Weg. „Es war ein sehr angenehmer Flug. Denke ich“, beantwortete Anjali ihre Frage. Kate lachte. „Sie denken es?“, fragte sie. „Ja. Es war das erste mal, dass ich in einem Flugzeug geflogen bin“, antwortete Anjali. „Und wie ist Ihr erster Eindruck von LA?“, fragte Kate weiter. Anjali sah sich um. „Naja, es ist nicht ganz so wie ich es mir vorgestellt habe. Ich meine, schon allein wie sich die Leute hier kleiden. In Indien tragen bloss die Schauspielerinnen solche Kleidung und hier laufen alle Frauen in Miniröcken rum.“ Kate nickte. „Ja, dass ist einer der grossen Unterschiede zwischen Indien und LA. Aber Sie werden sich daran gewöhnen. Glauben Sie mir.“ Anjali zwang sich zu einem Lächeln. Sie konnte den Worten von Kate noch keinen grossen Glauben schenken.

„Hier kannst du wohnen. Ich hoffe es gefällt dir.“ Anjali sah sich um. Kate, mit der sie mittlerweile beim DU angekommen war, hatte die junge Inderin in ein Hotel gebracht und zeigte ihr nun ihr Zimmer. „Das ist…gross“, sagte Anjali. Kate lachte. „Das hättest du wohl nicht gedacht, hm?“, fragte sie lächelnd. „Nein eigentlich nicht. Mein Zimmer in Indien ist vielleicht halb so gross und ich teile es mit meiner jüngeren Schwester.“ Kate nickte. Sie kannte solche Lebensbedingungen nicht und konnte sich die Zustände nur schwer vorstellen, in denen viele Inder lebten. Anjali sah ihren nachdenklichen Blick. „Es ist aber nicht so, dass wir in einem Slum leben oder so etwas. Wir haben momentan bloss ein paar finanzielle Probleme, aber ansonsten würde ich unsere Familie nicht als arm bezeichnen“, erzählte sie. „Und wegen diesen finanziellen Schwierigkeiten hast du dich für diesen Job hier beworben?“, fragte Kate. Anjali nickte. „Ich fand es war die rettende Lösung“, antwortete sie und lächelte. Kate lachte zurück und sah auf ihre Uhr. „Okay Anjali, ich lasse dich jetzt für ein paar Stunden allein. Ich muss ins Studio um noch ein paar Dinge vorzubereiten. Ich hole dich später ab“, sagte sie. „Okay“, sagte Anjali und die beiden verabschiedeten sich voneinander.

 

Hilfe? Nein danke!

Dean sass auf einem Stuhl an einem kleinen Tisch und wartete darauf, dass Ryan von der Polizei zu ihm gebracht wurde. Durch Kates Worte hatte Dean sich dazu entschlossen trotz Ryans Widerstand zum Gefängnis zu fahren und ihm seine Hilfe anzubieten. Auch wenn er sich keine grossen Hoffnungen machte. Die Tür öffnete sich und Ryan wurde in den Raum gebracht. „Ich glaub‘s nicht“, war seine erste Reaktion und er wollte sich gleich wieder zum gehen wenden. Einer der beiden Polizisten, die ihn zu Dean gebracht hatten, hielt ihn jedoch fest. „Ist ja gut!“, fauchte Ryan und riss sich los. Er verdrehte die Augen und setzte sich auf den Stuhl der gegenüber von Dean stand. „Hallo Ryan“, begrüsste dieser ihn freundschaftlich. „Was willst du?“, gab Ryan desinteressiert zurück. Dean atmete tief durch. „Ich bin hier, weil ich dir noch immer meine Hilfe anbieten will.“ Ryan musterte ihn. „Du hättest dir das Benzin sparen können, dass du verbraucht hast, um hierher zu fahren, denn ich will deine Hilfe nicht!“, sagte er. Dean seufzte. „Ryan, es tut mir leid dass du hier festsitzt, aber es ist besser für dich. Immerhin kannst du so vom Alkohol loskommen. Trotzdem ist es wichtig, dass du einen Anwalt hast, der dich unterstützt. Du kannst mir auch nur sagen, was du bei Holly angestellt hast“, sagte er. Ryan funkelte ihn an. „Ich will deine Hilfe nicht!“, sagte er und betonte jedes einzelne Wort. „Du hättest mir helfen sollen, als ich bei dir zu Hause war, als die Polizei aufgetaucht ist und mich festgenommen hat. Aber das hast du nicht getan. Du hast mir nicht geholfen und jetzt brauchst du auch nicht mehr den guten Freund raushängen zu lassen“, sagte er weiter. Dean schwieg. „Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen? Oder hast du gemerkt, dass ich recht habe?“, fragte Ryan. „Ich könnte dich hier rausholen, aber anscheinend legst du keinen grossen Wert darauf“, antwortete Dean. Ryan verdrehte die Augen. „Du hast doch selbst gesagt, dass es besser für mich ist, wenn ich hier bin. Somit bin ich wenigstens keine Gefahr für andere Menschen.“ Mit diesen Worten winkte er einen der Beamten zu sich. „Ich bin fertig hier! Mister Cooper möchte gehen!“, sagte er. Der Polizist nickte und führte Ryan zur Tür zurück. Schliesslich war er es, der den Raum verlassen musste und nicht sein früherer bester Freund. Kurz vor der Tür blieb er noch einmal stehen. „Wenn du mir wirklich helfen willst, dann geh doch mal zu Holly und frag sie was an diesem Abend passiert ist.“ Dean wollte etwas erwidern, doch Ryan hatte den Raum bereits wieder verlassen.

Holly lebte in einem kleinen Haus ausserhalb der Stadt. Dean hatte sich dazu entschlossen, zu tun, was Ryan ihm gesagt hatte. Er war bisher noch nicht auf die Idee gekommen, Holly nach den Geschehnissen dieses Abends zu fragen. Mittlerweile fragte er sich, wieso dass so war. Dean parkte den Wagen in der Auffahrt ihres Hauses und stieg aus. Er ging zur Haustür und klingelte. Holly öffnete. „Dean. Was führt dich denn hierher?“, fragte sie überrascht. „Hey Holly. Ich ehm, es geht um Ryan“, begann Dean. Sie sah ihm in die Augen. „Ryan, ja? Okay, komm doch rein“, sagte sie.

„Worum geht es denn?“, fragte Holly, als sie und Dean sich im Wohnzimmer auf die Couch gesetzt hatten. „Es geht darum, dass ich von dir gerne wissen möchte, was an diesem Abend genau passiert ist. Was hat Ryan getan, dass es zu der Anzeige gekommen ist?“, fragte Dean. Holly musterte ihn. „Das weisst du doch. Er ist bei mir ins Haus eingebrochen und hat versucht mich zu verletzen. Und natürlich war er sturzbetrunken. Wie sollte es auch anders sein?“, antwortete sie. „Ja, wie sollte es auch anders sein…“, wiederholte Dean leise. „Und wie hat er versucht dich zu verletzen? Hatte er irgendeine Waffe bei sich?“, fragte er weiter. „Er hatte eine Flasche bei sich. Und ich hatte Angst, dass er sie mir an den Kopf wirft. Du kennst das doch. Wenn jemand betrunken ist, dann weiss man nicht wozu er fähig ist. Und bei Ryan gerät das enorm schnell ausser Kontrolle“, antwortete Holly. Dean nickte. „Wieso interessiert dich das eigentlich? Vertrittst du ihn jetzt als Anwalt?“, fragte Holly. „Nein. Er will keine Hilfe. Ich interessiere mich als Freund dafür was passiert ist. Ich weiss das Ryan oft Mist baut, aber willst du meine ehrliche Meinung hören? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ryan dir etwas angetan hätte“, stellte Dean klar. Holly funkelte ihn an. „Willst du damit sagen, dass ich das nur erfunden habe?“, fragte sie. Dean hielt ihrem Blick stand. „Hast du?“, fragte er beschwörend. Hollys Miene verfinsterte sich noch mehr. „Was bildest du dir eigentlich ein? Ich habe es nicht nötig so etwas zu erfinden. Und überhaupt. Ryan sollte sich dringend einen Anwalt nehmen, denn das Strafverfahren gegen ihn wegen versuchter Körperverletzung ist bereits eingeleitet. Und er hat sehr schlechte Chancen, dass kannst du mir glauben. Und jetzt verschwinde. Ich habe besseres zu tun als mir deine lächerlichen Ideen anzuhören!“

Die ganze Geschichte

Claire stand vor Dean Coopers Bürotür. Es war 9:30 Uhr. Sie war am Abend zuvor in LA gelandet und eigentlich noch immer müde, doch der Termin mit dem jungen Anwalt war schon einige Tage zuvor festgelegt worden. Sie klopfte an die Tür. „Ja!?“, kam es von innen. Claire öffnete die Tür und trat in das Büro ein. „Mister Cooper? Ich bin Claire McMahon“, stellte sie sich vor. Dean erhob sich von seinem Stuhl und ging auf sie zu. Er hielt ihr seine Hand hin. „Guten Morgen Miss McMahon. Wie ich sehe hat es geklappt mit dem Flug“, stellte er lächelnd fest. Claire lächelte zurück. „Setzen Sie sich doch bitte“, sagte Dean. Claire nickte und nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Dean setzte sich dahinter. „Okay, es geht also um Ihren kleinen Sohn, der mittlerweile bei Ihren Eltern ist. Wie lange ist das her?“ Claire dachte kurz nach. „Ungefähr zwei Wochen“, antwortete sie. „Gut. Und haben Sie ihn seither noch einmal gesehen?“, fragte Dean weiter. Clair schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe ihn weder gesehen noch etwas von ihm gehört.“ Dean nickte. „Okay, können Sie mir bitte erzählen, wie es dazu kommen konnte.“ Claire atmete tief durch. „Es ist so. Ich wurde mit 15 Jahren schwanger. Anfangs habe ich es vor meinen Eltern geheim gehalten. Die Einzige, der ich etwas erzählt habe, ist meine Schwester Melinda. Sie hat mich dazu gedrängt es unseren Eltern zu sagen. Leider haben sie es schon vorher herausgefunden. Ich habe einen Schwangerschaftstest zu Hause gemacht und vergessen ihn zu entsorgen. Meine Mutter hat ihn gefunden. Anfangs dachte sie er sei von meiner Schwester, doch als ich nach Hause kam und sie mich darauf ansprach, habe ich ihr die Wahrheit gesagt. Von Anfang an habe ich gemerkt, dass sie gar nichts davon hielt und als auch noch mein Vater erfahren hatte, was passiert war, war der Streit unumgehbar. Beide waren fest entschlossen, dass ich das Kind entweder abtreiben lassen musste oder es nach der Geburt zur Adoption freigeben sollte. Das wollte ich aber nicht. Ich wollte es von Anfang an nicht. Und nachdem meine Eltern das erfahren hatten, haben sie mich aus dem Haus geworfen und gesagt, ich würde sowieso wieder bei ihnen angekrochen kommen. Meine Schwester hat mich aber bei sich aufgenommen und ich habe es geschafft.“ Dean hörte ihr aufmerksam zu und nickte ab und zu. „Und was ist mit dem Vater?“, fragte er. Claire dachte nach. „Er ist abgehauen, nachdem er erfahren hatte, dass ich schwanger bin. Die Verantwortung war ihm zu gross.“ Dean nickte. So etwas in der Art hatte er sich schon gedacht. „Und hat er den Jungen schon einmal gesehen?“, fragte er weiter. Claire schüttelte den Kopf. „Nein hat er nicht. Seine Eltern haben es erfahren und sind mit ihm weggezogen. Ich war von Anfang an mit meiner Schwester allein was die Erziehung von Wyatt anging.“ „Und wie ist es dazu gekommen, dass Ihr Sohn nun bei Ihren Eltern ist?“, fragte Dean weiter. „Es war so, dass ich ihn aus der KITA abholen wollte und da wurde mir mitgeteilt, dass meine Eltern das bereits getan hatten und sie hatten der Erzieherin einen Brief gegeben, indem sich ein Sorgerechtsantrag befand. Und seitdem ist er nun bei ihnen und ich habe ihn nicht mehr gesehen“, antwortete Claire. Dean machte sich einige Notizen und sah dann zu ihr. „Gut. Ich werde nun ebenfalls einen Antrag stellen, da das Sorgerecht ja sowieso bei Ihnen ist und Sie sich nie etwas zu Schulden haben kommen lassen, stehen die Chancen ganz gut. Ich muss Sie aber trotzdem fragen: Haben Ihre Eltern wirklich gar nichts gegen Sie in der Hand? Oder gegen Ihre Schwester?“, fragte er. „Nein. Wie Sie schon gesagt haben. Ich habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen und soweit ich weiss ist das bei meiner Schwester dasselbe.“ „Soweit Sie wissen?“ Claire nickte. „Klären Sie das bitte noch mit Ihrer Schwester. Wenn es irgendetwas gibt, dass gegen sie sprechen könnte, dann muss ich das wissen“, sagte Dean. „Okay, ich werde sie heute noch anrufen“, antwortete Claire. Dean nickte. „Gut, dann geben Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie mehr wissen. Ich werde alles in die Wege leiten, damit das Verfahren beginnen kann“, sagte er und erhob sich von seinem Stuhl. Claire tat es ihm gleich. „Vielen Dank Mister Cooper“, sagte sie und hielt ihm die Hand hin. „Kein Problem. Und rufen Sie mich an!“, sagte er und verabschiedete sich von ihr.

Stürmisches Kennenlernen

Anjali hatte ihr Hotelzimmer verlassen, um sich ein wenig in der Stadt umzusehen. Noch wusste sie nicht, ob das so eine gute Idee gewesen war. Von allen Seiten spürte sie Blicke, die sie neugierig oder sogar abschätzend verfolgten. Sie trug noch immer einen Salwar Kameez und war damit weit und breit die einzige. Trotz den anderen Leuten versuchte Anjali so locker wie möglich zu sein. Sie war eine selbstbewusste Frau und hatte noch nie Schwierigkeiten gehabt das auch zu zeigen. Was andere Leute über sie dachten interessierte sie nicht. Sie dachte an ihre kleine Schwester Priya und ihre frechen Antworten, wenn sie von jemandem dumm angemacht wurde. In Indien rannten ihnen die männlichen Touristen hinterher oder deren Partnerinnen fauchten sie an. Priya pflegte den Frauen Dinge zu sagen wie: „Was bitte ist Ihr Problem? Wenn er Ihr Freund ist, dann wird er ja wohl kaum mir hinterher laufen. Also machen Sie mich nicht blöd an. Und abgesehen davon: Ich sehe sowieso besser aus als Sie!“ Die Männer standen meistens daneben und lachten. Das liess Priya ihnen jedoch auch nicht durchgehen. „Warum lachen Sie? Es geht um Ihre Freundin und Sie lachen einfach nur. Als ob Sie eine Chance bei mir hätten!“ Die Männer waren immer so baff, dass sie gar nichts mehr sagten oder sie nannten sie „eine blöde Kuh“. Auf letzteres reagierte Priya erneut. „Beleidigen Sie unsere heiligen Kühe nicht!“
 Anjali lachte bei den Gedanken an ihre kleine Schwester und wünschte sich, sie wäre bei ihr.

Auch Claire war in Gedanken versunken. Sie war ebenfalls in der Stadt unterwegs und dachte über Wyatt nach. Es gab so viele schöne Erinnerungen an ihn und sie hatte Angst, dass es keinen neuen mehr geben würde. Und das obwohl Wyatt gerade mal drei Jahre alt war. Sie dachte darüber nach, wie es war, als er geboren worden war. Sie musste sich zuerst daran gewöhnen, dass sie nicht mehr durchschlafen konnte, sondern dass ihr kleiner Sohn nun ihr Zeitmanager war. Anfangs war das nicht leicht für sie, da sie neben ihm noch die Schule schaffen musste. Trotzdem hatte sie es geschafft. Auch als Claire Wyatt das erste Mal in die KITA brachte, war es alles andere als leicht. Er hatte Angst und hat die ganze Zeit über nur geweint, als sie ihn der Erzieherin gegeben hatte. „Wyatt, ich bin ja bald wieder da. Hier sind ganz viele andere Kinder, mit denen du spielen kannst. Das wird doch bestimmt lustig“, hatte Claire damals gesagt. Wyatt wollte sich trotzdem nicht beruhigen und streckte immer wieder die Arme nach ihr aus. Die Erzieherin sagte der jungen Mutter, dass es völlig normal sei. Aber spätestens nach drei Wochen weinten die Kinder erst dann, wenn sie wieder nach Hause mussten. Weg von ihren Freunden. Und genau so kam es. Nach gut vier Wochen wollte Wyatt am liebsten nur noch in der KITA bleiben.
Claire schloss die Augen. Die Erinnerungen schmerzten sie. Vorallem da ihr gleich danach wieder einfiel, wie es war, als sie den Brief ihrer Eltern bekommen hatte. Sie hoffte so sehr, dass Dean ihr helfen konnte.
Noch während sie darüber nachdachte stiess sie mit jemandem zusammen. Erschrocken riss sie die Augen auf und sah sich ihr Gegenüber an. „Oh mein Gott, es tut mir leid“, stotterte sie und betrachtete die Frau, die vor ihr stand. Sie trug ein rotes Kleid, das aus einer weiten Hose und einem langen Hemd bestand. Sie selbst hätte das niemals angezogen, aber an der fremden Frau gefiel es ihr unglaublich gut. Die Frau hatte ausserdem langes, dunkles Haar und trug eleganten Schmuck, der sofort auffiel, sie jedoch nicht arrogant wirken liess.

Auch Anjali betrachte die Frau, mit der sie zusammengeprallt war. Sie trug ein hellblaues Neckholdertop und eine blaue Jeans. Sie hatte blondes Haar und schien sehr natürlich zu sein. „Kein Problem. Ich habe auch nicht aufgepasst. Mir tut es leid“, sagte Anjali. Claire lächelte. „Ist schon in Ordnung“, antwortete sie. Anjali fiel Claires Blick auf. „Können Sie mir sagen, ob das ein positiver oder negativer Blick sein soll?“, fragte sie. Claire sah sie mit grossen Augen an. „Ich wollte nicht…nicht dass sie jetzt etwas Falsches denken. Mir ist bloss ihre Kleidung aufgefallen. Das sieht man hier nicht an jeder Ecke. Aber ich finde es sehr interessant und auch schön“, stammelte sie. Diesmal lache Anjali. „Okay. Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen, aber ich bekommen von allen Leuten die an mir vorbei gehen Blicke zugeworfen, die ich einfach nicht deuten kann. Naja, bei ein paaren ist es eindeutig, aber das liegt dann wohl daran, dass sie sehen, dass ich eine Ausländerin bin“, sagte sie. Claire dachte kurz nach. „Sind Sie Inderin?“, fragte sie dann. Anjali lächelte. „Ja bin ich“, antwortete sie. „Und was führt Sie hierher?“, fragte Claire weiter. Anjali sah sie ein wenig skeptisch an. „Oh, tut mir leid, ich möchte nicht aufdringlich erscheinen. Ich bin einfach nur so neugierig“, sagte Claire entschuldigend. Nun lächelte Anjali wieder. „Ich bin hier, weil ich ein Jobangebot bekommen habe. Mein Name ist Anjali“, sagte sie und hielt Claire die Hand hin. Diese lächelte ebenfalls und ergriff Anjalis Hand. „Ich bin Claire“, gab sie zurück. „Ich lebe auch nicht in LA, ich komme eigentlich aus Australien“, erzählte sie. Anjali schloss die Augen. „Australien. Dass ist doch das Land mit diesem wunderschönen Opernhaus“, stellte sie fest. Claire nickte. „Dort möchte ich unglaublich gerne einmal hin“, erzählte Anjali weiter. „In Indien gibt es dafür das Taj Mahal“, erwiderte Claire. „Das würde ich mir gerne einmal ansehen.“ Anjali lächelte. „Sag mal, hast du eine Uhr?“, fragte sie. Claire nickte. „Ja, es ist 13:30 Uhr“, sagte sie. „Hättest du Zeit noch etwas trinken zu gehen?“, fragte Anjali weiter. „ Ja klar. Ich hab im Moment sowieso nichts zu tun“, antwortete Claire. Beide lachten und machten sich auf den Weg.

Vor den Richter

Dean war zu Hause angekommen und erzählte Kate von seinem neuen Fall, den er mit Claire gefunden hatte. Natürlich konnte er ihr nicht alles darüber erzählen, schliesslich stand er unter Schweigepflicht. „Das ist wirklich Wahnsinn. Sie wurde mit 16 Mutter?“, fragte Kate. Dean nickte. „Auf der einen Seite ist es wirklich schrecklich, aber auf der anderen bewundere ich sie. Sie hat das wirklich alles gut hingekriegt“, antwortete er. Kate nickte. „Stimmt schon, aber ich finde, dass das eigentlich nicht passieren sollte. Schliesslich kann man es verhindern. Aber naja.“ Dean erwiderte nichts. Das Thema schien Kate aufzuregen, weshalb er nicht weiter darüber reden wollte. „Ist diese Inderin jetzt eigentlich hier?“, fragte er stattdessen. Nun hellte sich Kates Miene wieder auf. „Ja. Sie ist heute Morgen angekommen“, antwortete sie. „Und?“, fragte Dean weiter. „Sie ist perfekt. Sie ist sehr hübsch und eine typische Inderin. Es ist grossartig, dass sie sich gemeldet hat.“ „Und wann beginnt ihr mit der Arbeit?“ „Heute Um 16:00 Uhr. Ich bin gespannt darauf wie das kommen wird“, sagte Kate lächelnd. Dean lächelte zurück, als sein Handy klingelte. „Hallo?!“, fragte er in das Telefon. „Hey Dean, ich bin‘s.“ Dean glaubte sich verhört zu haben. „Ryan?“, fragte er. Kate drehte sich zu ihrem Mann um. „Was gibt’s?“, fragte Dean. „Ich…ehm…ich brauche deine Hilfe“, antwortete Ryan. „Aha. Wie kommt es zu dem plötzlichen Sinneswandel?“, fragte Dean. „Ich bin immer noch sauer auf dich, nur damit das klar ist, aber ich brauche trotzallem einen Anwalt. Einen guten Anwalt. Holly hat ein Gerichtsverfahren eingeleitet.“ Dean schloss die Augen. Er hatte es befürchtet. „Ich habe keine Chance gegen sie. Du musst mir helfen“, sagte Ryan. „Okay, hast du mit den Beamten gesprochen?“, fragte Dean. „Ja. Sie wissen bereits, dass ich dich als Anwalt habe.“ Dean schüttelte den Kopf. Auf einmal war alles selbstverständlich. Er sagte jedoch nichts, denn er wollte Ryan trotzdem nicht im Stich lassen. „Ich würde sagen wir machen einen Termin. Lassen sie dich raus?“, fragte er stattdessen. „Ja, aber nur, wenn ich zu dir ins Büro komme und da werde ich von einem Polizisten begleitet. Ich könnte schliesslich davonlaufen.“ „Und wann willst du kommen?“, fragte Dean weiter. „So schnell wie möglich. Wann hast du einen freien Termin?“, fragte Ryan zurück. „Morgen um 13:45 Uhr. Allerdings habe ich nicht wahnsinnig lange Zeit. Um 14:30 Uhr kommt bereits eine andere Klientin, aber in dieser Zeit können wir bestimmt schon etwas rausholen.“ „Okay. Ich werde da sein.“ „Gut. Bis dann“, sagte Dean knapp. „Dean?“, fragte Ryan. „Was?“ „Danke!“, sagte Ryan. „Kein Problem“, gab der junge Anwalt zurück. Die beiden legten auf. „Was ist passiert?“, fragte Kate und ging zu ihrem Mann. „Holly hat ein Gerichtsverfahren gegen Ryan eingeleitet und er will mich nun trotzdem als Anwalt.“ „Oh nein. Wieso hat sie das getan?“, fragte Kate. Dean setzte sich auf die Couch. „Ich weiss es nicht. Ich glaube ihr kein Wort, aber irgendetwas muss zwischen den beiden vorgefallen sein. Auch wenn es nur etwas kleines war. Sie ist sauer auf ihn und will ihm eins auswischen. Anders kann ich mir das nicht erklären.“ „Und was willst du nun tun?“, fragte Kate weiter. Dean zuckte mit den Schultern. „Ich weiss es nicht. Die Lage sieht schlecht aus. Ich muss ihn da rausboxen. Auch wenn ich keine Ahnung habe wie“, sagte er.

 

Neue Freundschaft

Anjali und Claire sassen in einem kleinen Café mitten in der Stadt und redeten über ihre verschiedenen Leben. „Und wieso bist du jetzt in LA? Ich meine, du lebst doch in Australien“, fragte Anjali. Claire schluckte. Sie hatte sich gedacht, dass so eine Frage kommen würde. Anjali sah Claires unsicheren Gesichtsausdruck. „Hab ich was falsches gesagt?“, fragte sie. Claire schüttelte den Kopf. „Nein, hast du nicht, aber es ist eine ziemlich schwierige Angelegenheit“, antwortete sie. „Du musst es mir nicht erzählen wenn du willst“, sagte Anjali. „Doch, es ist vielleicht gar nicht so schlecht wenn ich hier auch mit jemandem reden kann.“ Sie atmete tief durch. „Okay, es ist so. Ich wurde vor drei Jahren Mutter. Damals war ich 16 und das hat, wie du dir ja sicher vorstellen kannst, mein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf gestellt, aber trotzdem habe ich es geschafft, mein Leben mit meinem Sohn auf die Reihe zu kriegen. Mit der Hilfe meiner Schwester, aber ich habe es geschafft. Nur, meine Eltern sehen das ein wenig anders und haben ihn mir weggenommen“, erzählte sie. „Sie haben ihn dir weggenommen?“, fragte Anjali. Claire nickte. „Wieso denn?“, fragte sie weiter. „Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich glauben sie, dass ich eine schlechte Mutter bin. Weisst du, seit seiner Geburt habe ich keinen Kontakt mehr zu ihnen. Nein besser gesagt, seit ich schwanger wurde, habe ich keinen mehr.“  „Und du hast dich mit deiner Schwester um ihn gekümmert?“, fragte Anjali weiter. „Ja. Mit dem Vater habe ich keinen Kontakt mehr. Die Verantwortung war ihm zu gross“, antwortete Claire. „Und wieso bist du dann hier? Das verstehe ich nicht ganz.“ Claire lächelte. „Weisst du, in Australien war es unglaublich schwierig einen Anwalt zu finden, der mir in diesem Fall helfen wollte und somit bin ich auf die Adresse eines Anwaltes hier in Amerika gestossen. Und er will mir nun auch helfen“, erklärte sie. Anjali nickte. Sie verstand nichts von den amerikanischen Leuten und von den australischen schon gar nicht, also dachte sie auch nicht weiter darüber nach, weshalb Claire extra nach Amerika fliegen musste, um sich einen Anwalt zu suchen. Vielleicht war es in diesen Ländern ja normal. „Und wie bist du nach LA gekommen?“, fragte nun auch Claire. Anjali wurde aus den Gedanken gerissen. „Meine Familie hat einige finanzielle Probleme und ich habe einen Job als Fotomodell hier in LA bekommen.“ Claire lächelte. „Klingt spannend“, sagte sie. Anjali nickte. „Ich hoffe dass es das ist. Bis jetzt habe ich die Fotografin erst einmal gesehen und mit dem Shooting haben wir noch nicht begonnen.“ Genau in diesem Moment erschien eine Frau neben dem Tisch. „Anjali?“ Die junge Inderin drehte sich um. „Oh, hallo Kate“, sagte sie und lächelte. Kate lächelte. „Ich bin gerade hier vorbei gefahren und habe dich gesehen. Wenn du willst kann ich dich gleich mit ins Studio nehmen“, sagte sie. „Ja gerne. Das ist übrigens Claire“, stellte Anjali ihre neue Freundin vor. „Hallo, ich bin Kate, Kate Cooper“, stellte sich die Fotografin vor. Claire lächelte und dachte kurz nach. „Kate Cooper?“, fragte sie. „Ja?“, gab Kate zurück. „Oh, tut mir leid, ich dachte nur, ich hätte schon einmal etwas von Ihnen gehört“, gab Claire zurück. Kate lächelte. „Tut mir leid das ich euch jetzt unterbrochen habe, aber wir müssen sowieso gleich im Studio sein Anjali“, sagte sie. „Ja natürlich“, antwortete Anjali. „Hey, hier hast du noch meine Handynummer. Vielleicht sehen wir uns ja noch mal. Bis das Verfahren durch ist dauert es bestimmt noch eine Weile“, sagte Claire und drückte Anjali einen Zettel in die Hand. „Danke. Ich werde dich anrufen“, gab diese zurück und verliess zusammen mit Kate das Café.

Erstes Shooting

Anjali staunte nicht schlecht als sie das Fotostudio hinter Kate betrat. Es war ein grosser Raum, indem jeder Winkel besetzt war. Die Fotografen machten gestresste und zum Teil auch genervte Gesichter. „Kate!“, rief eine männliche Stimme. „Hey Kevin“, gab die werdende Mutter zurück. „Wie sieht es mit der Kulisse aus?“, fragte sie. „Ist so gut wie alles fertig, aber du musst natürlich noch einen letzten Blick darauf werfen. Vielleicht muss doch noch etwas verändert werden“, antwortete Kevin. „Okay. Anjali, du solltest auch gleich mitkommen. Du als Inderin kannst am besten beurteilen ob die Kulisse passt“, wandte sich Kate an sie. Anjali nickte und folgte ihrer Chefin und dem jungen Mann.
Sie betraten ein anderes Zimmer das ein wenig abseits lag. Anjali blieb wie angewurzelt stehen und ihre Augen leuchteten. „Das ist ja unglaublich. Kevin, wie hast du das in so kurzer Zeit geschafft?“, rief Kate vor Freude strahlend aus. Der Mann lächelte stolz. „Ich habe unseren lieben Herr Doktor angerufen und gefragt was typisch für Indien sei. Und dabei ist das herausgekommen“, sagte er. Kate drehte sich zu Anjali um. „Was sagst du dazu?“, fragte sie. Anjali kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Es ist unglaublich. Ich hätte nicht gedacht, dass das so aussehen könnte“, antwortete sie. Es war eine traumhafte Kulisse: farblich war alles auf Indien abgestimmt. Leuchtende und bunte Farben, aber nicht zu übertrieben, dazu kamen etwa ein duzend Seidentücher, die auf dem Boden, an den Wänden und auf den wenigen Tischen, die noch im Raum standen, verteilt worden waren. In der Mitte des Raumes war an einem Mast eine indische Flagge aufgezogen worden welche sich durch eine Windmaschine bewegen konnte. Der grösste Blickfang war jedoch ein riesengrosses Plakat vom Wahrzeichen Indiens; dem Taj Mahal. „Wo hast du das her?“, fragte Kate und deutete auf das Plakat. „Wie gesagt, ich habe die Organisation auch unserem Herr Doktor zu verdanken. Er hat seine Kontakte spielen lassen und es in Kürze aufgetrieben und hierher gebracht“, antwortete Kevin. „Es ist wunderschön“, stellte Anjali fest und betrachte das Bild. Kate lächelte und widmete sich wieder ihrem Assistenten. „Du meinst Roshan hat sich darum gekümmert? Wie viel schulden wir ihm?“, fragte sie weiter. „Gar nichts. Er sagte für eine Frau seines Landes würde er das gerne machen“, gab Kevin zurück und sah auf seine Uhr. „Ou, ich habe Billie versprochen bei einem Projekt zu helfen. Tut mir leid, ich kann sie nicht warten lassen. Du kennst sie ja“, sagte er weiter und verabschiedete sich von Kate und Anjali. Die junge Inderin sah noch immer wie gebannt auf das Plakat. „Sieht das in echt nicht viel schöner aus?“, fragte Kate. Anjali sah auf den Boden. „Um ehrlich zu sein, ich habe das Taj Mahal noch nie in echt gesehen“, gestand sie. Kate lächelte sie an. „Das wird sich nach diesem Job bestimmt ändern. Du wirst auf jeden Fall die Möglichkeit haben es dir anzusehen“, sagte sie aufmunternd. Nun schenkte auch Anjali ihr ein Lächeln. „Okay, wollen wir anfangen?“, fragte die Fotografin und schnappte sich ihre Kamera vom Tisch. „Ja klar. Was muss ich machen?“, fragte Anjali und beide lachten.

Die erste Begegnung

„Okay. Wir gehen jetzt also davon aus, dass Holly mit Absicht wollte, dass du im Gefängnis landest. Was mich interessiert ist, was für einen Grund hat sie dazu?“ Dean sah seinen Freund Ryan fragend an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Ich weiss es nicht. Es gibt keinen Grund. Ich habe mich nach unserer Trennung von ihr ferngehalten. Genauso wie sie es von mir verlangt hat.“ Dean runzelte die Stirn. „Was hast du dann bei ihr in der Wohnung gemacht?“, fragte er. „Ob du es mir nun glaubst oder nicht. Sie hat mich zu sich eingeladen. Du weisst doch, dass wir im Streit auseinander gegangen sind und sie wollte sich mit mir versöhnen“, antwortete Ryan. Dean sah ihn skeptisch an. „Du hast recht, ich glaube dir kein Wort“, sagte er. „Es ist aber die Wahrheit!“, gab Ryan zurück. „Und warum bist du dann sturzbetrunken bei mir zu Hause aufgetaucht?“ „Sie hat mir ein Glas hingestellt und sagte es sei kein Alkohol. Ich hab es getrunken und siehe da, sie hat mich angelogen.“ Dean schüttelte den Kopf. „Ryan, das ist doch nicht dein Ernst. Du bist Alkoholiker und merkst nicht wenn der jemand Alkohol vor die Nase stellt? Erzähl das jemand anderem. Sag mir einfach was genau passiert ist.“ Ryan seufzte. „Okay, na gut, dass mit dem Alkohol war gelogen, aber der Rest stimmt. Sie hat mich eingeladen, weil sie wollte, dass wir uns versöhnen. Dabei haben wir natürlich auch etwas getrunken und, naja, bei mir hat sich das eben mal wieder bemerkbar gemacht“, gestand er. „Es hat sich bemerkbar gemacht? Wenn du das dem Richter so erzählst, dann bist du für ihn der Schuldige“, gab Dean zurück. „Dean, ich schwöre dir, ich habe Holly nichts getan. Ich hätte ihr nie etwas getan. Während unserer Beziehung nicht und auch jetzt nicht. Das musst du mir glauben!“, flehte Ryan. Es klopfte an Deans Bürotür. „Ja bitte!?“, rief dieser. Claire steckte den Kopf herein. „Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht stören“, sagte sie beschämt. „Kein Problem. Kommen Sie rein“, rief Dean und wendete sich wieder seinem Freund zu. „Ich komme heute Abend noch vorbei um….Ryan?“ Ryan war wie gebannt von der jungen Frau die das Büro betreten hatte. „Hi, ich bin Ryan, Deans bester Freund. Und Sie sind?“, fragte er. Claire sah ihn verständnislos an. „Wie bitte?“, fragte sie. Ryan wurde klar was er gerade gesagt hatte und drehte sich wieder zu Dean. „Was hast du gesagt?“, fragte er mit rotem Kopf. Dean lachte. „Ich komme heute Abend noch kurz vorbei und wir besprechen den Rest für den Prozess. Ich denke das deine Chancen ganz gut stehen“, sagte er. Ryan nickte. „Ich hab ja auch den besten Anwalt der Welt“, gab er zurück und blinzelte ihm zu. Der Polizist der Ryan zu Dean begleitet hatte betrat das Büro. „Wir sehen uns dann heute Abend“, sagte Dean und nickte dem Beamten zu. Dieser ging zu Ryan und führte ihn zur Tür. „Bis dann!“, rief er und die beiden verliessen das Büro. Claire sah ihnen fragend hinterher. „Was sollte das vorhin?“, fragte sie an Dean gewannt. Er lächelte verlegen. „Ich muss mich für seine Art entschuldigen. Er geht immer sehr direkt auf andere Menschen zu“, sagte er. „Aja“, gab Claire zurück.

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IndiaLady93

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Kommentare
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anteus Also - Das ist eine tolle Geschichte!

Nur sehr lang, was vielleicht viele vom lesen abhält.
Mein Tipp;So etwas in mehren Episoden zu schreiben.
Ich denke dann wirst Du auch mehrere Kommentare erhalten.
Mach weiter denn Du hast Talent.
Liebe Grüße
Anteus
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