Weihnachtsgedichte
Christbaumdiebe - eine wahre Geschichte

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"Christbaumdiebe - eine wahre Geschichte"
Veröffentlicht am 07. Dezember 2009, 8 Seiten
Kategorie Weihnachtsgedichte
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Christbaumdiebe - eine wahre Geschichte

Christbaumdiebe - eine wahre Geschichte

Beschreibung

Weihnachten 1942, eine Erinnerung meines Mannes

CHRISTBAUMDIEBE

 

  Der erste Schnee war gefallen und hüllte die Stadt in friedliche Stille.

Weihnachten rückte immer näher. In den Auslagen der Geschäfte tauchten Dinge auf, die Kinderherzen höher schlagen ließen.

Auch Hans und Franz drückten ihre Nasen an den Schaufenstern platt und träumten von diesem oder jenem. Am begehrenswertesten schienen ihnen die Bälle. Sogar einige richtige Fußbälle lagen unter den wenigen Geschenksartikeln  und zogen die Blicke der Buben magisch an.

Hans und Franz freuten sich schon auf Weihnachten. Vielleicht, vielleicht brachte das Christkind auch ihnen etwas?

Sie selbst hatten in der Schule für ihre Mutter Kerzenleuchter aus Holz gebastelt. Sie hatten sie bunt bemalt und lackiert. Nun versteckten sie diese Kunstwerke unter ihren Betten.

Doch die Frage, ob auch sie beschenkt werden würden, quälte die Zwillinge zunehmend.

In unbeachteten Augenblicken stöberten sie in den Kästen, um eventuelle Weihnachtsgeschenke vorzeitig ausfindig zu machen. Allein, es gab nichts zu entdecken.

 

            Die spärlichen Weihnachtsvorbereitungen der Mutter erschöpften sich im Backen magerer Kekse und der Erzeugung von Bonbons aus Zuckersirup, Kaukaupulver und Kunsthonig. Die fertige Nascherei wickelte sie in buntes Zuckerlpapier. Sie knüpfte Fäden daran, um sie auf Fichtenzweigen aufzuhängen.

„Heuer werden wir Weihnachten ohne Christbaum feiern.“, sagte die Mutter zu ihren Buben. „Die wenigen, die es am Markt zu kaufen gibt, können wir uns nicht leisten. Schneidet im Park ein paar Fichtenzweige ab – die tun es auch.“

„Kein Christbaum?“

Hans und Franz blickten einander verschwörerisch an. Ohne ein Wort zu wechseln, stand ihr Plan fest.

Im Schuppen fanden sie eine verrostete Baumsäge.

Sie drehten den Schleifstein und schliffen ihre Taschenfeitel.

Dann, in den Abendstunden des dreiundzwanzigsten Dezembers schlichen sie in der Dunkelheit in den Stadtpark.

Nur der Mond gab etwas Licht, denn die spärliche Straßenbeleuchtung war wegen der Fliegerangriffe abgeschaltet und die Fenster der Häuser verdunkelt.

Trotzdem fanden die Zwillinge, auf Knien rutschend und vorsichtig um sich tappend, das vorher auserkorene Bäumchen.

Sie setzten die Säge an. Verloren die Schnittstelle. Lösten einander ab.

Nichts ging weiter – offensichtlich war die Säge stumpf.

Die Buben zückten ihre Taschenmesser. Sie stachen, ritzten und säbelten - ein schwieriges Unterfangen im Stockdunkel. Kein Wunder, dass sie sich dabei einige Schnittwunden zufügten.

Doch die Kinder gaben nicht auf .

Verbissen bearbeiteten sie das Bäumchen, bis sie es endlich umknicken und in den mitgebrachten Kartoffelsack stecken konnten.

Erschöpft und unbehelligt gelangten sie nach Hause.

 

Als sie ihrer Mutter voll Stolz den Baum überreichten, fühlten sie sich wie kleine Weihnachtsmänner. Ihre Lausbubengesichter strahlten wie die von süßen, pausbackigen  Englein.

Auch die Mutter lächelte verklärt, als sie die Wunden der Kinder säuberte und verband.

 

            Der darauf folgende Hl. Abend wurde ein voller Erfolg.

Am Christbaum brannten einige Kerzen. Bonbons und Kekse hingen in den Zweigen und aus dem Volksempfänger ertönte Weihnachtsmusik.

Doch unter dem Bäumchen lag das herrlichste aller Geschenke, das sich Buben jener Zeit nur wünschen konnten: ein wirklicher, echter Fußball! Die Freude war grenzenlos.

Auch der Mutter gefielen die selbstgebastelten Kerzenleuchter. Gut sichtbar stellte sie einen davon auf der Kommode auf, den anderen mitten auf den Tisch. An diesem Tag, einem Weihnachtstag mitten in den Kriegsjahren, war die Mutter auf ihre Buben sehr stolz, und die Kinder konnten sich nicht erklären, warum sie heimlich ein paar Tränen wegwischte.

 

( C ) I. H.

  

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mukk
Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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vagabundinchen Eine sehr schöne Geschichte, die zu Herzen geht. Passt wunderbar in die Weihnachtszeit und zeigt mal wieder deutlich, dass der Kosumrausch von heute das Thema eigentlich voll verfehlt.
Danke dir für diese Zeilen.
LG vagabundinchen
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Re: Re: berührend ... -
Zitat: (Original von mukk am 08.12.2011 - 21:58 Uhr)
Zitat: (Original von NORIS am 08.12.2011 - 16:45 Uhr) und vielleicht ein schöneres fest als heute in unserer zeit der übertriebenen fülle ... weil ein weihnachtsfest mit herz

lg
heidemarie



Danke, liebe Heidemarie, ich freue mich, dass dir die Geschichte gefällt, ähnliche Weihnachten haben du und ich sicher auch erlebt ... ich möchte sie nicht missen ... erinnere mich noch an das Staunen und die unglaublich große Freude ....
Sei lieb gegrüßt und wünsche dir besinnlich schöne Tage im Advent!!
herzlichst Ingrid


ganz liebe adventsgrüße an dich - ich bastele an meinem ersten buch -

lg heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Eine schöne Weihnachtsgeschichte -
Zitat: (Original von Gerbera am 08.12.2011 - 19:56 Uhr) ich schließ mich Heidemarie an, ich würde das Gleiche sagen, damals wars mehr mit Herz.
GLG Helga



Liebe Helga, sicher wurden auch bei dir Erinnerungen an Weihnachten in unserer Kindheit wach .... wenn ich die Augen schließe, kann ich die Stimmung dieser Freude und Glückseligkeit noch heute nachempfinden. ...
ich wünsche dir eine besinnlich schöne Adventzeit, die dein Herz mit Frieden und Freude füllen möge,
Danke dir und sei ganz, ganz lieb gegrüßt!
ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: berührend ... -
Zitat: (Original von NORIS am 08.12.2011 - 16:45 Uhr) und vielleicht ein schöneres fest als heute in unserer zeit der übertriebenen fülle ... weil ein weihnachtsfest mit herz

lg
heidemarie



Danke, liebe Heidemarie, ich freue mich, dass dir die Geschichte gefällt, ähnliche Weihnachten haben du und ich sicher auch erlebt ... ich möchte sie nicht missen ... erinnere mich noch an das Staunen und die unglaublich große Freude ....
Sei lieb gegrüßt und wünsche dir besinnlich schöne Tage im Advent!!
herzlichst Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Gerbera Eine schöne Weihnachtsgeschichte - ich schließ mich Heidemarie an, ich würde das Gleiche sagen, damals wars mehr mit Herz.
GLG Helga
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS berührend ... - und vielleicht ein schöneres fest als heute in unserer zeit der übertriebenen fülle ... weil ein weihnachtsfest mit herz

lg
heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Eine schöne Weihnachtsgeschichte -
Zitat: (Original von baesta am 06.12.2011 - 22:37 Uhr) aus der damaligen Zeit. Ich kann das noch nachempfinden. Bei uns zu Hause gab es damals auch immer einen Weihnachtsbaum. Heute greife ich liebe auf einen Kunstbaum zurück, weil mir jeder Baum leid tut, der gefällt wird.

Liebe Grüße
Bärbel



Danke, liebe Bärbel, in meinem Alter habe ich auch keinen Christbaum mehr, denn ich bin abwechselnd bei meinen Kindern und Enkelkindern.
Bei uns wächst genügend Wald, MUSS sogar immer wieder geschlägert werde. Gleichzeitig wird aber immer neu aufgeforstet. Holz ist hier natürlicher Rohstoff.
Wünsche dir wunderschöne Tage durch die Adventzeit voll besinnlicher Ruhe!
Liebste Grüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: So unterschiedlich kann ein Weihnachtsbaum ... -
Zitat: (Original von pekaberlin am 06.12.2011 - 17:38 Uhr) ... empfunden werden.
Und ich kann verstehen, dass Du stets viel Wert darauf legst, einen zu haben. Genauso wie Du verstehst, warum ich keinen mehr will.
Wir brauchen viel mehr solche Geschichten, um zu verstehen, dass andere Auffassungen, andere Erlebnisse noch lange keine Andersartigkeit bedeuten.
Liebe Grüße Peter


Liebes Petachen, danke dir ganz herzlich für deinen schönen Kommi. Ja, stimmt ganz genau, ich erinnere mich an deine Geschichte vom Vorjahr und verstehe dich vollkommen. Viele oder die meisten unserer Gewohnheiten, Vorlieben oder Abneigungen wurden durch Erlebnisse geprägt, wie wir ähnlichen dann im weiteren Leben begegnen.
Das Wichtigste bei allem ist, sich selbst dabei treu zu bleiben und so zu handeln, wie das eigene Herz flüstert. Dass das bei allen verschieden ist, ist gut und bedeutet keinesfalls eine Andersartigkeit.
Liabs Petachen, hob mi gfreit, dass ´d wieda amol do warst und hoff, es geht da guad.
Liebe Adventgrüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: -
Zitat: (Original von Luap am 10.12.2009 - 20:16 Uhr) Herrlich erzählt, habs wieder gerne gelesen! Damals waren die Kinder eben noch schnell zufrieden... aber irgendwie war alles viel spannender...

Herzliche Grüsse
Paulchen



Danke, liebes Paulchen-
Liebste vorweihnachtliche Grüße!
Ingrid

bin ja bloß 2 Jahre verspätet .. :-)))))
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Eine wundervolle Geschichte.... -
Zitat: (Original von roxanneworks am 05.12.2011 - 22:11 Uhr)
die uns einen Einblick in eine andere Zeit gewährt....

Ich danke Dir dafür...

Liebe Grüße
roxanne


Danke, liebe Roxanne, hoffentlich müssen wir diese Zeit nie wieder erleben. Manchmal tut so ein Rückblick ganz gut, damit einem wieder bewusst wird, wie gut es uns eigentlich geht... und das sollten wir eigentlich behüten, statt zu zerstören...mir macht die Zukunft Angst.

Liebe Grüße in eine ruhige, besinnlich schöne Adventzeit!
Herzlichst Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
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