Kurzgeschichte
Krampustag

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"Krampustag"
Veröffentlicht am 05. Dezember 2009, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Krampustag

Krampustag

KRAMPUSTAG

 

Heinzi und sein Freund Werner gehen in die selbe Klasse. Das ist praktisch.

Denn erstens können sie immer gemeinsam die Hausaufgaben machen und zweitens sind sie immer zu zweit auf ihrem Schulweg.

Heute hängen dicke Wolken über der Stadt, als ob es gleich schneien würde.

Es ist der 5. Dezember – und die Gespräche der Buben drehen sich natürlich um den Krampus.

„Glaubst du, dass es den Nikolaus und den Krampus wirklich gibt?“, fragt Werner.

„Geh´ wo!“, erwidert Heinzi forsch. „Einen Krampus gibt es nie und nimmer. Das sind doch nur Erwachsene, die sich verkleiden und

uns erschrecken wollen.“

„Und das Kettengerassel in unserer Schule? Und das Gepolter vor unserem Klassenzimmer? Gestern, du weißt schon...“

„Das? Ach, das. Sicher hat der Lehrer jemanden beauftragt. – Aber mir macht das nicht Angst. Ich sage dir noch einmal, es sind

nur verkleidete Erwachsene – die glauben, wir fallen da drauf rein.“

„Ich weiß nicht, ich habe schon ein bisschen Angst,“ gesteht Werner, „am liebsten ginge ich heute gar nicht zur Schule.“

„Du Hasenfuss! Aber das meinst du sicher nicht im Ernst.“

„Doch!“

„Quatsch´ nicht so dumm. Werner, wirklich, du bist ja kein Baby mehr.

Soll er nur kommen, der Beelzebub! Ich sage dir, was ich tun werde. Ich laufe ihm entgegen und reiße ihm die Larve herunter.....

Unser Papa ist voriges Jahr auch als Krampus gegangen. Er bestritt es zwar, aber ich habe ihn an seinen Schuhen erkannt.“

„Den Schuhen? Hat der Krampus nicht einen Klumpfuß?“

„Eben! Und daran erkennst du genau, dass er nicht echt ist.“

„Na ja,“ meint Werner ein wenig erleichtert, „wirst schon Recht haben. – Jetzt habe ich auch keine Angst mehr. Er soll nur kommen!

Na, dem werden wir es aber zeigen!“

Sie erreichen die Schule und gehen in ihre Klasse. Alle Kinder sind heute so aufgeregt.

Alle reden vom Krampus und vom Nikolaus.  Die Pausenglocke läutet die Unterrichtsstunde ein. Der Herr Lehrer kommt in den

Klassenraum. Was har er nur? Er schaut heute so ernst. Sonst lacht er und macht gleich irgend einen Spaß.

Vielleicht hat er Zahnweh, oder Bauchweh? Und warum schaut er immer wieder so besorgt zum Fenster hinaus?

„Sollen wir die Klassentüre zusperren?“, fragt er plötzlich.

„Nein!“, ertönt es im Chor.

„Wir haben keine Angst vor dem Krampus!“, ruft der Peter. „Er soll nur kommen!“, ergänzt Hugo. Und Heinzi ruft: „Weil es nämlich

gar keinen Krampus gibt!“ Der Lehrer schaut zweifelnd auf seine Schüler. „Na, wenn ihr euch da nur nicht zu sicher seid. – Aber mit

der Türe habt ihr Recht. Wir dürfen sie gar nicht zusperren, das ist verboten.“

„Wir fürchten uns sowieso nicht! Das ist nur etwas für Kindergartenkinder!“

„Na gut. Dann wollen wir mal die Lesebücher hervor holen.“

 

            In diesem Moment poltert jemand mit schweren Schritten die Stiege herauf. Kettengerassel hallt durch den Schulgang.

Die Kinder sind blass geworden und machen sich ganz klein in ihren Bänken. Mucksmäuschenstill ist es – die Klasse hält den Atem

an. Verschreckt schauen die Schüler auf ihren Lehrer. Vielleicht schließt er die Türe doch noch ab?

Zu spät.

Mit lautem Gebrüll wird sie aufgerissen und ein riesiger, zotteliger Krampus poltert in die Klasse. Schauerlich rasselt er mit seiner

Kette und schwingt drohend einen Reisigbesen.

„Wo sind hier die schlimmen Kinder?“

„Hier gibt es nur brave.“, versucht der Lehrer den wilden Gesellen zu beruhigen und zeigt dabei auf seine Schüler.

Doch wo sind sie?

Nur noch ein paar Mädchen sitzen auf ihren Plätzen.

Im rückwärtigen Teil des Raumes steht ein Klavier. Eine große Decke ist darüber gebreitet und hängt herab bis zum Boden.

Dort hin sind die Buben blitzartig geflüchtet. Alles, was Platz hat, versteckt sich unter dem großen Flügel.

Heinzi ist einer der ersten. Jetzt hält er sich krampfhaft an einem Fuß des Klaviers fest und duckt sich immer weiter hinunter. Er ist

gar nicht mehr so überzeugt, und leider fällt ihm alles mögliche ein, was er in letzter Zeit so angestellt hat. 

Der Krampus trampelt ärgerlich brummend durch das Klassenzimmer. Jetzt hat er die Buben entdeckt.

Die Mädchen schaut er nicht einmal an. Mit seiner Rute um sich schlagend, nähert er  sich schnurstracks dem Klavier.

Heinzi kämpft mit den Tränen, er fürchtet sich sehr .....

 

            Da öffnet sich leise die Türe und der Nikolaus steht im Klassenzimmer.

„Krampus!“ ruft er streng, „komm her! Du hast doch gehört, dass es in dieser Klasse nur brave Kinder gibt.“

„Ja, nur brave!“, bestätigt der Lehrer. „So kommt schon unter dem Klavier hervor und zeigt dem Nikolaus, wie brav und tüchtig ihr

seid.“

Er lässt den einen ein Gedicht aufsagen, den anderen eine Rechnung an die Tafel schreiben oder ein Lied singen. Auch Heinzi

muss ein Sprüchlein sagen. Nur mühsam kommen die Worte aus seinem Mund. Doch der Nikolaus sagt: „Brav! Brav!“

Dann öffnet er seinen großen Sack und reicht jedem Kind ein kleines Päckchen. Er ermahnt die Schüler, brav und anständig zu

bleiben, und verlässt freundlich winkend die Klasse. Der Krampus trottet brummend hinter ihm hinaus.

Jetzt erst atmen alle auf. Die Kinder plappern aufgeregt durcheinander, bis der Lehrer zur Ruhe mahnt und mit dem Unterricht

beginnt.

 

            Auf dem Heimweg fragt Werner: „Und? Glaubst du jetzt noch immer, dass es keinen Krampus gibt?“

Heinzi bleibt stehen und schaut seinen Freund verwundert an.

„Na klar!“, sagt er im Brustton der Überzeugung, „Ganz klar! Das sind ja nur verkleidete Erwachsene........ vielleicht war der

Krampus sogar wieder mein Papa?!“

 

 

( C )  I. H.

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Gunda Süß ... - ... und die Klavierszene hat mich an meine Tochter erinnert.
Krabbelgruppenzeit. Wir Mütter hatten einen Nikolaus besorgt, der unserer Kleinen während dieser Stunde Süßigkeiten bringen sollte. Meine Tochter und der Sohn des "Nikolauses", die beiden mit der größten Klappe, waren die ersten, die sich auf den mütterlichen Arm flüchteten ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Krampus ... - Ach Ingrid, ich habe herzhaft gelacht, denn ich musste dabei an meine Krampuszeit denken. Was hatte ich Angst vor dem, aber in der Kammer eingeschlossen hatte ich dann wieder eine große Klappe.

Einen lieben Gruß
Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Ich hab letztens... - ... schon bei Marianne von diesem Krampus gelesen. Mir war dieser Brauch bisher völlig fremd. Entspricht ja dem Knecht Rupprecht, aber auch mit dem hatte ich niemals viel zu schaffen. Da wo ich herkomme, war der Weihnachtsmann quasi beides. Der kam auch immer mit Rute und war zumeist alles andere als freundlich. Hab heute noch Angst vor der grausigen Maske, die oft so ein billiges Plastikding war und Horrorfilmmasken in nichts nachstehen. Von daher kann ich die armen Jungs in deiner Geschichte schon sehr verstehen. War amüsant zu lesen, wie alle unters Klavier kriechen. :-) Ich wär auch gleich der erste gewesen.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Hallo Ingrid,
ja kenne ich, gro0e Helden - ganz klein.
kann mich noch gut erinnern als mein Sohn am Nikolaustag beim ersten Klingeln an der Tür in der Bettzeuglade verschwunden war...
liebe Adventgrüße
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
verzaubert *hihi* - Männer sind doch die wahren Helden:-))))
Tolle Geschichte, die du wieder mal so fesselnd geschrieben hast, dass man gar nicht aufhören mochte...
Nikolausige Grüße
deine Steffi
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Deine Geschichten machen süchtig...herrlich zu lesen!

Herzliche Grüsse
Paulchen
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster O ja die - kleinen Helden. Ich war ja gerade bei den Nachbarn, kleine Krampusse verteilen und die beiden Buben waren gerade am anziehen der Kostüme, als sie sich gegenseitig betrachtete haben, waren sie plötzlich viel leiser, dabei wusste jeder von ihnen, dass im anderen Kostüm der Bruder steckt. Meine großen Helden sind 11 und 13.

Liebe Umarmung deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Danke liebste Ingrid,
denn ohne dich hätte ich vergessen, den Nachbarskindern ihre Krampusse aus Schokolade zu bringen.

Du bist einfach ein Schatz, na heute ist ein Tag der Wunderdinge.

Bussi bis nachher

deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Shari Köstlich! - Einfach herrlich, Deine Geschichte... konnte mir die Rasselbande richtig vorstellen :-)
Und gerade die mit der grössten Klappe hatten am meisten Angst *lach*
Schade, daß es sowas bei uns nicht mehr gibt, das würde nix schaden ;-)))

Ganz liebe Grüsse und ich freue mich schon auf mehr Geschichten von Dir .

Deine Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
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