Fantasy & Horror
Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Komplettwerk

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"Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Komplettwerk"
Veröffentlicht am 06. Dezember 2009, 78 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Komplettwerk

Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Komplettwerk

Beschreibung

Für alle, die am "Tagebuch des Herrn Zuversicht" interessiert sind, die jedoch nicht gern am PC lesen, hier noch einmal das Komplettwerk zum Ausdrucken und so. Beste Grüße an euren Drucker... ;-)

12 Uhr - Tick tack...

Sonntag, 25. Oktober 2009

Hallo Jenny,

komme gerade vom Einkaufen. Klar, verstopfte Kassen, wohin man schaut. Die bekloppten Leute hamstern schon wieder, als würde morgen der nukleare Winter ausbrechen. Habe derweil gleich die Einkäufe für die nächsten zwei Wochen besorgt und mir dabei zwei ordentliche Tennisarme zugelegt. Autsch! Und nun hab ich außerdem das Gefühl, als wären meine Finger steifgefroren und würden abbrechen, wenn ich sie irgendwo anstoße. Meine Güte, da meint man, es wäre gerade eben erst Herbst geworden, und schon glaubt man, die nächste Eiszeit wäre angebrochen. Notiz an mich selbst: Unbedingt den dicken Wollmantel aus dem Schrank holen! Die Dünne Jacke hat ihre Saison ziemlich sicher hinter sich. Aber jetzt schlürfe ich erst einmal meinen schönen, heißen Kaffee und wärme mich ein wenig auf. Und während ich aus dem Fenster schaue und dabei zusehe, wie das rot-gelbe Laub stumm von den uralten Bäumen rieselt, müsste ich mich doch eigentlich über das wunderschöne Bild freuen. Niemals im Jahr sind bewegte Naturbilder farbenfroher! Und würde ich genau jetzt das Fenster öffnen, so könnte ich mit Sicherheit auch hier im Haus diesen Duft von feuchtem Laub wahrnehmen, der mich jedes Mal an die wirklich frühen Tage erinnert, an denen ich in den Stadtparks stundenlang nach Kastanien suchte, bis meine Wangen gerötet waren und ich hundemüde nach Hause kam, um mir von meiner Mutter einen Kakao kochen zu lassen. Was waren das doch schöne Zeiten! Wunderbare Jahre, was? So behütet, so perfekt.

Ja, ich glaube das echt, während ein weiser Chinese wohl sagen würde: Der Mensch streicht seine Erinnerung mit einem goldenen Pinsel. Aber soll ich das denn für bare Münze nehmen und selbst das Vergangene verteufeln? Reicht es nicht, im Hier und Jetzt kein Bein mehr auf den Boden zu kriegen, immer das Gefühl zu haben, zugleich in der Schwebe zwischen den unabdingbaren Tatsachen zu hängen und gleichzeitig von ihnen zerquetscht zu werden, als würde man sie mir fortwährend auf den krummen Buckel laden? Vielleicht tut man das ja auch. Vielleichte tue ich es, verdammt noch mal, selbst! Wahrscheinlich sogar...

In jedem Fall sind diese ekligen Träume noch immer präsent. Im Westen nichts Neues also. Erst heute Morgen in der Badewanne überkam mich ein weiterer. Ich weiß, das morgendliche Bad hätte mich wecken sollen (Notiz an mich selbst: ab morgen lieber duschen gehen, denn heiße Bäder machen müde, einfach nur müde!), doch stattdessen bin ich zusammen mit Lovecrafts Geschichten (die nun nass und gewellt sind) weggedämmert. Es war, als hätte ich einfach nur die Filmrolle gewechselt: Ein kurzer Blackout, und schon lag ich wieder im warmen Badewasser, umgeben von nebliger, feuchter Luft. Ich wusch mich also, seifte soeben Brust und Arme ein, und gerade, als ich dabei war, meinen linken Arm zu waschen, sah ich, dass es überhaupt kein Waschlappen war, den ich in der rechten Hand hielt, sondern eine obszön große Rasierklinge. Riesig wie die Klinge eines Fleischermessers, nur dünner und wohl sehr viel schärfer. Gefährlicher. Ich sah sie an, während ich spüren und sogar hören musste, dass mein Herzschlag sich beschleunigte. Es fühlte sich an, als würde die völlig überlastete Pumpe unbedingt durch meine Brust brechen wollen, während Trommelschläge von innen her an mein Ohr drangen. Gleich darauf schoss eine kleine Blutfontäne aus meinem linken Arm – pulsierte im Rhythmus meines rasenden Herzens. Ich hatte mich bereits geschnitten! Hatte die Vene geöffnet und musste nun hilflos dabei zusehen, wie mehr und mehr Blut sich in die Badewanne ergoss, bis ich nicht mehr in klarem Wasser, sondern in einem dunkelroten Bad, gebraut aus meinem eigenen Blut, lag. Ich begann, mich zu winden, wollte aufstehen, vor diesem Bild, das mich an ein Schlachthaus erinnerte, davonlaufen, doch mir fehlte die Kraft. Ich schrie. Und endlich wachte ich auf.

Als ich wieder wach war, schrie ich noch immer. Ich brauchte einige Minuten, bis ich mir der Tatsache bewusst wurde, dass ich wieder einmal ziemlich mies geträumt hatte. Immerhin war ich anschließend sehr wach! Was meinst du, Jenny, sollte ich vielleicht doch zum Arzt gehen, wie Christin es mir dauernd ans Herz legt? (Notiz an mich selbst: Die wollte morgen zum Kaffee kommen. Kuchen kaufen! Hab ich doch glatt vergessen. Mist!) Oder würde der Scharlatan in seinem Klugscheißerkittel nicht ohnehin feststellen, dass jemand, der mit seinem Tagebuch spricht, nicht mehr alle am Sender haben kann? Das wäre schlimm, aber schlimmer wäre es doch, wenn er sagen würde, ich soll mich gefälligst nicht so anstellen. Mich wie ein Mann verhalten, nicht wie eine Memme. Würde er das tun? Würde ein Arzt so etwas zu mir sagen? Wahrscheinlich wäre das so. Ich selbst würde es schließlich ebenso sagen. Ja, ich bin mir eigentlich sogar ziemlich sicher. Ach, es ist doch eine Crux. :-(

Zeit für ein Päuschen, schätze ich. Werde mal sehen, dass ich was in den Magen kriege, bevor er vor Leere implodiert. Vielleicht bringt mich das emotional ein wenig in Schwung. (Klar, das wird's sein. Seit Monaten schleppe ich mich durch den Tag, und nun wird ein Butterbrot alles richten!) Vielleicht melde ich mich zu späterer Stunde noch einmal. Mach's gut...


Nachtrag: Mir ist eben etwas ziemlich Amüsantes passiert: Habe die alte, dicke Uhr an der Wand im Flur – die, die nachts so laut tickt, dass sie mich manchmal sogar weckt, aber ich wache ja auch von meinem eigenen Schnarchen auf – der Winterzeit wegen zurückgestellt. Tja, und was soll ich sagen? Jetzt läuft sie tatsächlich rückwärts. Kein Scherz! Ich dachte erst, ich hätte mich verguckt. Aber nein, sie läuft einfach rückwärts, als hätte sie's nie anders getan. Und nicht nur das! Sie tut es unheimlich langsam. Als würde der Minutenzeiger nun die Stunden zeigen und der Stundenzeiger die Tage. Ob das jetzt wohl Unglück bringt? Irgendwo habe ich das gehört, glaub ich. Was meinst du, Jenny?

Dein Danny,
der ewige Herr Zuversicht (denn es muss ja weitergehen – ha ha!)

11 Uhr - Tick tack...

Montag, 26. Oktober 2009


Nabend Jenny,

habe Chrissi gerade wieder zur Tür raus gelassen. Hoffe, der Apfelkuchen hat wenigstens ihr geschmeckt. Mir war er ein zu süß, wenn ich ehrlich bin, aber das ist und bleibt wohl reine Geschmackssache. War natürlich auch nicht selbstgebacken, sondern nur gekauft. (Als könnte ich backen! Das wäre ja der Witz des Jahrhunderts...) Aber die Konditorei ist dennoch nicht die schlechteste. Kaufe gern dort (allerdings viel zu selten). Nur der kleine Bengel mit dem Lockenkopf, der drinnen ständig schrille und über alledem unerträglich schiefe Töne auf seiner alten Flöte spielte, dass mir die Ohren schmerzten, und dauernd über mich zu lachen schien (Jetzt lachen selbst schon die Kleinen über mich!), störte mich dann doch. Ich verhielt mich jedoch ruhig (als wenn ich je den Mund aufbekommen würde), kaufte den Kuchen und machte anschließend, dass ich fort kam. Glücklicherweise lief er mir nicht nach. Ich frage mich, weshalb sie ihn nicht einfach rausschmissen. Der Frechdachs musste denen doch glatt die Kundschaft verhagelt haben. Stattdessen schien es eher, als würden die beiden Damen hinter der Theke sich gar nicht an ihm stören. Seltsame Gestalten trifft man mitunter. Übrigens hatte ich als Kind selbst solche Locken. Vielleicht war's der Sohn einer der Frauen. Hm, wer weiß?

Zurück zu Chrissi: Was soll ich sagen? Ich erzählte ihr im Großen und Ganzen von meinem letzten Traum (von dem in der Badewanne – letzte Nacht war, glaub es, Jenny, oder glaub es nicht: traumlos). Sie warf mir ein liebliches Schmunzeln zu, auch wenn ich glaubte, Besorgnis in ihren hübschen blauen Augen zu erkennen (vielleicht war das jedoch auch wieder einmal nur Wunschdenken) und sagte, sie wüsste nicht mehr, was sie denn noch sagen sollte. Ich solle doch bitte endlich einen Arzt aufsuchen und aufhören, meine offensichtlichen Probleme in mich hineinzufressen, bis sie irreparable Schäden an und in mir hinterlassen. Ob es dafür nicht schon zu spät ist, frage ich mich nun aber. Wie soll ich auch Probleme aufhalten, die für mich nicht greifbar sind, weil sie schwere Steinklötze in der undurchsichtigen Finsternis meiner Gefühlswelt sind? Vielleicht suche ich morgen wirklich ausnahmsweise einen dieser Quacksalber auf und lasse mich zumindest einmal krankschreiben. Einen Tag Arbeitsausfall ohne Krankschreibung kann ich mir erlauben, doch befürchte ich, dass weitere folgen werden. Dem Chef würde es wohl ganz und gar nicht schmecken. Scheiße, ich kann mich einfach nicht aufraffen!

Ach ja, ich zeigte Chrissi selbstverständlich auch die Uhr. Zuerst glaubte sie mir nicht, dann schaute sie sich das Ding mit eigenen Augen an und lachte laut – ein Geräusch, dass meinen vier Wänden mittlerweile so unbekannt erscheinen muss, dass es sie erschreckt haben sollte – klopfte mir sanft auf die Schulter (ich werde das Gefühl nie so ganz los, dass sie es, so gut es ihr nur möglich ist, vermeidet, mich zu berühren) und empfahl mir, das Ding von der Wand zu nehmen. Ich würde mir schließlich schon genügend Seelenmüll aufladen. So hat sie es tatsächlich genannt: Seelenmüll. Recht hat sie wohl! Ich werde das Ding abnehmen und die Batterien entfernen. Aber erst morgen. Irgendwie ist es doch zu faszinierend, dass das alte Ding tatsächlich vierundzwanzig Stunden zu brauchen scheint, um eine weitere Stunde zurückzuwandern. Wenn ich ehrlich bin, finde ich das sogar ein wenig gruse-

-grueslig, wollte ich gerade schreiben, doch jetzt ist der Gedankenfaden gerissen. Wenn man vom Teufel spricht! Denn eben ist etwas Seltsames geschehen. Ich meinte doch soeben, ganz leise das schrille Pfeifgeräusch wahrnehmen zu können, das der freche Bengel mit seiner Flöte heute Morgen in der Konditorei von sich gab. War gerade am Wohnzimmerfenster, um rauszuschauen. Aber draußen, wo die nächtliche Dunkelheit sich bereits wie ein Zelt über die Welt ausgebreitet hat, sieht alles wie leergefegt aus. Bäume, die noch immer ihr Herbstlaub von sich werfen, sind die einzige, abendliche Bewegung im Schein der kalten Straßenlaternen. Mir schleicht sich bei diesem Anblick der einsamen Straßen nicht selten der Gedanke in den Kopf, draußen könnte jemand oder vielmehr etwas – etwas Großes – die Menschen eingesammelt und verschwinden lassen haben (eine Angst aus Kindestagen). Ob ich wohl auch rausgehen sollte, um mich verschwinden zu lassen? Ha ha, nur ein Scherz. Nicht lustig, ich weiß. Ich war noch niemals lustig. Es ist schlimm, lustig sein zu wollen, es aber nicht zu sein und nichts davon zu merken. Noch schlimmer ist es jedoch, es zu versuchen, es nicht zu sein und das auch noch sehr genau zu wissen. Ja, bei mir kommt alles zusammen. Auf zynische Art dann doch witzig, nicht wahr, Jenny? Übrigens geht mir der Badewannentraum nicht aus dem Kopf. Ob offene Schlagadern wohl schmerzen? Ach, vergiss meine wirre Schreibe! Wo kam jetzt dieses verdammte Pfeifen her? Ich glaube, meine Nerven sind zu wilden Pferden geworden. Ich sollte ihnen ein wenig Schlaf gönnen.

Gute Nacht!

Gruß,
Danny

10 Uhr - Tick tack...

Dienstag, 27. Oktober 2009


Ach Jenny,

es ist wahrlich zum Mäusemelken. Und das ist noch bei weitem untertrieben! Ich wollte Christins Rat ehrlich befolgen und mich schweren Kopfes, den ich nun ganz offenbar tagtäglich mit mir herumtragen muss, zum Arzt begeben. Ich schritt also hinaus in den kühlen Herbst, der heute sein unwirtlich stürmisches Angesicht offenbarte und mir das inzwischen irgendwie sehr braune Laub wie Ohrfeigen von links und rechts ins Gesicht schlug. Ich hielt nicht an, umging das rege Treiben der alten Leute in der Einkaufsstraße, dessen Akustik allein mir Kopfschmerzen bereitete, und schaffte es bis zur Praxis dieses Kurpfuschers Dr. Nagel. Und was soll ich sagen? Eine geschlagene halbe Stunde stand ich vor seiner verdammten Praxis, ja! Meine Hand lag auf der Türklinke, da überfiel mich das bitter kalte Gefühl, einen völlig falschen Weg eingeschlagen zu haben. Mein Herz sagte mir, alles sei richtig, doch hat mein dunkler Kopf längst die Führung übernommen, fürchte ich.

Nun, jedenfalls machte ich mich ziemlich rasch auf den Rückweg, floh geradezu nach Hause. In den Schaufenstern der offenen Geschäfte konnte ich einen Schatten meiner selbst erkennen, den ich nicht sehen wollte, dessen Anblick ich nicht mehr ertrage. Ach ja, und Halluzinationen scheinen mich ebenso bereits zu plagen. Denn in einer Spiegelung meinte ich, den frechen Jungen mit der Flöte erkennen zu können, der auf der anderen Straßenseite mit mir spazierte. Ich drehte mich zu ihm, doch natürlich hatte ich mich geirrt. Lediglich eine ältere Dame mit Gehstock war dort in derselben Richtung unterwegs. Die Nerven spielen mir wirklich übel mit, fürchte ich. Jenny, mir läuft die Zeit davon. Ich habe allmählich nicht mehr den Eindruck, diesem Dämmerzustand entgehen zu können...

Jetzt sitze ich wieder hier, und ein weiteres Mal sind sicher mindestens zwei Stunden ins Land gezogen, ohne dass ich etwas Sinnvolles getan hätte. Ich fühle mich nicht im Stande, mich von diesem Stuhl zu erheben, ganz als hätte ich meinen eigenen Hintern an selbigem festgenäht, oder als wäre mein Körper mit Gewichten beschwert (was er, nimmt man es genau, wohl auch ist – mit dem bedeutsamen Detail, dass niemand diese Gewichte zu sehen imstande ist). Ich möchte etwas essen, doch ich kann mich beim besten Willen nicht regen. Ich wollte Chrissi anrufen, doch was sollte ich ihr sagen? Dass ich einmal mehr nicht beim Arzt war? Dass sie herkommen und mir, verdammt noch mal, helfen soll, weil ich mich in ihrer Gesellschaft deutlich besser fühle als gänzlich allein mit mir selbst zu sein?

Es werden sicher nicht mehr viele Wochen ins Land ziehen, bis auch sie mir sagen wird, dass sie Abstand zu mir gewinnen möchte. Dass ich ihr nicht gut tue. Sie wird leise vor mir fliehen, wie es all die anderen getan haben und noch immer tun. Und sie wird sagen, sie hätte alles versucht, hätte alles unternommen, um mir ihre Hilfe zuteil werden zu lassen. Vielleicht wird sie das selbst sogar glauben und somit seelenruhig schlafen können. Und ja, natürlich mag sie mich (möchte ich zumindest glauben), und ja, ich müsste Verständnis dafür haben, dass sie nicht all ihre Kraft für mich aufopfern kann. Aber verdammt auch, hätte sie mir damals nicht das gewaltige, hoffnungszerschlagende und absolut endgültige N-e-i-n ins Gesicht geschmettert, würde es mir heute vielleicht sehr viel besser gehen. Verdammte Kuh! Natürlich, jemand wie ich kann nie gut genug für jemanden wie sie sein. Ein netter Typ? Klar! Ein toller Mann? Niemals! Es macht mich wütend, Jenny, ich gebe es zu! Sehr wütend! Jedes Mal, wenn ich so denke wie jetzt, kommt mir dieses hässliche Bild wieder in den Kopf: Sie und ich auf einer großen, dunklen Bühne. Vor uns ein düsteres Publikum, bestehend aus tausenden und abertausenden von glotzenden Augen und grinsenden Mündern. Finger, die auf uns zeigen, vor allem auf mich, während uns (mich!) wahre Klangteppiche des Hohngelächters überfluten. Und währenddessen spielt nicht weit hinter uns eine austauschbare Band in schwarzen Gewändern ebenso austauschbaren, aggressiven Heavy Metal. Zum nicht endenden Takt grabe ich meine Zähne in Christins Hals, reiße Haut- und Fleischstücke aus ihrem zierlichen Körper und schreie sie, während ihre entsetzten Augen mich anstarren, mit blutverschmiertem Mund an, dass sie sich all das selbst zuzuschreiben hat, schließlich hat sie mich komplett bloßgestellt. Bloßgestellt vor wem? Vor meinem eigenen, schwächlichen Ego? Nun, wahrscheinlich schon.

Ich habe ihr natürlich niemals von diesem widerwärtigen, undankbaren Traum erzählt. Weshalb auch? Das Schlimmste ist, dass ich nicht einmal genau weiß, ob diese Szenerie tatsächlich nur Teil eines chaotischen Traumes war oder ob es nicht viel mehr die Manifestierung eines unterschwelligen Hasses auf sie während eines meiner halbwachen Dämmerzustände war. Verdammt, ich weiß es nicht, Jenny! Ich weiß es einfach nicht.

Ich weiß so vieles nicht. Aber wie sollte ich auch, schließlich wissen wir depressiven Egomanen gerade noch, dass längs geschnitten werden muss und nicht quer, stimmt's? Ha ha, dummer Scherz, ich weiß. (Notiz an mich selbst: Scherze zukünftig unterbinden, aber pronto!) Himmel, an Tagen wie diesen wäre ich zu gern einfach t-o-t. Scheiße! Ich sollte mich dringend selbst retten, nicht wahr? Doch wie nur, wenn ich es nicht kann? Ich kann ja noch nicht einmal aufstehen. Ja ja, ich weiß, es wird schon irgendwie weitergehen, wenn ich nur zuversichtlich bin. Herr Zuversicht bin ich, oh ja. Ha ha! (Notiz an mich selbst: Notizen beachten!)

Ach ja, bevor ich ganz und gar ins fürchterlichste Selbstmitleid verfalle und wieder einmal große, warme Tränen die Tinte verwischen, noch etwas anderes zum Abschluss: In einer Sache habe ich immerhin doch auf Christin gehört. Und zwar habe ich diese unsägliche Uhr von der Wand genommen, um sie ziemlich weit hinten in einem meiner Wohnzimmerschränke zu verstauen. Der Stundenzeiger war mittlerweile auf der Zehn angelangt. Ulkiges Ding. Die Batterien habe ich entfernt, und nun soll es von mir aus bis ans Ende aller Tage zehn Uhr bleiben. Das war's dann von mir für heute.

Danny

9 Uhr - Tick tack...

Mittwoch, 28. Oktober 2009


Jenny,

langsam mache ich mir Sorgen. Sorgen um meine Befindlichkeit mache ich mir ohnehin, doch jetzt hat die ganze Angelegenheit ein völlig neues Ausmaß erreicht! Ich sollte aufhören, mit Tagebüchern zu reden, glaube ich allmählich. Andererseits lachst du wenigstens nicht über mich, egal, wie kaputt mein Verstand auch bereits zu sein scheint. Ob Christin lachen würde? Sie würde, ich bin mir fast sicher. Nein, würde sie nicht! Ach, es  ist einfach zu abstrus. Zu wahnsinnig! Scheiße!

Vielleicht liegt es daran, dass ich während der letzten Nacht annähernd keinen Schlaf fand. Vielleicht haben meine müden Augen mich einfach nur getäuscht? Schließlich scheint irgendjemand in diesem Wohnhaus es als eine Notwendigkeit zu erachten, die ganze Nacht über größere Renovierungsarbeiten durchzuführen. Das Hämmern und Kratzen war zwar leise, doch es weckte mich fortwährend aus meinem ohnehin schon unruhigen Schlaf. Es klang, als würde jemand einen Keller graben wollen. Immerhin – statt zusammenhängender Traummonstren musste ich deshalb nur einzelne Fetzen ertragen, deren Bilder gütigerweise bereits ins Vergessen abgedriftet sind.

Abgedriftet ist das rechte Wort, oh ja. Ha ha! Ich drifte ab, Jenny, wollte dir etwas ganz anderes erzählen, von dem ich fast schon zu glauben gedenke, dass selbst Tagebücher das Lachen erlernen könnten. Ich mache es kurz: Die Uhr hängt wieder an der Wand. Verdammt, werde ich jetzt komplett verrückt? Bin ich nachts aufgestanden, habe die Batterien wieder hineingetan und sie wieder an ihren alten Platz gehängt? Ich war doch niemals vom Schlafwandeln betroffen, soweit ich mich erinnere. Oh Gott, das kann einfach nicht sein! Ich gehe noch einmal nachschauen und bete inständig, dass ich mich geirrt habe. Dass mein Verstand mir einen leidlich lustigen Streich gespielt hat. So schlimm kann es um mich doch noch nicht stehen, oder?

Habe nachgesehen... Ich habe spontan überlegt, ob ich einen Spaziergang unternehmen soll, raus aus der stickigen Bude. (Notiz an mich selbst: Lüften könnte Abhilfe schaffen – ha ha!) Die Uhr hängt an der Wand. An der gottverdammten Wand! Das heißt, sie hing. Ich habe das verteufelte Ding heruntergerissen und über dem Knie entzwei gebrochen. Für einen winzigen Moment überkam mich die Angst, die Uhr könnte meine Hände versengen. Doch das tat sie natürlich nicht. Jetzt liegt sie in Einzelteilen im Mülleimer. Eine Hälfte möchte mitteilen, dass es neun Uhr geschlagen habe. Ganz egal, für das böse Ding war’s ziemlich sicher die letzte Stunde. Übrigens habe ich auch den Boden abgesucht. Nach Spuren. Ob ich paranoid werde? Aber hallo! Und natürlich war nichts zu finden. Keine Fußspuren, keine Abdrücke auf dem Parkett oder auf den Stufenmatten im Eingangsbereich. Hier war niemand. Niemand – nur ich! Jenny, ich werde verrückt. So hilf mir doch bitte jemand. Irgendwer! Christin! Jenny! Scheiße, verdammte!

Das Telefon habe ich übrigens ebenfalls ausgesteckt. Ich werde es später – vor dem Schlafengehen – wieder anschließen, doch heute wollte es mich ärgern und ließ dreimal sein grässliches Klingeln ertönen. Dachte, es könnte Christin sein, die sich Sorgen macht. Frauen haben ja mitunter erstaunlich entwickelte empathische Fähigkeiten. (Hexen, ha ha!) Doch dann keimte in mir die Befürchtung auf, dass es wohl jemand aus dem Büro sein würde, um sich nach meinem Verbleib zu erkundigen. Sollen sie mich doch rausschmeißen, diese geldgeilen Kapitalhuren! Entschuldige, Jenny. Wie, zum Teufel noch mal, soll ich denn in diesem Zustand arbeiten gehen? Aber bin ich wirklich deswegen nicht ans Telefon gegangen? Oder war es dieses seltsame Unbehagen, das ich wie einen heißen Atem im Nacken spürte, ich könnte schräg gespielte Flötentöne durch den Hörer vernehmen, wenn ich nur abgehoben hätte? Paranoia, ich sag’s ja...

Ach ja, abschließend noch eine kleine Notiz an mich selbst: Sollten diese Möchtegernbauarbeiter aus der Nachbarschaft sich heute Nacht wieder dazu entschließen, heimlich Minenschächte zu graben, während ich die Nachtruhe suche, so werde ich mich dazu durchringen müssen, dies zu melden. Nicht nur, dass es mir den Schlaf raubt – nein, es raubt mir auch die Wohnlichkeit meiner Behausung. Der Putz bröckelt! Ausgerechnet an der Wand, an der diese seltsame Uhr wieder aufgetaucht war. Kehre morgen alles weg. Habe keine Kraft mehr und will eigentlich nur noch die Augen schließen. Irgendwie scheint sich alles um mich herum in die eine und alles in mir in die andere Richtung zu drehen. Ein Karussell des Wahnsinns, nicht wahr, Jenny?

Müde Grüße,
Danny

8 Uhr - Tick tack...

Donnerstag, 29. Oktober 2009


Hey Jenny,

meine brennen die Augen wie Feuer und sehen im Spiegel auch danach aus, ja wirklich. Als wäre das sich stetig drehende, knarzende Rad der Folter in meinem Kopf nicht Strafe genug, mussten diese schrecklichen Nachbarn in der letzten Nacht wieder einmal im wahrsten Sinne des Wortes auf den Putz hauen und mir auf sehr penetrante Art den Schlaf rauben. Konnte ich auch nur eine einzige kostbare Stunde durchschlafen? Ich habe keine Ahnung, glaube es jedoch kaum. Es klang tatsächlich, als würden sie irgendwo in der näheren Umgebung Untertagebau betreiben. Und das Fürchterlichste: Sie waren bei dem, was auch immer sie taten, ein gutes Stück lauter als in der letzten Nacht. Tja, und so gab es dann heute Morgen noch mehr Putz von der Wand zu fegen. Ob hier wohl bald das ganze Haus einstürzt? Was wird hier nur veranstaltet?

Doch vermag mich all das heute nicht zu erschüttern. Denn Jenny, etwas Erfreuliches scheint geschehen zu sein: Die Uhr – sie ist weg! Zumindest hängt sie nicht erneut an der Wand, denn sie liegt noch immer zerbrochen im Hausmüll. (Ja, ich habe es tatsächlich gewagt, nachzusehen. Mutig, mutig, was? Ha ha!) Vielleicht wird es nun doch wieder besser mit mir. Und als würde die Welt mir genau dies bestätigen wollen, scheint heute die Sonne von einem prächtigen blauen Himmel auf mich herab. Jenny, ich fühle mich ohne Übertreibung wie neu geboren. Als könnte ich Bäume mit bloßen Händen entwurzeln, wenn ich nur wollte. Wie gern würde ich Christin anrufen, sie bitten, mit mir durch den malerischen Herbst zu wandern und den Duft verspielter Kindheitserinnerungen zu atmen. Ein wenig mit mir zu plaudern. Zu lachen. Zu-

Doch nein, ich möchte sie nicht mit meiner Euphorie erschrecken. Womöglich würde sie sich nur noch mehr Sorgen machen, als sie ohnehin schon hegt. Ich werde stattdessen allein losziehen, endlich wieder dieses hübsche, rustikale Café an der Ecke zur Hans-Iwand-Straße aufsuchen, in dem es noch diese herrlich alten, runden Tische gibt. Früher, Jenny, war ich oft dort und habe mich am Duft von frischem Kuchen und gebrühtem Kaffee erfreut. Früher, als es mir noch bedeutend besser ging und die Welt noch nicht in diese gefühlte Schieflage geraten war, die mir seitdem jeglichen Halt verwehrt hat. Vielleicht sollte ich Block und Stift mitnehmen und mich seit langer Zeit wieder einmal an einer netten Kurzgeschichte versuchen. Ich habe so lange nicht geschrieben, Jenny. Was würdest du dazu wohl sagen, wenn du mir nur antworten könntest? Herr Zuversicht und die Uhr des Wahnsinns – ha ha! Den Titel muss ich mir unbedingt notieren. (Notiz an mich selbst: hiermit bereits erledigt.) Daraus ließe sich eine vortreffliche Schauergeschichte für gemütliche Teeabende ersinnen, will ich meinen.

Nun denn, Jenny, vielleicht berichte ich zu späterer Stunde vom Geschehen dieses herrlichen Tages. Gehab dich wohl...

Liebste Grüße,
Danny


Ich bin wieder daheim, Jenny. Hach, welch wunderbarer Tag. Ja, wirklich. Es war noch genau alles wie früher. Jeder Tisch mit gerade einmal zwei Stühlen. Mein früherer Stammtisch in der Ecke zwischen den großen Fenstern, die den Blick auf die Straßenkreuzung freigeben, war unbesetzt, als hätte er auf mich gewartet. Und es duftete wie früher Jenny, wie früher. Ich hatte ein Stück Schokoladentorte. Und obwohl ich schwören könnte, dass die Rezeptur verändert wurde, konnte ich jeden Bissen genießen – ohne auch nur einen einzigen finsteren Gedanken zu hegen. Du weißt, jene unliebsamen Gedanken, die allzu häufig in den düsteren Keller meiner Gefühlswelt führten, in dem all die gierigen Schattenwesen an den Wänden meines klaren Verstandes nagten.

Ach, ich will all das von mir stoßen! Ich fühle mich, als wäre ich soeben von den Toten auferstanden. Wie auf das Leben eines Fremden blicke ich heute auf die furchtbaren Tage der geistigen Schwärze zurück, die ich durchkämpft habe, um in diesem Hier und Jetzt anzukommen. Oh bitte, Jenny, sollte dies womöglich das Ende des Fluchs gewesen sein? Sollte  die graue Wolkendecke tatsächlich durchbrochen sein, auf dass ich wieder heitere Tage durchleben kann? Und trotz aller Müdigkeit, die mich plagt (Notiz: unbedingt über den vermaledeiten Lärm beschweren!), möchte ich gerade die Welt umarmen. Die Welt und mit ihr Christin, die mir geblieben ist, die nicht von mir gegangen ist, die meine Liebe verschmähte, um mich in Freundschaft wieder aufzunehmen. Und auch dich möchte ich umarmen, Jenny. Wünsche mir eine ruhige Nacht und vor allem gesunden Schlaf! :-)

Es grüßt dich,
Danny


Nachtrag: Es ist mitten in der Nacht. Die Minenarbeiter in der Nachbarschaft haben ihre Arbeit wieder aufgenommen. Mein Kopf schmerzt. Das Glück, das ich vor diesen wenigen Minuten des Schlafes noch fühlte, hat mich verlassen. Will gerade nicht darüber reden. Auch nicht schreiben, verdammt noch mal! Denn ich stehe hier erneut mit leeren Händen, nackt und beschämt von meinem eigenen aufgesetzten Hochgefühl. Ich hasse mich! Oh, wie ich all das hasse! Ich werde mir einen Kaffee kochen. Es wird eine lange Nacht...

Ich- Nein!

Doch! Es ist... Jenny, die Uhr, sie hängt wieder an der Wand. Kurz vor acht, Jenny. Kurz vor acht! Muss mich irren. Bin doch so müde. Unendlich müde. Und ich habe Angst. Diese Uhr! (Ich glaube, sie hat sich verändert!) Dieser Lärm in den Wänden!

7 Uhr - Tick tack...

Freitag, 30. Oktober 2009


Jenny? Hast du mittlerweile vielleicht sogar das Reden erlernt? Antwortest du auf meine Fragen? Sollte es mich wundern, wenn es denn so wäre? Das würde es nämlich nicht, nein. Nein! Nein! Nein! Denn ich schlafe nicht mehr und halluziniere stattdessen, und wird so nicht jede Verrücktheit möglich? Doch natürlich redest du nicht! Wie auch Christin nicht mit mir redet. Meine Chrissi. Habe versucht, sie anzurufen, dieses letzte Halteseil zu greifen, doch sie nahm nicht ab. Das Telefon hielt ich fest ans Ohr gepresst, spürte, wie frischer Schweiß den Kunststoff des Hörers von meiner Haut rutschen ließ, während ich auf eine menschliche Stimme wartete (und eine unmenschliche befürchtete, vielleicht sogar den kleinen Flötenspieler, oh jaaa!). Ich ließ das Telefon sieben Mal schellen (Notiz an mich selbst: Die Sieben ist eine gute Zahl!) und legte auf. Es ist vielleicht besser so, nicht wahr Jenny?

Denn weißt du, mein Kopf mag vor lauter irrem Rauschen zu einem gewaltigen, ja einem geradezu grotesken, lautstark und schmerzhaft brummenden Bienennest gewuchert sein (Wo mag nur die Bienenkönigin sein? Ob sie denn wenigstens mit mir reden möchte? Hi hi...), doch ist der Nektar, den dieses Nest enthält, tiefschwarz, unerträglich bitter und das entscheidende Gift, um der letzten Bastion meines verbliebenen Verstandes den Garaus zu machen. Und Christin, würde sie nicht ohnehin eines Tages noch alles verschlimmern? Oh, hätte sie nicht die Macht, mir das noch funktionierende  Herz zu stehlen? Das kostbare Herz, das hinter meiner Brust pulsiert, als wollte es mich daran erinnern, zuversichtlich bleiben zu müssen? Ach, sollte ich Christin nur ansehen, dass ein neuer Mann sie begehren könnte, dem auch sie zugetan ist, Jenny, ich würde auf der Stelle vor ihren Augen sterben. Doch über das Sterben darf sie nicht entscheiden, nein! Niemals! Mein Herz gehört mir allein. Den Kopf habe ich mir schließlich schon selbst verfinstert. Was bliebe mir also? Und sterben (möchte?) werde ich fürwahr! Doch durch meine Hand, nicht durch ihre Macht.

Könntest du reden, Jenny, würdest du nicht wissen wollen, weshalb ich nicht von der verdammten Uhr berichte? Nun, sie ist eben da! Ha ha ha! Könnte es womöglich Unglück bringen, auch nur an sie zu denken? Denn sehe nicht einfach ich allein sie, weil die Imagination mörderische Fälschungen in mein Augenlicht webt? Ein Idiot müsste ich sein, würde ich nicht erkennen, was mir dieses Trugbild einzuflüstern versucht. Sieben Uhr, Jenny. Sieben Uhr! An der Wand, die nun Risse trägt (Doch was kümmern mich Risse? Was kümmert mich die Wand? Die Welt?), mit all dem noch immer bröckelnden Putz hängt sie, trägt nun schwarze Zeiger und ist gewachsen. Ich habe sie sehr genau begutachtet. Keine Bruchstelle! Keine zerstörte Uhr mehr im Abfall. Fast schon, als hätte ich sie niemals angerührt, hängt das Höllending an der Wand, tickt, dass es wie Hammerschläge in meinem erschöpften Kopf schmerzt und scheint mich durch ein unsichtbares Auge zu beobachten, wann immer es mich im Blick hat. Die Uhr, die nicht da ist, sie lechzt nach mir! Siebenfach (Die Sieben ist eine gute Zahl – ha ha!) noch will sie mich in den Wahnsinn schicken, um dann-

Um was? Mich sterben zu lassen? Sterben in meinem eigenen Heim, in dem ich mich gefangen halte, weil die selbst erzeugte Schwerkraft nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Geist niederschlägt? Auf dass ich schließlich verwese, stumm und vergessen, bis letztlich das Leichenwasser meiner verrottenden Überreste in den Boden einsinkt und Übelkeit erregende Kunde über mein Ableben unter den gleichgültigen Nachbarn verbreitet? Und unter den Arbeitern, die noch immer so fleißig meißeln und scharren und Dinge freilegen mögen, von denen ich besser gar nichts wissen möchte. Nun übrigens auch bei Tage... Jedoch viel leiser. Ach so leise, dass ich es kaum wahrnehme. Und doch weiß ich, dass sie da sind.

Ich bin verrückt, nicht wahr, Jenny? Völlig am Ende, dahingerafft von meiner ausweglosen Gemütslage. Ich kann mir denken, dass all diese Dinge, die hier geschehen, nicht echt sind. Sie sind nicht da, auch wenn ich sie sehe, höre und spüre. Es ist so einfach: Wahrscheinlich wirft die echte Sonne gerade warme Strahlen zu meinen Fenstern herein, während die falsche, die nur ich sehen kann, lediglich glotzt und höhnisch grinst und niemals lacht. Und ich werde nicht warten, nicht länger ausharren, bis ich mir im Wahn die Augen aus den Höhlen reiße. Ich kann mich zwar nicht mehr zum Leben bewegen, Jenny, doch kann ich mich noch immer ins Badezimmer begeben. Das geht noch! Ich kann Wasser einlassen... Es tut mir leid, aber... Dies werden meine letzten Worte sein, Jenny. Ich sterbe heute Abend. Sterbe aus eigenen Stücken, bevor Christin mein Herz sprengen kann, bevor meine düsteren Gedanken aufgrund der Sinnlosigkeit dieses tristen und erschreckenden Daseins mich dahinraffen.

Denn habe ich den Traum, in welchem ich im Bad starb, in farbiger Erinnerung. In blutroter Erinnerung – ha ha! Vergib mir das Bisschen Galgenhumor, Jenny. Und vergib mir meine Feigheit vor dem Leben. Doch wenn der Gang in den Tod der einzige Pfad ist, den ich noch beschreiten kann, so soll dies mein Weg sein. Leb wohl, Jenny! Und leb wohl Christin! Lebt wohl, all ihr verblassten Erinnerungen, Freunde, Freuden, und leb wohl, verhasstes Leben!

Danny


Nachtrag: Habe geschnitten. Blut an mir, an den Handtüchern. Lebe noch!!! Konnte nicht. Wollte nicht? Was will ich überhaupt? Schlafen. Ausharren. Doch keine Zuversicht mehr. Danny lebt. Herr Zuversicht liegt tot in der Badewanne.

6 Uhr - Tick tack...

Samstag (???), ??. Oktober 2009


Meine Jenny! Ist dies überhaupt dein Name? Wer sagt, dass du so heißen darfst? War ich es, oder nanntest du mir einst doch selbst deinen Namen? Sollte ich dich getauft haben, vielleicht sollte ich dich dann ab jetzt Christin nennen. Denn jene Christin aus dem Leben des kürzlich hingeschiedenen Herrn Zuversicht hat wohl in meiner finsteren Leere nichts mehr zu suchen. Doch gab es überhaupt jemals Zuversicht? Ein Trugbild, wage ich zu behaupten! Eine schändliche Lüge, auf dass das Folterrad sich auch am nächsten Tag noch drehen darf! Verrat am eigenen Leben!

Und nun habe ich ihn getötet. Wie konnte ich etwas so Schreckliches nur tun, frage ich einerseits und meine andererseits, nur der Konsequenz meines Sturzes zu folgen. Habe das Gefühl, mein kleiner Fluchtversuch war die erste Stufe auf der Leiter, die unweigerlich ins tödliche Verderben führt. Nun scheint selbst das Tageslicht in noch tieferes Schwarz getaucht zu sein. Meine Arme sind wund von schmerzenden Schnittwunden, dass ich kaum zu schreiben in der Lage bin. Und mein gepeitschter Kopf rasselt und vermag nicht mehr zu entscheiden, ob ich den grausigen, unnachgiebigen Krach in den Wänden wirklich mit den Ohren wahrnehme, oder ob es nicht doch nur mein pochendes Hirn ist (das Bienennest!), das den Lärm verursacht. Schlaf finde ich nicht mehr, also muss ich wohl nicht darauf hoffen, die Wahrheit in einem Moment der inneren Vernunft zu erkennen.

Denn was bis gestern an Vernunft verblieben war, spiegelt sich nun dunkelrot und trocken in blutverschmierten Handtüchern. Und nach der Vernunft verliere ich selbst das Gefühl für die Zeit, weil keine Nächte mehr die Tage trennen. Und weil diese widerwärtige, dauernd wachsende Uhr (so groß ist sie geworden, so groß...) jedes Restgefühl für die wahre Zeit verschlingt. Ich würde sie so gern von-


Das Telefon schrillte soeben. Dachte, mein Gehör würde bersten, mein Kopf in einer tödlichen Explosion detonieren. Doch nichts dergleichen geschah, bevor das Unerwartete über mich hereinbrach: Christin hat soeben angerufen. Sie war es, und zugleich war sie es nicht. Sofort wollte ich mit ihr reden, spürte, wie mein schwaches Herz zum kleinen Sprung der Freude ansetzte. Glaubte, Herr Zuversicht könnte sich doch noch regen. Dann sprach sie: »Öffne deine Tür! Öffne die Fenster! Flute die Schwärze mit Licht und verlasse jetzt dein Gefängnis. Denn ich warne dich, Danny-Boy! Ich warne dich nur dieses eine Mal: Gehst du nicht heute, so gehst du nimmer mehr!«

Das also waren ihre Worte. Ich fragte sie augenblicklich mit zittriger Stimme nach der Bedeutung, fragte sie nach ihrem Befinden. Doch blieb sie die Antwort schuldig. Die Leitung verstummte, und zusammen mit ihr, verstummte Christin. Ich rief in einem Anflug von selbst nicht beachteter Aufregung zurück, doch sie hob nicht ab (Notiz: ein Hoch auf die Rückruffunktion! Habe doch glatt die Nummer vergessen – ha ha!). Und so blieb es bei diesen wenigen kryptischen Worten (die ich wirklich nicht verstehe, Chrissi? Nein, Jenny!). Doch kann Christin sie nicht gesagt haben. Weder entsprechen solche Worte ihrem Sprachgebrach, noch würde sie mich je Danny-Boy nennen. Ich meine, dass meine Mutter (Möge die Bienenkönigin sie selig haben! Bienen? Gott, der Herr! Doch ist es nicht gleich?) mich einst so nannte. Oder irre ich mich? Was wollte sie mir sagen? Wo soll ich nur hingehen? Die Tür öffnen und raus in den Tag schreiten, damit das Sonnenlicht mich versengen und entstellen kann? Damit all die gleichgültigen, schmerzgierigen Menschen auf meine jämmerliche Existenz deuten und mich unter unerträglichen Schreien mit ihrem Hohn zertreten können?

Jenny, ich werde nicht rausgehen! Ich möchte und möchte es zugleich nicht. Ich kann- kann nicht!!! Wie sollte ich auch? Ich schaffe es noch nicht einmal, meinem schreienden Magen Befriedigung zu verschaffen. Kann nicht einmal meine trockene Kehle befeuchten. So ertrage ich freiwillig Hunger und Durst, weil selbst diese Tätigkeiten nicht mehr zu bewältigen sind. Ich bin umgeben von unerklimmbaren Hürden! Oh ja! Gefesselt bin ich. Gefesselt an diesen Platz, an dieses Leben und ebenso an diese Verzweiflung. Werde jetzt wieder wegdämmern, Jenny. Nur Ruhe suchen, keinen Schlaf. Denn das Hämmern in den Wänden (in meinem Kopf) wird lauter und lauter. Die Wand, die der Uhr allein gehört – sie bricht. Sie bricht, während ich zerbreche. Und bald kommen sie, Jenny. Es hat bereits sechs geschlagen. Ja, sie werden kommen...

Auf dich, Jenny, auf dich! Nicht auf Danny – ha ha!

5 Uhr - Tick tack...

Keine Zeit, kein Tag, kein Jahr, keine Welt… Ha ha!


Bin ich hier und jetzt noch wahrhaftig? Bin ich Mensch? Seit ich Herrn Zuversicht ermordet habe, bin ich mir selbst der einfachsten Dinge nicht mehr gewahr. Geistige Leere durchflutet mich, spült neues Gift in die wahnwitzigen Reste meines Verstandes. Bunte Farben flimmern ekelerregend vor jenen Augen, die mir inzwischen zu zeigen scheinen, was ich an Schrecklichem zu sehen verdient habe, statt mir zu offenbaren, was wahr ist. Was wahrhaftig ist. Nein, ich bin nicht mehr wahrhaftig.

Trotz des unendlich lauten Krachs in der Wand hinter der Uhr (Ja, von dort kommen sie, sie kommen, oh ja! Schon bald...) scheine ich noch immer aus dem Tag zu driften. In einem Traum stand ich vor dem Spiegel, schaute in mein zerfurchtes Gesicht, betrachtete die finsteren Ringe unter meinen verlebten Augen aus gerötetem Weiß. Ich meinte, mich selbst zu sehr zu verkennen und rückte näher an das eigene Trugbild (Wahrheit?) heran. Und je näher ich kam, desto mehr konnte ich wahrnehmen: Mein eben noch dunkles Haar – schütter und ergraut, die Haut meines Gesichts erschlafft, rau und voll von uralten Falten. Ich erkannte ein Gesicht, das so herabgezogen schien, dass es nicht einmal mit dem stärksten Willen möglich gewesen wäre, ihm ein Lächeln abzugewinnen. Versuchte es trotzdem, oh, ich versuchte es und erkannte sogleich nur das Bildnis vereinsamter Hässlichkeit, dazu verdammt, weiter und weiter zu altern. Bis zur Verdammnis! Ich sah, wie meine Haut sich verdunkelte, wie sie zurückwich und fauliges Fleisch zum Vorschein brachte. Die Zähne lagen plötzlich frei, und als ich vor meiner eigenen Fratze erschrak und schreien wollte, fielen die ersten Zähne aus und landeten klimpernd im Waschbecken. Ich griff mir an den kahlen Kopf, zog dabei vor Panik letzte Fetzen von Haut vom knochigen Schädel, und ehe ich weiteren Schrecken wahrnehmen konnte, verfinsterte sich mein Blick, als meine Augen in ihren Höhlen vertrockneten wie vergammeltes Obst. Aber es wurde nicht ganz schwarz um mich, denn ich wachte niemals auf – weil ich doch niemals geschlafen hatte...

Ich stolperte aus dem Badezimmer, schlug im Flur zu Boden, und als ich den Blick hob, sah ich die groteske Uhr (fünf Uhr – tick tack tick tack – fünf Uhr schon!!!), die auf mich herabglotzte. Wartend, lechzend. Wieder schrie ich, als das Telefon schellte. Christin!!! Christin!!! Fast glaubte ich, mich freuen zu können, als meine dumpfen Ohren erkannten, welch hohle Stimme zu mir sprach. Als käme sie aus einem längst toten Körper, erstarrt und ausgehöhlt, nur um diese grausam nagende Stimme aus ihm ertönen zu lassen. Und so sprach sie in der schlimmsten Kälte: »Niemand liebt dich, oh Danny-Boy. Niemand liebt dich. Ein jeder hat dich bereits vor langer Zeit verlassen. Und sie alle amüsieren sich, Danny-Boy, sie alle. Du jedoch, bist verloren in dir selbst. Du konntest gehen, doch nun ist es für dich zu spät, alter Freund! Zu spät.« Annähernd so muss der Wortlaut gewesen sein, falls meine Erinnerung mich nicht auch längst trügt. Und weil ich diese Totenstimme nicht mehr ertragen konnte, schrie ich mit dem Wenigen an Kraft, das ich noch besaß und riss das Telefon von seinem Platz. Ebenso riss ich das Kabel samt Anschluss aus der Wand und meinte sogleich, die Uhr kichern zu hören. Glaubte, ihren fauligen, heißen Atem spüren zu können.

In einem weiteren Anflug von Panik floh ich zur Haustür, riss sie auf, wollte vor der fressenden Uhr fliehen. Doch, oh Jenny, oh Jenny... Wie kann ich dir nur begreiflich machen, dass die Welt verschwunden ist??? Verschwunden!!! Ich sehe sie matt und leer hinter dem Glas (keine Menschen mehr, keine Menschen. Nur im Augenwinkel glaube ich manchmal, den Flöte spielenden Jungen sehen zu können, den ich fast zu kennen glaube), bis ich Tür oder Fenster öffne. Denn dann sehe ich mich plötzlich vor einer verwitterten Mauer aus rotem Backstein. Brüchig, doch undurchdringlich für mich. Diese verfluchten Mauern, sie erinnern mich an das alte Haus meiner Eltern, in dem ich meine Kindheit verbrachte. Früher hinter solchen Mauern behütet, werde ich nun hinter gleichartigem Stein gefangen gehalten (Wärter Danny zu Ihren Diensten – ha ha ha ha!). Und Jenny, ich glaube fast, Herr Zuversicht hätte diese unüberwindbaren Mauersteine durchbrechen können. Doch ich? Ich Danny? Nein, nicht ich. Denn sie alle wollen nicht mehr, dass ich gehe, nicht wahr? Christin (Bist du es, bist du es nicht?), die nun boshaft ist, der Junge mit der schrägen Flöte und, ach, auch die fleißigen Gestalten, die sich hechelnd in der Wand zu mir vorarbeiten. (Und die Bienenkönigin!) Sie ALLE!!! ALLE SIND JETZT MEINE FREUNDE!  HA HA HA!!!

4 Uhr - Tick tack...

Vier, so sagt die Uhr. Vier! Vier!!! VIER!!!


Habe versucht, Wasser zu trinken. Fiel mir schwer und erbrach das meiste. Trank weiter. Und trank und trank und trank. Nicht die Lebensgeister regen sich in mir seit dem, doch klebt die Luft nicht mehr in meinem Hals wie staubiger Wüstensand. (Was gäbe ich jedoch um eine Wüste?)

Jenny? Hörst du mir zu? Ach, wen interessiert das überhaupt? Wen interessieren meine Belange, nicht wahr??? Habe die Spiegel zerschlagen. An welchem ich auch vorbeiging, zeigte er mir doch den gebeugten Mann, der sich verdammt und verlassen durch einen Tag aus Reißnägeln schlagen muss. Haut und Fleisch faulend, doch am Leben und ohne Schmerzen, da jegliche Qual des Geistes keinen Durchlass für körperliche Leiden bietet. Wollte dieses Bild nicht mehr ertragen. Wollte nicht mehr sehen, wer nach Herrn Zuversichts Tod übrig geblieben ist. Nun, im ganzen Haus gibt es seit heute keine Spiegel mehr. Alle zerbrachen sie zu Scherben. Scherben, die darniederliegen wie das, was ich einst war.

Nur mehr die gläsernen Fenster sind noch übrig geblieben. Doch sind sie matt. Milchig trübes Licht werfen sie in diese Räume, deren Wände mich zerdrücken wollen. Und wenn ich sie öffne, stehe ich noch immer vor rotem (blutigen) Backstein. Sogleich schwindet das müde Tageslicht, bietet Platz für die ungleich hungrigere DUNKELHEIT. Und im gedimmten Schein des Kunstlichtes, das von Lampen an der Decke fällt, lese ich die schwarzen Worte auf den Ziegeln. Sie sagen »Fegefeuer« und »Saten«. Sie sagen »Mephisto«. Sagen auch »Cthulhu«. Und sie sagen »Bienenkönigin« (Warum nur das?). Ach, sie flüstern diese Worte und noch viele mehr, die ich wohl mit dem Tod zu verbinden wage. Mit Folter und Qual. Sie träufeln all die Bilder in meinen Geist, und ich weiß nicht, ob sie mich verbrennen oder mich erfrischen. Ewiger Schmerz oder Erlösung??? Die Erlösung mag kommen, selbst wenn sie weiteren, finalen Schmerz bedeutet, denn die Arbeiter in der Wand kommen näher und näher. Lauter werden sie nicht, doch höre ich nicht nur ihr Tagwerk. Ich höre ihre hallenden Schritte in den dunklen Gängen, die sie für mich gegraben haben mögen, und die jegliches Licht dieser Welt fressen müssen, wie ich glaube. Oh, ihr schwarzen Wesen, bringt mir doch die Erlösung. Oder bringt mir, was immer ihr wollt, um euer Werk zu erfüllen, doch holt mi-

Wie kann das sein??? Das Telefon...

Hätte Herr Zuversicht ein zerstörtes Telefon abgehoben? Hätte er? Hätte er nicht? Ene, mene, miste, was rappelt in der Kiste? Es ist der kleine Flötengeck. Er spielt sein Lied, und du bist weg... Ha ha ha! Ich vernahm seine Stimme, oh, Jenny. Durch den toten Hörer sprach er, und ich roch seinen Atem, ein Gemisch aus Kaugummi und Verwesung. Er lachte, lachte mich aus wie damals, als ich vor gefühlten Jahrtausenden in der Bäckerei stand. Damals, als die Welt noch existent war, wenngleich bereits ins Zwielicht getaucht. Damals, als Herr Zuver- NEIN! Ich will nicht mehr von ihm reden! Auch an den Flötenspieler mag ich nicht denken, doch er spielte sein Lied, seine unvergessliche Hymne des Todes in schrägen Tönen, dieser kleine Junge. Eine Fanfare des Grauens, und ich bin mir doch so sicher, dieses Lied zu kennen, wie ich auch dieses Teufelskind zu kennen glaube. Doch Danny-Boy kann sich nicht erinnern. Nein, er kann nicht. Nein und nein und nein und nein!

Werde nun sitzen. Auf dem Stuhl sitzen und warten. Gefangen in diesem Kopf, der sich nicht mehr regen möchte. Ich warte weiterhin, Jenny. Warte auf meine Freunde. Und bald musst du allein weitergehen, Jenny. Du musst. Denn wir alle müssen. Ob wir wollen, oder nicht.

3 Uhr - Tick tack...

Tag? Kein Tag mehr! Unendliche Nacht! Fresser von Licht und Leben!


Wofür schreibe ich dies alles noch nieder? Und für wen, frage ich? Für mich selbst? Für dich? Wer bist du? Jenny? Oder kommt Christin zurück, um zu lesen? Zu lesen und zum Kuchen, gebacken aus meinem Fleisch? Gefüllt mit meinem Blut? Gedeckt mit meiner Haut??? Vollkommen gleich, denn ich schreibe, weil ich nichts mehr als das Schreiben noch zu bewältigen vermag. Wenn ich schreibe, sehe ich nichts. Höre nichts. Fühle nichts. Ruhe!!!

Schleppte meinen müden Leib zur Uhr, die seit heute ein vermodertes Glockenwerk aus uralten Zeiten besitzt. Legte mein Ohr an das gänzlich unverputzte, stark rissige Mauerwerk und lauschte meinen Freunden bei der Arbeit. Sie kommen zu mehreren. Vielleicht sogar zu vielen. Konnte schwere Schritte hören, geboren aus unaufhörlichen Bewegungen, zu deren Eifer ich nicht im Stande bin. Und über allem vernahm ich ihren keuchenden, rasselnden Atem, der erschöpft und zugleich gierig durch die gerade noch trennende Wand an mein altes Ohr drang. Tote und doch lebendige Geräusche eines namenlosen Grauens in Gestalt ewig düsterer Arbeiter, die über alle Maßen unmenschlich erklangen. Wie mögen sie nur aussehen, diese neuen Freunde? Jenny, sag es mir, sag es bitte! Sag es doch! Sag es! Sprich endlich, miese SCHLAMPE!!!

... tut mir leid. Bin nicht mehr bei mir. Spüre Angst! Ein echtes Gefühl in den unendlichen Sphären einer längst nicht mehr vorstellbaren Dunkelheit, die einst mein Geist gewesen sein muss! Oder ist es Heilung, die mich ereilt – Heilung in der Endgültigkeit? Bedeutungslos, bald ist es so weit! Denn tick tack tick tack tick tack... HA HA! Die allmächtige Uhr steht niemals. Sie zählt. Zählt für mich.

Floh darauf zurück in mein Arbeitszimmer, Jenny, die du mich auch bald verlassen wirst. Wollte mich ins Schreiben flüchten. Doch was nutzt Flucht? Neue Freunde umgeben mich auch hier, nicht wahr? Ha ha! So spürte ich gerade erst ein widerwärtiges Jucken und Kratzen überall auf meinem Gesicht, während meine Ohren mir vorgaukeln wollten, dass dieses Surren in meinem Kopf aus mir herauskroch und über mich herfiel. Lauter und lauter und LAUTER! Bis ich in die Knie ging, mein Gesicht mit den Händen umfasste und die weiche Masse IHRES Volkes spürte. Konnte nichts sehen, da alle Spiegel zerstört sind. Wusste dennoch, Jenny, dass die Bienenkönigin da war!!! Jaaaaa, sie war da! Ließ ihre tausenden von Arbeitern durch meine Augen, meine Ohren und selbst durch meinen Mund nach außen brechen wie gewaltige Niederschläge aus schwarzem Wasser. Glaubte, sie alle würden sich gegen mich erheben, mich angreifen, bis meine Lebensgeister unter den Schmerzen und Schwellungen ihrer Stiche nachgeben würden. Doch geschah nichts dergleichen. Sie kamen nur, sahen auf mich herab und krochen zurück, pressten sich allesamt wieder in meinen Kopf, bis ich dachte, er würde aufs Schlimmste bersten. Was nur will die Bienenkönigin mit Danny-Boy??? Weshalb schickte sie die Vorhut? Jenny? Rede doch!!! So rede wenigstens du noch mit mir! Hast mich auch längst verlassen, was? Bist auch nur eine gottverdammte Schlampe! Die Welt ist eine Schlampe und gehört so GEFICKT wie sich mich GEFICKT HAT!!!

2 Uhr - Tick tack...

Zeit hat keine Relevanz mehr...


Erkenne die Tür. Das Tor. Die Pforte. In einem neuerlichen Anflug von Neugier lauschte ich den Arbeitern (klopf, tack, tack, tack, klopf – meinte, ein Kichern zu vernehmen). Die Geräusche hallen pulsierend durch die undichte Wand. Und dumpf, doch erkennbar dringen die Flötentöne des Jungen zu mir herauf, der sie alle anzutreiben scheint, um sich boshaft bis in meinen Schädel hinaufzufressen und an dem zu nagen, was dort oben noch übrig sein mag. Oh, Danny-Boy, könntest du doch nur den Jungen zuordnen. Erkennen, wer er ist (Du kennst ihn, nicht wahr?), welch schauriges Lied er spielt.

Ich legte meine Hand in eines der Löcher in der Wand, welche aus den vormaligen Rissen gewachsen sein müssen, bis sich ein handtellergroßes Stück des Steins löste und zu Boden krachte. Sofort zerfiel es zu feinstem Staub, als wäre es schon viele Jahrtausende alt. Doch HA HA – Ist der Tod nicht gar Jahrmillionen alt? Ist er nicht? Ist er nicht? Sag es! Los, sag es mir! Notiz an Danny-Boy: Nicht mehr mit Jenny reden, sie redet auch nicht mit dir. Ist eine Schlampe wie die ganze restliche Welt. Oh ja. Schlampenwelt! SCHLAM-

Bienen, die aus meinem Gesicht kriechen und mich umschwirren wie dreckige Fliegen, lenken mich von meinen Fäden ab, die ich berichten mag. Doch wundert das? Scheinen sie doch von hinten gegen meine Augäpfel zu drücken, um sie aus ihren Höhlen zu pressen. Oder ist es doch nur Müdigkeit in ihrer Vollendung? Schlafe ich bereits und träume längst den ewigen Traum? DIESE FRAGEN! Hört auf, hört alle auf!!!

Die Wand, ja, die Wand. Ich brach ein Stück heraus, nicht wahr? Und endlich fiel ein wenig des trüben Tageslichts, das falsch ist, weil meine Fenster noch immer fest vermauert sind (Mauern mit Todesworten), auf das Loch und gewährte mir einen Einblick. Nackte Panik legte ihre feuchten, vom Wassertod aufgequollenen Klauen um meinen Hals, als ich erwartete, die düsteren Herrschaften mit ihrem Arbeitsgerät zu erkennen. Zu sehen, wie sie mich mit leeren Augenhöhlen und toten Mündern neugierig anglotzen würden, mit knochigen Krallen nach mir greifen würden. Und ich glaube, ich begann zu zittern, doch können das auch die Bienen gewesen sein, die fürchterlichen. Jedoch sahen meine Augen nichts dergleichen in dem Loch. Nein, was ich erkannte, war jene Tür, die ich eingangs erwähnte. Erwähnte ich sie? Rede! LOS DOCH! Tat es gewiss.

Eine Pforte. Gearbeitet aus altem Stein ist sie und noch verschlossen. Doch öffnet sie sich und lässt ihr vernichtendes Heer aus verwesender Dunkelheit ins Tageslicht hinaus, so vermag ich mir nicht vorzustellen, in welch chaotische Schrecken sie hinabführen wird. Vielleicht gar in ein Reich aus gänzlichem Chaos, in dem das Dunkel immer hell zu sein scheint und das Hell dunkel. Wo spitze Winkel flach wirken mögen und Raum und Zeit die Rollen getauscht haben, auf dass der Verstand vor endgültigem Unverständnis von selbst brüllt, man möge ihn augenblicklich töten. Will ich wirklich auf diese Freunde warten, die mich zu sich holen möchten? Will ich das? Will ich? Welche Wahl habe ich denn, oh kleiner Danny-Boy? Gefangen hier, wo ich nun einmal bin, die letzten Kräfte längst aufgezehrt und vor Hunger und Durst darbend? Könnte mich ja doch niemals erwehren und warte nun, warte, wie ich es immer getan habe.

Denn sogar das Ende kann ich offensichtlich nicht selbst in die Hand nehmen, wie ich schon das Leben nicht mit meinen unfähigen Fingern festhalten konnte. Ich floh vor dem Leben, ohne zu ahnen, dass der Fluchtweg ein Rundkurs ist. Und das Ende ist nicht der Anfang, sondern immer nur der Tod, nicht wahr? Doch auch vor dem lief ich davon, tue es noch immer und wage nun nicht den Zieleinlauf. Oh, so kommen sie, mich zu holen, mich über die Linie zu tragen. Die diabolische, mich ständig beobachtende Uhr gibt die Zeit vor. Nicht mehr viel übrig. HA HA! SCHLAMPENWELT! Ich will versuchen, die Rätsel zu lösen, deren Klärung ich so nahe bin und sie dennoch nicht erkennen kann. Und brauche ich Stärkung, fresse ich die Bienen, HA HA! KOMMT NUR HER! KOMMT HER!!!

1 Uhr - Tick tack...

Weitere, große Mauerstücke sind aus der Wand gefallen, um freizugeben, was zu mir kommen will. Erkenne das Tor unter der pompösen Uhr mit ihrem gigantischen Glockenwerk (das bald schon, ja BALD BALD BALD läuten wird!!!). In tristen, grauen Stein ist es geschlagen. Und kein Ausgang ist dies, sondern vielmehr ein Zugang. Der Zugang zu einem Mausoleum, wie ich nun sicher weiß! Zu MEINEM Mausoleum. Danny-Boys eigenes Grab, ha ha! Konnte hören, wie sie hinter der Tür scharren und kratzen. Lauter Atem drang zu mir, dass ich meinte, ich hätte auch jedes Flüstern hören können. Doch sie sprachen nicht, nein. Sie sprechen nie! Denn die dunklen Herrschaften bereiten eifrig meine Einkehr vor. Die dunklen Freunde, die da arbeiten. Für Danny-Boy arbeiten. Danny-Boy, der allein gehen muss. Ohne den feigen Herrn Zuversicht! Ja, nur Danny-Boy-Boy-Boy!

So nennt sie mich, ha ha. Wer? Nicht du Miststück, deren Name ich nun vergessen habe, oh nein. DU wolltest nie reden, nicht? Wolltest mich nicht! Aber Danny-Boy, so ruft mich die Bienenkönigin. War bei ihr, in einer weiteren Phase, von der ich nicht mehr sagen kann, ob sie aus einem Wachtraum geboren wurde oder ob ich im unbemerkten Schlaf lag. Spielt jedoch keine Rolle mehr, nicht wahr? NICHT WAHR??? Ja, meine Bienenkönigin, es ist wahr! Sie hat die alte, längst beerdigte Erinnerung geweckt. Ich hörte in meinem Kopf ein lautes Reißen, als ob derber Stoff unter großem Kraftaufwand in Stücke gerissen würde. Eine große Explosion und dann die unvorstellbare Weite um mich. Eine Weite, getaucht in so große Finsternis, dass kein irdisches Schwarz ihr auch nur annähernd gerecht werden könnte. Und ich reiste, ja, ich bereiste die Schwärze dieses leeren Universums, das nur ich betreten durfte. War auf der Suche nach der Sonne, dem Zentrum, dem leuchtenden. Und ja, ich fand sie!!! HA HA!!! SIE WAR ES! Die Bienenkönigin war die Sonne. Groß und aufgedunsen hockte sie mit pulsierendem Leib im gigantischen Nichts, blickte mich wissend durch pralle Facettenaugen an und rief mich lautlos zu sich. Und sie rief ALLES wieder zurück. ALLES!

Das rote Mauerwerk, das mich nun einkerkert und zugleich Obhut meiner Kindheit war. Im Herbst stand ich vor dem Fenster, eingelassen in jene roten Mauern. Mein Blick fiel in den Hof, als ich den Schrei meiner Mutter vernahm. Ich blickte durch das Glas, hinaus in den Herbst, von allerlei Laub bunt eingefärbt. Sie rannte meinem Vater entgegen, die Arme hilflos über den Kopf geworfen, oh dieser letzte Tag einer unbefleckten Familie. Geburtsstunde des Herrn Zuversicht (den ICH getötete habe!!!). Und mein Vater? Er trug meinen Bruder in seinen Armen. MEINEN BRUDER!!! Einen Grabstein hatte ich ihm in mein Gedächtnis hineingesetzt. Doch war es schon bald umwuchert von Unkraut, verwittert bis zur Unkenntlichkeit. Mein Bruder, den ich nie vergessen sollte und doch immer verdrängt habe, nicht wahr? HA HA, bis die Bienenkönigin kam! Denn sie tötete ihn einst! Wie wahr, wie wahr! Bienen! Mein Bruder, er hatte die Bienen mit Zweigen gereizt, worauf die BIENENKÖNIGIN den Angriff befahl. Die Bienen stachen, ließen ihre Stacheln in seiner Haut zurück, doch das wäre ein geringes Übel gewesen, denn ihn hatte nie eine Allergie oder Ähnliches geplagt. Nein, und so krochen sie vernichtend in seinen Mund hinein, stachen auch dort wieder und wieder zu, bis er jämmerlich zum Ersticken verdammt war. Mein Vater fand ihn mit geschwollenem Kopf nahe dem Wald hinter unserem Hof. Mit letzter Kraft musste mein Brüderlein sich zurück zum Haus geschleppt haben, bevor die Atemnot ihn in die Schwärze zog. Zu spät für jede Rettung! Und meine Eltern, sie weinten, während ich in meinem Zimmer stand und in den Hof blickte. Sah, wie meine Mutter meinen Vater schlug. Wie er versuchte, sie zu beruhigen und sich doch selbst nicht mehr recht unter Kontrolle hatte. Und über allem tönte diese Kinderschallplatte. Dieser Traumzauberbaum, den ich geliebt hatte! Sind dies nicht die diabolischen Lieder des Flötenspielers, gespielt in schrägen Tönen der Verderbnis, Melodie des Todes seit jenem Tag? Und natürlich sollte ich den Jungen kennen, der diese Lieder spielt, nicht wahr? Mein Bruder ist er zur Hälfte und zur anderen ich selbst als Bildnis meiner Kindheit! HA HA HA!!! Die ganze Zeit schon! Ja, ich bin dem Wahnsinn anheimgefallen! Es kann keine andere Erklärung mehr geben! Kann nicht, nein! Die Bienenkönigin weiß es! SIE WEISS ES!

Und jetzt muss ich gehen. Muss mich bereit machen für die Ankunft, ganz gleich, ob ich dies denn will... Will es! Will es nicht! Traumzauberbaum! Ein munteres Küsschen kommt zur mir ans Bettchen. Die Bienenkönigin kommt zu mir ans Bettchen. Ha ha! All meine Freunde kommen zu mir ans Bettchen. Sie alle! Holen mich! Schneiden mich auf! Stechen mich! Verschlingen mich! Habe keine Wahl mehr, nicht wahr? Keine Wahl, nein! Schon bald wird die garstige Uhr das Ende verkünden!!! Die Pforte wird sich öffnen, und die endgültige Dunkelheit wird ihren gierigen Schlund aufreißen. Letzte Qual für mich, Ende für mich. Ende für Danny-Boy. Ende! Kommen alle zu mir...

0 Uhr - Dong dong...

Ist die Tür geschlossen? Sie ist es, ja, ist es! Habe sie alle ausgesperrt und schreibe nun um weitere kostbare Minuten. Schreibe, um sie nicht wieder sehen zu müssen. Denn das Schreiben schützt mich, bietet Schutz, Schutz vor DENEN!!! Oh Gott, diese fürchterlichen Fratzen! Als die Zeiger der dunklen Uhr die Zwölf berührten und die Glocken so schwarz tönten, dass ein gesunder Kopf unter diesem Klang augenblicklich wahnsinnig werden würde, wartete ich bereits. Wartete auf ihre Ankunft. Uns so öffnete sich das große, steinerne Tor allmählich. Es schob sich schwergängig in den Raum hinein und ließ mich erste Blicke in die ungewisse Finsternis werfen. Ein Pesthauch von Luft aus Urzeiten drang an meine Nase, dass ich würgen musste und mein leerer Magen Galle auf den Boden erbrach. Und dann kamen SIE, die Fratzenmänner! Oh Gott, selbst in der Hölle darf es solche Bilder doch nicht geben! Nein, bitte!!!

Mit schweren Schritten von großen, metallenen Stiefeln, schlurften sie auf mich zu. Konnte nicht sagen, wie viele sie waren, doch die breite Geräuschflut ihres Näherkommens ließ mich sogleich Hundertschaften vermuten. Lange Mäntel aus geschwärzter Haut (Menschenhaut), grob zusammengenäht, hatten sie über ihre abgemagerten Leiber geworfen. Und alle, die meine Augen erkennen konnten, trugen weißes Haar, das leblos unter ihren großen, schwarzen Hüten herabhing. UND DIE BLICKE, OH GOTT! Diese gleichartigen Gestalten, die mich nun neugierig und zugleich hungrig anblickten und mich ebenso in ihre vermoderten Gesichter schauen ließen. Ihre Münder, ihre Nasen schienen lediglich auf die eingefallene Haut aufgemalt zu sein. Herr im Himmel, und ich erkannte, wer sie waren! Zerrbilder meiner selbst! Tot, verdorben und qualvoll verendet! Und diese widerwärtigen Augen!!! Schwarze Höhlen, aus denen dicke Klumpen lebendiger Bienen quollen, die zugleich von den dürren Gestalten zu fressen schienen. In diesem Moment stürzte ich nach hinten, rannte, rannte, rannte, so gut ich eben noch konnte und vergrub mich hier, wo ich-

Da! Es hat geklopft! Sie verlangen nach mir! HILFE! Christin!!! Jenny!!! So helft mir doch! WARUM LÄSST MICH JEDER ALLEIN? Ich vernehme sie ganz deutlich. Hunderte? Nein, tausende müssen sie sein! Sie sind aufgereiht hinter der Tür, hinter den Wänden, sind über mir und unter mir! Und ALLE (alle ICHS) warten auf mich! Oh, ich höre ihren lechzenden Atem, rieche ihren Gestank nach feuchter Erde und stetig verfaulendem Fleisch durch die geschlossene Tür hindurch, sobald ich nur den Stift absetze. Fast möchte ich mich erneut erbrechen. Habe doch keine Kraft mehr!

Weiß nicht, wie lange ich sie mit Worten noch abwehren kann. Ich habe nicht mehr Vieles, das ich zu erzählen weiß, nicht wahr? Bin allein und warte auf das Unvermeidliche. Muss-

Oh, da ist sie, die schneidende Flötenmelodie. Ich höre die schrägen Todeslieder und will augenblicklich, dass meine Ohren auf ewig ertauben mögen! Ertrage sie nicht, will nicht über die Klänge in die düsteren Untiefen meiner Erinnerung zurückgelockt werden. Lauert dort nicht ebenso nur die Bienenkön-

Wieder schlagen sie gegen die Tür! Energischer! Lauter! Kann sie nicht mehr lange aufhalten. Weiß, dass sie gleich hereinkommen. Oh, sie werden durch die Tür brechen und mich hinab in ihr Todesreich zerren (mich wieder und wieder töten!), von dem ich mir keine gesunde Vorstellung zu machen vermag. Muss mich ablenken! Muss schreiben! Könnte ich mich nicht in eine Geschichte verstricken? Erinnerungen an Christin? An sie, wie sie war, als sie mich noch besuchte. Nur Tage sind seitdem vergangen, oder nicht? Sind es Jahre? Jahrhunderte? Damals, als sie zusammen mit mir durch den Herbst spazierte, als sie mit mir Kuch-

DIE TÜR IST OFFEN! Grausiges Bild, grausame Todesschwadronen! Sie alle sind ich! ALLE! Da ist auch der Junge, der ich ist! Der mein Bruder ist! Toter Körper spielt tote Töne! Alle sind tot! SIE KOMMEN! Einer der dunklen Männer hält die gewaltige Todesklinge für mich bereit. Die aus meinem Traum! ICH NEIN NEIN STERBT NEIN GEHT STERBT!!!

...

sihnd doch gahr nich da... bin gans ahlein... bluhte lengst, maihne ahrme, ahles roht, ahles nas... kan kaum meer schraibn. siehg über lehbn- ahles verlohrn- mahma sahgt, in china essn sieh hunnde-


ENDE

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Oh... -
Zitat: (Original von ShouCi am 06.02.2011 - 22:09 Uhr) welch düstere und beklemmende Geschichte. Sehr spannend und mitreißend. Die ist mal wieder so richtig intelligent erzählt. Wahnsinn, wie selbst beim Lesen die Gedanken verrückt spielen können.
Erst denkt man es würde sich um einen Menschen handeln, der verrückt ist oder wird. Man ist ständig hin und hergerissen zu glauben, ob er jetzt lebendig begraben oder gerade am sterben ist, aber die diabolische Uhr führt ja auf den richtigen Weg und gibt die Zeit vor :-)
Einfach packend und fantastisch.

Liebe Grüße
ShouCi

Hallo ShouCi,

huh, hast du dich hier einmal durchs komplette Programm geboxt? Wow! Danke schön!!! :-) Da fühl ich mich ja gerade ziemlich geehrt und freue mich ziemlich drüber! Ich glaub, als ich die Geschichte schrieb, ging's mir mental tatsächlich so'n klein wenig so. Also das Düstere und Beklemmende war zumindest doch ein Teil von mir. Die Geschichte ist dagegen natürlich rein fiktiv! :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Phuuu... -
Zitat: (Original von Luzifer am 25.02.2010 - 13:13 Uhr) Drei Tage habe ich an der Geschichte gelesen (natürlich nicht am Stück *g*). Und wenn es ein vierter geworden wäre, würde ich wahrscheinlich nun die Uhr sehen.

Es ist gut geschrieben vom Ausdruck und Wortbildern, aber wenn ich sie noch einmal lesen müsste, würde ich die Bienenkönigin auf dich hetzen. Was für ein kranker Mist das doch ist. Und das meine ich im positiven Sinne *lach*
Mehr werde ich dazu aber auch nicht sagen. ^^

LG
Luzifer

Hallo Luzifer,

woah, du hast dir das ganze Ding reingepiffen!? :-D Hihi, jetzt muss ich doch gerade sehr grinsen. Das freut mich aber sehr! Noch mehr freut mich der "kranke Mist", den ich als ziemlich klasse Kompliment auffasse. Ja, ist wirklich kranker Mist, das geb ich gern zu. Keine Ahnung, was mich da geritten hat. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Phuuu... - Drei Tage habe ich an der Geschichte gelesen (natürlich nicht am Stück *g*). Und wenn es ein vierter geworden wäre, würde ich wahrscheinlich nun die Uhr sehen.

Es ist gut geschrieben vom Ausdruck und Wortbildern, aber wenn ich sie noch einmal lesen müsste, würde ich die Bienenkönigin auf dich hetzen. Was für ein kranker Mist das doch ist. Und das meine ich im positiven Sinne *lach*
Mehr werde ich dazu aber auch nicht sagen. ^^

LG
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: WoW!!! -
Zitat: (Original von MagicMarlene am 15.12.2009 - 20:02 Uhr) Habe das Gesamtwerk nun doch schon heute ganz gelesen und bin äußerst begeistert!!! =D
Du schreibst wirklich fantastisch und benutzt tolle Formulierungen, um diese ganzen Probleme, die auf ihn zukommen, zu beschreiben.
Sehr schön geworden! =)
Auch die Tatsache, dass er immer verrückter wird, ist super und nicht aufgesetzt oder lächerlich geschrieben. Man kann sich tatsächlich in gewisser Weise in diese Person hineinversetzen und mit ihr mitfühlen...
Außerdem lobe ich die Idee. Zuerst dachte ich, dass es sich um ein schnulziges Wintermärchen handelt oder ähnliches, aber ich wurde positiv überrascht und habe immer lieber weitergelesen, bis ich wirklich nicht mehr aufhören konnte.

Mit einem Wort: Klasse (und natürlich volle 5* dafür...)! ;)

Hallo Marlene,

wow, du hast echt das ganze Ding gelesen? Da freu ich mich aber riesig drüber! Also jetzt im Ernst! Und noch besser, dass dir die Geschichte auch gefallen hat. :-) Ich muss schon zugeben, dass sie mir einiges abverlangt hat. Wenn man nicht aufpasst, hängt man ruckzuck so sehr in der Handlung, dass man sich damit die Laune für einen ganzen Tag verdirbt. So ging's mir hier ein wenig.
Hab lieben Dank für deinen tollen Kommentar! Und noch mehr für das Hinzufügen zu deinen Favoriten. :-)

Liebe Grüße
Thomas

PS: Schnulzige Weihnachtsmärchen gibt's bei mir nicht. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
MagicMarlene WoW!!! - Habe das Gesamtwerk nun doch schon heute ganz gelesen und bin äußerst begeistert!!! =D
Du schreibst wirklich fantastisch und benutzt tolle Formulierungen, um diese ganzen Probleme, die auf ihn zukommen, zu beschreiben.
Sehr schön geworden! =)
Auch die Tatsache, dass er immer verrückter wird, ist super und nicht aufgesetzt oder lächerlich geschrieben. Man kann sich tatsächlich in gewisser Weise in diese Person hineinversetzen und mit ihr mitfühlen...
Außerdem lobe ich die Idee. Zuerst dachte ich, dass es sich um ein schnulziges Wintermärchen handelt oder ähnliches, aber ich wurde positiv überrascht und habe immer lieber weitergelesen, bis ich wirklich nicht mehr aufhören konnte.

Mit einem Wort: Klasse (und natürlich volle 5* dafür...)! ;)
Vor langer Zeit - Antworten
MagicMarlene Also... - ...der Anfang gefällt mir schon mal sehr gut. =)
Ich werde das gesamte Buch demnächst auf alle Fälle noch lesen. Du schreibst sehr schön und in einem wunderbar flüssigen Stil.
Es macht wirklich Spaß, diese Tagebucheinträge zu durchstöbern. ;)
--> Und ab damit in meine Favoriten (und da kommen nicht viele rein...)

glG
~ Malli XXX
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Tja ... -
Zitat: (Original von Gunda am 08.12.2009 - 12:12 Uhr) ... dann hat wohl nicht nur Herr Zuversicht letztendlich den Löffel abgegeben?
Bewundernswert, Thomas, wie du den Bogen ganz langsam gespannt hast, Zentimeter für Zentimeter, Wort für Wort den Wahnsinn des Herrn Z. gesteigert hast bis zum Schluss.
Ich gestehe, deine wortwitzigen Texte sind mehr mein Ding, aber dieser hier hat auch etwas, dem man sich nicht entziehen kann.

Lieben Gruß
Gunda

Huhu Gunda,

danke schön. :-) Ich gestehe, ich hab meine wortwitzigen und knackigeren Texte auch lieber. Bin aber irgendwie derzeit nicht in der Lage, so etwas zu schreiben. Na ja, vielleicht gibt's eine Weihnachtsgeschichte in der Richtung, so die Muse denn will.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Tja ... - ... dann hat wohl nicht nur Herr Zuversicht letztendlich den Löffel abgegeben?
Bewundernswert, Thomas, wie du den Bogen ganz langsam gespannt hast, Zentimeter für Zentimeter, Wort für Wort den Wahnsinn des Herrn Z. gesteigert hast bis zum Schluss.
Ich gestehe, deine wortwitzigen Texte sind mehr mein Ding, aber dieser hier hat auch etwas, dem man sich nicht entziehen kann.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Neuer Fan -
Zitat: (Original von Fantasylord am 07.12.2009 - 14:42 Uhr) Einer der geilsten Werke, die ich hier gelesen habe. Richtig cool, trifft genau meinen Geschmack. Ab sofort, des mein ich auch so, hast du einen neuen Fan!!!

Hallo Fantasylord,

huh, danke schön! Das hör ich aber gern. :-) Fühl mich sehr geehrt! Ich schreibe allerdings nicht allzu oft solche Texte. Wechselt sich immer mal ab. Wenn dir die hier gefallen hat, könntest du dir mal, wenn du Lust und Zeit hast, "Die Hölle vom 17. August" ansehen. Ist mehr oder minder auch eine Horrorstory. :-) Und da du auf derlei stehst, werd ich wohl heute Abend bei dir auch mal reinschnüffeln. Bin gespannt!

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
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