Romane & Erzählungen
Kontrolle

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"Kontrolle"
Veröffentlicht am 11. November 2009, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Kontrolle

Kontrolle

Beschreibung

Deutschland in nicht weit entfernter Zukunft: der Staat kontrolliert Alles und Jeden. Gesetzlose und Psychopathen werden als Polizisten eingesetzt. Menschen verschwinden in Umerziehungslagern. Vier Jugendliche verbringen den Nachmittag miteinander und ahnen nicht das auch sie auf der Liste des staatlichen Säuberungsprogrammes stehen... Die Geschichte habe ich schon vor ca. 4 Jahren geschrieben.

Kontrolle

Das System ist tot, der Staat eine Lüge stand in bedrohlich großen Buchstaben an der Wand des ehemaligen Supermarkts in der Altstadt. Müll und Sand tanzten im Wind über die riesige Asphaltfläche, welche früher dazu diente den konsumsüchtigen Menschen eine Möglichkeit zu geben, ihre Fahrzeuge zu parken. Es war Sonntag Nachmittags und im Fernsehen lief gerade wieder eine Ansprache vom Präsidenten, weshalb es auf den Strassen fast vollkommen leer war. Nur eine vierköpfige Gruppe von Jugendlichen hing neben den Stromhäuschen herum und trank Bier. Einer der Gruppe trug ein Messer bei sich und stach damit auf eine leere Bierdose ein. Jan war der Älteste und sah sich als der Anführer der Gruppe. Er hielt absolut gar nichts von dem neuen Staatsanordnungen die beinhalteten dass das System die alleinige Kontrolle übernimmt. Kriminelle und psychisch Instabile übernahmen jetzt die Rolle der Staatsgewalt und wurden auf den Strasse eingesetzt um durch Gewalt und Unterdrückung für Ordnung zu sorgen. Jans Bruder wurde erst letzte Woche von einer Gruppe so genannter Schwärmer dabei erwischt wie er seine Freundin auf offener Strasse küsste. Da moralische Unzucht ein Teil der staatlichen Zensur war, schlugen sie ihn zusammen und steckten ihn in eines dieser Umerziehungslager, welche es neuerdings überall im Land gab.

„Diese verdammten Faschisten gehören gehäutet!“ stieß Frankie laut aus als er zu einem Zug von dem Joint ansetzte. Frankie war der jüngste in der Gruppe und kam aus einem ordentlichen Elternhaus. Im Gegensatz zu Stiller, Jan und Mark war es um seine Familie finanziell gut gestellt. Seine Sippe wohnte in einem ehemaligen Kino, welches sie sich zu einem wahren Palast geformt hatten. Sein Vater arbeitet ihm Propagandaministerium in der Hauptstadt und verdient soviel dass er vom Staat die Erlaubnis zum Einzug in dieses Gebäude kaufen konnte. Die restlichen Jungs beneideten Frankie um seinen Wohnsitz. Sie ärgerten ihn gerne damit eine Bonze zu sein.  

Stillers Messer sauste mehrmals durch die Metallhülle. Mit jedem Hieb wurde er wütender.

„Ooh Senior! Was ist den mit dir los? Du scheinst mir ja sehr wütend zu sein!“ feixte Mark über Stiller. Dieser richtete seinen Hasserfüllten Blick zu Mark und hob dabei die Klinge hoch. „Diese verficken Schwärmer, sag ich dir, die sind das Problem!“ sprach Stiller mit zornigem Tonfall. „Sie sind abgefuckte Tiere, sag ich dir! Vorhin wollten mich zwei mit ihren Keulen verprügeln, da ich an der alten Schwimmhalle meine Runde mit dem Skateboard drehte, sag ich dir. Diese Schweine nehmen sich raus was sie wollen. Letzte Woche hatten sie Cindy festgenommen weil sie meine Schwester geküsst hatte. Gestern hatte meine Tante erfahren dass sie in einem Umerziehungslager untergebracht wurde, sag ich dir.“

Die Gesichtszüge der Jungs verformten sich zu einem deprimierten Abbild ihrer selbst. Zu sehr spürten sie die Willkürlichkeit der Machthaber. Tag für Tag verschwanden Klassenkameraden, Lehrer, Freunde, Familienmitglieder und Fremde von den Strassen. Stillers Vater wurde letztes Jahr so schwer von Schwärmern niedergeknüppelt, dass er ein paar Stunden später im Krankenhaus starb. Seit dem ließ Stiller keine Chance ungenutzt seinen Hass über den Staat zu äußern. Die anderen Jungs rechneten jeden Tag damit dass der Falsche diese Äußerungen hörte, und ihn einsperren ließe.

„Tut mir Leid Stiller! Aber was willst du tun?! Bis her hat sich der Weltrat nicht eingeschaltet. Sie haben alle eigene Probleme.“ Sagte Mark sichtlich betroffen.

Stiller stand wütend auf und schleuderte die Klinge in das bisschen Sand vor ihm.

„Warum sollten sie sich auch einschalten? Sie sitzen da herum, sag ich dir, und lachen über diesen Fleck gottverlassenen Landes. Von den brauchen wir nichts erwarten, sag ich dir.“ schrie er schon beinahe.

Frankie reichte den Joint an Jan weiter, welcher ihn mit hell leuchtenden Augen entgegen nahm.

 Dieser nahm einen tiefen Zug und griff sich an den Kopf um seine Wollmütze abzunehmen. Zwischen seinem blonden Haar sah man eine kahle Stelle auf der sich eine frisch genähte Wunde abzeichnete.

„ Sie verfolgten mich vorgestern bei den Gleisen. Ich rannte weg, aber einer warf einen Stein und traf mich genau am Schädel.“  Als Jan mit seinem Satz fertig war schreckte er auf. Die anderen Jungs drehten sich um und wollten sehen was ihn so erschreckt hatte. Als sie es sahen bereute jeder von ihnen jetzt hier zu sein.

Am äußersten Rand des Parkplatzes zeichnete sich eine andere Gruppe ab. Sie bestand aus drei Männern. Sie bewegten sich langsam und schwerfällig in Richtung der Jungs. Stiller war der Erste der sie erkannte.

„Das sind Schwärmer! Verdammt weg hier!“ brüllte er und rannte los.

Jan und Mark realisierten die Situation noch nicht und schauten Stiller überrascht nach. Frankie registrierte Stillers Warnung und rannte ihm hinterher. Jetzt war auch die andere Gruppe auf sie aufmerksam geworden und rannte auf einmal wie ein Rudel Löwen los. Trotz ihrer schweren Schlagstöcken, Schutzplatten und Waffen waren sie verdammt schnell. Mark und Jan sprangen auf und folgten ihren Freunden. Die Jagd war eröffnet.

Die Schwärmer hatten schon die Hälfte der Betonfläche überquert als Stiller und Frankie das alte Einkaufszentrum erreichten. Mark und Jan, die schon immer etwas langsamer waren, rannten um ihr Leben, aber der Abstand zwischen ihnen und den Raubtieren hinter ihnen wurde immer kleiner. Bald würden sie im Staub liegen und von den Schwärmern bearbeitet werden. Frankie drückte sich gegen die Wand eines Fleischwarengeschäfts und atmete flach. Stiller kauerte neben ihn auf dem Boden und spähte um die Ecke. Die Panik stand den Beiden im Gesicht geschrieben.

„Verdammt, Verdammt, Verdammt. Ich sag dir diese Schweine machen die beiden kalt!“ flüsterte Stiller angsterfüllt und panisch. Er schaute um die Ecke und sah wie die Staatsdiener Mark und Jan fast eingeholt hatten. Einer der Schwärmer hechtete nach vorne und erwischte Mark am Rücken. Dieser kam ins straucheln und fiel zu Boden. Sofort sprangen zwei der Schwärmer auf ihn rauf und zogen ihre Knüppel. Ein willkürlicher Akt des Hasses auf die falsche Person. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Knüppel sausten auf Marks Gesicht nieder. Immer wieder holten die Männer aus und schlugen ihn. Der andere Polizist verfolgte Jan weiter, welcher verzweifelt um sein Leben lief. Der Polizist rief Jan hinterher:

„Du kleine Made bleib stehen! Wir kriegen dich ja doch!“ schrie er mit hörbarer Wut und Hass. Jan kapitulierte! Er blieb einfach stehen und unterwarf sich seinem Schicksal. Er schloss die Augen und breitete seine Arme aus als würde er gleich von Gott persönlich erlöst werden. Er empfand in diesem Moment nur Ruhe und Frieden. Mit einem Knall wurde er aus seiner Trance gerissen und schlug hart auf die Betonfläche auf. Der Schwärmer drehte seine Arme auf den Rücken und gackerte dabei hysterisch.

„Ich hab den Wichser, ich habe ihn! Hahahaha.“ schrie er zu seinen Kollegen rüber welche sich von Mark abwandten. Sie ließen seinen regungslosen Körper zurück und gingen zu Jan und ihrem Kollegen rüber.

Stiller hatte in der Zeit sein Messer gezogen und war wutentbrannt. Er wollte aus seinem Versteck kommen und diese Schweine abstechen. Doch Frankie hielt ihn an der Schulter fest.

Stiller sah seinem Kumpel ins Gesicht und konnte unzählige Argumente lesen, die dafür sprachen still und heimlich zu verschwinden.

Die Schwärmer ließen unterdessen auch von Jan ab, welcher blutüberströmt auf der staubigen Betonplatte lag. Einer der Männer zückte sein Funkgerät und sprach hinein. Stiller, der noch immer im rasenden Wahn war, steckte das Messer weg und folgte Frankie nur widerwillig in Richtung Stadtzentrum. Sie würden über diesen Tag kein Wort verlieren. Sie würden in der Öffentlichkeit den Staat preisen und loben. Sie würden niemanden davon erzählen. Sie würden ihr Leben weiter leben und niemals wieder etwas von Mark und Jan hören…

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PlasticMonster

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Kommentare
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PlasticMonster versteh ich schon :) hab auch nicht erwartet das sie einem gefällt!!!
Hatte sie selber vorgestern nochmal gelesen und hatte darüber geschmunzelt! Wollte sie einfach mal reinstellen weil sie damals auch niemand zum Lesen bekam, und ich sie wenigstens nicht umsonst geschrieben haben wollte :)
Vor langer Zeit - Antworten
Ryu1 wenn ich - dein damaliges Alter berücksichtige, ok. Aber ehrlich gesagt, deine Story Mittagspause liest sich doch schon spannender.

Nicht bös´ gemeint.

Ryu
Vor langer Zeit - Antworten
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