Biografien & Erinnerungen
Mein Leben mit Pferden - Pferde mein Leben - Piroschka Part II

Kapitel 6 Piroschka Part II

Kapitel 6

                                                                               Piroschka Part II

 Es kam der große Tag, an dem ich mein Pferd abholen durfte – mein Pferd…
Ich konnte es noch immer nicht glauben, aber es war Wirklichkeit.
Das begriff ich spätestens in dem Augenblick, als wir uns mi Familie Braun am Reitstall trafen, sie hatten einen Hänger und eine Zugmaschine und gemeinsam fuhren wir dann los.

Piroschka stand in Bempflingen, nicht sehr weit weg von uns – etwa eine halbe Stunde Fahrt mit dem Pferdehänger. Mein Gott, was war ich aufgeregt – wir betraten den Stall, es war etwas dunkel darin und ich habe auch nicht mehr allzu viele Erinnerungen daran. Nur noch, daß ich auf einmal vor einer Box stand und es hieß: „Das ist sie“. Ich sah in ein wunderschönes Pferdegesicht, dass sich aber sehr wenig erfreut über Besuch zeigte. Die Ohren ganz flach nach hinten angelegt sprang sie auf einmal gegen die Gitterstäbe und wetzte ihre Zähne daran und hoffte, mich zu beeindrucken. Ich wusste ja Bescheid, aber erstaunt war ich doch. Stefan fragte: „Und Du willst da jetzt wirklich reingehen?“ Ich lachte und sagte. „Muss ich ja wohl, sonst kann ich sie kaum in den Hänger bringen.“

Ich fing ganz leise an, auf Piro einzureden, sie wurde ruhiger. Dann ließ ich mir das Halfter mit dem Führstrick geben und ging hinein. Piro was total baff, dass ich so ruhig war und ließ sich ohne jeden Widerstand aufhalftern. Ich streichelte sie und sagte: „Jetzt komm mein Mädchen, wir fahren nach Hause.“ Sie folgte mir sofort und ging ohne zu zögern mit mir in den Hänger.
Als wir die Verladerampe geschlossen hatten, schauten mich alle an und sagten: „das haben wir noch nie bei ihr erlebt, dass sie so vertrauend jemand folgt.“ Ich muss zugeben, ich war schon ein bisschen stolz und wusste, alles wird gut.

In Neckarhausen angekommen, war schon alles bereit für Piro´s Ankunft. Mein Reitlehrer hatte schon alles vorbereitet – ein duftender Berg Heu und eine Krippe mit Hafer wartete auf mein Pferd. Alle waren total gespannt, es war ein kleiner Auflauf im Stall, alle wollten wissen, wie Piro denn aussähe.
iro genoss den Hafer und die helle, gemütliche Box und hatte sich schnell eingelebt.
Nur eines ging nicht, dass fremde Leute ihre Box betraten. Ich hatte es ihnen gesagt und man hatte mir mal wieder nicht geglaubt, ist aber sehr schnell eines Besseren belehrt worden.
Ich hatte mir ausgebeten, dass ich Piro selber die Box misten würde – füttern wäre ok, aber nichts Anderes. Es war einfach zu gefährlich.
Sie konnte einem mit gebleckten Zähnen in ´s Kreuz springen und wenn man sie dann noch angebrüllt hat, rastete sie vollends aus.

Man muss ihr Fürchterliches angetan haben. Bei mir war sie sanft wie ein Lämmchen und reiterlich war sie ein Traum. Sie war ja ein Ungarisches Vollblut, und das merkte man. Sie konnte laufen wie der Wind, war unglaublich trittsicher und ließ sich mit nur zwei Fingern zügeln, so sensibel war sie. Sie hat mir Vieles beigebracht. Auch, dass man manches Mal das Denken dem Pferde überlassen sollte, haben sie doch den größeren Kopf…

Eine kleine Geschichte hierzu: Eines Tages war ich mit Piro wieder im Gelände unterwegs – in meinem geliebten Wald. Ein Weg machte mich sehr neugierig, ich kannte ihn noch nicht und ich wollte wissen, wo man da wieder auskam. Eine Weile ging Piro willig, dann stemmte sie auf einmal die Beine in den Boden und wollte partout nicht weiter. Ich verstand es nicht, warum und setzte mich dann durch, um am Ende des Weges zu sehen, dass dieser unpassierbar war und auch nicht so ganz Ohne war vom Untergrund her.

Nie wieder habe ich gegen den Instinkt meiner Pferde gehandelt und es hat sich als richtig erwiesen. Auch wenn ich mal verritten hatte, brauchte ich Piro nur die Zügel hinzugeben und zu sagen:“Lauf nach Hause“ Sie fand todsicher einen Weg – es ist einfach ihr Instinkt, der die Pferde einen sicher nach Hause bringen lässt.

Mit Piro habe ich natürlich auch meine Reitstunden im Neckartailfinger Reitstall absolviert und ab und an habe ich sie in meinem Beisein meinem Reitlehrer zur Verfügung gestellt, wenn es zu wenige Pferde hatte, oder eines der Vereinspferde krank war.

Obwohl Piro eigentlich ein richtiges Rennpferd (Flachrennen) war, stellten wir fest, dass sie gern und gut sprang. Eigentlich reite ich lieber Dressur, aber bei ihr machte das wirklich Spaß. Ich habe sie mit Bodenarbeit ganz langsam an alle Hindernisse gewöhnt, dann bin ich aufgesessen und habe die Hindernisse ganz niedrig aufgebaut und erst mit zunehmender Sicherheit erhöht. Was mir so besonders im Gedächtnis geblieben, ist, ist die Tatsache, wie leicht Piro sich zwischen den Sprüngen hat aufnehmen lassen und wie exakt man mit ihr die Sprünge taxieren konnte (Absprung finden und die Abstände einteilen) Das war äußerst lehrreich für mich und sogar mein Reitlehrer dachte darüber nach, uns für eine Springprüfung anzumelden. Aber es sollte anders kommen…

Fortsetzung folgt…