Humor & Satire
Reichtum für alle?

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"Reichtum für alle?"
Veröffentlicht am 13. September 2009, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Reichtum für alle?

Reichtum für alle?

Beschreibung

Ich bin mir sicher, dass die reale Person, welcher der Protagonist in meiner Geschichte nachempfunden ist, weit weniger berlinert. Wer das Wahlplakat kennt, weiß wohl auch, wen ich meine. Aber nun ja, hin und wieder muss auch ich mal meinen heimischen Dialekt trainieren, zumal demnächst ein Heimatbesuch ins Haus steht. Nicht, dass die da noch denken, ich wär von drüben. ;-)

Energisch wie ein mit Armbanduhren behangener Rotarmist anno fünfundvierzig, marschierte Georg G. auf den Reichstag zu. Es wurde allmählich Herbst in Berlin, und wie zur Freude darüber warfen die Linden über ihm verschwenderisch mit Laub um sich, als wäre es Konfetti.  Doch für vorherbstliche Seufzermelancholie hatte Georg augenblicklich leider gar nichts übrig, denn die Wahlen standen kurz bevor. Er hielt sein Mobiltelefon ans Ohr gedrückt und wartete darauf, dass sein Anruf endlich angenommen wurde, während er wild gestikulierend vor sich hinschimpfte wie ein Rohrspatz mit Tourette Syndrom. Dann endlich, nach fünfmaligem Klingeln hob jemand den Hörer ab.

»Parteizentrale der PIEEEEEEP. Was kann ich für Sie tun?«, fragte die Stimme in routiniertem Tonfall.

»Ja, ick bin's, Georg.«

»Ach Georg«, sagte die Telefonstimme hörbar erfreut. »Mensch, biste jestern noch jut nach Hause jekomm'? Du hattest ja jetankt wie'n Frachtschiff. Wie Jelzin zu sein' best'n Zeiten, wa?«

»Na, nu' mach ma' halblang hier. Dit war allet halb so wild. Aber deswejen ruf ick ja och bestimmt nich' an. Jib mir ma' lieber schnell die Hanseln, die unsere Plakate jemacht ham. Aber dalli«, wetterte Georg und fuchtelte unbewusst wild mit seiner freien Hand durch die Luft, als würde er sie in mundgerechte Streifen schneiden wollen.

»Oh, na dit klingt ja bedenklich. Aber jut, okay. Bleib ma' dran. Ich schalt dir durch«, sagte die Telefonstimme hastig und drückte einen Knopf, der das Gespräch beendete und stattdessen die Warteschleife aktivierte. Für eine halbe Minute oder weniger wurde Georg nun ein pathetisches »Auferstanden aus Ruinen« entgegen geschmettert, bevor sich eine weitere Stimme meldete.

»Georg, alte Rinde. Wat willste denn?«, fragte die neue Stimme.

»Macht euch ma' nen anderet Lied rin. Dit kann ja keener mehr hör'n«, wetterte Georg ins Telefon. »Und stellt ma' och gleich nen neuet Telefon hin. Dit klingt hier bei mir, als ob ick in Moskau im Bunker anruf. So viel Nostalgie brauchen wa nu' och nich'.«

»Wie, wat denn für'n Lied?«, fragte die Telefonstimme verwundert.

»Na dit Warteschleifending da. Mach doch ma' wat Peppijet rin«, antwortete Georg und motzte sofort darauf los: »So, und jetzt wird hier Tacheles jeredet. Ick jeh hier grad nischt ahnend die Straße runter und kiek mir die Plakate an, und wat müss'n meine Ochen seh'n? Wer hat denn uff meine Plakate ›Reichtum für alle‹ druff jeschrieb'n?«

»Wie, findste och nich jut? Die Ulli kam jestern och schon rin und hat jepoltert, dat uns die Ohren jeschlackert ham«, sagte die Telefonstimme enttäuscht.

»Sach ma, bei euch haktet wohl aus, wa? Dit könnt ihr doch da nich' ruffschreiben. Dit globt doch keene Sau, mensch. Und denn mit mein Jesicht druff. Ey, mir schwillt der Kamm. Mir schwillt echt der Kamm, Manfred. Erst seh ick jestern die Plakate mit den Direktkandidaten, und die sehen da druff aus wie Schnapsdrosseln, die in den Pausen dit Leerjut uffsammeln, und dann macht ihr sowat. Ick sach euch, wenn der Alte dit sieht, dann reißt dem die Milz!« Georg brüllte und keifte ins Telefon ohne Luft zu holen. Sein Kopf war mittlerweile so rot und glänzend wie ein Parteiwerbungsluftballon.

»Ja, aber wir könn' die doch jetzt och nich' wieder abreißen. Weeßte, wat dit jekostet hat? Wenn de dir dit in Ostmark umrechnest-«

»Hör uff mit deine Ostmark. Dit is ja nu' schon nich' ma' mehr jestern, dit is' Steinzeit. Mensch, wenn ick euch in die Finger krieje. Ick sach euch, bei der nächsten Feier jibtet für euch nur noch Ahoibrause. Dit Westbier bekommt euch wohl nich. Ich glob, ick krieg nen Anfall hier, echt. SCHEISSE!«

»Mensch, dit tut mir jetz' ehrlich leid. Nu' isset ja nich' mehr zu ändern«, sagte die Telefonstimme reumütig.

»Ja, nu' macht euch ma' nen Kopp. Ick komm gleich rin und- SCHEISSE HIER!« Georg blieb stehen und schaute angewidert und wutschnaubend auf seinen Fuß.

»Wat denn jetz'?«, fragte die Stimme aus dem Telefon.
G
»Jetz' hab ick mir so uffjerecht, dat ick in ne Tretmine jelatscht bin.«

»Wat? Ick dachte, die ham se wegjeräumt«, wunderte sich die Telefonstimme.

»Doch nich' die, du Nuss. Hundescheiße, mensch. Jetz steh ick mit de Lackraketen in der Scheiße. Und ick gloob, da drüben hat dit grad noch ener jeknipst. Wenn dit ener von der Bild war, kannste aber wiss'n, dat der dit morjen mit euern scheiß Spruch drunter in de Zeitung schreibt. Mensch, euch sollt man int Gulag schicken. Echt ey!« Georg wetterte, dass die Linden wackelten.

»Pass uff, wir könn' ja-«, begann die Stimme, wurde jedoch sogleich von Georg unterbrochen: »Ach, hör uff jetzt mit euern Mist. Ick muss jetzt die Kacke hier abmach'n. Und denn komm ick gleich rum, und zieh euch die Hammelbeene lang. Tschüss.«

Wütend klappte Georg das Mobiltelefon zu und schob es in die Tasche seines Jacketts. Die nächsten zehn Minuten war er damit beschäftigt, Ast- und Laubwerk zweckzuentfremden, um seine polierten Schuhe wieder in ihren unbekoteten Ausgangszustand zu versetzen. »Nen Hund müsst man sein«, murrte Georg dabei zu sich selbst.

Währenddessen hatte der Herr mit der Kamera sich ins Nante-Eck verkrümelt. Bei einer dampfenden Tasse Kaffee hackte er einen knappen Text in sein Notebook und grinste. »Reichtum für alle?«, schrieb er und setzte das Foto darunter, auf dem ein wutentbrannter Georg G. mitten in einem Hundehaufen stand und dreinblickte, als hätten die Liberalen die Wahl gewonnen. War vielleicht nichts für die Titelseite, aber doch ganz bestimmt vorn mit dabei.

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Hilfe, -
Zitat: (Original von LadyLy am 15.09.2009 - 12:21 Uhr) du verbesserst unerhört meine Laune. Mit einem Lächeln in die Berufsschule? Das geht doch nicht. *g*

Huhu Lychen,

das freut mich riesig. :-) Leute mit einem Lächeln zurücklassen ist doch das schönste Kompliment, das man bekommen kann. :-) Lass dich von guter Laune nicht beirren, trotz des grauen Wetters. So unverschämt darf man schon mal sein. ;-)

Liebe Grüße
Phanti
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Hilfe, - du verbesserst unerhört meine Laune. Mit einem Lächeln in die Berufsschule? Das geht doch nicht. *g*
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Hihihi -
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 22:48 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 14.09.2009 - 22:45 Uhr)
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 19:16 Uhr) Ick find dit jesprochene noch viele lustijer ;-)))) Hab aber nich jelacht, kannste mir glooben.

Na denn bin ick aber froh. Ick hab mir schon hinter't Sofa verkroch'n, weil mir janz schön die Muffe jing. ;-)



Quatsch!! Broochste nich, haste fein jemacht. Solltest ma über ne Karriere als Hörbuchjeschichtenerzähler (krasset Wort) nachdenken.

Is dit die offizielle Bezeichnung für dit? Hm, ick denk drüber nach. Aber danke, wa? Jetz is allet 'ne Wolke. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: Re: Hihihi -
Zitat: (Original von PhanThomas am 14.09.2009 - 22:45 Uhr)
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 19:16 Uhr) Ick find dit jesprochene noch viele lustijer ;-)))) Hab aber nich jelacht, kannste mir glooben.

Na denn bin ick aber froh. Ick hab mir schon hinter't Sofa verkroch'n, weil mir janz schön die Muffe jing. ;-)



Quatsch!! Broochste nich, haste fein jemacht. Solltest ma über ne Karriere als Hörbuchjeschichtenerzähler (krasset Wort) nachdenken.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Hihihi -
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 19:16 Uhr) Ick find dit jesprochene noch viele lustijer ;-)))) Hab aber nich jelacht, kannste mir glooben.

Na denn bin ick aber froh. Ick hab mir schon hinter't Sofa verkroch'n, weil mir janz schön die Muffe jing. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Hihihi - Ick find dit jesprochene noch viele lustijer ;-)))) Hab aber nich jelacht, kannste mir glooben.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Oh ja -
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 15:30 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 14.09.2009 - 15:28 Uhr)
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 15:27 Uhr) Jaaaaa als Hörbuch ;-))))) Schnell !!!

Wie war das mit "Bitte" und "Danke"? ;-) Aber okay, mach ich. Eventuell heute nach dem Kino, wenn der Film schön war und ich entspannt bin. Geb dir dann Bescheid. :-)



Feini und ähm Danke ;-)

Bitte sehr. ;-) Dir bring'n wa noch Manier'n bei, Frollein. :-P
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: Re: Oh ja -
Zitat: (Original von PhanThomas am 14.09.2009 - 15:28 Uhr)
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 15:27 Uhr) Jaaaaa als Hörbuch ;-))))) Schnell !!!

Wie war das mit "Bitte" und "Danke"? ;-) Aber okay, mach ich. Eventuell heute nach dem Kino, wenn der Film schön war und ich entspannt bin. Geb dir dann Bescheid. :-)



Feini und ähm Danke ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Oh ja -
Zitat: (Original von franziw2000 am 14.09.2009 - 15:27 Uhr) Jaaaaa als Hörbuch ;-))))) Schnell !!!

Wie war das mit "Bitte" und "Danke"? ;-) Aber okay, mach ich. Eventuell heute nach dem Kino, wenn der Film schön war und ich entspannt bin. Geb dir dann Bescheid. :-)
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franziw2000 Oh ja - Jaaaaa als Hörbuch ;-))))) Schnell !!!
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