Fantasy & Horror
Ich und das Tier

Einleitung

Es ist jetzt wieder weg. Doch wie lange?

Und wieder mal ist es da.
Das schwarze Tier.
Es kriecht aus dem Schatten, unter dem Schrank, auf meinen alten Ledersessel zu.
Darin Platz nehmend als hätte es jemand gebeten, materialisiert es sich
vollständig und zu voller Größe. Es ist so wiederlich schwarz. Sein grinsendes Maul
zeigt ein Bild wider menschlicher Ausdrucksfähigkeit.

*HALLO DOC...* GRRRRRR...

Ich versuche es zu ignorieren. In meiner absurden Hilflosigkeit. Aber ich weiß
das es weiß, das ich es gesehen habe.

"Was willst Du schon wieder?"

Ich schiele zu der schwarzen Erscheinung herüber.
Sie macht einem Angst, ihre abstoßende Gestalt.
Wie ein riesengroßer schwarzer Teddy-Bär.
Nur das dieser hier messerscharfe Zähne hat.

*TU, DOCH NICHT SO; DOC,
DU HAST MICH SCHLIEßLICH GERUFEN !*

sagt es mir zähnefletschend. Bereit sich wieder mal
auf mich zu stürzen. Das Tier weiß nicht das ich andere Pläne mit ihm habe. Heute Nacht wird es sich wundern.
Ich drücke, wie zufällig die eine Taste der
Fernbedienung. Eine bestimmte Band fängt an
ihren Song zu spielen.

*DU SPIELST JETZT NOCH LAUTE MUSIK, DOC?
ACH DAS... ...VON DER KLEINEN, JA?*

Die Musik nimmt an Intensität zu. Ich denke ganz fest an sie. Diese Musik wird mir helfen zu widerstehen. Ich schließe die Augen und denke
mich weit, weit weg.
--- welcome all to curtain call ---
--- at the opera ---
--- raging voices in my mind ---
--- rise above the orchestra ---
Doch das Tier holt mich schnell wieder in die
Realität ? zurück.

*GGGRRRRRRRRRR !!!*

*DAS WIRD DIR NICHT HELFEN, DOC. RRRRRRR!!!
MACH ES UNS DOCH NICHT SO SCHWER. LAß
MICH IN DICH HINEIN UND ES WIRD WIEDER
SO WIE DAMALS. DIE KLEINE KANN DIR NICHT
HELFEN! DIE KLEINE... ...SIE IST DOCH NUR...*

"Sie heißt Mielädy, ist das klar?"

Das Tier verzieht jetzt noch mehr seine Fratze,
und tut uninteressiert. Doch es weiß darum.

*WAS IST DAS FÜR MUSIK, DOC? ICH BEKOMME
KOPFSCHMERZEN DAVON. MACH SIE AUS.
AUCH WENN DIE KLEINE DAS GERNE HÖRT !*

"Mielädy!" schreie ich schon fast!

(Wann geht es endlich, weg von hier?)

*SCHON GUT DOC, ICH SEHE SCHON, SO KOMME
ICH NICHT WEITER. VERDAMMT, MACH ENDLICH
DIE MUSIK AUS. AUßERDEM, WAS STINKT HIER
SO ?*

fragt es erstaunt.

"Ooch, das ist nur Salbei. Das magst Du doch,
nicht wahr? Ein wenig Salbei fürs liebe Tier.
Damit Du dich hier auch wohlfühlst, nicht wahr?"

( In Wirklichkeit hoffe ich, das es endlich fortgeht.)

*ÄCHEMM, ÄCHEMM ! GRRRRRRRRRR !!!
SALBEI, SCHEUßLICH !!!*

Es röchelt. Linkisch sieht es mich an. Sein Blick,
unheilverkündend grausam. Das Tier, es wartet
darauf, vollständig Besitz von mir zu ergreifen.
Um meine Seele anzunagen wo es nur kann.
Es stinkt! Es verbreitet Angst!
Doch etwas ist heute Nacht anders. Das merkt auch das schwarze Tier. Es weiß das ich mich heute Nacht wehren werde. Sein schwarz-blaues Fell
sträubt sich.

*GRRRRRRRRRRRR !!!*

*DOC, WAS MACHST DU DA ?* will es wissen.

Ich zünde das zweite Büschel Salbei an.
Das schwarze Scheißvieh verzieht sein scheußliches Maul.

*DAS BRINGT DOCH NICHTS, DAS WEiSST DU
DOCH !*

"Ach, schwarzes Tier, ich mag diesen Geruch.
Du nicht?" frage ich es zynisch.

*WILLST DU MICH DAMIT VERTREIBEN ?
IST DOCH LÄCHERLICH.*

Ich stehe auf. Gehe in die Küche. Um den
wunderschönen Blumenstrauß zu holen, den ich
in der Vase arangiert habe. Das wird ihm schon fast den Rest geben. Das wird es hassen.
Als ich das Zimmer wieder betrete, höre ich einen leisen Aufschrei. Ich stelle den Blumenstrauß
auf den Tisch. Ich sehe das Tier nicht an. Ich gebe mir keine Blöße. Nicht das es noch Macht über meine Seele gewinnt. Eine Schwäche ausnutzt.
Ich muß mich an den Plan halten.
Es wird nicht einfach werden. Ich merke immer wieder wie es versucht in mein Bewußtsein einzudringen. Es atmet schwer.

*DOC, DAS IST JETZT ABER NICHT NETT VON
DIR, DU WILLST ES ECHT WISSEN, WAS ?
DOC, DOC !!! IST DIR DENN ALLES EGAL ?
IST DIR EGAL WAS AUS UNS WIRD ?
GRRRRRRRRRRRRRRRRR !!!*

"Es gibt kein uns, du schwarzes Miststück. Ich habe beschloßen, das Du gehen wirst,
am besten für
immer."
Etwas überheblich spreche ich die Worte aus.

*DU MACHST SCHERZE ! ICH... RRRRRRRRR !!!*

Es kreischt leise, als es sieht welches Buch ich aus der Schublade nehme. Das Buch deren Namen es nicht aussprechen kann. Es rutscht nervös auf dem Sessel hin und her.
Und das erste Mal sehe ich eine Art von Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen.
Das freut mich. Das gibt Hoffnung.

"Nun Tier, laß uns ein wenig in der Bibel lesen.
Du kennst doch die Bibel, du magst doch die Bibel?"
Und jedesmal wenn ich das Wort Bibel ausspreche
ist es als würde das schwarze Tier zusammenzucken. Es schaut entsetzt zu mir
herüber, als ich das Buch aufschlage. Ich fange an den Text zu lesen:

"Und Gott sprach, es werde Licht! Und es ward
Licht!...

*DOC,...DOC. HÖR AUF DAMIT !
WARUM MACHST DU ALLES KAPUTT ?
ARRRRGGHH !!! GRRRRRRRRRRRRRRRR !!!*

Es winselt. Es windet sich.
Ich kümmere mich nicht darum, und fahre mit dem Text fort. Meine gesammte Energie nur auf ein Ziel
ausgerichtet. Es soll verschwinden.
Dann endet der Text mit folgenden Worten:

"Und Gott sah, das es GUT war."

Es jault, es bettelt und es fleht. Es will es nicht wahrhaben. Es muß jetzt gehen. Es kann mir
nicht mehr standhalten.

die blumen, der salbei, die musik, die gedanken
an dich

Abstoßend zerfließt sein schwarzes Antlitz.
Es ist als ob mehrere Tiere gleichzeitig zu sehen sind. Alle Qualen der Hölle sind in diesem Moment
greifbar. Das Tier, es kreischt:

*DOC... ...Ich komme... ...wieder...
....wieder zu... ...Dir...*

sind die letzten geknurrten Worte die ich höre.
Und mit einem leichten "PUFF" ist es fort.
Es stinkt nach Schwefel. Rauch wabert durch mein Zimmer als hätte jemand eine Zigarre geraucht.
Erleichtert stelle ich fest das es wirklich weg ist.
Es wird mich nicht quälen können. Mir nicht seine
elenden schwarzen Träume aufdrücken können.
Doch ich weiß auch, dass es wiederkommen wird.
Das schwarze Tier.
Vielleicht nicht morgen, vielleicht nicht in einer
Woche...
Irgendwann wird es wiederkommen. Wird sich verstohlen aus der Dunkelheit schälen, bereit
mich aufs neue zu peinigen.
Aber ich fürchte mich nicht mehr. Meine Engel stehen mir bei. Im Kampf gegen das Tier.
Das bitterböse ist.
Musik war die Macht heut´ Nacht. Die Macht um es zu vertreiben. Doch mir erscheint es auch als hätten die Blumen geholfen. Blumen deren Farbe man eigentlich nicht bestimmen kann. Mir erscheinen sie als schwarz. Es ist als würden sie
sich sanft bewegen. Schwarze tanzende Blumen.
welcome all to curtain call...

Für heute Nacht blieb ich der Sieger,
Doch mache ich mir nichts vor.
Bis bald, schwarzes Tier...

(c) DGL 2009