Kurzgeschichte
une fable.

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"une fable."
Veröffentlicht am 30. Juli 2009, 2 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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une fable.

une fable.

in einem kleinen land, ganz am anderen ende der welt, lebte vor langer zeit eine wunderschöne hasendame. wie aus einem bilderbuch war sie anzusehen, adrett und elegant zugleich. sie hatte pechschwarzes, glänzendes fell, so samtig weich, wie das ihrer unechten geschwister-hasen in den spielzeugläden dieser welt. rabenschwarze knopfaugen. riesengroß. und scheu.aber auch mit einer sich dann und wann bemerkbar machenden note von keckheit und zynismus. und die atemberaubend schöne hasendame hörte auf den atemberaubend schönen hasennamen >>paula<<. p a u l a – ebenso wie das amerikanische multi-talent paula abdul. und natürlich verband sie nicht nur der gemeinsame name. beide waren sie show-girls. beide liebten sie es, die nacht zu durchtanzen und so mit leben zu füllen. ja, sie ähnelten einander sehr, die häsin und die frau abdul. beide verabscheuten sie nichts mehr als rauke und ingwer, beide liebten sie nichts mehr als das meer und das leben selbst.

ausgelassen sein und das leben genießen. die prioriätenliste der hasendame war kurz. dafür voller tatendrang. und so tanzte sie abend für abend durch die diskotheken der stadt. die nächte waren meist lang… oder kurz. das kommt ganz darauf an, von wo man guckt. aber so ist das bekanntlich bei vielen dingen im leben: es kommt immer darauf an, von wo man guckt. in jedem fall war das leben der hasendame exzessiv. zügellos und flatterhaft durchlebte sie nimmer enden wollende nächte. ihr herz ging erst auf, wenn der mond schon hoch am himmel stand und ihre augen leuchteten, gleich den sternen am firmament, sobald sie aus der tür trat, um die nacht zum tag zu machen. spaß hatte sie immer. meistens. das hing ganz davon ab, wie viele hasen-dödel versuchten, sie mit billigen drinks und einfältigen sprüchen in irgendeinen stinkigen hasenbau zu locken. doch mit solcherlei halbherzigkeiten konnte man die wunderschöne hasendame nur wenig beeindrucken. überhaupt war die hasendame kein großer anhänger von halbherzigkeiten, eine ganz fürchterliche eigenart, wie sie fand.

paula.. fand ihr glück im augenblick. die nächte erfüllten ihre ansprüche und füllten sie aus – irgendwie und für den moment. doch wenn sie nach einer durchtanzten nacht übermüdet in ihr hasenbett fiel, noch reste von mascara und lidschatten im gesicht, und aus dem fenster in den himmel blickte, dann war sie nicht mehr sicher, ob das alles war. ob das alles sein konnte. ob das noch sie war. und dann schaute sie  bekümmert und die überreste der schminke ließen ihr gesicht ausschauen, wie das eines traurigen hasen-clowns. wie anders ihr auf einmal die welt erschien, ohne musik und allein in ihrem hasenbett. alles war so… still. und eine leise stimme flüsterte ihr zu „das bist nicht du. es gibt doch so viel mehr. hast du denn all die schönen dinge vergessen, die das leben bunter machen? was ist mit den blumen.. der sonne.. den wolken-figuren am strahlendblauen sommerhimmel.. das tragische ist nur: man sieht sie nicht - in der nacht.“

wie konnte sie diese dinge nur vergessen haben? und nun kamen sie.. all die schrecklichen zweifel. und überfielen ihre gedanken und bissen sich dort fest. und sie fragte sich, wie sie es nur anstellen sollte, sich wieder an den schönen dingen des lebens erfreuen zu können, statt sich nacht für nacht in die dunkelheit und das künstliche licht der diskotheken zu flüchten. wie lautete die antwort.. und wo wartete sie?

und dann kam dieser wundersame mittwoch, auf den ersten blick ein ganz normaler mittwoch. die hasendame ging einkaufen. sie war kein großer freund des einkaufens. die wahrscheinlichkeit hier auf einen komischen menschen zu treffen, war besonders hoch. außerdem kam sie sich beobachtet vor, weil die leute permanent beäugten, was sie in ihren einkaufskorb tat. und dann, gerade, als sie am nudelregal stand, geschah es. sie griff und nach einer tüte spaghetti. um ihr lieblingsessen zu bereiten: nudeln und tomatensoße. da erblickte sie ihn – einen wunderschön anzusehenden gecko. es war ein sehr stattlicher gecko, anmutig und mit wunderschönen augen, die sie durchdringlich anblickten. er war ein mann von welt. das sah die wunderschöne hasendame sofort. ein arzt. warum sonst sollte er ein stethoskop um den hals tragen. vermutlich war er nur auf einen kurzen sprung, zwischen zwei wichtigen lebensrettenden ops, im supermarkt.. um sich einen kleinen snack zu gönnen und daraufhin wieder zu verschwinden. und just in dem augenblick, als die wunderschöne hasendame noch überlegte, wie sie ihre schüchternheit überwinden und den bezaubernden gecko ansprechen könnte, tat er es einfach. er lächelte sie an, mit dem süßesten lächeln, welches die wunderschöne hasendame jemals gesehen hatte und stellte sich vor. sein name war gecko. wie anders sollte er auch heißen.. als gecko?....

die begegnung endete mit einer verabredung für den abend. und die wunderschöne hasendame hoppelte nach hause. ein wenig verwirrt und doch beglückt. in jedem fall voller vorfreude. und die sonne schien ein wenig wärmer. und die blumen blühten etwas bunter. und der himmel leuchtete ein stückchen blauer. unentwegt dachte sie an den bezaubernden gecko. viele seiner art sind ihr in ihrem bisherigen hasenleben schon über den weg gelaufen, aber so einen hat sie wohl noch nie getroffen, so anders war er.. fröhlich und klug und aus tiefstem herzen gut. letzteres bemerkte die hasendame sofort, denn der bezaubernde gecko hatte ein so wundervoll warmes und herzliches lachen – ja, wer so ein lachen besitzt, der muss einfach gut sein. vielleicht sogar vollkommen.

den abend verbrachten die beiden beim besten italiener der stadt. es gab möhre und grillen. und als sie dort saßen, da war es, als würden sie sich schon eine ewigkeit kennen. der bezaubernde gecko war weitgereist. und er erzählte. dass er aus südfrankreich käme.. aus saintes-maries-de-la-mer. und dass er auch dort schon als arzt praktiziert hätte. unzählig viele hätte er vor dem ertrinken gerettet. viele wissen die tiefe des meeres nicht einzuschätzen, unterschätzen den gang der wellen, sind übereifrig und setzen voraus, selbst der steuermann zu sein. aber so ist das eben im leben… wie vielen seelen bleibt der sinn für wahre und echte tiefe wohl für immer verborgen? weit oben laufen die stolzen. tief kann man fallen, wenn man nicht anständig obacht gibt. 

die stunden schwanden genauso schnell dahin, wie der wein…gecko paffte cubanische zigarren und erzählte. paula lauschte andächtig seinen worten und fühlte sich erfüllt und voller harmonie. vielleicht zum ersten mal richtig. wie nichtig und unsinnig kam ihr auf einmal vor, was hinter ihr lag.. die durchzechten nächte, die spendierten drinks, die gierige suche nach dem kurzen glück. das hier und jetzt kam ihr nun umso wirklicher vor. alles war so echt.. intensiv.. so besonders. und da war sie nun. als eine dankbare hasendame, dankte dem leben, dass sie es hatte und einfach nur sein durfte. mit einem gecko, der sie tief im inneren berührte. glückselig war sie. hätte die ganze welt umarmen können. doch hasenarme sind bekanntermaßen kurz. und der umfang dieses planten groß.

und als sie den letzten tropfen wein geleert hatten, nahm gecko die wunderschöne hasendame an der hand und entführte sie in die laue sommernacht. dort, vor seinem gefährt – es handelte sich um ein motorisiertes fahrrad – hielten sie kurz inne, blickten sich tief in die augen, nickten sich still zu, stiegen auf und brausten davon. ohne ein wort, denn sie kannten ohnhin die, die sie einander gesagt hätten..“was is’n jetzt?!“

zurück kehrten sie nie. wohin sie gegangen sind? da gibt es viele geschichten. man erzählt sich, sie verbrächten ihre alten tage, tief versunken in einem schaukelstuhl irgendwo im entfernten cuba.. und gecko pafft noch immer cubanische zigarren und erzählt.. und paula lauscht immer noch andächtig seinen worten. beide trinken cuba libre und sind glücklich. ein inniges verstehen, sich selbst im kern verstehen.. und den anderen.. das ist es wohl, was zählt...

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minou

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Boris ist ne schöne - Mischung - habs gern gelesen

LG Boris
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