Humor & Satire
Amore mio

Irgendwo hatte ich diese Frau schon gesehen. Doch nur wo? So sehr ich mir das Gehirn auch zermaterte, ich kam einfach nicht drauf.

Sie war geschätzte dreißig. Schwarzhaarig. Und sie war allein.

Ich hing mehr, als ich saß am Tresen dieser Bar. Vor mir mein Glas Scotch. Der Blick verschwommen. Aus den Boxen lief Musik, die schon unmodern war, als eine gesamte Nation noch die rechte Hand hob. Der Raum war rauchgeschwängert und ähnliche Gedanken hegte ich auch in Bezug auf diese Frau.

In meinem Zustand konnte ich sie unmöglich darauf ansprechen und es war mir auch ein Rätsel, wie ich die knapp 10 Meter Fußweg zum Objekt meiner Begierde überwinden konnte.

Nach einem weiteren Glas Whisky und mit einem Guiness nachgespült, fühlte ich mich wie Casanova, wenn auch auf wackligen Beinen. Ich drängte mich an übel riechenden Gestalten vorbei, deren Blut einen stärkeren Alkoholgehalt, wie mein Getränk zu haben schien.

Eine Unendlichkeit später stand ich vor ihr.

„Hallo ich bin Georg, kennen wir uns nicht irgendwo her?“ Dies war zwar der dümmste Spruch seit Erfindung der Milkawerbung, aber mehr Kreativität wollte mein beeinträchtigter Verstand nicht hergeben.

„Nicht das ich wüsste.“ entgegnete sie schnippisch.

Diese Antwort ließ den Don Juan in meinen Adern erwachen. Vielleicht war es auch nur das Gemisch aus zu viel Alkohol und zu wenig Sex.

Bei einem Drink kamen wir ins Gespräch. Nur mein Erinnerungsvermögen war noch immer eingeschränkt.

Weitere zwei Gläser später, sie hegte jetzt ähnlich Sehnsüchte für mich, wie ich für sie, verließen wir taumelnd das Lokal.

Zu dir oder zu mir? Mehr Fragen gab es nicht mehr zu klären. Das Ziel ist das Ziel und ich stand so kurz davor.

Wenig später wich meine Euphorie der Scham und diese der Verzweiflung. So sehr sie sich mühte, mein bestes Stück befand sich entweder im Streik oder im Tiefschlaf.

Auch nach mehreren Versuchen war er nicht zu erwecken. Auch die kleinen blauen, „dein Helfer in der Not“ versagten ihre Hilfe und entfalteten eine kontraproduktive Wirkung. Die Kopfschmerzen waren kaum noch auszuhalten.

Am nächsten Morgen. Mein Schädel dröhnte wie die Bahnhofshalle in Barcelona und mein Atem roch wie eine Eckkneipe in Dublin. Wenigstens bin ich Kosmopolit.

Halb benommen bahnte ich mir meinen Weg in die Richtung, in der ich das Bad vermutete. An den Wänden sah ich die Bilder der Abschlussklasse meiner Tochter. Hatte ich meine letzten Gehirnzellen versoffen oder war ich noch immer im Rausch? Wie kommen die hier her?

Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte die Mathelehrerin meiner Tochter flach gelegt. Zumindest partiell.

Glücklicherweise gibt es keine Elternabende mehr.