Fantasy & Horror
Nachthemd des Todes - 1.1 - Unheimliche Begegnung

[c] Foto by: Katrin Rüdel, Weimar, 2009

... nur ein Test ...

1. Kapitel

Am Bach

"Die Sache ist schon seit Monaten geplant!", sagte Tine leise und zog Joe am Ärmel. Er sollte sich hinsetzen, denn so, wie er dort stand, konnte man sie doch entdecken!

"Die Sache ist gefährlich", meinte Joe und riss seinen Arm aus Tines Griff los. "Wollen wir nicht besser die ganze Aktion absagen?"

"Nie im Leben", keuchte Tine und zerrte schon wieder am Ärmel des blonden Jungen. "Obwohl ich auch nicht weiß, wie sie uns entwischen konnten! Wir haben sie doch die ganze Zeit beobachtet!" Tine setzte sich bequemer hin. Der Waldboden, auf dem sie saß, war kühl und weich.

Es roch hier nach Harz, feuchten Tannen- nadeln und würzigem Moos. Sogar der leichte Duft nach Pilzen lag in der Luft. Es war so still, dass man eine herabfallende Tannennadel hören konnte, die auf dem Waldboden aufkam! Kein Lufthauch wehte, kein Vogel sang, kein Wanderer lief vorbei. Unheimlich still war es beinahe!

Tine hielt die Luft an und stupste Joe vorsichtig am Rücken.

   "Pssst!", zischte dieser und drehte sich daraufhin unwillig um. Er schaute in zwei vor Aufregung weit aufgerissene hellblaue Augen. Braunes weiches Haar kringelte sich in lustigen Locken um ein zartes, schmales und liebes Gesicht. Seine Tine! War sie nicht schön? Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, die vor Anspannung leicht zitterten. Ob sie es noch schafften? Sie mussten es einfach schaffen - eine andere Möglichkeit gab es nun mal nicht! Basta!

Doch Tine wollte nicht mehr warten! Ein letzter eindringlicher Blick in Joes Richtung, dann stand sie auf, strich ihre Kleidung glatt und fegte beinahe beiläufig einige trockene Tannennadeln von ihrem Ärmel. Es war doch ganz einfach! Sie brauchten doch nur ...

"He, spinnst du jetzt total, oder was?", schrie Joe sie an und zerrte sie wieder herab ins Moos. "Wo willst du denn nur hin? Er ist nicht im Dorf! Er muss im Wald sein! Es gibt gar keine andere Möglichkeit, glaub mir doch!"
   "Wie lange willst du denn noch hier herumhocken?", schrie sie ihn an. "Merkst du denn nicht, dass es dunkel wird? Dann sehen wir doch sowieso nicht, wer hier entlang läuft!"

   "Ja, du hast ja Recht", antwortete Joe achselzuckend und drehte sich um, denn er hatte ein leises Knacken vernommen. Nicht weit von ihnen entfernt, nur wenige Schritte hinter den beiden Blaufichten, da musste jemand sein!

"Duck dich!", rief er halblaut und zerrte sie zu Boden. "Schnell!"

   Die Aufforderung kam nicht zu zeitig, denn nur einen Lidschlag später rauschte etwas so dicht an seinem Kopf vorbei, dass er den Luftzug spüren konnte! Ein Pfeil!, schoss es ihm durch den Kopf. Man schießt mit Pfeilen auf uns!
   "Bleib, wo du bist", raunte er Tine ins Ohr und drückte sie noch fester auf den Waldboden, damit sie ja kein Ziel für den hinterhältigen Schützen abgeben würde. Die ganze Sache schien aus dem Ruder zu laufen, denn dieser Angriff kam mehr als unerwartet und er konnte sich beim besten Willen auch nicht vorstellen, wer dahinter steckte und weshalb man auf sie schoss. Seine Gedanken wirbelten völlig wirr in seinem Kopf herum - die nackte Angst ließ ihn nicht einen Augenblick klar denken! Er musste ja auch noch auf Tine aufpassen,

die, ohne es zu wollen, plötzlich in den Strudel der Ereignisse hineingezogen wurde! Seine Tine! Ein warmes Gefühl durchströmte ihn und gab ihm die Kraft, sich darauf zu konzentrieren, was momentan am wichtigsten war - nämlich: Von hier zu verschwinden, ohne vorher vom Pfeil des Gegners erwischt zu werden. Nachdenken, was all das hier zu bedeuten hatte, konnte er später noch. Jetzt hieß es: Beeilung, sonst kriegen sie uns!

= Fortsetzung folgt ! =

[c] KatRue {tinimini}, Weimar, 2009

last updated: 15. Juni 2009