Biografien & Erinnerungen
Langewiesen

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"Langewiesen"
Veröffentlicht am 30. Mai 2009, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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einer der auf dem Weg ist ...
Langewiesen

Langewiesen

Wenn die Menschen agieren, ist das mit einem konkreten Ort verbunden.
Die kleine Stadt Langewiesen in Thüringen, dort spielte sich ein Teil der Familiengeschichte ab.
Der Ursprung und der Hort der Familie, die heute sehr verstreut ist. Geschichtsdaten sind nachlesbar, unter langewiesen.de findet man sofort alle Angaben.
Aus dem Wort „Längwitzgau“ kommt der Name und die Längwitz ist ein Fluss.
Mit dem Geschlecht der Herren von Schwarzburg/Käfernburg regierte fast 700 Jahre eines der ältesten edelfreien Familien in dem Landstrich – ein Gaugrafengeschlecht. Sie waren so wie die Grenzwächter zum Osten, damals gab es den Limes Sorabicus und der Urfeind waren die Sachsen, die nichts mit dem heutigen Land gemein hatten.
Wie spürt man eine Stadt, was bleibt über die nüchternen Zahlen hinaus? Bewusst geht das in früher Jugend los, in einer Zeit, wo man noch gemeinsam auf den Acker oder das Feld ging. Und da gingen alle mit. Wer zwei flinke Hände hatte, musste arbeiten. Wir Kinder konnten spielen. In den Bachläufen am Wiesenrand der „Folge“ fanden wir die abenteuerlichsten Spiele. Mit dem Schlamm, der rötlich schimmerte, konnten wir alles anschmieren, am schönsten uns selbst. Mutti beschreibt diese Zeit aus ihrer Sicht sehr anschaulich und lebendig.
Mir bleibt ein Bild im Kopf. Die breite Hauptsraße, Stille, kein Wagen und schon gar kein Auto, sommerliche Hitze, die den Staub zum Wirbeln bringt. Hinter den Wirtshausfenstern des „Goldenen Löwen“ scheint es lebendig – bei der Lehne war immer wer. Mätschi hatte noch keine eigene Tanke, das Benzin kam noch aus den zweimal Fünflitertanks bei der Drogerie Volland. Der Ort war an der aufsteigenden Hauptstraße zur Ehrenburg eh zu Ende. Von dort ging die Straße nach Öhrenstock. Gleich unten am Eck kam das Kino, dahinter der Felsenkeller mit der alten Turnhalle. Hinter diesem Lokal kam noch der „Gottessegen“, ein sogenanntes Gartenlokal, wo Urgroßvater Friedrich stets seine „Dürre“ hintrug, sie erst zu Feuerholz und anschließend in Feuerwasser verwandelte. Welch’ optimale Idee der Kneiper, so zu zahlen, denn besoffen werden konnte er nur einmal und war er voll – ging er heim.
Vorn, hinter dem Kino, kam der Bäcker Geiss, er blieb bis heute. Dahinter war ein toller Laden mit Stoffen und Wolle nebst Knöpfen. Knöpfe waren damals Spielzeug – wie herrlich haben wir uns über Stunden mit den verschiedenen Teilen beschäftigt. Dann kam da noch ein Zeitungsladen mit Schreibwaren und schon war man am Bahnübergang.
Mein Bruder verarbeitet das stete Klingeln der Schranken noch heute – er hat sich eine CD mit den wohlvertrauten Klängen gekauft und schwelgt so in seiner Kindheit. Hinter den Schranken links, da duftete es sofort nach frisch Geräuchertem und manchmal  wie frische Wurst, da stand die Fleischerei Büttner. Lieschen B. ging mit Mutti in die Schule. Schon war man am Fuß der „Neuen Straße“, die auch schon mal Hindenburgstraße hieß. Da, wo der hängige Teil in die Gerade übergeht, hat Opa Willy mit seinem Schwager Willi ein Doppelhaus gebaut. Am Ende der zwanziger Jahre, wo es eigentlich so wenig gab. So wurde es einfach, war nie ein Luxusbau und enthielt doch recht sinnvoll all das, was in der neuen Zeit wichtig war. Der Entwurf kam aus Berlin, hier steht das Haus noch einmal.
Am Ende der „Neuen Straße“ erhob sich der Knieberg, wie eine Sperre. An der einen Seite ist ein Steinbruch und der Sportplatz, oben schlängelte sich die Oehrenstöcker Straße. Hinter dem Bergmassiv kam die „Lange Viehtreibe“, dort hatten die Familien Land und bald begann der riesige Wald.Zurück zu meiner Hauptstraße – am unteren Ende im „Ungerenne“ lag das Haus der anderen Großeltern. Dazwischen befand sich das Rathaus und erst in den Achtzigern sollten wir erfahren, dass dort eine Tafel angeschlagen ist,
die einen CAROL WEISLEDER als Bürgermeister 1598 nachweist.
                                            
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Boris
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tinimini Wow! - Na, das finde ich ja toll, da kennst Du ja meine Ecke hier auch ganz gut :). Auf dem Rollplatz gibt es ein kleines lauschiges Café - hehe - falls man sich mal über den Weg laufen sollte - ich meine ja nur *grins* ...

Das finde ich toll, dass Du Deiner Mum ein solch tolles Werk zum Geburtstag gewidmet hast - hast Du es richtig als Buch veröffentlicht? Oder selbst gedruckt und so? Würde mich mal interessieren!

Liebe Grüße,
Katrin
Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: schön - ach ja - in Weimar habe ich studiert, vier Jahre gewohnt (am Rollplatz) - da bin ich neidisch!
Das textstück stammt aus einem komplexeren Werk - ""Familienautobahn", welchen ich meiner Mutti zum 75. geburtstag gewidmet habe.#

LG Boris
Zitat: (Original von tinimini am 02.06.2009 - 08:14 Uhr) Schön, die Erinnerungen - gemischt mit etwas History - wenn man jetzt noch ein paar alte Bilder (Stiche oder so) dazu hätte, einige ältere Familienfotos - dann wäre dies eine hervorragend gestaltete Biografie! Finde ich zumindest! Da ich auch aus Thüringen stamme, Langewiesen kenne :) (vom Durchfahren), hat mich Dein Text umso mehr fasziniert.

Ich werde auch einmal versuchen, in dieser Rubrik einige Zeilen unterzubringen - bisher habe ich mich an dieses Metier noch nicht wirklich heran getraut!

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Schreiben,
sende liebe morgendliche Grüße aus Weimar in die Ferne,

Katrin
Vor langer Zeit - Antworten
tinimini schön - Schön, die Erinnerungen - gemischt mit etwas History - wenn man jetzt noch ein paar alte Bilder (Stiche oder so) dazu hätte, einige ältere Familienfotos - dann wäre dies eine hervorragend gestaltete Biografie! Finde ich zumindest! Da ich auch aus Thüringen stamme, Langewiesen kenne :) (vom Durchfahren), hat mich Dein Text umso mehr fasziniert.

Ich werde auch einmal versuchen, in dieser Rubrik einige Zeilen unterzubringen - bisher habe ich mich an dieses Metier noch nicht wirklich heran getraut!

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Schreiben,
sende liebe morgendliche Grüße aus Weimar in die Ferne,

Katrin
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