Der Priester stand auf der Kanzel, und das Sonnenlicht fiel durch die bunten Fenster. Es malte schimmernde Schatten auf den Holzboden, die im Licht tanzten, fast wie ein stilles Spiel. Die Leute in der Kirche saßen still, ihre Köpfe gesenkt, die Hände gefaltet. Es war, als ob jeder Gedanke irgendwie in den Raum schwebte und sich in der Luft sammelte. Der Duft von Weihrauch und altem Holz hing in der Luft, und der feine Staub in den Sonnenstrahlen sah fast aus, als wollte er die Stille noch verstärken.
„Die Worte der Bibel“, begann der Priester, „sind wie Spiegel. Sie zeigen
uns nicht nur Gott, sondern auch uns selbst.“ Seine Stimme war ruhig, aber fest, als wollte er einen Blick hinter eine Tür gewähren, die nur einen kleinen Spalt offen war. Manchmal merken wir, dass das, was wir hören, nicht immer zu dem passt, was wir tun. Dann kommt die Frage: Wer sind wir, wenn die Worte uns keine Antworten mehr geben, sondern nur noch Hoffnungen sind?
Ein kleines Mädchen saß am Rand einer Bank und spielte mit einer Schale voller Bonbons. Ihre Augen verfolgten den Priester neugierig, als würde sie ihn heimlich fragen, ob hinter seinen Worten auch wirklich etwas steckt. Die Bonbons
glänzten rot und grün, wie kleine Sterne, und sie nahm eines heraus und betrachtete es nachdenklich. Vielleicht hoffte sie, dass das Bonbon eine Antwort auf das war, was sie gerade hörte. Die anderen in der Bank flüsterten leise, aber als der Priester weitersprach, wurde es still.
„Reichtum ist nicht das, was von außen glänzt“, sagte der Priester. „Es ist der Reichtum, der sich zeigt, wenn wir ihn teilen.“ Er legte seine Hand auf den Kalender hinter ihm, als würde er die Zeit für einen Moment anhalten. Manchmal ist wahre Großzügigkeit nicht laut, sondern versteckt sich in einem
Lächeln oder in der Aufmerksamkeit, die wir jemandem schenken. Die Menschen in der Kirche hörten aufmerksam zu, ließen ihre Gedanken los und gaben sich ganz diesem Moment hin.
Als die Türen der Kirche sich öffneten und die ersten Sonnenstrahlen auf die Stufen fielen, blieb das Mädchen noch einen Moment stehen. Sie hob die Hand, fast so, als wolle sie sicherstellen, dass der Raum sie nicht vergessen hatte. Der Priester nickte und trat ein paar Schritte auf sie zu. Dann legte er sanft seine Hand in die ihre. Ihre Finger schlossen sich um seine, als wollte sie etwas bewahren – etwas, das mehr war als nur
Worte oder Bonbons.
Draußen, unter den Wolken, blitzte der Tag durch. Die Hymnen hallten in den Fenstern nach, und die Stimmen der Menschen wurden leiser, fast wie eine Melodie. In diesem kleinen Moment lag mehr Wahrheit als in vielen Worten: Das Teilen, der Blick füreinander, die Bereitschaft, dem anderen die Hand zu reichen. Und auch wenn die Welt sich wieder in Bewegung setzte, blieb etwas in der Luft hängen – eine Art Vertrauen, das noch lange nachwirkte.