Die Nacht vor dem polierten Morgen hängt über den Dächern wie feines Papier.
Da wandert der Mikulás, den Sack geschultert, die Schritte bedacht wie Silben.
Neben ihm, kein drohender Schatten mehr, nur ein Zweig – die Rute, Birke, wach und zitternd vor Erwartung.
Hinter dem letzten Haus beginnt der Hain: die Birken.
Stämme wie Kerzen, Rinde wie Frostgedicht. Doch diese wachsen anders:
Sie sprechen. Nicht mit Mund, nur mit Haut und Wind.
Wenn die Zeit des Gebens kommt,
wandern ihre Stimmen als dünner Chor durch die Fasern des Holzes.
Mikulás hebt die Rute, und der Winter hält kurz den Atem an.
Ein Dutzend Birken neigt sich – biegsam, nicht unter Last, sondern vor Anteilnahme.
„Wohin trägst du uns dieses Jahr?“, säuseln sie, leiser als fallender Schnee.
„Zu einem Herzen, das zaudert“, antwortet er. „Nicht um zu richten. Um zu erinnern.“
Die Birken lächeln in Luft. Ihre Kronen klirren wie Glasbecher am Rand eines Festes.
Sie flüstern ihm Lieder zu: über verlorene Mutperlen, über Taten, die nie
zu spät wachsen.
Und als Mikulás weitergeht, lösen sich einzelne Silben vom Zweig und tanzen den Kindern voraus,
in Stiefel, in Träume, in winzige Funken von Morgen.
Wer eine Birke hört, so sagt man in Städten wie Budapest,
der trägt kein Urteil, sondern einen Startpunkt.
Ein Versprechen, dass Güte eine Bewegung ist, die im Gehen entsteht.
Und im Hain wiegt ein Nachhall:
Flüstere zurück. Beginne. Glänze.
Denn die Birken fordern nicht – sie glauben vor.
Und dieses Vor-Glauben ist die wärmste
Form von Licht.