Der Kämmerer der Weihnbachtsmärkte
Zwischen Tannenzweigen, Glühweinduft und klingelnden Münzen sitzt er auf seinem ächzenden Schemel und zählt. Nicht nur Geld – auch verlorene Schneeflocken, vergessene Wünsche, entwichene Lacher. Wer denkt schon daran, dass auf einem Weihnachtsmarkt nicht nur Gläser, sondern auch Sehnsucht fließt? Kasimir kennt jede verlorene Münze, jeden verschwundenen Handschuh, jeden zerbrochenen Traum.
Ein Standbetreiber wagt es: „Zählt ihr auch Lächeln?“ Kasimir blickt auf, die
Kreide in der Hand, und nickt. „Ja, aber die sind unbezahlbar.“ Dann zieht er die Bücher auf, die Zahlen tanzen, Puderzucker wird zu gebrochenen Herzen, ein verlorener Handschuh kostet Lacher, ein entwichener Wunsch Strafzins in Frost. Die Händler schwitzen, die Märkte wanken – und Kasimir lächelt hinter seinem Federhut.
Denn seine Bilanz ist nicht das Konto, sondern die Weihnachtsstimmung. Zu perfekt vermessen, zu präzise, um sie zu begreifen. Und gerade darin liegt die bitterböse Magie: Alles ist erfasst, alles kalkuliert – und doch bleibt die Weihnachtszeit unberechenbar, teuer,
wunderbar unmöglich zu verbuchen.