Kurzgeschichte
Wie die Krippe entstand - Die Krippe von Greccio

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"Wie die Krippe entstand - Die Krippe von Greccio"
Veröffentlicht am 30. November 2025, 30 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Wie die Krippe entstand - Die Krippe von Greccio

Wie die Krippe entstand - Die Krippe von Greccio

Historisch wird der Brauch der Krippe nicht direkt aus Bethlehem überliefert, sondern er wurde erst Jahrhunderte später erfunden. Die erste Krippe in einer Stube soll der heilige Franz von Assisi im Jahr 1223 in Italien aufgestellt haben. Er wollte den Menschen die Geburt Christi lebendig vor Augen führen. In einem kleinen Stall in Greccio sammelte er Heu, Tiere und Figuren, um die Szene nachzustellen – nicht nur als Symbol, sondern als lebendige, greifbare Erfahrung. Franz selbst soll die Figuren aus Holz oder Ton genutzt haben und einen Krippenstall gebaut haben, in dem Maria, Josef, das Jesuskind und die Tiere

standen. So wurde der Brauch geboren, die Geburt Christi in einer „Krippe“ zuhause oder in der Kirche nachzustellen.

Die Menschen waren zuerst verblüfft und staunten. Sie hatten Weihnachten bisher vor allem in Gedanken und Gebeten gefeiert, in Texten und Liedern, aber hier stand es plötzlich leibhaftig vor ihren Augen: ein Stall, Heu, Tiere, ein Kind in der Krippe. Manche waren tief bewegt, manche verunsichert. Ein paar ältere Dorfbewohner murmelten vielleicht: „Was soll das?“ oder „So etwas haben wir noch nie gesehen.“ Doch dann geschah das Wunder, das Franz so beabsichtigt hatte: Herzen

öffneten sich. Die Leute knieten nieder, manche weinten leise, andere lächelten, und plötzlich war die Geburt Christi nicht nur eine ferne Geschichte, sondern ein unmittelbares Erlebnis, das sie berührte und nie wieder vergaßen Der Brauch verbreitete sich langsam: Erst im Umkreis von Greccio erzählte man von dieser besonderen Darstellung, dann weiter in Italien, schließlich in ganz Europa. Es war kein „Hit“ im modernen Sinne – kein sofortiger Trubel –, aber die Wirkung war tief und nachhaltig. Die Menschen fühlten das Wunder zum ersten Mal körperlich, sahen die Krippe mit eigenen Augen, spürten die Wärme der Tiere, den Atem der

Nacht, den Herzschlag eines Kindes in ihrer Mitte.

Erster Advent – beim Aussätzigen Die Krippe kam leise über den verschneiten Pfad. Benedikt und Raimund folgten skeptisch. Franz trug sie in das kleine Haus eines Aussätzigen, der auf dem Boden hockte und misstrauisch die Tür öffnete. „Was wollt ihr hier?“, knurrte er. „Habt ihr keinen Anstand?“ „Wir bringen euch ein Licht“, sagte Franz sanft. „Ein Kind wird kommen, und vielleicht seht ihr mehr als nur Holz.“

Der Aussätzige lachte bitter. „Holz? Ich sehe nur Holz. Wie soll das mein Herz wärmen?“

Benedikt runzelte die Stirn. Raimund

flüsterte: „Ich fürchte, er wird lachen…“ Doch als die Krippe in der Mitte des Raums stand, legte das kleine Kind hinein, die Tiere schauten aufmerksam. Ein leises Staunen ging durch den Aussätzigen, die Augen wurden feucht. „Vielleicht… vielleicht ist es mehr als Holz“, flüsterte er. Die Mönche sahen einander an: das erste Wunder war still, aber real.


Zweiter Advent – beim Bauern Die Krippe wanderte weiter über gefrorene Felder, Benedikt und Raimund folgten schweigend. Franz stellte sie in die Küche eines großen Bauernhofs, wo Männer und Frauen das Abendessen

vorbereiteten. „Was für ein Unsinn!“, rief der Bauer. „Wir haben Arbeit, keine Zeit für Heu und Holzfiguren!“ „Es ist mehr als eine Figur“, sagte Franz. „Es ist ein Vorbote des Wunders.“ Die Kinder des Bauern drängten sich um die Krippe, legten Finger auf das Stroh, lachten, kicherten, und plötzlich spürte selbst der Bauer ein Ziehen im Herzen. „Hmm… vielleicht…“, murmelte er, während ein zartes Lächeln seine Lippen berührte. Benedikt schüttelte den Kopf. „Ich… ich spüre es selbst. Wie kann das sein?“

Raimund nickte, leise. „Die Krippe bewegt alles – selbst die Härtesten unter

uns.“


Dritter Advent – beim Bürger Die Krippe wurde in das Haus eines wohlhabenden Bürgers gebracht, die Stufen glänzten von Politur, der Kamin brannte. Der Bürger betrachtete sie kritisch. „Was soll das heißen? Ich habe Gesetze, Handel, Verantwortung – keine Zeit für Staunen!“ Doch die Kinder des Bürgers drängten sich, flüsterten: „Oh, sie ist so schön!“ Die Krippe stand in der Mitte, schlicht, aus Holz und Stroh, und das Kind schien sie alle anzusehen.

„Vielleicht“, murmelte die Frau des

Bürgers, „ist dies ein Moment, den wir lange vergessen haben.“ Benedikt und Raimund hielten Abstand, doch sie bemerkten, wie die Erwachsenen sich beugten, wie die Augen leuchteten, wie selbst Skepsis weich wurde.

Vierter Advent – beim Pfarrer Am vierten Advent trug Franz die Krippe in die kleine Pfarrstube, wo der Pfarrer bereits wartete, die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Eine Krippe? Jetzt auch noch hier?“ „Ja, Vater“, sagte Franz ruhig. „Sie hat gewandert, von Haus zu Haus. Sie bringt Licht, Staunen, Herz. Auch Sie werden es spüren.“

Der Pfarrer seufzte, doch als die Krippe auf dem Tisch stand, die Kinder des Dorfes sich darum drängten und die Mönche die stille Wirkung sahen, spürte er ein Zittern im Herzen. „Vielleicht… vielleicht war ich blind“, flüsterte er. Benedikt und Raimund sahen einander an, die Augen feucht. „Vier Wochen, vier Häuser, und jedes Herz berührt…“ Benedikt lächelte leise. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Stück Holz und Stroh so viel bewegen könnte.“ Die Krippe stand still, leuchtend, ruhig. Sie hatte alle Herzen gesehen, alle Zweifel berührt, alle Hände gehalten,

von Aussätzigen über Bauern und Bürger bis zum Pfarrer. Und sie würde weiterwandern – durch Geschichten, durch Herzen – ein stiller Reisender, der das Wunder der Liebe in die Welt trug.

Franz von Assisi - Kalender bilder

Tag 1 - Franz stapfte barfuß durch den Schnee von Greccio, die erste Krippe in den Armen. In ihr lag das Kind, klein, unscheinbar und doch leuchtend. Maria, Josef, ein wackeliger Esel und einige Schafe schauten aus dem Stroh. Die ersten Kinder lugten durch die Fenster, Augen weit aufgerissen. „Was bringt das?“ flüsterte ein Mädchen. Franz lächelte: „Staunen, nicht Spielzeug.“ Ein Schaf stolperte, die Kinder kicherten laut, und Benedikt murmelte skeptisch: „Kitschig…?“ Raimund lächelte: „Vielleicht ist genau das nötig.“


Tag 2 - Die Krippe wurde in die Hütte des Aussätzigen getragen. „Kann das heilen?“ fragte er rau. „Nicht den Körper, sondern das Herz“, sagte Franz. Kinder streichelten das Stroh, der Esel wackelte, ein Schaf fiel fast um. Lachen hallte durch die Hütte. „Seht ihr? Staunen lebt auch von kleinen Missgeschicken“, flüsterte Raimund. Der Aussätzige lächelte zaghaft. Tag 3 - Franz brachte die Krippe in das Bauernhaus. Der Bauer knurrte: „Was soll das?“ „Staunen“, sagte Franz. Kinder kletterten auf Bänke, halfen dem Esel auf die Beine. Ein Schaf stolperte, alle lachten. Selbst der Bauer konnte

nicht anders, als zu lächeln. Benedikt flüsterte: „Wer hätte gedacht, dass Staunen ansteckend ist?“ Tag 4 - Die Krippe wanderte ins Haus des Bürgers. „Puppen? Wirklich?“ fragte er. „Es sind keine Puppen, es ist Staunen“, erklärte Franz. Kinder kletterten auf Stühle, strichen über das Stroh. Der Esel wackelte, ein Schaf stolperte, ein Mädchen streichelte das Holzkind, ein Junge half dem Esel. Der Bürger räusperte sich, ein zaghaftes Lächeln huschte über sein Gesicht. Tag 5 - Franz trug die Krippe durch die verschneiten Gassen. Kinder rannten

voraus, die Atemwolken stiegen wie kleine Geister in die kalte Luft. Erwachsene schauten neugierig zu. Ein kleines Mädchen summte ein Lied, der Esel wackelte, ein Schaf stolperte, Kinder lachten laut. Staunen breitete sich leise aus. Tag 6 - Die Krippe stand in einer kleinen Kapelle. Die ersten Kerzen wurden aufgestellt. Das flackernde Licht spiegelte sich auf den Holzfiguren, Schatten tanzten über Maria, Josef und das Kind. Kinder summten Lieder, Erwachsene stimmten zaghaft ein. Ein kleiner Unfall: ein Schaf stolperte und ein Kind fing es auf. Gelächter erfüllte

die Kapelle. Tag 7 - Franz brachte die Krippe in die Stube eines kranken Kindes. Das Mädchen kicherte zaghaft, der Junge half dem Esel. „Es wärmt mein Herz“, sagte der Pfarrer, der die Szene beobachtete. Benedikt nickte leise: „Staunen kennt keine Grenzen.“ Tag 8 - Die Krippe wanderte in die Nachbarstadt. Kinder rannten voraus, ihre Atemwolken wirbelten wie kleine Wölkchen. Ein Mädchen streichelte vorsichtig das Holzkind, ein Junge hielt den Esel, ein Schaf stolperte, Kinder lachten laut. Erwachsene schmunzelten

zaghaft. „Manchmal sind es die Missgeschicke, die uns Staunen lehren“, sagte Raimund. Tag 9 - Die Krippe stand wieder in Greccio, in der Stube der Witwe. Sie spähte aus der Tür: „Ihr denkt wirklich, das Holz kann das Herz erwärmen?“ „Nicht das Holz allein, sondern das Staunen“, sagte Franz. Kinder kletterten auf Bänke, strichen über das Stroh. Ein Schaf stolperte, die Kinder lachten, die Witwe konnte nicht anders, als zu lächeln. Tag 10 - Die Kinder halfen, die Krippe zu säubern. Stroh wurde aufgeschüttelt,

kleine Missgeschicke passierten: ein Esel wackelte, ein Schaf rannte beinahe gegen einen Tisch. Alle lachten, Franz summte leise ein Lied, Benedikt schmunzelte, Raimund nickte: „Staunen lebt in Momenten wie diesen.“ Tag 11 - Franz trug die Krippe zum Bauern. Die Kinder rannten voraus, die Stiefel knirschten im Schnee. Der Bauer beobachtete skeptisch. „Staunen ist stärker als Worte“, sagte Franz. Kinder halfen dem Esel, das Schaf stolperte, alle lachten. Selbst der Bauer musste zugeben, dass ein Funken Staunen sein Herz erreicht hatte.


Tag 12 Die Krippe wanderte erneut durch die Straßen. Kinder summten Lieder, Erwachsene trauten sich zaghaft zu singen. Der Esel wackelte, das Schaf stolperte, ein Mädchen fiel fast, ein Junge fing sie auf. Staunen breitete sich wie Licht aus. Tag 13 - Franz trug die Krippe ins Haus des Bürgers. Die Kinder strichen vorsichtig über das Stroh, der Esel wackelte, ein Schaf stolperte. Der Bürger räusperte sich und lächelte zaghaft. „Staunen kennt keine Regeln“, flüsterte Franz.


Tag 14 - In der kleinen Kapelle brannten Kerzen. Schatten tanzten über die Holzfiguren. Kinder summten Lieder, Erwachsene stimmten zaghaft ein. Ein Mädchen stolperte, ein Junge fing das Holzkind auf. Gelächter erfüllte die Kapelle, Staunen breitete sich aus. Tag 15 - Franz trug die Krippe in ein Krankenzimmer. Erwachsene, Kinder, alte Seelen waren versammelt. „Es wärmt mein Herz“, sagte der Pfarrer. Kinder halfen dem Esel, richteten das Stroh. Kleine Missgeschicke wurden begleitet von Lachen und Staunen.


Tag 16 - Die Krippe wanderte durch die Gassen. Kinder rannten voraus, Erwachsene schauten zu. Atemwolken stiegen in die Luft, kleine Hände streichelten das Holz, kleine Füße halfen dem Esel auf die Beine. Schafe stolperten, Kinder lachten. Staunen breitete sich aus. Tag 17 - Franz trug die Krippe wieder in die Stube der Witwe. Kinder kletterten auf Bänke, strichen über das Stroh, halfen dem Esel. Ein Schaf stolperte, alle lachten. Die Witwe lächelte zaghaft. „Staunen lebt in Momenten wie diesen“, flüsterte Raimund.

Tag 18 Die Krippe stand in der Pfarrstube bereit. Kerzen flackerten, Kinder summten Lieder, Erwachsene stimmten zaghaft ein. Ein Schaf stolperte, ein Junge half dem Esel, ein Mädchen strich vorsichtig über das Holzkind. Lachen und Staunen erfüllten den Raum. Tag 19 - Franz trug die Krippe erneut durch die Straßen. Kinder rannten voraus, ihre Atemwolken wirbelten. Erwachsene beobachteten. Der Esel wackelte, das Schaf stolperte, Kinder lachten laut. Benedikt flüsterte: „Staunen kennt keine Regeln.“


Tag 20 - In der Kapelle wurden die Kerzen angezündet. Schatten tanzten über die Holzfiguren, Kinder summten Lieder, Erwachsene stimmten zaghaft ein. Ein Mädchen stolperte, ein Junge fing das Holzkind auf. Staunen breitete sich aus. Tag 21 - Die Krippe wanderte in ein Krankenzimmer. Kinder halfen dem Esel, richteten Stroh. Erwachsene beobachteten, der Pfarrer murmelte: „Es wärmt mein Herz.“ Kleine Missgeschicke wurden begleitet von Lachen, Staunen und leisen Liedern.


Tag 22 - Die Krippe wurde zurück in die Pfarrstube getragen. Kinder summten Lieder, der Esel wackelte, Schafe stolperten. Erwachsene stimmten zaghaft ein. Franz flüsterte: „Staunen lebt in Momenten, die niemand erwartet.“ Tag 23 Am Heiligen Abend wurde die Krippe feierlich zum Altar getragen. Kinder, Erwachsene, Aussätziger, Bauer, Bürger, Pfarrer – alle waren anwesend. Kerzen flackerten, Lieder erfüllten die Kapelle, das Holzensemble strahlte sein Licht aus. Ein Windstoß ließ Kerzen flackern, doch das Licht der Krippe blieb

unerschütterlich. Staunen hatte alle Herzen erreicht: Kinderlachen, Skepsis, Freude, kleine Missgeschicke – alles wurde Teil des Wunders. Tag 24 – Christmette

Franz stand nach der Christmette am Fenster und blickte hinaus auf die verschneiten Hügel. „Wie weit wird das Staunen reisen? Vielleicht durch Städte, Länder, Generationen… Kinder und Erwachsene gleichermaßen berühren… das Licht der Hoffnung, das wir alle suchen – immer wieder, still, unaufhaltsam.“ Jahrhunderte später wird die Krippe in unzähligen Häusern aufgestellt. Kinder lachen, Erwachsene

staunen, Skeptiker schmunzeln. Heute, im Advent, ziehen Familien um den Kranz, entzünden Kerzen, erzählen Geschichten, lachen über kleine Missgeschicke – und irgendwo in dieser Welt liegt die Erinnerung an einen Mann, der barfuß durch Schnee ging, ein Holzstück in den Armen trug und sagte: „Staunen kennt keine Regeln. Es lebt in den Herzen derer, die bereit sind zu fühlen.“

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KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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Phantasus KATHARINA, Du hast die Wirkung der ersten Krippe inhaltlich und sprachlich fein dargestellt.

Liebe Grüße
Phantasus
Vor ein paar Wochen - Antworten
Kornblume Vorweihnachtliche Stimmung und Einkehr in uns selbst tut auch heute noch gut.
Eine schöne Adventszeit, wünscht die Kornblume.
Ich hoffe, es geht Dir gesundheitlich gut.
Vor ein paar Wochen - Antworten
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