Das Gassenkind
Des Morgens roch die Luft nach kaltem Brot und feuchtem Stein, da ich die schmale Gasse hinabstieg.
Mein dünnes Kleid hing mir nass und schwer am Leibe, vom Nachtnebel durchtränkt, und das Ankh an meinem Halse schabte kühl über meine Brust.
Der Fleischer am Eck grüßte mich mit heiserer Kehle und legte, im Vorübergehn, die warme Hand kurz an meinen Arm, als wolle er mir Mut geben, ohne zu wissen, wozu.
Zwei Weiber standen breit im Wege, äugten auf meine bloßen,
schmutzverkrusteten Füße und murmelten von Zeichen, die man besser meide.
Ein Spatz fuhr aus der Rinne empor und ließ eine einsame Feder fallen, die im Kot und Matsch liegenblieb; ich hob sie auf, denn mein Herz hängt an solch geringem Schönen.
Solch stille Dinge, im Elend gefunden, halte ich mir teuer.
Leise hub sich der junge Tag, wie ein milder Atem von Brot und nassem Stein.