Kurzgeschichte
Der Flug nach Deutschland - Schreibparty 113

0
"Der Flug nach Deutschland - Schreibparty 113"
Veröffentlicht am 22. November 2025, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht. ;)) Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?
Der Flug nach Deutschland - Schreibparty 113

Der Flug nach Deutschland - Schreibparty 113




Cover von Pixabay JFK_Photography


Thema:

"Perfekte Ausrede"

Vorgabewörter: Pferdeschwanz, launisch, Erdanziehungskraft, staunen, Abenteuer, Nacht, Zettelwirtschaft, Publikum.



Als ich an diesem Morgen wach wurde, wusste ich: Das wird ein ganz besonderer Tag. Ich würde in ein neues Leben starten, von Afrika nach Europa, von Namibia nach Deutschland. Meine Mutter war gestorben, und meine neuen Eltern holten mich ab. Die letzte Zeit wohnte ich in der Wohnung meiner Tante, und als ich an diesem Tag aufwachte, hörte ich sie in der Küche rumoren. Ich stand auf, putzte mir im Badezimmer die Zähne, zog meinen Pferdeschwanz zurecht und ging zu meiner Tante.

„Na, schon wach?“, fragte sie mich. „Heute geht’s los.“ Ich nickte und schüttete mir Cornflakes

und Milch in eine Schüssel. Aber ehrlich gesagt, ich hatte keinen Hunger, so aufgeregt war ich. Stattdessen nippte ich an meiner Milch und unterhielt mich mit meiner Tante. In meinem Kopf herrschte eine kleine Zettelwirtschaft: Flugtickets, Listen, Notizen – alles wild durcheinander. Plötzlich klingelte es. Mein Herz machte einen Satz. Meine Tante lächelte mir zu, stand auf und ging zur Wohnungstür. Da kamen meine neuen Eltern herein. Ich hatte sie schon vor einigen Wochen kennengelernt, und ich mochte sie beide. Meine neue Mutter kam auf mich zu und wuselte mir durchs Haar. „Alles klar?“, fragte sie mich. „Sachen

gepackt?“ „Alles fix und fertig“, sagte meine Tante, „Ihr könnt starten.“ Zum Abschied umarmte sie mich, und mir wurde richtig mulmig. Ich würde alles zurücklassen, was ich bisher gekannt hatte, mein ganzes bisheriges Leben. Und ich wusste nicht, was mich erwartete. Mein Vater lächelte mir zu. „Wir packen das schon“, sagte er. „Alles kein Problem.“ Im Taxi fuhren wir zum Flughafen. Tausende Leute liefen in der großen Halle durcheinander, Durchsagen kamen durch Lautsprecher, Anzeigentafeln ratterten, und wir warteten in einer langen Schlange. Ich war froh, dass ich

nicht alleine war. Meine Eltern regelten alles und nahmen mich an die Hand. Wir gingen durch die Security und dann endlos lange Gänge entlang. Durch große Fensterscheiben konnte ich auf das Rollfeld sehen, wo Dutzende Flugzeuge standen. Ich konnte nicht anders, als staunen über die Größe der Maschinen und all die Menschen, die geschäftig umherliefen – ein stilles Publikum, das mich kaum beachtete. Ich hatte tausend Fragen, die ich meinem Vater stellte: „Wie schaffen es Flugzeuge, in der Luft zu bleiben? Warum verschwindet unser Gepäck in der Schleuse? Wie lange werden wir fliegen? Wie heißt der Flughafen, wo wir landen

werden? Wo werde ich wohnen? Habt ihr ein Haus? Wie heißt meine neue Schule?“ Mein Vater beantwortete alles, so gut er konnte, und mir machte die Sache immer mehr Spaß, obwohl ich immer noch aufgedreht war. Dann warteten wir am Gate, bis wir schließlich ins Flugzeug gingen. Die Stewardessen waren freundlich und halfen, das Gepäck über den Sitzen zu verstauen. Langsam rollten wir auf die Startbahn. Es war der erste Flug in meinem Leben. Schließlich kamen wir in die Startposition. Sekunden verstrichen, nichts passierte. Plötzlich drehten die Motoren auf, es gab einen unheimlichen Schub, und ich

wurde voll in den Sitz gedrückt. Die Maschine beschleunigte mit unglaublicher Kraft, wurde schneller und schneller, und dann sah ich aus dem kleinen Fenster, wie wir vom Boden abhoben. Wir flogen! Der Boden unter uns verschwand, wir stiegen immer höher, und ich spürte, wie die Erdanziehungskraft für einen Moment nachließ. Wir stiegen durch die Wolken, und ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Die Stadt und mit ihr mein bisheriges Leben wurde immer kleiner, während ein echtes Abenteuer begann. Meine Mutter lächelte mir zu. „Macht Spaß, oder?“, flüsterte sie mir

zu. Ich nickte und lächelte zurück. Der Flug dauerte mehrere Stunden, und ich schaute mir einen Film auf dem Monitor an oder hörte Musik. Ich hätte endlos so weiterfliegen können, aber schließlich sank die Maschine, um in Frankfurt zu landen. Der Pilot setzte die Maschine ruhig auf, und die Motoren heulten auf, um das Flugzeug abzubremsen. Dann waren wir in Deutschland, meiner neuen Heimat. Wir mussten wieder durch lange Gänge, holten unser Gepäck vom Band und fuhren nochmal mit dem Zug. Schließlich erreichten wir mein neues Zuhause. Ich hatte ein eigenes Zimmer und fühlte

mich direkt wohl. Alles war da, was ich brauchte. „Du kannst dir alles noch so einrichten, wie du es haben willst“, meinte meine Mutter. „Das wird noch richtig gemütlich.“ In den nächsten Wochen war alles neu – die Straßen, die Geschäfte, die Menschen, die Schule – alles ungewohnt. Aber ich lebte mich schnell ein. Dann kam mein erstes Weihnachtsfest in Deutschland. Mein Vater fragte mich, was ich mir wünsche. Ich überlegte und sagte schließlich: „Ich will eine Wanderung in einem Wald machen.“ Am Weihnachtsabend war es sehr schön. Wir waren in der Kirche, ich bekam

verschiedene Geschenke, und wir saßen gemütlich zusammen, aßen und feierten. Am ersten Weihnachtstag schien die Sonne von einem blauen Himmel, und es war krass kalt. „Heute gibt’s dein Geschenk“, sagte mein Vater beim Frühstück. „Heute Nachmittag machen wir eine Wanderung im Wald.“ Meine Mutter hatte Kopfschmerzen, eine perfekte Ausrede, und fuhr nicht mit, aber zusammen mit meinem Vater fuhren wir gegen vier Uhr aus der Stadt. Während der Fahrt funktionierte plötzlich der Blinker nicht, und der Motor fing an zu stottern. Mein Vater parkte am Straßenrand und öffnete die

Motorhaube. „Ich glaube, da hat sich ein Marder einen kleinen Snack geholt“, meinte er. „Sollen wir wieder nach Hause fahren?“, fragte ich. „Bis zum Wald ist es nicht mehr weit“, meinte er. „Wir schaffen das.“ Nach knapp zehn Minuten waren wir am Ziel. Wir parkten auf einem Parkplatz und marschierten auf einem breiten Weg tief in den Wald hinein. Die Bäume hatten keine Blätter, und die Nachmittagssonne schien zwischen den Stämmen hindurch. Die Wanderung fühlte sich wie ein echtes Abenteuer an. Wir unterhielten uns, lachten viel, und ich war glücklich. Doch plötzlich blieb

mein Vater stehen. „Moment mal“, meinte er. „Wo sind wir eigentlich? Die Kreuzung hier kenne ich überhaupt nicht.“ Wir hatten uns verlaufen. Die Nacht begann langsam hereinzufallen, und ich merkte, wie mir ein mulmiges Gefühl in den Magen kroch. Nach einer Weile kam uns ein älterer Mann entgegen und erklärte uns den richtigen Weg. Endlich am Parkplatz angekommen, war es fast dunkel, und außer unserem Wagen standen kaum Autos. Wir stiegen schnell ein. Mein Vater wollte den Motor starten, doch er tat keinen Mucks. Zum Glück konnte er meine Mutter anrufen, und wir wurden

abgeholt. Es war kalt, die Luft frisch – ein Weihnachtsgeschenk, das zu einem unvergesslichen Abenteuer geworden war, bei dem ich viel gelernt hatte, über Mut, Geduld und ein bisschen launisch werdende Technik

0

Hörbuch

Über den Autor

PamolaGrey
Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht. ;)) Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?

Leser-Statistik
12

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Lagadere 

Nette Geschichte, Pam!
Ich hätte eigentlich noch einiges zum Text anzumerken (zum Beispiel würde ich "parken auf dem Parkplatz" anders formulieren, um die Wiederholung zu vermeiden), aber 1. werden hier Kritik und Tipps nicht gerne gesehen (siehe Phantasus, oder wie der heißt, der lieber leere Seiten veröffentlicht, als einen Tipp anzunehmen) und 2. mache ich selber zu viele Fehler :-)

LG Uli

Gestern - Antworten
Gabriele 
Hallo liebe Pam
spannend, dass dein zweiter Beitrag für die SP 113 in Namibia beginnt, wo deine letzte SP Geschichte aufhörte!
Sie lässt sich gut und flüssig lesen - Kopfschmerzen sind auf jeden Fall auch eine super Ausrede!
Viele liebe Grüße von Gabriele
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Hallo liebe Gabriele,
vielen Dank fürs lesen, meiner kleiner Geschichte.
Danke fürs Kommentieren ich freue mich immer sehr, wenn du bei mir vorbeischaust.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag,
LG Pam

Diese Woche - Antworten
Darkjuls Hallo Pam, schön wenn man einen Flug und einen Spaziergang im Wald heutzutage noch als Abenteuer wahrnimmt. Ich habe Deine Erzählung gern gelesen und wünsche viel Erfolg beim Wettbewerb.

Es grüßt Marina
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Hallo Marina,
danke für dein Kommentar, und fürs lesen meiner kleinen Geschichte.
Für jemand der noch nie geflogen ist, ist das freilich ein Abenteuer.
Viel Glück auch für dich,
LG Pam

Diese Woche - Antworten
Kornblume ich gehe davon aus, dass derText autobiografisch ist und trotzdem fügen sich alle Vorgabeworte nahtlos ein.Gefällt mir gut.
Winterliche Grüße schickt, die Kornblume
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Hallo Kornblume,
eine Autobiografische Geschichte reicht, diese hier ist einfach eine Geschichte, die ich hier erzählt habe,
LG Pam
Vorgestern - Antworten
Eichenlaub 
Hallo Pam,
was für ein toller 2. Beitrag zur Sp 113 hast Du hier noch schnell abgeliefert. Ich habe es mit Freude gelesen. Gut gemacht!
Lieben Gruß
Gerlinde
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Hallo liebe Gerlinde, danke fürs lesen und kommentieren, meiner kleiner Geschichte, Freu mich immer wenn du vorbeischaust,
LG Pam
Diese Woche - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
9
0
Senden

173000
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung