Für Yorgo
wir rauschen durch die Farbengrenze
in den Flüssen der Gefühle
im Zauberwasser
eines Hoffnungsschimmers
schwebt der Glanz
aus allen Träumen
so federleicht
wie Silberadern tropft er aus dem
aus dem Seelenwind
Yorgo
Der erste Mann in den ich verliebt war, trat wie ein Wirbelsturm in mein Leben.
Ich schwebte selig und unfassbar körperlos durch die Sommertage. Ich schrieb ihm seitenlange Liebesbriefe, die ich ihm natürlich nie gab. Ich war sieben Jahre alt. Yorgo ein griechischer Gott, auferstanden aus alten griechischen Sagen und Mysterium war fünfzehn.
Ich war bei meiner Tante zu Besuch über die Sommerferien und Yorgo bewohnte mit seiner Mama eine Wohnung im alten Haus des Guthofes. Ich hätte alles für ihn getan, er war für mich in diesem Sommer ...Gott.
Ich freundete mich mit seiner Mutter an, in meiner Fantasie war sie schon meine Schwiegermutter. Eine wunderschöne Frau. Genau wie Yorgo. Er hatte eine Haut wie dunkler Honig.
Sie zeigte mir ihre Familienalben und als sie kurz auf die Toilette ging, klaute ich ein Bild von Yorgo. Ich hatte lange deshalb Gewissensbisse. Aber ich brauchte irgendwas von ihm, denn für ihn war ich nur ein kleines Mädchen. Außer der Tatsache, dass er lieb und nett zu mir war, beachtete er mich nicht weiter.
Nachdem ich viele Tränen weggewischt hatte in den folgenden Monaten, vor Sehnsucht nach Yorgo fast vergangen war, denn ich wohnte weit weg von Tante Barbara und dem
Gutshof meines Onkels. Schließlich musste ich auch zur Schule und die nächsten Ferien waren weit weg.
Ich denke heute noch gerne an Yorgo. Er hat mir die ersten, zarten, achtjährigen Flügel der Liebe gebrochen. Oder, man könnte auch sagen, er hat mir eine wunderbare Erinnerung geschenkt verpackt in blaues Zuckerpapier.
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