Fantasy & Horror
Die Rote Wildkatze

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"Die Rote Wildkatze"
Veröffentlicht am 20. November 2025, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht. ;)) Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?
Die Rote Wildkatze

Die Rote Wildkatze

Die Rote Wildkatze

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Kapitel 1

Das Gluckern und Rauschen des Flusses ganz in unserer Nähe, wenn er seinen ewigen Weg durch sein Bett und über die Kiesel der nahen Furt nahm, ließ mich ein wenig wegdämmern. Die Sonne, deren Strahlen warm und intensiv durch das Geäst über mir schienen, malte Sonnenflecken auf mein Gesicht. Ein leichter Wind ging, der angenehm zur

Sommerhitze war. Mit übereinandergelegten Beinen döste ich an den Wurzeln gelehnt und hörte dem Zirpen der Zikaden und dem Vogelgezwitscher zu. Es war ein herrlicher Tag zum Nichts-Tun. Irgendwo hinter uns grasten zufrieden die Pferde. Ab und zu schnaubte eines, schlug mit dem Schweif nach Fliegen oder rupfte das hohe Gras mit den Vorderzähnen. Hier draußen, weit weg von der Burg und ihrem täglichen Gewusel, hatten wir unsere Sachen ausgepackt und ein wenig mit dem Schwert trainiert. Eine halbhohe Mauer

aus aufgeschichteten Steinen, die hier schon seit Generationen stehen musste, war der perfekte Balanceakt gewesen. Ich nahm denjenigen wahr, der langsam auf mich zurobte. „Kannst du eigentlich damit das Gras wachsen hören?“ Im nächsten Moment piekte mich etwas ans Ohr. „Ah! Lass das, du Idiot!“ Zornig riss ich Micael den Grashalm aus der Hand. Dieser zeigte mir nur eines seiner dreckigen Lächeln, die er so gut konnte.

„Ich hab doch nur gefragt. Brauchst ja nicht gleich wie ein zickiges Weib zu reagieren.“ Lachend stand er auf und entfernte sich wieder von mir. Auch Krätze lachte, als hätte er einen Witz gerissen. Toller Witz. Ganz toll. Ich fühlte, wie meine Ohren augenblicklich zu glühen begannen, und rieb mir unauffällig die Stelle, an der der Grashalm gestochen hatte. Das passierte mir immer, wenn ich wütend war oder mich in Rage redete. Niemand durfte mich dort berühren. Ich hasste es. Von ihr hatte ich erst diese verfluchten Dinger. Meine dunkelblonden Haare, die

ich mir meist zu einem Zopf band, verdeckten kaum das Zeichen meines unterschiedlichen Blutes. Ich war ein Halbalbe, daher waren sie nur ein wenig spitz. „Mein Vater sagt, deine Mutter hätte den alten Stallmeister umgebracht, als dieser sie im Stall aufhalten wollte. Hatte sie nicht gehört, dass er da war? Ich mein, sie hatte doch bestimmt noch größere Ohren oder wie ist das bei euch?“ In zwei Sekunden war ich aufgesprungen, hatte meine Hände um den Kragen seines Wams geschlossen und ihn samt emporgehoben. „Pass auf, was du sagst!

Sprich nie wieder von Dingen, die dich nichts angehen. Nie wieder!“ „Ist ja gut, schon gut…“ Ich ließ ihn einfach fallen wie einen Sack Mehl. Micael schickte mir einen vernichtenden Blick und gab mir wieder mehr Freiraum. Ist auch besser für ihn… Ich hatte keine Mutter. Sie war für mich nur noch die Frau, die mich geboren hatte. Nichts weiter. Sie hatte mich allein gelassen, als ich noch ein Baby war. Meine Mutter war eine Verräterin aus Arwyn, die uns jahrelang getäuscht hatte. Sanft und liebenswürdig hatte sie Vaters Gunst erschlichen, nur um an seine hohe

Position zu kommen, solange ich noch nicht regierungsfähig war. Dafür war ihr jedes Mittel recht. Auch ein Mordversuch. Verräterin. Sie war nur noch ein Name ohne Bedeutung für mich. Alles, was sie tat, war meinem Vater das Herz zu brechen und mich im Stich zu lassen. Ich kochte immer noch vor Wut, als ich die schwere Hand auf meiner Schulter spürte. „Lass ihn reden, Robin“, sagte die tiefe Stimme von Wotan, die nie viele Worte verlor. Dafür reichten drei schon aus, um mich stets auf den Boden zurückzuholen. Wotan war mein bester Freund. Als Schmied war er ein

gefürchteter Gegner, der sich bestens mit allerlei Waffen auskannte. Ich war schon groß, doch mit seiner gut zwei Meter Statur überragte er jeden und hatte von der Arbeit Arme wie Baumstämme. Ich atmete aus und versuchte, mein Gemüt wieder zu beruhigen. Sich von so einem wie Micael reizen zu lassen, war lachhaft. Als Sohn des Hauptmanns spielte er sich des Öfteren auf, doch mit nichts auf der Welt würde ich mit ihm tauschen wollen. Immer wenn ich bei Besprechungen des Rates Hauptmann Morris gegenüberstand, überlief mich ein kalter Schauer. Er hatte etwas Unheimlich Düsteres an sich. Mein Vater

schätzte ihn, doch ich traute diesem Mann kein Stück. Nur gut, dass ich ihm die meiste Zeit aus dem Weg gehen konnte. Nichts so wie Micael. Ich wusste, dass er die harte Hand seines Vaters zu spüren bekam. Gerade balancierte Micael an die Mauer gelehnt sein Schwert mit dem Knauf auf seiner Handfläche. Er hatte dunkles, leicht gelocktes Haar wie sein Vater. Nur der Bart fehlte. Eigentlich kam ich mit seiner Arroganz klar. In diesen Tagen jedoch war ich gereizter als sonst, was er für seine Spielchen ausnutzte. Der Tag des Attentates auf den König

jährte sich an diesem Sonntag zum achtzehnten Mal. Der Tag, an dem ich zur Halbwaise wurde. Micaels Blick traf meinen. Ich verengte die Augen, um ihm meinen finstersten Blick zu schicken. Es hatte Wirkung, er drehte sich von mir weg. Er war weder groß noch besonders kräftig und wir wussten beide, dass ich ihn in einem Kampf jederzeit schlagen konnte. Am Fuße der Mauer hockte wie sein Schatten Krätze. Alle nannten ihn so. Wenn ich darüber nachdachte, kannte ich seinen richtigen Namen nicht einmal. Er war das Anhängsel von Micael, der zu

allem Ja und Amen sagte, was dieser von sich gab. Der Bastard von unserem Hundeführer war schmächtig und unscheinbar. Seine blonden, stumpfen Haare hingen ihm ständig ins Gesicht. „Seht mal da.“ Wir folgten seinem plötzlichen Fingerzeig. Ich brauchte kurz, um sie zu entdecken, denn es war, als schützte die Natur sie vor jeglichen Blicken. Am anderen Flussufer hockte ein Mädchen im hohen Gras zwischen den Bäumen. Lockiges Haar in Kupferrot fiel ungebändigt über ihre Schultern und Arme. Sie hatte einen Pflanzenstrauch in

den Händen, den sie mit Eile im Wasser wusch. Sie versuchte, sich zwischen Schilf zu verbergen, doch wir hatten sie bereits entdeckt. „Das ist doch die Hexe“, zischte Krätze. „Die wohnt mit diesem komischen, alten Mann zusammen im Wald. Die machen doch so komisches …“ „Ich weiß, wer das ist!“, gab Micael ihm zu verstehen, dass er den Mund halten sollte. Bei seiner Stimme schaute das Mädchen zu uns hinüber. Wie sie so zu uns starrte, erinnerte sie mich an ein Kaninchen, das

sich, wenn es könnte, flach ins Gras drücken würde, um unsichtbar zu werden. „Die gehört mir.“ Micael steckte sein Schwert zurück an seinen Gürtel und rannte zu seinem Pferd. „Micael, was hast du vor?“ Die anderen und ich starrten ihm hinterher, doch er antwortete mir nicht. Schon saß er im Sattel. „Worauf wartet ihr? Die Jagd ist eröffnet! Heja!“ Er gab seinem Rappen die Sporen und preschte los. Krätze zerrte den Kopf seines Maultiers aus dem Gras heraus und schwang sich laut jauchzend auf dessen Rücken. „Lass

mir von ihr was übrig!“ Perplex vom Geschehen starrte ich zu dem Mädchen am anderen Ufer, welches mit geweiteten Augen dem schwarzen Pferd entgegen sah, das auf die Furt zusteuerte. Oh Gott … „MICAEL!!“ Nun rannte auch ich zu meinem Pferd, dicht gefolgt von Wotan. Wir schwangen uns in die Sättel und jagten hinterher. Nur schwach registrierte ich, dass das Mädchen ins Dickicht verschwunden war, konnte nur auf Micael starren, der durch die Fluten

galoppierte. „Kümmere dich um den!“, rief ich Wotan über die Schulter zu und preschte bereits ins Wasser. Hoch spritzte das kühle Nass auf, durchnässte meine Hose und besprenkelte mein Gesicht. Micael hatte im Wald bereits die Verfolgung aufgenommen. Ich stellte mich in den Bügeln auf, schickte mich an, ihn nicht mehr aus den Augen zu lassen. Ich hasste es, wenn ich meinen Sam so antreiben musste, doch nun ging es nicht anders. „Komm, Großer.“ Mein Brauner wurde noch schneller und näherte sich dem Rappen. Die Bäume rauschten gefährlich

nahe an uns vorbei, Äste zischten und peitschten. Zwischen all dem Grün sah ich plötzlich schemenhaft die zierliche Gestalt des Mädchens. Doch so schnell wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder, als würde sie mit dem Wald verschmelzen. Geschickt schlug sie Haken, nahm Wege, die für die Pferde unpassierbar waren. Wir mussten scharfe Kurven reiten, durchs Unterholz brechen und über umgestürzte Stämme springen, ohne zu wissen, was dahinter lag. „Hey, Robin, wer sie fängt, darf sie haben!“, rief mir dieser Wahnsinnige über das Donnern der Hufe hinweg zu. Laub und Erde flogen an unseren Ohren

vorbei. „Lass sie in Ruhe!“ „Du willst sie doch nur für dich alleine haben!“ Das durfte doch nicht wahr sein … „Hör auf, mach keine Dummheiten!“ Ich sah bereits unserem sicheren Ende entgegen, wenn wir in diesem Tempo weiter durch dieses Gelände jagten und uns die Hälse brachen. Endlich brachte er sein Tier zum Stehen. Doch im selben Moment, wie die Wut über diesen Kerl mich anstachelte,

dachte ich an das Mädchen. Was, wenn sein Hengst sie erwischt hatte? Mein Pferd kam neben seinem zum Stehen, und sofort sprang ich aus dem Sattel, funkelte ihn zornig an. „Hat dich der Teufel geritten?!“ „Ach, Spielverderber. Schau mal, wen wir da haben“, meinte er mit einem triumphierenden Grinsen und zeigte nach oben. Mein Blick wanderte ebenfalls den mächtigen Baum vor uns hoch. In einer Astgabel hockte das Mädchen, krallte

sich schwer keuchend an die Rinde, die großen Augen auf ihren Verfolger gerichtet. Mit Entsetzen musste ich sehen, dass sie barfuß vor uns geflohen war. Ihre Füße waren vom Unterholz dreckig, dazwischen blutige Kratzer. Hinter uns schlossen endlich auch Wotan und Krätze auf, der mit seinem Maultier alles andere als schnell war, dafür hellauf begeistert. „Glückwunsch! Du hast sie tatsächlich erwischt.“ „Mir geht so schnell keine durch die

Finger.“ „Hört auf! Das hier ist doch keine Jagd“, schnauzte ich beide an. Ich war immer noch stinksauer. Micael war von allen guten Geistern verlassen? Da sah ich, wie Micael den Baum hochkletterte, auf das Mädchen zuging. Sie wich aus, trat zu, doch er hielt den Halt nicht und fiel rücklings zu Boden. Blut rann von seinen Fingern, seine Waffe fiel. Ich presste die Hand gegen meine Zähne, um die Stimme zu kontrollieren. „Verschwinde. Oder es ergeht dir

übel.“ Er starrte mich fassungslos an, drehte sich dann um, zog Krätze mit sich und verschwand im Dickicht. „Folge ihnen und seh zu, dass sie auch fortbleiben. Ich habe keine Lust auf einen Hinterhalt“, sagte ich Wotan. Er nickte, warf einen letzten Blick auf das Mädchen im Geäst, schmunzelte und folgte seinem Pferd in Richtung Wald.



Fortsetzung folgt:

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PamolaGrey
Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht. ;)) Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?

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