Fantasy & Horror
Die Hexe im Wald

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"Die Hexe im Wald"
Veröffentlicht am 20. November 2025, 26 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht. ;)) Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?
Die Hexe im Wald

Die Hexe im Wald


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Kapitel 1Die Hexe im Wald Das Gluckern und Rauschen des Flusses ganz in unserer Nähe, wenn er seinen ewigen Weg durch sein Bett und über die Kiesel der nahen Furt nahm, ließ mich ein wenig wegdämmern. Die Sonne, deren Strahlen warm und intensiv durch das Geäst über mir schienen, mahlte mir Sonnenflecken aufs Gesicht. Es ging ein leichter Wind, der angenehm zu der Sommerhitze war.

Mit übereinander gelegten Beinen döste ich an den Wurzeln gelehnt und hörte dem Zirpen der Zikaden und dem Vogelgezwitscher zu. Es war ein herrlicher Tag zum Nichts tun. Irgendwo hinter uns grasten zufrieden die Pferde. Ab und ab schnaubte eines zwischen dem Peitschen ihrer Schweife gegen die Fliegen oder dem Rupfen des hohen Grases mit ihrem Vorderzähnen. Hier draußen, weit weg von der Burg und ihrem täglichen Gewusel, hatten wir unsere Sachen ausgepackt und ein wenig mit dem Schwert trainiert. Eine halbhohe Mauer aus aufgeschichteten Steinen, die

hier schon seit Generationen stehen musste, war der perfekte Balanceakt gewesen. Ich nahm denjenigen war, der langsam auf mich zu robbte. ,,Kannst du eigentlich damit das Gras wachsen hören?“ Im nächsten Moment piekte mich etwas ans Ohr. ,,Ah! Lass das, du Idiot!“ Zornig riss ich Micael den Grashalm aus der Hand. Dieser zeigte mir nur eines seiner dreckigen Lächeln, die er so gut konnte. ,,Ich hab doch nur gefragt. Brauchst ja nicht gleich wie ein zickiges Weib zu reagieren.“ Lachend stand er auf und entfernte sich wieder von mir. Auch

Krätze lachte, als hätte er einen Witz gerissen. Toller Witz. Ganz toll. Ich fühlte, wie meine Ohren augenblicklich zu glühen begannen und rieb mir unauffällig die Stelle, an der der Grashalm gestochen hatte. Das passierte mir immer, wenn ich wütend war oder mich in Rage redete. Niemand durfte mich dort berühren. Ich hasste es. Von ihr hatte ich erst diese verfluchten Dinger. Meine dunkelblonden Haare, die ich mir meist zu einem Zopf band, verdeckten kaum das Zeichen meines unterschiedlichen Blutes. Ich war ein Halbalbe, daher waren sie

nur ein wenig spitz. ,,Mein Vater sagt, deine Mutter hätte den alten Stallmeister umgebracht, als dieser sie im Stall aufhalten wollte. Hatte sie nicht gehört, dass er da war? Ich mein, sie hatte doch bestimmt noch größere Ohren oder wie ist das bei euch?“ In zwei Sekunden war ich aufgesprungen, hatte meine Hände um den Kragen seines Wams geschlossen und ihn samt empor gehoben. ,,Pass auf, was du sagst!“ Seine Füße berührten kaum mehr den sicheren Boden. ,,Sprich nie wieder von Dingen, die dich nichts angehen. Nie wieder!“ ,,Ist ja gut, schon gut…“ Ich ließ ihn einfach fallen wie einen Sack Mehl. Micael schickte mir einen

vernichtenden Blick und gab mir wieder mehr Freiraum. Ist auch besser für ihn… Ich hatte keine Mutter. Sie war für mich nur noch die Frau, die mich geboren hatte. Nichts weiter. Sie hatte mich allein gelassen, als ich noch ein Baby war. Meine Mutter war eine Verräterin aus Arwyn gewesen, die uns jahrelang getäuscht hatte. Sanft und liebenswürdig hatte sie Vaters Gunst erschlichen, nur um an seine hohe Position zu kommen und die Krone zu erlangen, solange ich noch nicht regierungsfähig war. Dafür war ihr jedes Mittel recht. Auch einen Mordversuch. Verräterin. Sie war nur noch ein Name

ohne Bedeutung für mich. Alles was sie tat, war meinem Vater das Herz zu brechen und mich im Stich zu lassen. Ich kochte immer noch vor Wut, als ich die schwere Hand auf meiner Schulter spürte. ,,Lass ihn reden, Robin“, sagte die tiefe Stimme von Wotan, die nie viele Worte verlor. Dafür reichten drei schon aus, um mich stets auf den Boden zurück zu holen. Wotan war mein bester Freund. Als Schmied war er ein gefürchteter Gegner, der sich bestens mit allerlei Waffen auskannte. Ich war schon groß, doch mit seiner gut zwei Meter Statur überragte er jeden, hatte von der Arbeit Arme wie

Baumstämme. Ich atmete aus und versuchte mein Gemüt wieder zu beruhigen. Sich von so einem wie Micael reizen lassen, war lachhaft. Als Sohn des Hauptmanns spielte er sich des Öfteren auf, doch mit nichts auf der Welt würde ich mit ihm tauschen wollen. Immer wenn ich bei Besprechungen des Rates Hauptmann Morris gegenüberstand, überlief mich ein kalter Schauer. Er hatte etwas unheimlich Düsteres an sich. Mein Vater schätzt ihn, doch ich traute diesem Mann kein Stück. Nur gut, dass ich ihm die meiste Zeit aus dem Weg gehen konnte. Nichts so wie Micael. Ich wusste, dass er die harte Hand seines

Vaters zu spüren bekam. Gerade balancierte er an die Mauer gelehnt sein Schwert mit dem Knauf auf seiner Handfläche. Er hatte dunkles, leicht gelocktes Haar wie sein Vater. Nur der Bart fehlte. Eigentlich kam ich mit seiner Arroganz klar. In diesen Tagen jedoch war ich gereizter als sonst, was er für seine Spielchen ausnutzte. Der Tag des Attentates auf den König jährte sich an diesem Sonntag zum achtzehnten Mal. Der Tag, an dem ich zur Halbwaise wurde. Micaels Blick traf meinen. Ich verengte die Augen, um ihn meinen finstersten Blick zu schicken. Es hatte Wirkung, er

drehte sich von mir weg. Er war weder groß, noch besonders kräftig und wir wussten beide, dass ich ihn in einem Kampf jederzeit schlagen konnte. Am Fuße der Mauer hockte wie sein Schatten Krätze. Alle nannten ihn so. Wenn ich so darüber nachdachte, kannte ich seinen richtigen Namen nicht einmal. Er war das Anhängsel von Micael, der zu allem Ja und Amen sagte, was dieser von sich gab. Der Bastard von unserem Hundeführer war schmächtig und unscheinbar. Seine blonden, stumpfen Haare hingen ihm ständig ins Gesicht. ,,Seht mal da.“ Wir folgten seinem plötzlichen

Fingerzeig. Ich brauchte kurz, um sie zu entdecken, denn es war, als schützte die Natur sie vor jeglichen Blicken. Am anderen Flussufer hockte ein Mädchen im hohen Gras zwischen den Bäumen. Lockiges Haar in kupferrot fiel ungebändigt über ihre Schultern und Arme. Sie hatte einen Pflanzenstrauch in den Händen, den sie mit Eile im Wasser wusch. Sie versuchte sich zwischen Schilf zu verbergen, doch wir hatten sie bereits entdeckt. ,,Das ist doch die Hexe“, zischte Krätze. ,,Die wohnt mit diesem komischen, alten Mann zusammen im Wald. Die machen doch so komisches…“ ,,Ich weiß, wer das ist!“, gab Micael ihm

zu verstehen, dass er den Mund halten sollte. Bei seiner Stimme schaute das Mädchen zu uns hinüber. Wie sie so zu uns starrte, erinnerte sie mich an ein Kaninchen, was sich, wenn es könnte, platt ins Gras drücken würde, um unsichtbar zu werden. Auf einmal sahen ihre großen Augen direkt mich an. Und mir war, als trug der Wind ihren schnellen Herzschlag zu mir, sodass ich ihn in meiner eigenen Brust spüren konnte…deutlich ihre Angst in ihm. ,,Die gehört mir.“ Micael steckte sein Schwert zurück an seinen Gürtel und rannte zu seinem Pferd. ,,Micael, was hast du vor?“ Die Anderen

und ich starrten ihm hinterher, doch er antwortete mir nicht. Schon saß er im Sattel. ,,Worauf wartet ihr? Die Jagd ist eröffnet! Heja!“ Er gab seinem Rappen die Sporen und preschte los. Krätze zerrte den Kopf seines Maultieres aus dem Gras heraus und schwang sich laut jauchzend auf dessen Rücken. ,,Lass mir von ihr was übrig!“ Perplex vom Geschehen starrte ich zu dem Mädchen am anderen Ufer, welches mit geweiteten Augen dem schwarzen Pferd entgegen sah, das auf die Furt zusteuerte. Oh, Gott… ,,MICAEL!!“ Nun rannte auch ich zu meinem Pferd, dicht gefolgt von Wotan. Wir schwangen uns in die Sättel und

jagten hinterher. Nur schwach registrierte ich, dass das Mädchen ins Dickicht verschwunden war, konnte nur auf den Kerl vor mir starren, der durch die Fluten galoppierte. Ich überholte Krätze. ,,Kümmere dich um den!“, rief ich Wotan über die Schulter zu und preschte bereits ins Wasser. Hoch spritze das kühle Nass auf, durchnässte meine Hose und besprenkelte mein Gesicht. Micael hatte im Wald bereits die Verfolgung aufgenommen. Ich stellte mich in den Bügeln auf, schickte mich an, ihn nicht mehr aus den Augen zu lassen. Ich hasste es, wenn ich meinen Sam so antreiben musste, doch nun ging es nicht anders.

Der konnte was erleben… ,,Komm, Großer.“ Mein Brauner wurde noch schneller und näherte sich dem Rappen. Die Bäume rauschten gefährlich nahe an uns vorbei, Äste zischten und peitschten. Zwischen all dem Grün sah ich plötzlich schemenhaft die zierliche Gestalt des Mädchens. Doch so schnell wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder, als würde sie mit dem Wald verschmelzen. Geschick schlug es Haken, nahm Wege, die für die Pferde unpassierbar waren. Wir mussten scharfe Kurven reiten, brachen durchs Unterholz und sprangen über umgestürzte Stämme hinweg ohne zu wissen, was dahinter lag. ,,Hey, Robin, wer sie fängt, darf sie

haben!“, rief mir dieser Wahnsinnige über das Donnern der Hufe hinweg zu. Laub und Erde flogen an unseren Ohren vorbei. ,,Lass sie in Ruhe!“ ,,Du willst sie doch nur für dich alleine haben!“ Das durfte doch nicht wahr sein… ,,Hör auf, mach keine Dummheiten!“ Ich sah bereits unserem sicheren Ende entgegen, wenn wir in diesem Tempo weiter durch dieses Gelände jagten und uns die Hälse brachen. Endlich brachte er sein Tier zum Stehen. Doch im selben Moment, wie die Wut über diesen Kerl mich anstachelte, dachte ich an das Mädchen. Was, wenn

sein Hengst sie erwischt hatte? Mein Pferd kam neben seinem zum Stehen und sofort sprang ich aus dem Sattel, funkelte ihn zornig an. ,,Hat dich der Teufel geritten?!“ ,,Ach, Spielverderber. Schau mal, wen wir da haben“, meinte er mit einem triumphierenden Grinsen und zeigte nach oben. Mein Blick wanderte ebenfalls den mächtigen Baum vor uns hoch. In einer Astgabel hockte das Mädchen, krallte sich schwer keuchend an der Rinde fest, die großen Augen auf ihren Verfolger gerichtet. Mit Entsetzen musste ich sehen, dass sie barfuß vor uns geflohen war. Ihre Füße waren vom Unterholz

dreckig, dazwischen blutige Kratzer. Hinter uns schlossen endlich auch Wotan und Krätze auf, der mit seinem Maultier alles andere als schnell war, dafür hellauf begeistert. ,,Glückwunsch! Du hast sie tatsächlich erwischt.“ ,,Mir geht so schnell keine durch die Finger.“ ,,Hört auf! Das hier ist doch keine Jagd“, schnauzte ich Beide an. Ich war immer noch stinksauer. War Micael jetzt von allen guten Geistern verlassen? ,,Da sieht man mal, dass du keine Ahnung von den Weibern hast“, antwortete er mir beim Absteigen. ,,Die mögen‘s, wenn man sich durchsetzen kann. Und kleine Spielchen erst recht.“

Er näherte sich dem Baum. ,,Möchte die werte Lady von alleine runter kommen oder muss ich sie holen?“, richtete er nun das Wort an das verschreckte Mädchen. ,,Ihr könnt mich mal!“, spie sie ihm jedoch entgegen. Fassungslos verzog er das Gesicht. ,,Oh, ‘ne Wildkatze.“ Amüsiert verschränkte Wotan die Arme auf dem Sattel vor sich, beugte sich vor, um sich bequem auf seinem Ackergaul sitzend das beginnenden Spektakel anschauen zu können. ,,Ja und ich kratze jedem von euch die Augen aus, der es wagen sollte, hier hochzukommen!“, schoss es sofort von

ihr zurück. Ich hob die Augenbrauen. Mit so viel Schlagfertigkeit hatte ich nicht gerechnet - Micael neben mir noch weniger, denn seine Miene verdunkelte sich nun über den ungeahnten Ausgang seiner Eroberung. Offenbar hatte kein Mädchen ihm je solch eine Abfuhr erteilt. ,,Lasst mich in Ruhe! Verschwindet doch einfach!“ ,,Ich habe gewonnen“, erklärte er ihr ungerührt. Ein Grinsen stahl sich wieder auf seine Lippen. ,,Und jetzt hol‘ ich mir meine Belohnung.“ Noch ehe ich ihn aufhalten konnte, begann er am Baum hochzuklettern. Das Mädchen mit der

roten Lockenmähne wurde hektisch, als er sich ihr immer weiter näherte. Sie suchte nach einem anderen Abstieg, doch es gab keinen. Sie saß in der Falle. ,,Fahrt zu Hölle!“ ,,Eindeutig Wildkatze“, kam eine fachkundliche Beobachtung von Wotan aus der zweiten Reihe. ,,Solch böse Worte von so einer Schönheit wie dir? Komm schon, Kleines. Ein Kuss für den Siegreichen?“ Inzwischen war Micael fast auf ihrer Höhe angekommen. ,,Ich verspreche dir, ich bin auch zärtlich...“ Er stemmte sich auf dem Ast hoch, auf dem er stand und streckte sich zu ihr. Das Mädchen jedoch lehnte sich wirklich katzengleich in der

engen Astgabel zurück, um die Beine frei zu bekommen und trat mit voller Wucht zu. Ihr Verfolger verlor den Halt. Rücklings fiel er, flog einen Augenblick und prallte unweigerlich wie ein Stein auf den Waldboden auf. Krätze kam sofort angerannt und beugte sich über ihn. ,,Bleib liegen, du könntest dir was getan haben“, sagte ich trotz seiner Dummheit besorgt um ihn. Zornerfasst drückte er ihn weg und kam schwankend wieder selbst auf die Beine. Ich sah einen nie gesehen Ausdruck in seinen Augen, als er am Stamm empor schaute. Und da wusste ich, dass sie seine Ehre für immer gebrochen hatte.

,,Du kleine Hure“, zischte er durch die Zähne. ,,Das wirst du mir büßen. Du wirst noch um Gnade betteln...“ Er stapfte wutentbrannt zum Pferd und zog seinen Bogen vom Sattelgurt. Mit Schrecken ahnte ich, was er vorhatte. ,,Micael, hör auf!“ Kaltblütig zog er einen Pfeil aus dem Köcher und spannte ihn in die Sehne. ,,Tritt beiseite, Robin. Ich schieße diese Hexe vom Baum.“ Er hob den Bogen, zielte auf das Mädchen und ich tat das einzig richtige und schlug zu. Von der Wucht meines Schlags schnellte sein Kopf nach hinten. Er ließ die Waffe fallen, presste sich

stattdessen die Hand an die Nase. Ich sah das Blut durch seine Finger laufen, hinab auf das Laub tropfen. Aus dunklen Augen starrte er mich fassungslos an. ,,Verschwinde. Oder es ergeht dir übel.“ Ich konnte meine Stimme kaum ruhig halten. Meine immer noch geballte Faust zitterte. ,,Das ist ein Befehl.“ Ein letztes Mal musterte Micael mich wie einen Fremden. ,,Das wirst du noch bereuen, Mischling.“ Damit drehte er sich um und begann zusammen mit Krätze den Rückzug. ,,Folge ihnen und seh‘ zu, dass sie auch fort bleiben. Ich habe keine Lust in einen Hinterhalt von dem Wahnsinnigen und

seinem Frettchen zu kommen.“ Auf meinen zweiten Befehl hin nickte Wotan nur, warf einen letzten Blick auf das Mädchen im Geäst. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf, während er seinen Ackergaul wendete und in die Richtung trottete, in die auch die beiden Anderen verschwunden waren.

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PamolaGrey
Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht. ;)) Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?

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