Vom sichern Nest
Aufgrund der Welt, die Vögel teilt,
die Pest mit Flügeln weiter eilt,
sperrt sie das Federvieh geschwind
ins Nest, wo’s windgeschützt verrinnt.
Gleich neben ihrem Außenklo
summt sie ein Lied, so fromm, so froh.
Wie’s Brauch will unterm Weihnachtsbaum,
füllt sie den Gänsebauch im Traum
mit Bonbons, silbrigbunt umhüllt,
und mit Pastete prall gefüllt.
So hielt’s schon ihre Urgroßtante,
die strenge, stolze Gouvernante,
die über Hennen mild und streng
regierte, dass es weithin klang.
Als sie den Braten aus dem Ofen hob,
lag Stille schwer im Abendlob.
Die Kerze tropfte Herz aus Wachs,
der Tannenzweig verströmte Angst.
Sie sprach: „Ein Festmahl heilt die Zeit!“
und schnitt das Fleisch ̶ so warm, so weit.
Doch kaum erklang der Glockenklang,
da schien’s, als ob der Braten sang:
ein Wispern aus vergessnen Fluren,
ein Raunen tief aus Federspuren.
Da glänzte etwas in ihrem Blick ̶
nicht Rührung, nein, ein sanftes Stück
von jenem Licht, das Tod vertraut,
das still durch Menschenherzen taut.
Der Wind strich über Dach und Stein,
und trug ihr Lied in Länder hinein.
Von Stall zu Markt, von Hof zu Nest
verwehte sich das kleine Fest.
Ein Flügel zuckte unterm Tisch,
die Kerze flackerte erfrisch,
und aus dem Silberbonbonpapier
kroch’s Wispern weiter ̶ fort von ihr.
Sie lächelte, als wär’s ein Traum,
der Welt in sanfter Flammen Saum.
Denn was sie nährt, das nährt auch sie,
so schließt sich still die Melodie:
Vom ersten Ei bis letztem Fest,
vom sichern Nest zur Ruhestatt ̶
die Pest, sie kennt kein Vaterland,
nur eine warme Menschenhand