
„ Bei unserem Nachbarn steht ein kleiner Rasentraktor. Der Nachbar sagt, der Motor ist kaputt, aber das glaub ich nicht. Vielleicht kann ich den bekommen und zum Laufen bringen.“ „ Traust du dir das zu?“ „ Ich werd s zumindest versuchen,“ versichert
Jasper. „ Prima, das gefällt mir,“ küsst Inga Jasper auf die Wange, „ wo soll ich dir die Werkzeuge hin fahren?“ Jasper ist erst versucht, auf die Baustelle, zu sagen, kann sich aber grade noch beherrschen. „ Am besten zu mir nach Hause,“ wischt Jasper sich mit der Serviette den Mund ab, „ will gleich nachher sehen, ob ich den Bohrhammer reparieren
kann.“ „ Na dann lasst uns gehen,“ steht Inga auf, „ ich bezahle an der Theke.“ Lucy nimmt Jasper an der Hand, schlendert mit ihm zum Auto. Dass Roger sie gesehen hat, als er durch die Seitenstraße, in der das Eiscafé liegt, zu seinem nächsten Kunden abgekürzt hat, haben die Drei nicht bemerkt. Inga kommt zum ersten mal zu dem kleinen Haus, in dem Jasper mit seiner Tante wohnt. Sie ist erstaunt, wie ordentlich die Garage und die Bastelecke eingerichtet sind, in denen Jasper
arbeitet. Auch der Garten und die Anlagen ums Haus sind gepflegt. „ Hier würde es mir auch gefallen,“ sieht sie sich interessiert um. „ Jasper, bist du das?“ ist eine leise Stimme aus dem Haus zu hören. „ Ja Tante, ich komm gleich rein. Muss nur was in die Werkstatt bringen.“ Kurz drauf lernt Inga Jasper´s Tante Maja kennen. Sie ist eine Schwester von seiner Großmutter, sitzt in einem großen Ohrensessel, arbeitet an einer
Stickerei. „ Tante, ich möchte dir Inga vorstellen...“ „ Ist das Lucy´s Mutter?“ unterbricht die Frau Jasper. „ Ja, ich hab dir schon von ihr erzählt.“ „ Wo kommst du denn her? Ich hab auf dich gewartet,“ fragt Tante Maja. „ Ich hab Lucy und Inga in der Stadt beim Trödler getroffen...“ „ Hast du dir was
gekauft?“ „ Ja, der Händler hatte gute Werkzeugmaschinen zu verkaufen...“ „ Hast du denn das Geld dafür?“ „ Nein, Inga hat es mir geliehen. Ich mäh dafür ein Jahr lang den Rasen, schneide Bäume und Büsche,'“ erklärt Jasper rasch, bevor seine Tante was gegen den Kauf sagen kann. „ Kommen sie doch bitte etwas näher,“ streckt die Tante ihre Hände aus, „ wissen sie, ich sehe nicht mehr so gut. Sie müssen nah zu mir
kommen.“ Inga spürt eine angenehme Wärme, als sie die Hände der alten Frau hält. „ Ich hab Jasper das Geld gern geliehen. Er hilft auch Lucy in der Schule.“ „ Ja, er ist ein guter Junge,“ bestätigt Tante Maja, „ meine Schwester könnte stolz sein auf ihren Enkel, wenn sie noch leben würde. Vielen Dank, dass sie Jasper unterstützen. Wissen sie, er muss alles zerlegen, sehen, was drin ist, versucht
Maschinen und Geräte wieder zum Laufen zu bringen, bei denen Andere längst aufgegeben haben. Kommen sie, setzen sie sich zu mir,“ räumt Tante Maja ein paar Stickrahmen zur Seite, „ lassen sie uns ein wenig schwatzen. Wissen sie, ich bin viel allein und ich will auch nicht, dass Jasper so viel Zeit mit mir vertrödelt.“ „ Hei, das sind wunderbare Motive,“ nimmt Inga einen der Rahmen in die Hand, die Maja zur Seite gelegt hat, „ wunderschön gemacht.“ „Seit meine Augen nicht mehr so mitmachen, gelingt es mir nicht mehr, die
Farben aufeinander abzustimmen.“ „ Aber nein,“ schüttelt Inga den Kopf, „ sie irren sich, das sind wunderbare Arbeiten. Ich kenne niemand, der so was Tolles machen kann.“ „ Gefallen sie ihnen?“ „ Oh ja, sie haben da was Großartiges geschaffen.“ „ Dann suchen sie sich welche aus,“ bietet Maja an, ich schenke sie ihnen.“ „ Ich wüsste gar nicht, welchen Rahmen ich nehmen soll,“ sieht Inga sich an, was
auf dem Tisch liegt, „ eins ist so schön wie das Andere.“ „ Dann nehmen sie alle,“ schiebt Maja die Rahmen zusammen, „ sie haben auch Jasper geholfen. Lassen sie mich ihnen das dafür schenken. Wissen sie, ich bin schon alt, kann nichts mitnehmen.“ Inga´s Herz beginnt heftig zu schlagen, als sie sieht, welch herrliche Arbeiten Maja ihr geschenkt hat. Zusammen wickeln sie jeden Rahmen in eine Lage Packpapier, binden den Stapel mit einer Schnur zusammen. „ Haben sie vielen herzlichen Dank,“
nimmt Inga die alte Frau in die Arme, „ jedes einzelne Stück bekommt einen Ehrenplatz in meiner Wohnung.“ „ Haben sie viel Freude daran.“ „ Lucy Süße, wir müssen los,“ nimmt Inga den Stapel auf den Arm, „ denke, Papa ist schon zu Hause.“ Inga hat richtig vermutet. Roger ist zu Hause, als sie und Lucy ins Wohnzimmer kommen. „ Na habt ihr euch gut amüsiert, aus geflirtet?“ fragt er, ohne hallo oder guten Tag zu
sagen. Inga merkt, dass er wegen irgendwas angefressen ist. „ Wie kommst du auf die Idee, dass wir uns amüsiert und geflirtet haben?“ versucht Inga, um zu erfahren, um was es geht. „ Ich hab dich gesehen, euch gesehen, dich, Lucy und diesen Dünnbrettbohrer...“ „ Paps, das ist nicht fair,“ wehrt Lucy sich gegen diesen
Ausdruck. „ Du hältst dich raus,“ richtet Roger seinen Zeigefinger auf Lucy, „ ich rede mit deiner Mutter.“ „ Nein, das tu ich nicht,“ widerspricht Lucy ihm energisch, „ es geht mich an, wenn du Jasper als Dünnbrettbohrer bezeichnest.“ „ Und ich sage dir, halt dich raus,“ faucht Roger Lucy an. „ Hättest du die Güte, uns zu sagen, was los ist?“ setzt Inga sich ins Sofa, um die
entstehende Spannung raus zu nehmen. „ Ich hab euch gesehen,“ wiederholt Roger, wird dabei laut, „ euch zwei und den Schmalspurhans.. du hast sogar mit ihm rumgemacht... in der Eiscafé...“ An dem der Eissafe merkt Inga, dass Roger was getrunken hat, riecht jetzt auch eine leichte Fahne. „ Setz dich,“ deutet sie auf den Sessel ihr gegenüber, „und unterbrich mich bitte nicht. Lucy kritisiert dich zurecht. Du hast Jasper einmal kurz gesehen, urteilst über ihn, als wäre er der letzte Heuler. Und da irrst du dich gewaltig. Er
ist schwer in Ordnung und ich freu mich, dass Lucy mit ihm befreundet ist. Zu deinem Vorwurf, ich hab mit ihm rumgemacht, wir haben ihn in der Stadt getroffen, als er sich beim Trödler Werkzeugmaschinen angesehen hat, sich überlegt, wie er sie finanzieren kann, weil es Fein und Festo Maschinen sind. Ich hab sie ihm gekauft, einen Akkuschrauber und einen Bohrhammer dazu raus gehandelt, die im Laden standen, anscheinend kaputt sind. Jasper will versuchen, sie zu reparieren.“ Als Roger was einwenden will, hält Inga ihren Finger vor den Mund. „ Schchch... hör zu... wir sind nach dem
gelungenen Einkauf ins Eiscafé, um die Eispizza zu probieren, die Jasper uns empfohlen hat. Hab mich mit ihm über seine weiteren Pläne und Vorhaben unterhalten...“ „ Die Maschinen haben sicher nicht nur nen Zwanziger gekostet. wie und wann will er dir das Geld zurück geben?“ platzt Roger nun doch dazwischen. „ Gar nicht,“ kontert Inga, „ er wird dafür ein Jahr lang den Rasen mähen, Bäume und Büsche schneiden. Gekostet haben die Maschinen dreihundert.“ „ Du gibst für den.... den... dreihundert
aus.... willst ihn unseren Rasen.... und die Büsche..“ „ Ja, ich denke, ich kann über mein Geld verfügen. Dein Kumpel hat allein für die Bäume und Büsche zweihundertfünfzig verlangt.“ „ Dafür hat er auch den Grünmüll mit entsorgt...“ „ Das machen wir zusammen...“ „ Und wenn ich damit nicht einverstanden bin?“ reißt Roger die Augen
auf. „ Muss ich dir sagen, dass es mir egal ist,“ kontert Inga energisch, „ wenn ich zusammen rechne, was wir deinem Kumpel all die Jahre bezahlt haben...“ „ Dafür haben wir aber erstklassige Arbeit bekommen,“ fällt Roger Inga ins Wort. „ Das stimmt, aber es heißt noch lange nicht, dass wir mit Jasper keine erstklassige Arbeit machen. Ich war bei ihm zu Hause, hab seine Tante kennengelernt, das Haus, den Garten, die
Anlage drum herum, Garage, Werkstatt gesehen, alles Tipp Top in Ordnung, sauber und gepflegt... und drei mal darfst du raten, wer das macht, sich um die Tante kümmert, die fast nichts mehr sieht.“ Roger sieht, dass es ihm nicht gelingen wird, die Vereinbarung zu kippen. „ Macht was ihr wollt, ich möchte nicht, dass Lucy mit solch einem Hanswurst befreundet ist,“ versucht er, sich zu behaupten, „ solltest du dich trotzdem weiter mit ihm treffen, werd ich Mittel und Wege finden, es zu
unterbinden.“ „ Paps, das ist fies,“ ruft Lucy laut, „ fies und gemein....“ „ Beruhige dich,“ nimmt Inga Lucy in die Arme, sieht ihren Mann mit ernsten Augen an „ du gehst entschieden zu weit, Roger. Ich dulde nicht, dass du so über Jasper urteilst, obwohl du ihn überhaupt nicht kennst, lass es auch nicht zu, dass du Lucy die Freundschaft mit ihm verbietest. Wenn du nicht einverstanden bist, dass wir die Arbeiten zusammen machen, kannst du so lang weg gehen, bis wir fertig
sind.“ In der Woche drauf, kommt Jasper zum ersten Mal, um den Rasen zu mähen. Er hat für den Rasentraktor von seinem Nachbarn einen Tauschmotor gefunden und eingebaut. Dafür darf er ihn benutzen, wann er ihn braucht. Inga und Lucy fahren auch eine Runde über den Rasen. Es macht ihnen großen Spaß. Roger hat sich in der Zeit verdrückt, ist zu einem Freund Karten spielen gefahren. Zwei Wochen später spitzt sich die Lage
zu.
| PamolaGrey vielen Dank Yumiko für lesen meiner kleinen Geschichte. LG Pam |