In der Wildnis
Text und Fotos von Gerlinde K-F
Schon immer habe ich von einer großen Inspiration geträumt, die mir beim Durchstreifen eines Urwaldes, starke Gefühle und sprituelle Eigebungen schenken könnte.
Doch leider gibt es hier in der Gegend und auch weit und breit keinen Urwald mehr, der dann auch viele unerwartete Gefahren bürgen würde. Und daher begnüge ich mich mit einem naheliegendem, kleinen "Urwäldchen", welches vor vielen Jahrzehnten als Friedhof stillgelegt wurde. Ganz ohne Gefahren schlängeln sich die Wege durch Baumreihen und wildem Gestrüpp. Der robuste Efeu darf somit gern die Bäume umschlingen und dem kleinen Arial einen urwaldmäßigen Charakter verleihen. Auf einem schmalen, zum Teil fast zugewachsenen Trampelpfad begebe ich mich
in die kleine Wildnis und weiß nicht, was mich dort erwartet.
Aber kein Raubtier springt mir hier unverhofft entgegen. Nur einige Vögel, wie Amseln, Raben, Eichelhäher durchfliegen die Bäume. Und Spechte sind zwar nicht zu sehen, aber von Weitem, durch ihr Klopfen, zu hören.
Und große Schlangen gibt es hier im Urwäldchen auch nicht, sondern nur harmlose, zierliche Blindschleichen.
Und während ich durch den "Urwald" wandele erfreuen mich die bunten, herbstlich verfärbten Blätter. Besonders entwickeln sie ihren Reiz, wenn diese von einigen Sonnenstrahlen getroffen werden. Und dabei raschele ich mit den festen Schuhen durch das inzwischen dickliegende Laub auf den kleinen Wegen,
während die Blätter unablässig einzeln noch vom Baume fallen.
Und manch eine Schnecke verblüfft mit ihrem langsamen Tempo an einem Stil heraufzukriechen und dort auszuharren.
Oder eine andere Schnecke es sich gemütlich auf einem Blatt zu machen.
Ich entdecke sie überall an den Zweigen mit unterschiedlichen Gehäusefarben. Denn jede Schnecke ist eine Schönheit für sich.
Doch ganz besonders schenkt die Herbstzeit den Pilzen ihren großen Auftritt in dieser Wildnis. Ob in der Erde, über der Erde oder an Baumstämmen. Dort, wo sie genügend Schatten und Feuchtigkeit erhaschen, entfalten sie sich prächtig.
Ich entdecke sie in unterschiedlichsten Farben und Formen. Und dann passiert es, dass ich sogar, als fast 75-järige, zwischen kopfhohen Gestrüpp mich langsam durch die biegsamen jungen Triebe hindurchschlängele, dabei auf dickere Äste im Laub achte, damit ich nicht umknicke oder falle und das nur deshalb, um an einen bestimmten Baum mit Baumpilzen zu gelangen. Diesen habe ich vom Weg aus entdeckt. Die Baumpilze dort höre ich lächelnd und visuell mir zurufen:
"Fotografiere uns, fotografiere uns."
Da konnte ich nicht anders.
Direkt hinter einem dicken Baum neben dem Weg signalisiert mein Gedächtnis, dass ich einfach mal dorthin schauen solle. Es ist nur so eine plötzliche Eingebung im Vorbeigehen gewesen. Und so bin ich erneut behutsam zwischen raschelndem Laub und kleinen, knackenden Ästen unter meinen Füßen durch das Gestrüpp hinter den Baum gelangt und habe diese Pilzschönheit in der Erde entdeckt. Mit diesen zarten Farben hat mein Finger gejuckt und ganz flink auf den Auslöser gedrückt.
Auf der nächsten Seite ist ein hübscher, brauner, schirmartiger Giftpilz zu sehen.
Die Lamellen gehören zu ihm. Ich habe mich daher auch wirklich gern gebückt und genügend Kniebeuge dabei gemacht.
Nun beende ich meine kleine abenteuerliche Tour durch das "Urwäldchen" bei sehr frischer Luft und mit immer guter Laune.