Nobelträume
Er stellte sich schon vor, wie der goldene Preis in seiner Hand glänzte, als sei er ein Heiland, der die Welt erlöst. Friedensnobelpreis! Für den Mann, der mit Bombast Frieden herbeitwitterte, der Diplomatie mit Sanktionen verwechselte und Kriege mit Schlagzeilen führte.
Doch der Krieg zog Kreise, immer größer, immer blutiger. Aus Verhandlungen wurden Drohungen, aus Versprechen Rauch. Und während Städte brannten, rechnete er noch immer mit Lorbeer.
Am Ende blieb ihm nur die Bühne seiner Anhänger. Kein Oslo, kein Glanz – nur
Applaus aus Kehlen, die den Krieg für Frieden halten.
Ein Preis, so fern wie der Friede selbst.
Die Laudatio
„Er will dich als Trophäe,“ höhnt Krieg und wischt sich das Blut von den Händen. „Friedensnobelpreis – stell dir vor, ausgerechnet ER.“
Frieden schüttelt den Kopf, müde wie eine alte Seele. „Er hat mich nie gesucht. Er hat nur deine Trommeln lauter geschlagen und dann behauptet, ich würde mittanzen.“
„Aber Lorbeer, Glanz, Oslo!“ Krieg lacht kehlig. „Vielleicht reicht schon deine
Abwesenheit, um ihn glänzen zu lassen.“
Frieden senkt den Blick. „Ich gehe nicht zur Feier. Ich bin noch immer verschollen – unter Trümmern, in Gräbern.“
Krieg grinst: „Dann werde ich wohl seine Laudatio halten.“
Die vergiftete Krone
„Er träumt von Lorbeer,“ zischt Krieg, „von Kränzen, die ihm die Stirn vergolden sollen.“
Frieden lächelt schwach, bitter. „Lorbeer? Weiß er nicht, dass manche Blätter Gift tragen? Dass Ruhm, wenn er falsch gepflückt wird, den Atem nimmt?“
„Ach, er trägt alles mit Stolz,“ antwortet Krieg, „selbst Dornen, selbst Galle. Für ihn zählt nur der Applaus.“
Frieden schließt die Augen. „Dann wird er ersticken an dem Kranz, den er nie verdient. Denn mich hat er nie gerufen.“
„Umso besser,“ knurrt Krieg. „Ich selbst werde ihm den Lorbeer reichen – Blatt für Blatt, Gift für Gift.“
Die Dornenkrone
„Wunderschön! Wunderschön!“ ruft er und setzt sich den Kranz aufs Haupt. Er posiert, reckt das Kinn, als säße er schon in Oslo. Kameras blitzen, die Menge johlt.
Doch dann ein Zucken. Die Blätter schneiden, die Dornen ritzen. Ein bitterer Saft sickert in die Haut, brennt, beißt.
„Fake News!“ schreit er, während das Blut über seine Schläfen rinnt. „Das soll Lorbeer sein! Die schönste Krone, die größte überhaupt!“
Doch der Schmerz verstummt nicht. Das Publikum schaut zu, lacht, klatscht.
Und er, gefangen im eigenen Schauspiel, trägt sie weiter – die Krone, die ihn langsam vergiftet.
Präsident Europas
„Sie nennen mich den Präsidenten Europas!“ ruft er und breitet die Arme aus, als stünde er auf dem Kontinent selbst.
Doch die Straßen sind leer, die Paläste verwaist. Die Flaggen hängen schlaff, und niemand hat gefragt, niemand applaudiert.
Er nickt sich selbst zu, wie zu einem Spiegelbild, das ihn verehrt. „Ich bringe Stabilität, Größe, Frieden!“
Die Stille antwortet mit einem leisen, höhnischen Kichern – der Kontinent hat schon einen Präsidenten: die Realität.
Und er, in seiner eigenen Krone aus Illusion, winkt weiter.
Präsident Europas – die Krone aus Wahn
„Sie nennen mich den Präsidenten Europas!“ ruft er und stemmt die Brust. Er sieht Kontinente, die nur in seinem Kopf existieren.
Die Straßen sind leer, die Regierungen lachen hinter geschlossenen Türen. Flaggen hängen schlaff, Paläste leer, und die Menschen – sie gähnen nur.
Er winkt selbstbewusst, das Publikum imaginär. „Ich bringe Stabilität, Größe, Frieden!“
Europa atmet leise, wie ein Raubtier. Dann stößt es einen Hohn aus, der durch die Hallen schallt: „Größe? Frieden? Du bist ein Narr, der sich selbst zur Krone verzehrt.“
Er lächelt, blind. Die Illusion frisst ihn, Stück für Stück, während die Realität ihm die Krone aus Wahn auf den Kopf presst.
Man könnte es so zusammenfassen:
Trump, der auf der Bühne seiner eigenen Mythenwelt steht, wirft mit Anschuldigungen wie Konfetti um sich – Soros, der ewige Sündenbock, wird erneut auserkoren. Jede Behauptung ist
ein Schlaglicht auf seine eigene Inszenierung: Macht, Opferrolle und Show zugleich.
Und natürlich, aus der Ferne betrachtet, könnte jemand wie Orban applaudieren: die Narrative passen wie Handschuhe in einen politischen Werkzeugkasten, der Kritik zu kriminalisieren liebt und unbequeme Stimmen ins Dunkel drängt.
Es ist bitter, weil es zeigt, wie leicht demokratische Institutionen als Theaterkulisse missbraucht werden können, und grotesk, weil die „Anklagefantasien“ der einen Seite auf die Freude der anderen treffen.
Die Bühne der Schuld
Trump zeigt auf Soros, als sei er ein Puppenspieler des Unheils. „Sollte angeklagt werden!“ ruft er, während die Welt zusieht und kopfschüttelt.
Orban nickt aus der Ferne, applaudiert leise. In seinen Händen wird Anschuldigung zur Waffe, Schuld ein Spielball, Wahrheit nur ein störender Schatten.
Soros lächelt nicht, schweigt nur. Er weiß: Wer mit solchen Marionetten tanzt, verliert leicht den Boden unter den Füßen – doch manchmal frisst die Bühne die Tänzer schneller, als sie „Anklage“ schreien können.
Eigenlob
Er stand auf den Trümmern der Geschichte und zählte die Funken, als wären es Orden.
„Ich habe es gewusst“, sagte er, und seine Stimme schmeckte nach Rost und Eitelkeit.
Die Menge klatschte, weil Klatschen einfacher ist als Denken.
Hinter ihm tropfte die Vergangenheit — schwarz, zäh, lautlos.
Namen wie Brandwunden, Zahlen wie Grabsteine.
Er sprach von Warnungen, als wären sie Prophezeiungen, und von Ruhm, als wäre er Unschuld.
Als das Licht ausging, blieb sein Lächeln noch einen Moment hängen — wie ein Bluterguss am Himmel.
Und selbst der Staub schämte sich, ihm Beifall zu spenden.