Sonstiges
Zweinheit

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"Zweinheit"
Veröffentlicht am 03. Oktober 2025, 12 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Zweinheit

Zweinheit

35 Jahre „Zweinheit“

Einheit lebt in kleinen Momenten, in Schatten, im Licht – ein Flüstern, das flüchtig bleibt, aber dennoch tiefer reicht als jede Mauer je konnte. Die Straßen tragen noch das Echo von Schritten, die niemals wirklich zusammenfanden. Brücken verbinden, doch Flüsse flüstern von der Zeit, als sie getrennt waren. Fenster zeigen Lichter, doch dahinter liegen Räume voller Stille und alter Wunden.


Kinder spielen auf dem Asphalt, ihre Schatten tanzen zwischen gestern und heute. Die Stimmen der Alten mischen sich mit Lachen, flüchtig, unsicher. Die Freiheit schmeckt süß, doch manchmal nach Eisen. Und wer genau hinsieht, erkennt: Einheit ist ein Spiegel, zerbrochen und zusammengesetzt, der das Bild zweier Seelen zeigt, die nebeneinander atmen – vereint, aber immer noch ein Stück entfernt.



Brücke über den Fluss Die Brücke glänzt im Regen, Stahl kalt und unbarmherzig. Autos rauschen, Fußgänger bleiben stehen, starren auf das Wasser, das beide Ufer trennt und verbindet zugleich. Kinder werfen Steine, die im Aufprall kleine Kreise ziehen – ein leises Echo vergangener Trennungen. Alte Männer sitzen auf Bänken, reden von Mauern, die nicht mehr stehen, und von Mauern, die bleiben.

Ein Hund bellt, ein Taubenpaar flieg auf. Die Brücke trägt sie alle, schweigend, gleichgültig.

Und wer genau hinsieht, erkennt die Linie zwischen gestern und heute, die

immer noch flimmert, wie ein Atemzug zwischen zwei Herzen. Zwei Kaffee Im Café sitzen sie einander gegenüber, beide mit Tassen in Händen. Die Löffel klirren, dampfender Duft füllt die Luft, schwarz und süß zugleich. „Mit Milch? Mit Zucker?“ fragt die Kellnerin, als hätte sie die Frage schon tausendmal gestellt. Sie lachen, doch ihre Augen erzählen von Jahren der Trennung, von Straßenzügen, die sie nie gemeinsam gingen.


Jeder Schluck wärmt, doch auch der Nachgeschmack trägt Bitterkeit.

Draußen gehen Menschen vorbei, vereint und doch einsam. Zwei Tassen, zwei Geschichten, ein Tisch – und das leise Wissen, dass Einheit manchmal nur ein sanftes Abbild von Nähe ist. Spielplatz der Schatten Kinder rennen über das Gras, lachen, schreien, treten in Pfützen, die die Sonne spiegelt. Schaukeln quietschen, als wollten sie Geschichten erzählen, die niemand mehr hört.


Alte Bänke stehen im Schatten der Bäume, Holz rissig, Gravuren verblasst.

Eltern sitzen daneben, Augen auf die Kleinen gerichtet, doch Gedanken wandern zu Straßen, die einst trennten. Ein Ball rollt, bleibt auf der Grenze liegen, die einst die Welt teilte – niemand wagt, ihn zu holen. Die Sonne sinkt, Farben verblassen, und für einen Moment liegt alles still: Einheit spürbar, flüchtig, wie ein Schatten, der sich gerade noch im Licht bewegt.


Bahnhof der Begegnungen Züge pfeifen, Rattern hallt durch die Halle, Stimmen vermischen sich wie Nebel. Koffer rollen, Menschen hetzen,

bleiben stehen, suchen Blickkontakte, die sie früher nie fanden. Ein Fahrplan zeigt Zeiten, die einst nur auf der einen Seite galten. Ein Mann hält ein altes Foto, die Ecke abgerissen, Gesichter halb verborgen, halb erinnernd. Kinder lachen, rennen zwischen den Gleisen, ahnungslos über Linien, die einmal unüberwindbar schienen.


Eine Frau winkt, verschwindet im Zug, zurück bleibt ein Hauch von Abschied. Und inmitten all der Bewegung spürt man es: Zwei Welten atmen nebeneinander, vereint, und doch immer noch auf Abstand.

Abend der Zweinheit Laternen werfen ihr warmes Licht auf Pflastersteine, glänzend vom Regen. Fenster flackern, Menschen sitzen drinnen, schweigen, lesen, trinken Tee. Straßen sind leer, nur Schritte hallen leise, ein Echo vergangener Jahre. Ein altes Schild schwankt im Wind, „Zwei Städte, ein Herz“, fast vergessen, fast verschwunden.

Kinder schlafen, Träume wandern zwischen gestern und heute. Die Brücke über den Fluss glänzt wie ein Silberband, verbindet Ufer, die lange getrennt waren. Und wer genau hinsieht, spürt: Einheit lebt in kleinen Momenten, in Schatten,

im Licht – ein Flüstern, das flüchtig bleibt, aber dennoch tiefer reicht als jede Mauer je konnte. Flüstern der Jahre 35 Jahre weben ein Netz aus Licht und Schatten über Straßen und Flüsse. Alte Mauern existieren nur noch in Erinnerungen, doch ihre Linien leben in Gesichtern, in Blicken, in leisen Gesten.

Kinder spielen, lachen, als ob es immer so gewesen wäre. Erwachsene tragen das Gewicht der Geschichten, die nicht verschwinden, nur leiser werden. Abende bringen Ruhe, Tage bringen Bewegung, und alles fließt zusammen – getrennt und doch vereint.

Die Stadt atmet, pulsiert, erinnert. Und irgendwo, zwischen Brücken, Cafés, Parks und Bahnhöfen, liegt die Wahrheit: Einheit ist ein Flüstern, ein Schatten, ein Licht – das uns lehrt, dass Nähe manchmal im Abstand wächst.

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Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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