Der eiserne Besen
Er fegte einst gnadenlos, mit Borsten aus rostigem Eisen, durch Straßen und Herzen. Kein Winkel blieb unberührt, kein Schatten durfte sich verbergen. Er sammelte Tränen, Splitter, Gebeine – all das, was Menschen hinterließen, wenn er kam. Doch Eisen rostet, und auch Borsten brechen. Nun knickt er in sich zusammen, knirschend, splitternd, bis nur Staub bleibt, fein wie Mehl, leicht wie Atem. Und aus diesem Staub steigt er auf, wie Rauch, wie Erinnerung, wie ein Fluch ohne Namen. Nicht mehr Besen, nicht mehr Herrschaft – nur
Asche, die sich wieder formt. Denn der Staub weiß, woher er stammt.
Staub in Luft
Der Staub wirbelte, grau und schwer, schien jede Pore zu verstopfen, jedes Herz zu belasten. Er war Erinnerung an Gewalt, an rostige Zähne, die kehrten, bis nichts blieb als Stille. Doch Staub gehorcht dem Atem der Zeit. Ein Wind erhob sich, unsichtbar, sanft und unerbittlich zugleich. Körner lösten sich, tanzten, verschwammen, wurden leichter, bis sie verschwanden wie Worte im Morgendunst. Und dort, wo eben noch
das Gewicht des Eisens lag, öffnete sich der Himmel. Ein erster Atemzug, frei, rein, wie Wasser im Durst. Der Mensch hob das Gesicht – und die Lungen sangen endlich wieder.