Drabble
Asche zu Staub

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"Asche zu Staub"
Veröffentlicht am 28. September 2025, 4 Seiten
Kategorie Drabble
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Asche zu Staub

Asche zu Staub

Der eiserne Besen

Er fegte einst gnadenlos, mit Borsten aus rostigem Eisen, durch Straßen und Herzen. Kein Winkel blieb unberührt, kein Schatten durfte sich verbergen. Er sammelte Tränen, Splitter, Gebeine – all das, was Menschen hinterließen, wenn er kam. Doch Eisen rostet, und auch Borsten brechen. Nun knickt er in sich zusammen, knirschend, splitternd, bis nur Staub bleibt, fein wie Mehl, leicht wie Atem. Und aus diesem Staub steigt er auf, wie Rauch, wie Erinnerung, wie ein Fluch ohne Namen. Nicht mehr Besen, nicht mehr Herrschaft – nur

Asche, die sich wieder formt. Denn der Staub weiß, woher er stammt.



Staub in Luft Der Staub wirbelte, grau und schwer, schien jede Pore zu verstopfen, jedes Herz zu belasten. Er war Erinnerung an Gewalt, an rostige Zähne, die kehrten, bis nichts blieb als Stille. Doch Staub gehorcht dem Atem der Zeit. Ein Wind erhob sich, unsichtbar, sanft und unerbittlich zugleich. Körner lösten sich, tanzten, verschwammen, wurden leichter, bis sie verschwanden wie Worte im Morgendunst. Und dort, wo eben noch

das Gewicht des Eisens lag, öffnete sich der Himmel. Ein erster Atemzug, frei, rein, wie Wasser im Durst. Der Mensch hob das Gesicht – und die Lungen sangen endlich wieder.

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Hörbuch

Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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