Hybris-Syndrom
Er stand auf den Zinnen, als gehörte ihm der Himmel. Jeder Stern, so schwor er, blinzle nur, um seinen Namen zu ehren. Worte, schwer wie Marmor, legte er in die Münder seiner Diener, bis sie kaum mehr atmen konnten. Doch er sog die Luft in vollen Zügen, berauscht von seiner Größe, trunken von der eigenen Silhouette. Das Syndrom war kein Leiden, sondern eine Droge – süß, betörend, tödlich. Als er die Arme ausbreitete, um das Firmament zu
umarmen, lachte er. Und als er stürzte, lachte der Himmel zurück, kalt und grenzenlos.
Immer wieder scheitert das Böse
Es erhebt sich aus Asche, aus Gräbern, aus den Schatten der Welt. Mit jeder Fratze trägt es ein neues Gesicht, und jedes Mal glaubt es, diesmal zu siegen. Es spinnt Netze, verführt, zersetzt, flüstert süß wie Honig und scharf wie Glas. Doch immer, wenn es die Hand nach der Krone ausstreckt, zerbricht der Griff an der eigenen Gier. Das Böse scheitert nicht an Helden, nicht an
Heiligen, sondern an sich selbst – am Durst, der niemals gestillt, am Hunger, der unstillbar bleibt. Und so wird es fallen, tausendmal, unzählbar oft – nur um immer wieder aufzustehen, leerer als zuvor.