Romane & Erzählungen
Und plötzlich warst du da

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"Und plötzlich warst du da"
Veröffentlicht am 05. Juni 2025, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Petair - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin Blue, 38 Jahre jung und neben dem Schreiben liegen meine Leidenschaften noch in der Fotografie, der Musik und wie sollte es heutzutage anders sein, auch im Zocken :)
Und plötzlich warst du da

Und plötzlich warst du da

Prolog

Lina saß auf dem kalten Fliesenboden in der Küche, den Rücken an den Schrank gelehnt. Draußen war es dunkel und es regnete, aber das war ihr egal. Ihr Herz raste und die Hände waren noch ganz zittrig. Aus dem Wohnzimmer hörte sie wieder die Stimm. Laut. Wütend. Manchmal schrie ihr Vater, manchmal war es nur ein Knall, wenn er etwas gegen die Wand warf. Lina versuchte, nicht hinzuhören. Nicht zu weinen. Nicht daran zu denken, wie es sein würde, wenn er sie wieder anschrie. Oder schlimmer. Sie wusste, dass sie sich verstecken

musste. Nicht auffallen. Niemandem erzählen, was wirklich los war. Weil niemand dann mehr mit ihr reden würde. Weil sie sich schämte. Und weil sie Angst hatte. In der Schule lächelte sie meistens, machte ihre Fotos und hielt sich so gut es ging aus allem raus. Aber zu Hause war alles anders. Manchmal dachte sie, wenn sie nur stark genug wäre, würde er aufhören. Aber das tat er nicht. Heute Nacht war wieder so eine Nacht, die sie nie vergessen würde.

1. Lina

Der Wecker klingelte. Lina rollte sich auf die Seite und zog die Decke über den Kopf. Noch fünf Minuten. Dann öffnete sie langsam die Augen. Der Tag begann. Wie immer.


Schon auf dem Weg zur Schule spürte sie die Blicke. Sie versuchte, nicht hinzusehen, doch die Bemerkungen erreichten sie trotzdem. „Na, Lina, hast du wieder deinen Fotoapparat dabei? Damit kannst du wenigstens was richtig machen!“ Eine Gruppe Jungs lachte laut. Lina

spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sie ignorierte die Sprüche, ging weiter. In ihrem Kopf raste es: "Warum tu ich mir das eigentlich an? Warum kann ich nicht einfach normal sein? Einfach dazugehören?" Aber sie wusste die Antwort. „Normal“ war sie nicht. Und so sehr sie es sich wünschte, sie fühlte sich wie eine Fremde in ihrer eigenen Welt. Im Flur wurde sie fast von einem Mädchen angerempelt. „Pass doch auf, du Nervensäge!“ Lina murmelte eine Entschuldigung, doch das Mädchen schnaubte nur und ging weiter. "Warum behandeln sie mich so? Was habe ich ihnen getan?" Diese Fragen

drehten sich wie ein Karussell in ihrem Kopf. Und die einzige Antwort, die sie fand, war immer die gleiche: Weil ich anders bin. Weil ich zu viel sehe. Weil ich nicht so bin wie sie.

Im Unterricht war es nicht besser. „Lina, kannst du uns mal zeigen, wie man ein Bild richtig macht?“, rief einer der Jungs mit einem spöttischen Grinsen. Lina fühlte sich ausgelacht, ihre Hände wurden feucht. „Ich… ich weiß nicht“, stammelte sie. Die Lehrerin sah kurz zu ihr, sagte aber nichts. "Warum redet keiner mit mir? Warum sehe ich niemanden, der mich

versteht?" In der Pause setzte sie sich auf eine Treppenstufe am Rande des Schulhofs und holte ihre Kamera heraus. Die Linse war ihr Schutzschild gegen die Welt. Doch auch dort war sie nicht wirklich allein. Zwei Mädchen setzten sich neben sie, oder besser gesagt, sie setzten sich, um sie zu beobachten. „Du bist echt komisch, weißt du das?“ „Warum musst du immer alles fotografieren? Kannst du nicht mal einfach leben?“ Lina sah sie nur an, sagte kein Wort. "Vielleicht bin ich wirklich komisch. Vielleicht bin ich die Einzige, die das hier nicht versteht."

Später in der Mensa wurde ihr Platz am Tisch freigemacht. Jemand räumte schnell sein Tablett weg, bevor sie sich setzen konnte. Ein stummer Hinweis: Hier bist du nicht willkommen. Sie ließ den Kopf hängen, aß schweigend. Dann kam der Moment, als die Jungs in der Turnhalle ihr einen Ball direkt in den Rücken warfen. „Pass auf, Lina, nicht dass du noch was kaputt machst!“ Die anderen lachten. Lina atmete tief durch und wollte einfach nur noch weg. "Ich will nicht mehr kämpfen. Ich will einfach nur normal sein. Aber das werde

ich nie."

Nach der Schule blieb sie noch kurz im Fotoraum der Schule. Der Raum war leer, nur das Licht der Nachmittagssonne fiel durch die Fenster. Sie zog ein Foto hervor: ein altes, verlassenes Haus am Stadtrand, mit zerbrochenen Fenstern und überwucherten Wänden. „Hier bin ich wenigstens nicht allein“, flüsterte sie. "Vielleicht gibt es Orte, die so kaputt sind wie ich , aber dort fühle ich mich nicht so allein."

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Hörbuch

Über den Autor

Blue2023
Ich bin Blue, 38 Jahre jung und neben dem Schreiben liegen meine Leidenschaften noch in der Fotografie, der Musik und wie sollte es heutzutage anders sein, auch im Zocken :)

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Tetris Whow - beeindruckende Geschichte - und sicher Stoff für einen ganzen Roman!
Super, dass du das Buch freigeschaltet hast!
Grüße
Tetris
Vor einem Monat - Antworten
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