Krimis & Thriller
S. Ayne

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"S. Ayne"
Veröffentlicht am 25. Februar 2009, 86 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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S. Ayne

S. Ayne

Das Geräusch von zu Boden fallenden, leblosen Körpern war für mich in den letzten Tagen so natürlich und rhythmisch wie mein eigener Herzschlag geworden. Ich bereute nicht eine Kugel. Nicht einmal die Letzte. Ich lud einfach ein neues Magazin und ging weiter.

 

Schwer zu sagen wann es genau anfing. Gerüchte über den Big Boss kursierten schon eine Weile. Es hieß er hätte mehrere kleine Banden und fadenscheinige Organisationen nacheinander unter seine Kontrolle gebracht und sich Schritt für Schritt zu einem erstzunehmenden Spieler im großen Poker um unsere schöne Stadt entwickelt. Das allein wäre noch nicht allzu erwähnenswert gewesen. Wir haben hier mehr Arschlöcher als Gefängniszellen. Aber es gab ein paar Stimmen, die behaupteten, dass er den alteingesessenen Familien Konkurrenz machen will und dies auch kann. Von mir aus sollte er doch. Im Endeffekt hätte sich nur der Name des Tumors geändert, sonst nichts. Und auch jetzt weiß  ich nicht wann das alles anfing und ob wir es nicht einfach hätten ignorieren sollen, aber ich weiß, dass es für meinen Bruder B. und mich relevant wurde, als Captain Benstel uns in sein Büro rief. -Morgen, S., B.- begrüßte er uns gewohnt knapp -Wie laufen eure Fälle?-

-Unterm Strich kommt nichts besonders voran.- begann ich, kam aber nicht zu weiteren Ausführungen.

-Gut.- schnitt mich Benstel ab -Dann kann man sie auch eine Weile liegen lassen.- er nahm einen tiefen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück. diese Pause wäre eigentlich ideal gewesen um zu widersprechen, aber das was mir gerade an Arbeit genommen werden sollte, wollte ich ohnehin loswerden. B. ging es anscheinend genauso, denn auch er schwieg.

-Ich will das ihr euch mit dem Big Boss beschäftigt.- warf er uns knapp auf den Tisch.

-Inwiefern beschäftigen?- fragte ich leicht sarkastisch -Der Big Boss ist ein Gerücht. Sollen wir PR-Arbeit leisten und allen erzählen, dass es ihn nicht gibt?-

-Ich meine das ernst, Ayne. Ja, im Moment ist er noch ein Gerücht, aber wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, dann können wir uns nicht leisten diese Sache zu ignorieren. Findet raus was an der ganzen Sache dran ist. Ob es ihn  gibt und falls ja, wer er ist und was er macht. Die Familien verhalten sich in letzter Zeit verdammt nervös, auch ohne dass sie jemand noch weiter reizt.-

-Gibt es schon eine Akte?- fragte B. direkt -welche Informationen haben wir?-

-Natürlich gibt es eine Akte, vollgestopft mit nützlichen Informationen.- antwortete Benstel grinsend -Und zwar sobald ihr Beide sie anlegt.-

-Sehr witzig, Captain.- gab er trocken zurück.

-Nehmt es mit Humor, Jungs. Entweder ist er wirklich nur ein Gerücht oder wir haben einen Bastard mehr in unserem schönen Drecksloch hier. In beiden Fällen wird sich nicht viel ändern. Ich will nur Gewissheit haben. Und da davon im Moment gerade nichts mehr übrig ist, würde ich sagen, ihr habt einen interessanten Job vor euch. Also los an die Arbeit.-

Mit diesen Worten im Nacken verließen wir nicht sonderlich motiviert sein Büro.

-Das ist einer dieser Fälle, von denen du dich normalerweise so weit wie möglich fern hältst.- kommentierte B. als wir an unseren Schreibtischen ankamen. Ich wusste was er meinte. Manchmal weiß man von Anfang an, dass das alles in einer Sackgasse enden wird und man nur seine Zeit verschwendet hat.

-Enttäuscht über den neuen Fall?- gab ich zurück.

-Nein, zu Enttäuschung gehört Überraschung und ich wusste, dass es früher oder später so weit kommen würde.-

-Vielleicht sollten wir anfangen schlechter zu arbeiten, dann bekommen wir auch nicht mehr die schweren Aufgaben.-

-Es wäre nur angenehm von Zeit zu Zeit an etwas zu arbeiten, dass Aussicht auf Erfolg hat.-

-Dann verteile Strafzettel.- murrte ich -Was soll's, jammern hilft jetzt nicht. Wenn Benstel sagt wir sollen ein Gerücht jagen, dann machen wir halt das Beste daraus. Ich habe auch schon eine Idee, wo wir anfangen können.- ich hielt für einen Moment inne und zog meine Jacke an, während B. schweigend auf meine Idee wartete -Aber du wirst sie auch nicht mehr mögen, als ich.-

-Spuck's schon aus.-   

-Bennies Beer Shack.-

B. sagte im ersten Moment nichts, die verschwiegenen Worte brachte ohnehin schon sein Gesichtsausdruck zum Vorschein. -Ich habe wirklich gehofft da nicht mehr hin zu müssen.- würgte er schließlich hoch.

-Ich auch. Aber wenn du nach Dreck suchst, dann kannst du auch gleich im Klo anfangen.-

 

Bennie's Beer Shack, wenn nicht schon der Name, dann vermittelte spätestens die alte, von Graffiti überzogene Fassade, was man dort zu erwarten hatte. Leute wie wir, Bullen: Nichts als Ärger.

Manchmal hast du Glück und wirst nicht gleich als solcher erkannt. Wir hatten keines. Kaum traten wir durch die quietschende Tür, waren wir auch schon die Hauptattraktion. Auch ich erkannte gleich ein paar Gesichter, denen ich erst einige Dellen verpasst hatte ehe ich sie einlochte. Nicht gerade die ideale Ausgangssituation. Wenn die Aufmerksamkeit von etwa einem Dutzend grimmigen Augenpaaren zwischen dir und deinem Partner hin und her pendelt, kann dich das schon nervös machen, ungeachtet dessen, wie oft du das schon erlebt hast.

In trainierter Gelassenheit gingen wir direkt auf die Bar zu, immer den folgenden Blicken ausweichend. Das Knarren der alten und völlig versifften Bodendielen unter meinen schweren Stiefeln war das einzig wahrnehmbare Geräusch. Als wir schließlich auf den wackligen Sitzflächen der Barhocker Platz nahmen, lockerte sich ganz allmählich die Stille, jedoch nicht die Anspannung.

-Ah, die Ayne Brüder. Was wollt ihr hier?- spuckte Barman Bennie uns entgegen.

-Erst einmal einen Rum.- gab ich zurück und warf einen schnellen Blick auf die wenigen Gläser und Flaschen an der Wand und in der Spüle -Und zwar in einem sauberen Glas.-

-Wir bedienen hier solche wie euch nicht.-

-Na gut, dann komme ich gleich zum Punkt. Was weißt du über den Big Boss?- Es ist immer wieder interessant wie schnell man Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Wieder waren wir zum Mittelpunkt geworden und wieder verspürte ich den Drang nach meiner Desert Eagle zu greifen. Bennie schwieg.

-Na los.- setzte B. nach -Was weißt du über den Big Boss?-

-Nicht mehr als alle anderen auch.- antwortete er schnell. Zu schnell.

-Was wissen denn alle anderen?- hakte ich nach. -Und Antworten wie “nichts“ akzeptiere ich nicht.-

-Sie wissen, dass es besser ist nicht zu fragen.- brummte eine Stimme hinter uns. -Und noch besser nicht zu antworten.-

Ich drehte mich langsam um und sah in die schweigende Menge von Dieben, Schlägern und Verlierern, die soweit unten waren, dass sie es nicht einmal bis in den Knast gebracht haben. Während ich noch meine nächsten Schritte plante, hatte B. seine Entscheidung schon getroffen.

-Lass uns gehen, hier kommen wir nicht weiter.-

Mit derselben erzwungenen Gelassenheit mit der wir die Bar betreten hatten, verließen wir sie nun wieder. Erst als die schwere Tür quetschend hinter uns zufiel ergriff B. wieder das Wort.

-Das war eine verdammt riskante Zeitverschwendung.-

Nicht ganz.- widersprach ich. -Wir wissen jetzt zumindest, dass der Big Boss deutlich mehr ist, als nur ein Gerücht. Aber so wie die Arschlöcher da drinnen reagiert haben, bin ich mir nicht sicher, ob wir das überhaupt wissen wollten.-

 

Wir hatten nicht wirklich einen Anhaltspunkt. Aus einer Laune heraus, durch Verzweiflung gepaart mit Langeweile entstanden, rief ich meine Kollegen aus den benachbarten Städten an und versuchte sogar alte Akten nach dem Big Boss zu durchforsten; mit vorstellbar nutzlosen Ergebnissen. B. hatte auch kein Glück. Während ich die Archive durchwühlte, fragte er sich auf der Straße durch. Verdammt, immer hat er den Spaß. Die Tage vergingen und  wir hatten noch immer nichts Vorzeigbares herausgefunden.

-Lass uns für heute Schluss machen.- schlug B. vor.

-Gerne.-

 

Müde, angepisst und beachtlich demotiviert stieg ich die Treppe zu meiner Wohnung hinauf. Als ich den Schlüssel umdrehte entfiel mir zuerst, dass die Tür nicht abgeschlossen war, doch das war nur halb so schlimm, denn ein äußerst auffälliger Herr mit dem Charme einer Landmine wies mich sogleich darauf hin, während ich am Lauf seiner Pistole entlang sah.

-Sie sind schlampiger als ich dachte Ayne.-

-Ich wurde auch schon netter begrüßt. Kommt jetzt der Teil, wo ich im Hafenbecken aufwache?- das war vielleicht nicht mein bester Spruch, aber nachdem mir die letzten Tage wie ein Brei aus unbefriedigender Monotonie im Magen lagen, war ich in der Hinsicht auch nicht mehr sonderlich ambitioniert.

-Vor ein paar Wochen vielleicht schon. Doch der Interessenkonflikt zwischen uns ist in letzter Zeit immer irrelevanter geworden. In der Tat könnte man sagen, dass wir uns einander sogar brauchen. Trotz dessen haben sie hoffentlich Verständnis dafür, wenn ich mich nicht vorstelle.-

-Natürlich, es war auch nicht anders zu erwarten.- ich schloss die Tür hinter mir und zündete mir seelenruhig eine Zigarette an. Ich war zu müde, um angespannt zu sein.  

-Aber lass mich raten. Mein Schloss war in Ordnung, du stehst mit der Waffe eine Armweite von mir entfernt und alles was ich sehe ist ein Anzug und deine Augen.- fasste ich zusammen -Ich würde sagen du verdienst damit schon eine ganze Weile dein Geld. Und die Geldgeber haben eine Affinität zur Anonymität, ohne dies nötig zu haben.-

-Nun es war auch offensichtlich.-

-Aber jetzt darfst du erklären, inwiefern wir uns brauchen?-

-Lassen sie mich also direkt zur Sache kommen. Wir Beide sehen die Anwesenheit des Big Boss als unerwünscht an.-

-Mindestens. Wollt ihr dass ich irgendwo ein Auge zudrücke, damit ihr das auf eure Weise regeln könnt? Ich glaube dafür braucht ihr nicht mich, dass habt ihr doch schon längst in der Hand.-

-Nur der Vollständigkeit halber: Das hatten wir in der Hand. Und tatsächlich brauchen wir sie nicht, um “ein Auge zuzudrücken“, wie sie es sagen, sondern um diese Angelegenheit direkt und endgültig zu regeln. Wir wurden zu sehr geschwächt, um auf dieser Skala zu operieren. Und wir wissen genauso wenig wie alle anderen, wer oder wo der Big Boss ist.-

Ich war belustigt aber auch beeindruckt. Vor ein paar Tagen war der Big Boss für mich nichts weiter als ein weiteres Gerücht. Fiktion der Straße, um nicht immer dieselben alten Geschichten über dieselben alten Dreckssäcke zu erzählen. Und jetzt steht ein Killer der Familien vor mir und jammert, dass der große, böse Boss ihnen ans Bein pisst und sie das alleine nicht mehr aufwischen können.

-Dann steht ihr genauso beschissen dar wie ich. Wie also sollten wir zusammen vorankommen?-

-Wir stehen tatsächlich Beide “beschissen“ dar, wie sie sagen. Doch auf verschiedene Weisen. Sie haben die Mittel den Big Boss zu fassen, wissen aber nicht einmal wo sie anfangen sollen zu suchen Wir haben nicht mehr die Mittel, doch wir haben zumindest Anhaltspunkte.-

-Die da wären?-

-Wir wissen was er uns weggenommen hat. Und wo man nun seine Leute findet.-

-Klingt nach einem Plan.-

-Als Erstes sollten sie das Woodgone Lagerhaus untersuchen. Ich denke sie wissen wo das ist?-

-Ja, ein Stück außerhalb der Stadt. Da ist sonst nichts in der Nähe. Wir hatten dafür mal einen Durchsuchungsbefehl, aber er wurde kurz vor der ganzen Aktion wieder zurückgezogen. Ich denke ich weiß, wem ich dafür danken kann.-

-Die guten alten Zeiten. Dort dürften sie fündig werden. Viel Erfolg. Und so abgedroschen es klingen mag; seien sie vorsichtig, wem sie trauen. Der Big Boss ist an beachtenswerte Macht gekommen.-

-Aber euch kann ich natürlich trauen, was?-

-Nein. Aber sie haben keine andere Wahl, das ist das Schöne daran.-

 

-Woher hast du noch mal den Tipp mit dem Woodgone Lagerhaus?-

-Hab ich auf der Straße aufgeschnappt.- er würde mir sowieso nicht glauben. Und selbst wenn, würde er nicht dorthin fahren, wenn er wüsste, dass der Tipp direkt von einem Profi der Mafia kommt.

Als wir schließlich ankamen, musste ich zugeben, dass ich auch lieber zu Hause geblieben wäre. Um das Lagerhaus war in einiger Entfernung ein Zaun angelegt worden. Das Gelände war weitläufig und bis auf die Lagerhalle völlig leer. Nicht einmal Bäume oder irgendein anderes Unkraut, es war einfach ein verdammt großes Feld aus Kies mit einer Zufahrtsstraße zur Halle selbst. Wozu soviel Platz, weiß der Teufel. Ich weiß nur dass dies und der Umstand, dass es auch sonst von hier aus ein verdammt weiter Weg bis zur Zivilisation war, sich später als doch recht willkommene Parameter erwiesen haben. Doch in dem Moment war mein einziger Gedanke dazu nur: “Verdammt, wenn hier was schief geht, kriegen nicht mal wir es mit.“

-Also dann, B., lass uns dem Pförtner unsere Aufwartung machen.-

-Wenn es sein muss.-

Noch bevor wir sein Häuschen erreicht hatten, kam der Pförtner angetrabt, um uns am Weiterkommen zu hindern.

-Was wollen sie hier?-

Ich hielt ihm gelassen meine Marke entgegen -Polizei, wir wollen uns nur mal das Lagerhaus ansehen...-

-Aus welchem Grund?-

-Dass werden wir wissen, wenn wir es finden.-

-Haben sie einen Durchsuchungsbefehl?-

-Verdammt, den habe ich ganz vergessen. Hast du ihn B.?-

-Nein ich dachte du denkst dran.-

-Na so ein Pech. Na gut, was sagen sie, wenn wir einfach so tun als wäre heute Tag der offenen Tür? Sie lehnen sich hier zurück und wir spazieren ein bisschen durch die Lagerhallen?-

-Vergiss es. Das ist Privatgelände. Wenn sie keinen Durchsuchungsbefehl haben, dann muss ich sie bitten zu gehen. Und zwar jetzt gleich.- 

Er sah uns durchdringend an und ich konnte sehen, wie er seine Hand leicht in Richtung Pistolenhalfter bewegte.

-Komm schon S., hier kommen wir nicht weiter.-

-Vergiss es. So leicht lasse ich mich nicht abwimmeln.- Ich ging am Pförtner vorbei auf das Tor zu.

-Was denken sie, was sie da machen?- rief er mir hinterher.

-Nun es sieht so aus, als würde er zum Tor gehen.- antwortete mein Bruder scharfsinnig -Hören sie, wir wollen keinen Ärger... hey...hey sehen sie mich an, wenn ich mit ihnen rede!-

-Wieso? Was hast du mir denn zu sagen?- Der Pförtner blickte B. direkt in die Augen mit seinem abweisenden Pförtnerblick, denn er über lange, leere Stunden des Pförtnerns gemeistert hatte.

-Nichts. Ich wollte nur, dass mein Bruder hinter sie kommt.-

Der verwirrte Blick des Mannes wurde in den Ausdruck dumpfen Schmerzes, gefolgt von seliger Ruhe konvertiert, was nicht unbedingt zufälligerweise mit dem Geräusch, welches gewöhnlicherweise entsteht, wenn der schwere Griff einer Desert Eagle auf einen durchschnittlichen Hinterkopf trifft, zusammenhing.

-Weißt du, S., irgendwo hatte er ja auch Recht damit, dass wir keinen Durchsuchungsbefehl haben...- brachte B. noch an, während ich das Tor öffnete und auf die Lagerhalle zu marschierte.

-Ja, und irgendwo stand er mir auch einfach nur im Weg.-

 

Wir wurden nicht mehr aufgehalten. Weder vor der Halle, noch an der Tür. Verdammt nicht einmal drinnen trafen wir auf irgendwen. Ganz so als hätten sie heute ihren freien Tag. Nicht dass es mich stören würde, aber so was heißt nur, dass man später auf doppelt so viele Probleme stößt. Direkt neben dem Eingang führte eine Treppe hoch auf einen Steg, welcher an der Hallenwand entlang einmal ganz herum lag. Dort waren auch die Kontrollen für die Kräne und ein kleiner Raum, der wohl so etwas wie das Büro sein musste.

-Weißt du,- fing B. an -Vielleicht war es doch eine Scheißidee sich diese Halle nur zu zweit vorzunehmen.-

-Kein Durchsuchungsbefehl, kein Team.- antwortete ich trocken und zündete mir eine Zigarette an. Als ich an dem Rauch vorbei meinen Blick schweifen ließ kam ich nicht umhin meinem Bruder Recht zu geben. Die Halle war gefüllt von zahllosen Frachtcontainern, zweifellos randvoll mit eindeutig suspekter Ware. Dieser Offensichtlichkeit wegen gingen wir auch nicht sonderlich wählerisch vor und öffneten gleich den nächststehenden Container.

-Verdammt nochmal, ist dass ein Gestank!- rief ich und wandte mich gleich von dem Berg fauliger Kartoffeln ab, welcher mir so nett entgegenkam. -Mach das Ding wieder zu, wir suchen woanders weiter.-

-Nein warte, ich hab das mal in einem Film gesehen... “Weapons Galore“ oder so etwas in der Art hieß der. Da haben Waffenschieber auch das Zeug in so einem Container hinter alten Kartoffeln versteckt.-

-Warum zum Keks sollten sie das machen?-

-Du hast es doch eben vorgemacht.- lachte B. nur.

Leicht beschämt über meine dumme Frage half ich meinem Bruder das Gemüse wegzuschaffen. Und tatsächlich legten wir nach kurzer, aber ob des Gestanks umso belastenderer Arbeit eine Wand aus unbeschrifteten Kisten frei, welche ungefähr die hinteren zwei Drittel des Containers einnahmen. Ich schnappte mir die Brechstange, die ich in weiser Voraussicht zu eben diesem Zweck mitgenommen hatte und brach eine der Kisten auf, woraufhin mir auch gleich ein Haufen Kalasznikovs vor die Füße fiel.

-AKs, was sonst.- kommentierte mein Bruder den Fund -Das dürfte für eine Verhaftung reichen.-

Nur allzu sehr. Allein aus Neugier öffnete ich noch ein paar Kisten und fand aber außer einigen Handfeuerwaffen hauptsächlich AK 47 und AK 74 Gewehre. Billig und relativ einfach zu beschaffen; kein Wunder das die Dinger so beliebt sind.

-Verdammt schade, dass wir den Laden nicht einfach dicht machen können.- das war das Problem, wenn man sich sein Beweismaterial ohne Untersuchungsbefehl holt. Die Richter nennen es einen Formfehler und dir bleibt nichts anderes übrig, als die Bastarde Zähneknirschend laufen zu lassen. -Lass uns nur noch schnell in das Büro, oder was auch immer das da oben ist gehen. Vielleicht können wir ja irgendwas von dem ganzen Scheiß  hier zurückverfolgen.-

Oben angekommen machte ich mich direkt an die Schränke im hinteren Teil des Raumes zu schaffen, während B. offensichtlich von dem großen Schreibtisch viel angetaner war. Der Grund dafür war so einfach wie gebündelt: Ein verdammt großer Haufen Bargeld. Unzählige Banderolen von 100er Scheinen belasteten die Tischplatte. B. nahm eines der Bündel aus dem sauber aufgereihten Stapel und ich sah, dass es Bündel von 20 Scheinen waren, die er mit dem Daumen durchblättern ließ. Es war schon etwas deprimierend zu sehen, wie klein ein ganzes Monatsgehalt aussehen konnte. Erst ich riss ihm ein Stück seiner Aufmerksamkeit wieder zurück zur Realität.

-Lass das liegen, dass hier ist erst wirklich interessant.- rief ich -C4, komplett mit Fernzünder. Hier sind Dutzende davon. Meinst du die haben damit was Spezielles vor?-

-Was? ... Keine Ahnung...-

Ich sah das Glänzen in meines Bruders Augen, es war die Art Glanz, die früher oder später immer zu einem bedauernden Blick und dem Wunsch, den Scheiß doch nicht gemacht zu haben wird.

-Lass das, dass ist Beweismaterial.-

-Wir können es doch sowieso nicht gegen die verwenden.-

-Das ist noch lange kein Grund sich zu bedienen. Komm schon. Vielleicht spielen wir hier nicht mehr ganz nach den alten Regeln. Keiner macht das. Aber wir bleiben immer noch die Guten. Wir brechen die Regeln nur, um den Bastarden dieser Stadt besser in den Arsch zu treten. Und das Geld da hilft dabei nicht.-

-Die Guten haben auch Rechnungen zu bezahlen. Jeden gottverdammten Tag geh ich da raus und riskiere meinen Arsch, damit die ganzen Pseudo-Unschuldigen Penner da ruhig schlafen können. Und was habe ich davon? Sie scheißen auf mich und sagen nicht mal danke. Sie meckern nur weil ihre erbärmlichen, kleinen Leben nicht ganz so perfekt sind, wie sie es gerne hätten. Und der Staat klaut mir dann auch noch die Hälfte von dem lächerlichen Gehalt, das ich für den ganzen Ärger kriege. Ich will auch mal etwas geschenkt bekommen, verdammt nochmal!-

Ich musste zugeben, dass er in gewisser Weise Recht hatte. Als Bulle hast du die Arschkarte der Deluxe-Klasse gezogen. Vor allem wenn du deinen Job ernst nimmst und das Pech hattest in einer Stadt wie dieser zu landen. Ein verdammtes Drecksloch, welches sich Metropole schimpft, in dem der Abschaum schon ganze Stadtviertel kontrolliert, in die sich kein vernünftiger Polizist mehr traut. Es sei denn, er hat ein Team der Spezialeinheit im Rücken. Eine Stadt in der alles was du noch tun kannst darin besteht, die Situation nicht eskalieren zu lassen, denn ehrlich gesagt glaubt hier keiner mehr daran, dass wir hier jemals vernünftig aufräumen können. Aber nichtsdestotrotz gibt es gewisse Grenzen, die es einzuhalten gilt.

-Wir nehmen nichts von dem Scheißgeld. Leg das wieder hin und hilf mir lieber beim suchen.- konstatierte ich entschieden und B. folgte meinen Anweisungen, wenn auch widerwillig. Er wusste nunmal, wann es keinen Sinn hatte mit mir zu diskutieren. Und trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass damit noch lange nicht das letzte Wort gesprochen war. Aber für solche Überlegungen hatte ich jetzt weder den Nerv noch die zeit, schließlich konnten wir uns nicht sicher sein, wie viel Zeit uns noch zum ungestörten Arbeiten blieb. In geübter Genauigkeit stellten wir das ganze Büro auf den Kopf, konnten aber nichts Brauchbares finden.

-Sieht so aus, als wären sie clever genug keine verwertbaren Papiere hier zu halten, oder sie zumindest zu vernichten.- schloss B. mürrisch.

Ich war in meinem Teil des Raumes auch nicht fündig geworden und blickte auch dementsprechend enttäuscht drein. Bis ich eine durchaus nennenswerte Entdeckung machte.

-Richtig erkannt, Bruder, sie sind clever genug den Papierkram zu vernichten, aber immer noch zu dämlich ihn auch verschwinden zu lassen.- mit diesen Worten holte ich den Papierkorb unter dem Schreibtisch hervor, der bis oben hin gefüllt war mit Blättern, die jemand zum Teil durch einen Aktenvernichter gejagt hatte, die aber auch größtenteils nur schlampig per Hand in wenige Teile gerissen wurden.

B. blickte schnell über den Hafen Papier -Ha, jemand hier ist seinen Job los, oder eher seinen Kopf, für so eine schlampige Arbeit.-

-Ja, auch für den Big Boss ist es nicht leicht in der Krise ordentliche Fachkräfte zu finden. Die ganzen guten Papierzerreißer sind bestimmt schon ausgewandert.- lachte ich, es war wirklich schwer meine Schadenfreude zu verbergen -Jetzt darf sich ein armer Penner auf der Wache, der nebenbei bemerkt ganz sicher nicht ich sein werde, die nächsten Tage damit beschäftigen.-

-Der tut mir jetzt schon Leid. Ich wette der Captain verdonnert wieder Schmidtson dazu.-

-Bestimmt, der kriegt immer die dreckigsten Arbeiten. Benstel hat ihm die Sache immer noch nicht verziehen.-

-Ja, das Leben ist hart...- grinste B. -Komm, wir haben alles was wir brauchen. Lass uns gehen. Nach dir.-

Ich ging mit dem Papierkorb unterm Arm vor. Nach ein paar Metern drehte ich mich um und stellte fest, dass mein Bruder nicht nachgekommen war.

-B. wo bleibst du?-

-Ich komme ja schon!- rief er mir entgegen, während er herlief.

-Trödel nicht, ich will so schnell wie möglich hier raus.-

-Wieso? Ist doch ganz kuschelig hier.-

-Sehr witzig, es gefiel mir schon von Anfang an nicht, dass keiner hier ist und ich will nicht mein Glück herausfordern.-

B. nickte nur und wir machten uns schnellen Schrittes auf den Weg zum Wagen. immer noch war niemand zu sehen und wir kamen ungestört, aber ob dessen völlig verwundert an meinem Auto an. Vielleicht hatten wir doch nur Glück. Manchmal kriegst du doch etwas geschenkt, sogar hier.

 

-Ihr verrückten Bastarde!- war Benstels erste, zugegebenermaßen auch am meisten zu erwartende, Reaktion auf unseren Bericht. Zum Glück warf er diesen Worten auch gleich ein breites Grinsen hinterher -Das war riskant, Jungs, verdammt riskant.-

-Ja, aber die einzige Möglichkeit voranzukommen. Und wir sind auch einen Schritt weiter.- antwortete ich -Oder zumindest hoffe ich das. Aber wenn da nicht etwas Interessantes dabei wäre, dann hätten sie sich nicht die Mühe gemacht das Zeug zu zerreißen.-

-Sieht ja ganz so aus, als hätte das Aussicht auf Erfolg... naja, vielleicht sollte ich auch nicht zu früh jubeln. Gebt den Papierkorb an... Schmidtson. Der ist der Richtige dafür. Dann sehen wir, was dabei herauskommt.- er nahm einen tiefen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück. -Die Sache gefällt mir nicht. Reden wir nicht drum herum. Der Big Boss ist alles andere als ein Gerücht, er ist groß im Spiel und hat ein Lagerhaus voller Waffen. Und im Moment können wir nichts dagegen machen, bevor ich einen Durchsuchungsbefehl habe, ist das Zeug eh schon weg.-

-Verdammte Formalitäten...- kommentierte ich unaufgefordert.

-Wenn er sich wirklich mit den Familien anlegt...- fuhr Benstel fort, brach aber gleich ab

-Ich will ihn haben. Nach allem was ich gesehen habe, können wir ihn auf keinen Fall da draußen lassen.-

Wir nickten nur. Gegen den Big Bos konnten wir etwas unternehmen und wir mussten etwas unternehemen.

-Und noch eines. S., B., das ist inoffiziell. Es ist mir egal, ob ihr ihn in eine Zelle oder einen Leichensack steckt.-

Inoffiziell. In dieser Stadt spielte keiner mehr nach den alten Regeln. Irgendwann haben die Leute damit aufgehört. Wenn keiner mehr nach den alten Regeln spielt, brauchst auch du neue. Oder keine.

Wir überließen den Captain seinem Kaffee und den Sorgen und machten uns auf den Weg zu Schmidtsons Schreibtisch. Dieser wurde ziemlich unruhig als er uns mit einem Eimer voller Papierfetzen auf sich zukommen sah.

-Was ist das?-

-Geschreddertes Papier.- antwortete ich.

-Und du darfst es zusammenpuzzlen.- warf mein Bruder hinterher.

-Oh nein! Nein, nein, keine Chance! Ich mach den Scheiß nicht.-

-Befehl vom Captain. Du hast keine Wahl.-

-Das ist echt nicht mehr lustig, Jungs! Ist er immer noch sauer wegen der Sache damals, oder warum krieg ich immer so einen Mist vorgesetzt?-

-Scheint so, Schmidtson.- gab ich zurück –Mach dir nichts draus, er verzeiht dir schon irgendwann. Vielleicht wenn du ein oder zwei Kugeln für ihn fängst.-

-Haha, sehr witzig, Ayne. Gib den Mist her und verschwinde.-

-Bitte sehr.-

 

Die nächsten Tage verbrachten wir wieder mit Kleinkram und erfolglosem Suchen, nach anderen Hinweisen, Spuren oder  Leuten, die ausnahmsweise keine Angst hatten über den Big Boss zu reden, während wir auf Schmidtsons Ergebnisse warteten. Es war dasselbe wie davor. Eine Menge mehr oder weniger glaubwürdige Geschichten über den mysteriösen und rücksichtslosen Big Boss und wie unklug es war sich ihm in den Weg zu stellen. Irgendwann kam ich an dem Punkt an, ab dem ich glaubte einem Kassettenspieler zuzuhören. Und es gab nur eine alte, verstaubte Kassette.

-Ich hab einfach keine Lust mehr...- stöhnte B. als wir uns eine Kaffeepause bei Pete gönnten. Pete war ein alter Kumpel von uns, hauptsächlich weil es in seiner Imbissbude den stärksten Kaffee gab, den ein Mensch aushalten konnte. Und wir brauchten eine Menge davon.

-Ja, mir geht’s auch nicht besser.- aus dem Radio summte uns guter, alter Classic Rock entgegen. Noch ein Grund hierher zu kommen anstatt zu einem dieser modischen Coffeshops. Sternengeld, Eintunkendes Rundbrötchen und wie sie sich alle nennen. Da läuft nur neumodisches Gedudel, das ich nur eine Parodie von Musik nennen kann. Und das Klientel ist dementsprechend. Bei Pete gibt es noch die guten alten Zeiten.

-Was meinst du, B., kriegen wir den Big Boss noch in absehbarer Zeit?- fragte ich meinen Bruder.

-Ich weiß nicht.- gab er zurück –Bis auf den Haufen Papierfetzen haben wir noch keine vernünftige Spur und wir wissen nicht einmal, ob da etwas Sinnvolles dabei ist. Sonst sind die Aussichten auch nicht rosig.-

-Du sagst es, Bruder. Wir stehen so blöd da, wie ein Zwerg am Pissoir.-

-Ihr Jungs seht miserabel aus!- rief Pete unvermittelt zu uns rüber.

-Danke, du bist auch in Bestform, alter Mann.- antwortete ich grinsend.

-Nana, nur nicht alt!- er fuhr sich durch die grauen Haare, die er tatsächlich immer noch als Zopf trug, obwohl sie immer dünner wurden –Ich bin doch in der Blüte meiner Jahre.-

-HA, vielleicht eine vertrocknete Kaktusblüte.-

-Du wirst auch nicht jünger.-

-Stimmt wohl.-

-Na dann sagt mal, was sitzt ihr da, als hätte euch jemand in die Hosen geschissen? Das letzte Mal hab ich euch so gesehen bei der Sache damals im alten Theater drüben. Das war vielleicht eine Schweinerei...-

-Ja das war eine hässliche Sache, aber ganz so schlimm ist es diesmal nicht.- unterbrach ihn B. –Noch nicht. Im Moment wissen wir bloß nicht, wie wir weiterkommen sollen.-

-Ah, sowas ist Scheiße, aber wirklich. Was ist es denn diesmal?-

-Eine ziemlich große Sache. Aber im Endeffekt suchen wir nur einen Mann.- antwortete ich –Schon mal was vom Big Boss gehört?-

Petes zog die Augenbrauen zusammen –Wer nicht... man sagt, das wäre der größte Hurensohn im Geschäft seit dem guten, alten Barake.-

-Was sagt man sonst noch?-

-Dass man besser nichts über ihn wissen sollte und wenn doch, dann sollte man das für sich behalten.-

-Hmm... das hören wir öfters in letzter Zeit.-

-Tut mir Leid, Jungs, aber über den Big Boss weiß ich auch nicht mehr, als die Gerüchte, von der Straße.-

-Schon gut, Pete. Wir sind hier nicht wegen deinen Informationen sondern wegen dem Kaffee.-

-Na dann sagt, wenn ihr mehr davon braucht.-

-Werden wir. Sag mal woher hast du das Zeug überhaupt? Ich hab schon alles ausprobiert, aber keiner haut mir die Augen so auf, wie das Teufelszeug, dass du hier braust.- fragte ich nach.

-Dass wüsstest du wohl gerne, was. Ist ein Berufsgeheimnis.-

-Komm schon, wir kennen uns doch lange genug.- ich hatte ihn schon oft genug nach dem Kaffee gefragt und jedes Mal dieselbe Antwort erhalten.

-Den kriegst du sowieso in keinem normalen Laden.-

-Dann verkauf mir eine Packung.-

Pete überlegt kurz, sein Widerwillen war deutlich zu sehen –Na gut, dieses eine Mal will ich nicht so sein. Ihr habt es ja hart genug mit der ganzen Big Boss Sache.-

Er kramte in seinen Vorräten, bis er eine schwarze Packung herausholte auf der ein leicht schockiertes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen prangerte.

-Hier, als kleines Geschenk.-

-Danke, Pete... Augenöffner Deluxe... passender Name.-

-Kannst du laut sagen. Aber das ist das einzige Mal. Sonst verlier ich noch meine besten Kunden, wenn sie das Zeug zu Hause haben.-

-Keine Sorge. Ich komm noch oft genug her. Bei mir ist es so schwer eine saubere Tasse zu finden.- lachte ich.

 

Ein paar Tage später erhielten wir endlich den Anruf von Schmidtson, auf den wir warteten. Anstatt uns anzumaulen, dass wir gefälligst mithelfen sollen, berichtete er uns diesmal, dass er endlich fertig war. Nervlig und mit den Papieren. Als wir bei ihm dann ankamen sahen wir auch schon einen Stapel zusammengeklebter Blätter auf seinem Tisch liegen. Und daneben einen noch immer beachtlichen Haufen Fetzen.

-Ich dachte du hast gesagt, du wärst fertig.- meinte ich und zeigte auf die Papierstücke, über denen er angestrengt grübelte.

-Sei dankbar für das, was da ist.- gab er zurück –Immerhin etwas, oder?-

-Und was genau ist da?-

-Sieht nach einer Liste aus. Dealer oder zumindest potentielle Käufer wenn du mich fragst. Ihr könnt ja mit denen anfange, während ich hier die restliche Drecksarbeit mache.-

-Klingt gut fürs erste. Viel Spaß dann noch.-

 

Tatsächlich kannten wir sogar ein paar der Namen. Mittlere bis große Kokain- und Waffenhändler. Bis jetzt hatten wir nie etwas Handfesteres als einen Verdacht gegen sie. Es sah ganz so aus, als würden wir sie unter Kollateralschäden mitkassieren können.

-Sie mal an, unser alter Freund Louai Mazam. Den kennen wir doch. Lass uns da anfangen-

-Der ist keiner von den Großen, S.- meinte B nur –Ich weiß nicht ob sich das lohnt.-

-Umso kleiner sie sind, umso leichter kommen wir an ihn ran.-

 

Louai hatte ein eher kleines Restaurant. “Mazams Exotica“ hieß der Laden. Ich habe keine Ahnung was der Fraß da drinnen sein sollte. Meine Vermutungen tendierten immer zu indisch und damit meinte ich Indiana Jones indisch. Jedenfalls sah nichts davon wirklich vertrauenswürdig aus. Doch den meisten Profit gewann er ohnehin nicht aus dem interessanten Essen; was wir zwar wussten, dem Kerl aber nie nachweisen konnten. Wieder einer von denen die direkt vor deiner Nase dealen, aber wenn du nur versuchst sie zu greifen, stehen sie mit sauberen Händen da.

Ich fragte mich ohnehin schon die ganze Zeit, was er überhaupt auf dieser Liste verloren hatte. Er war ziemlich clever und glatt wie Kojaks Schädel, aber ihm fehlten die Eier für die wirklich großen Geschäfte. Und der Big Bos schien verdammt groß zu sein.

Ich hatte Glück und erwischte einen Parkplatz direkt vor dem Eingang.

-Also dann mal los.- sagte ich zu meinem Bruder –Was machst du da noch?-

-Ach, ich muss noch eine SMS an einen Kumpel schreiben...-

-Ich mag diesen neumodischen Blödsinn nicht, man braucht dafür mehr Zeit, als das Ganze wert ist. Warum rufst du ihn nicht einfach an?-

-Weil ich glaube, dass er noch arbeitet. Da kann er nicht rangehen... Verdammt schon wieder vertippt... Ich hasse es auf den Dingern zu schreiben.-

-Bist du endlich fertig?- fragte ich ungeduldig.

-Moment... so jetzt. Wir können los.-

-Na endlich... Warum muss alles immer komplizierter werden. Früher ging’s auch ohne den ganzen Kram.-

-Die Welt verändert sich S., dagegen kannst du nichts machen.-

-Nicht immer zum Besseren. Und dann kann ich es zumindest boykottieren.-

-Das geht auch nicht immer. Zumindest nicht immer gut...-

-Mag sein.-

Ich stieg aus und marschierte auf die Eingangstür zu. Und auch diesmal saß Louai seelenruhig da in seiner kleinen Nische neben der Bar, als wir hereinkamen. Sollte er sich nur in Sicherheit wiegen, solange er noch konnte.

-Ah, die Ayne Brüder. Willkommen in meinem bescheidenen Haus der Köstlichkeiten.- begrüßte er uns auch schon.

-Wohl eher Haus der Lebensmittelvergiftungen...- warf ich nur zurück.

-Noch hatt sich keiner meiner wehrten Kunden beschwert.- antwortete er immer noch freundlich.   

-Vielleicht, weil sie nicht wegen dem Essen kommen.- konterte B..

-Aber meine Herren, das Thema hatten wir doch schon. Ich führe hier ein ehrliches Geschäft. Ich schwöre beim Grab meiner ehrwürdigen Mutter, dass es hier nichts Ungesetzliches gibt.-

-Na da wird Mami aber enttäuscht sein von ihrem feinen Sohnemann.- warf ihm B. seelenruhig an den Kopf und legte die Liste auf den Tisch –Denn ihr Sohn steht verdammt deutlich auf einer Liste zusammen mit James Dunnalls, Jimmy dem Eimer, dessen Name ich nebenbei bemerkt immer noch lächerlich finde, trotz der zugegebenermaßen beeindruckenden Geschichte dahinter, Bob Minor und anderen, die man nicht gerade als Philanthropen des Monats bezeichnen kann.-

Aus dem eben noch freundlichen Gastwirt wurde sehr schnell ein ertappter Dealer.

-Ihr kommt in mein Restaurant, mit einem... zusammengeklebten Fetzen Papier und beschuldigt mich. Ohne einen richtigen Beweis, nur mit meinem Namen auf irgendeiner Liste. Was wollt ihr überhaupt von mir?-

-Nun am bequemsten wäre uns ein Geständnis, aber wir Beide wissen, dass es nicht so einfach sein wird.-

-Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten.- Louai verlor ein wenig die Fassung. Er war noch nie einer der Ruhigen, wenn ihm etwas nicht in den Kram passte. Umso besser für uns.

-Dir ist hoffentlich klar, dass dein Name auf dieser Liste ausreicht, um uns einen Durchsuchungsbefehl zu verschaffen?- stellte ich ihm die Situation vor –Aber du hast Glück.-

-Wie das denn?-

-Wir wollen nur deine Informationen. Vorerst. Also kannst du uns ein paar Fragen beantworten und wir gehen wieder friedlich, oder du gehst direkt in den Knast und beantwortest uns ein paar Fragen, nachdem du dir eine Zelle mit dem miesesten Hundesohn geteilt hast, den wir auftreiben können.-

-Ihr blufft nur...-

-Oh da wäre ich mir nicht so sicher. Hast du von Paul dem Bullen gehört? Er war mal ein relativ großer Dealer im Migrantenviertel.-

-Tratschtante-Paulie?- warf Louai ein -Der war mal jemand, aber jetzt ist er nur noch ein  mießer Verräter, was hat der überhaupt damit zu tun?-

-Was denkst du wie er seinen neuen Spitznamen gekriegt hat? Wir haben nur einen Tag gebraucht...-

Ich sah Louai in die Augen, auch wenn es schwer war so schnell wie sie zwischen mir und meinem Bruder hin und herwanderten. Er versuchte es zu verstecken, aber es war offensichtlich, dass er immer stärker in Betracht zog eine kooperative Haltung einzunehmen.

Ehrlich gesagt wunderte ich mich ein wenig, warum das diesmal so einfach war ihn einzuschüchtern, oder besser gesagt überhaupt möglich war. Er ist zwar tatsächlich ein eher unruhiges Kerlchen, aber er wird nur wütend wenn man rumschnüffelt, nie nervös. Hauptsächlich weil wir ihm noch nie auch nur ein Strafzettel fürs Falschparken anhängen  konnten. Entweder lagern auf seinem Hinterhof gerade ein paar Kisten interessanter Ware oder er weiß schon worauf wir hinauswollten.

-Ich muss schon sagen, euer Mangel an Manieren ist bemerkenswert.- er schien sich wieder zu fangen -Jeder halbwegs in der Art der Befragung versierte Mensch fordert zu Beginn eine Reihe an Informationen und fährt erst bei Nichtkooperation des Befragten mit einer Reihe von adäquaten Drohungen fort. Also wie wäre es wenn ihr erstmal die Reihenfolge eures Vorgehens wieder zurechtrückt.-

-Das ist der Louai den wir kennen,- gab ich zurück -ein kleiner Klugscheißer. Also gut, Schluss jetzt mit dem Small-Talk. Was weißt du über den Big Boss?-

-Verdammt ich wusste, dass es darum geht.-

-Gut dann hast du dir bestimmt auch schon eine passende Antwort überlegt.-

-Ich weiß auch nicht mehr, als gut für mich ist.- versuchte er noch ein letztes Mal auszuweichen, aber ein schneller Blick in meine starren Augen machte ihm klar, dass das nicht zieht und wir bekqamen endlich mal etwas originelles zu hören -Die meisten denken, er ist einfach aufgetaucht, wie aus dem nichts und hat angefangen die Stadt zu übernehmen. Diese Idioten machen aus ihm eine verdammte Legende. Keiner kann einfach so eine Stadt übernehmen. Jeder der so etwas versucht ist einfach nur dumm und wird auf eine entsprechend vorhersehbare Weise scheitern. Man muss sich nur die jetzigen Machthabenden genauer ansehen. Sie alle haben ihren Griff um die Stadt, oder besser gesagt um ihre korrupten Eingeweide schon vor langer Zeit gefestigt. Sie waren da als es auf dieser Skala überhaupt erst anfing und haben sich das über Jahrzehnte aufgebaut. Und sie sind nach Jahrzehnten immer noch da. Die Macht fluktuiert natürlich mal hierhin mal dorthin, aber die Hauptprotagonisten und Antagonisten sind immer noch dieselben.-

-Willst du damit sagen, der Big Boss ist nur einer von den Alten Spielern, der jetzt auf eigene Rechnung handelt?-

-Das wäre eine Möglichkeit, aber dem ist nicht so. Nein ich wollte nur den Schleier des Mythos, welcher den Big Boss umhüllt lüften. Als Einleitung sozusagen. Ich sage euch gleich, ich weiß nicht wer er ist oder woher er kommt. Ich weiß aber ein wenig wie er zu dem wurde was er nun ist. Eine Bedrohung für alle alteingesessenen Spieler dieser Stadt. Es gibt die Cleveren und es gibt die Aggressiven. Der Boss ist beides. Er brachte ganz unauffällig sein Geschäft zum laufen. Ich glaube es war ein Casino. War sogar ziemlich legal am Anfang. Natürlich dauerte es nicht lange, bis jemand ihm Schutz anbieten wollte. Aber der Boss kam mit genügend Startkapital zum großen Spiel. Ich weiß nicht woher aber hatte schon genug Feuerkraft, um alle Schutzgelderpresser wieder loszuwerden. Ich habe sie noch nie persönlich gesehen, aber ich hörte, das sind nicht bloß die gewöhnlichen Schlägertypen. Angeblich hat er einen besonderen Trupp, man könnte fast sagen Soldaten. Sie tragen immer schwarze Anzüge mit schwarzen Hemden und sind zudem auch relativ schwer bewaffnet. Sie tauchten zusammen mit dem Big Boss auf und sind immer noch seine Leibwächter oder Spezialtrupp für die ganz hässlichen Aufgaben. Alle nennen sie die Suits. Aus offensichtlichen Gründen. Um diese Suits sind mindestens genauso viele Mysterien und Gerüchte entstanden wie um den Boss selbst. Man muss schon sagen, dieser Mann versteht es sich einen Ruf aufzubauen.-

-Da hast du verdammt Recht. Das ist das erste sinnvolle, das wir überhaupt über ihn zu hören kriegen.- gab ich zu verstehen -Wie gings nach dem Casino weiter?-

-Er war ziemlich clever. Die Meisten werden zu gierig oder ungeduldig. Sie versuchen sich gleich etwas ganz großes zu schnappen und verschlucken sich dann. Der Boss ging mit kleinen Schritten voran. Er baute sozusagen seine gegenwärtige Stellung aus, setzte ein Fundament, bevor er weiterging. Er sicherte sich die Unterstützung der ein oder anderen kleinen "Organisation" und von festen Lieferanten. Erst dann wurden seine Schritte immer aggressiver. Der Bastard war aber clever, er schleuste überall erst seine eigenen Männer ein, um seine Opfer zu schwächen, bevor er dann endgültig angriff...-

-Was machst du da schon wieder B.?- unterbrach ich, als ich sah wie mein Bruder wieder an seinem Handy rumhantierte.

-Ich muss nur schnell zurückschreiben... fertig. Ich komme gleich wieder, geh aufs Klo.-

-Na gut, beeil dich. Louai das ist eine tolle Geschichte, aber sie bringt uns nicht weiter. Wir brauchen ein paar Namen und Adressen.-

-Damit kann ich nicht dienen. Das einzige was an den ganzen Geschichten um den Big Boss war ist, ist das niemand wirklich etwas über ihn weiss.-

-Verdammt ich kann es nicht mehr hören.- fluchte ich -Weisst du nicht zumindest wo dieses Casino ist, von dem du erzählt hast?-

-Lass mich überlegen... Was zur Hölle...- brach er plötzlich ab. Ich folgte seinem Blick und warf mich sofort, Louai mitzerrend hinter die Bar. Gerade noch rechtzeitig um der ersten Salve zu entkommen die schon gierig auf uns zu stürmte.

-Verdammt nochmal was soll das alles? Wer sind die Bastarde?- brüllte Louai -Was wollt ihr von mir, verdammt?-

-Schnauze und unten bleiben!- wies ich ihn zurecht -Die sehen nicht so aus als würden sie sich gerne erklären.- ich sah mich nach meinem Bruder um, konnte ihn aber nirgends sehen, was wohl hieß, dass er noch in der Sicherheit der sanitären Anlagen verweilte.

-Und was jetzt?- jammerte Louai mir die Ohren voll.

-Jetzt werden die Penner sich rechtfertigen dürfen.- ich musste mir nur noch überlegen wie. Warten. Es waren zwei Männer mit automatischen Waffen, beide standen im Eingang, soviel konnte ich noch erkennen, bevor ich in Deckung ging. Jetzt hörte ich wie sie langsam näher kamen. Die unregelmäßigen Schrittgeräusche verrieten mir, dass sie immer in Nähe von Deckung blieben. Sie warteten nur darauf, dass ich aus meiner komme. Früher oder später musste ich das auch. Aber ich wollte mir davor noch einen Vorteil verschaffen. Ich kramte mein Handy hervor, es war nicht viel aber die Spiegelung des Displays konnte mir relativ gut die Position der Beiden verraten. Manchmal ist dieser neumodische Scheiß doch zu etwas zu gebrauchen, auch wenn auf eine verdammt altmodische Weise.

Einen hatte ich klar im Blick, der andere war viel zu weit am Rand. Besser als gar nichts. Ich hielt nur meine Waffe aus der Deckung hervor und gab zwei Schüsse ab. Ich konnte es kaum glauben, aber eine Kugel fand tatsächlich ihr Ziel. Zwar traf sie nur sein Bein, aber man kann ja nicht alles haben. Der Andere antwortete sofort mit einer Salve seinerseits. Ich musste nur einen Moment warten, bis ich genau das Geräusch hörte, auf das ich wartete. Das helle Klicken eines leeren Laufs. Auch die Bösen müssen nachladen und das war meine Einladung, um aus der Deckung zu kommen. Der Zweite stand völlig frei im Raum, ein Angebot, das meine Kugeln einfach nicht abschlagen konnten. Ich traf seine rechte Schulter und machte ihn so kampfunfähig. Doch da der Erste nur am Bein verletzt war ging ich sofort wieder in Deckung. Ich erwog schon einen weiteren Angriff, doch das Folgende ließ mich doch abwarten bis der Staub sich legte. Ich hörte, wie die Beiden sich einige Worte zuwarfen, aus denen unmissverständlich klar wurde, dass sie den Rückzug antraten. Nicht sonderlich in der Laune mich weiterhin mit vollautomatischen Gewehren auseinanderzusetzen, ließ ich sie davonkommen. Sagen wir es stand unentschieden.  

-Ich hab die Schnauze voll! Louai, wo ist das verdammte Casino? Und lass mich nicht zweimal fragen.-

-Alte Ringstraße 57.-  spuckte er angenehm schnell raus.

-Die im Norden?-

-Genau die...-

-Verdammt.- stellte ich fest -Nicht gerade eine nette Gegend.-

-Du suchst auch nicht gerade nach einem netten Kerl.-

-Stimmt auch wieder-

In dem Moment kam mein Bruder aus dem Bad wieder raus.

-Was zum verdammten Henker ist hier los, S.-

-Jemand hat sich endlich mal über das Essen hier beschwert.-

 

Wir hatten endlich eine Spur. Es blieb allerdings noch zu sehen wieviel sie uns weiterbringen würde. Erstmal mussten wir wieder zurück zum Revier. Benstel sollte davon erfahren und vielleicht könnten wir sogar einen offiziellen Durchsuchungsbefehl rausholen. Also stiegen wir in meinen Wagen und fuhren los, während wir Louai mit den Resten seines Restaurants zurückließen.

-Jetzt mal im Ernst, S., was ist da vorhin passiert?- wollte mein Bruder wissen.

-Ehrlich gesagt bin ich da auch überfragt. Sie kamen einfach rein und fingen an rumzuballern. Ich will nicht zu viel spekulieren, aber die sahen genau so aus wie die Suits, die Louai beschrieben hat.-

-Wenn sie es wirklich waren, dann heißt das, dass wir schon ziemlich tief in die Scheiße gewatet sind.-

-Aber auch, dass wir immer näher an den Arsch kommen, der sie gelegt hat.- gab ich zurück -Wo wir schon bei Ärschen sind... warum zum Henker bist du nicht rausgekommen, als es geknallt hat?-

-Ich saß auf dem Klo, schon vergessen? Wäre nicht sehr hilfreich gewesen mit runtergelassener Hose da rauszurennen, oder? Hast sie ja auch schnell alleine verjagt. Außerdem dachte ich zuerst, du ballerst irgendwas kaputt, um Louai zum reden zu bringen. Wäre ja nicht das erste Mal.-

-Lass das B.! Das ist verdammt lange her.- ich weiß selbst am besten, dass ich kein Engel bin, daran muss mich mein kleiner Bruder nicht ständig erinnern. -Ist ja auch egal. Wir sollten uns lieber überlegen, wie wir Benstel überzeugen, uns einen Durchsuchungsbefehl zu verschaffen.-

 

-Ihr könnt euren Durchsuchungsbefehl haben.- statuierte Benstel direkt im Anschluss an unseren Bericht. Das war einfacher als ich dachte.

-Einfach so? Ich will ja nicht undankbar klingen, aber muss das nicht erst noch bewilligt werden?- warf ich ein.

-Wir haben einen Mafiakrieg in den Startlöchern und zwei Verrückte schießen am helllichten Tag auf meine Leute mit automatischen Waffen. Das wird dem Richter schon reichen, jetzt wo wir eine Adresse haben. Außerdem schuldet er mir noch was.- Benstel nahm einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse -Verdammt ich werde jedem von hier unten bis zum Bürgermeister Feuer unterm Hintern machen, wenn es nötig ist, um ein verdammtes Team da rein zu schicken. Ich will den Bastard von meinen Straßen. Und zwar vorgestern!-

-Sehr schön, scheint so als würden wir endlich vorankommen... Moment mal! Hast du Team gesagt?- wurde mir plötzlich klar.

-Genau das. Ich schicke die Spezialeinheit da rein.-

-Was soll die Spezialeinheit-Scheiße, Captain? Das ist unser Fall, unsere Verhaftung.-

-Jetzt mal ganz ruhig Ayne. Hast du noch nicht genug? Ich werde nicht riskieren, dass man zweien meiner besten Leute den Arsch wegschießt! Wenn euch Beiden soviel daran liegt, dann könnt ihr ja als Beobachter mitkommen, und euch alles vom Einsatzleitungsfahrzeug aus anschauen...-

-Ich will nicht beobachten, ich will denen in den Arsch treten für die Aktion heute Nachmittag.- ich ließ nicht locker. Ich hab mir zu sehr den Arsch aufgerissen um die Sache jetzt einfach an den Nächsten weiterzugeben. Benstel holte schon Luft, wahrscheinlich, um mir wieder eine Suspendierung anzudrohen, wenn ich nicht gleich die Klappe halte, aber da schaltete sich auf einmal B. dazwischen.

-Sieh die Sache mal so: Ausnahmsweise darf mal jemand anders seinen Kopf hinhalten und wir bekommen schon noch genug Lorbeeren ab. Außerdem werden die auch besser dafür bezahlt, um auf sich schießen zu lassen.-

So betrachtet machte das tatsächlich Sinn -Na gut. Sollen die auch mal ihren Spaß haben. Ich hoffe nur, dass es die Mühe wert ist.-

-Keine Sorge, Bruder.- versicherte mir B. -Das ist es ganz sicher.- Er behielt leider Recht, wenn auch nicht so, wie wir es in dem Moment verstanden hatten.

Es war noch nicht einmal hell. Anscheinend hatte die Sonne sogar noch weniger Lust ihren Arsch hochzukriegen, als ich. Das bisschen Tageslicht, das schon hier angekommen war, zeigte uns ein noch schlafendes Casino in einer menschenleeren Straße. Wir hatten es schon umstellt und schlossen gerade die letzten Vorbereitungen ab und all dies geschah ohne den geringsten Widerstand oder auch nur eine Reaktion aus dem Inneren. Einerseits ein gutes Zeichen; je sauberer wir das abschließen desto besser. Andererseits ließ das keine Schlüsse auf das zu, was uns im Inneren erwarten würde. Ich gab dem Gähnen nach, welches in mir hochstieg und blickte hinüber zu den Einsatzwägen. Die Spezialeinheit besprach noch die letzten Details, während Benstel ein paar Schritte weiter mit seinem dritten Kaffee in der Hand angespannt die Szene überblickte. Ich bemerkte noch, dass es nach Regen roch und dann, dass es nun nichts mehr mich zu tun gab. Eigentlich hätte ich mir das alles sparen und zu Hause bleiben können, aber ich wollte das auf keinen Fall verpassen. Wenn alles gut gehen sollte, dann hätten wir den Big Boss bei den Eiern und ich konnte mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal eine Chance dieser Größenordnung gehabt hätten.

Noch ein wenig träge ging ich zurück zu meinem Wagen, in dem B. vor sich hin döste und stieg in die trockene Wärme ein.

-Was hältst du von der Sache?- nuschelte ich an meiner gerade angezündeten Zigarette vorbei zu meinem Bruder, der nun schwerfällig den Kopf hob und seinen Blick über die zahlreichen Polizeiwagen und Beamten schweifen ließ, die an diesem grauen Morgen, die ansonsten ausgestorbene Straße verstopften. Sein Blick konzentrierte sich schließlich auf dem schäbigen Casino, dessen runzliger Fassade das zunehmende Tageslicht keinen gefallen tat.       

-Ich denke das es interessant wird.-

-Wieso?- fragte ich mäßig interessiert.

-Weil bis jetzt noch immer nichts passiert ist.-

-Mir gefällt das auch nicht.- vielleicht lag das aber auch nur an der Uhrzeit. Vor 10 Uhr und zwei Kaffee gefallen mir eine menge Sachen nicht. Aber zum Glück gibt es etwas, dass mich immer aufheitert. Ich schaltete das Radio ein.

-... steigt die Tabaksteuer um weitere 5% zum nächsten Jahr... -  

-Verdammt!- maulte ich enttäuscht.

-Dann musst du  wohl mit dem rauchen aufhören.- grinste B. hämisch.

-Vergiss es.- Nachrichten und dumme Kommentare wollte ich jetzt sicher nicht hören, also verließ ich mich statt auf das Radio lieber auf den CD-Spieler.

Als das erste Gitarrenriff durch die Lautsprecher brach lehnte ich mich zufrieden zurück. Guter alter Rock. Lieder die ich schon in meiner Jugend auswendig kannte und noch ins hohe Alter immer wieder hören werde. Was in den letzten Jahren alles an Musik erschien ist fast schon eine traurige Parodie dessen was ich noch kannte. Es ist nicht einmal würdig das Glas zu füllen, damit jemand anderes dem Classic Rock das Wasser reicht.

Ich hatte es mir gerade pünktlich gemütlich gemacht, um zuzusehen, wie die beiden Teams der Spezialeinheit das Gebäude betraten. Nun würden sie methodisch das Erdgeschoss sichern.

Nach den Blaupausen zu urteilen, hatte das Casino zwei Stockwerke und einen Keller. Im Erdgeschoss waren die eigentliche Spielhalle und die Bar und im ersten Stock lag der Verwaltungstrakt, welcher im Prinzip wie ein typisches Bürogebäude aufgebaut war. Der Keller bestand lediglich aus einem Lagerraum. Der Plan sah vor, dass beide Teams gemeinsam das Erdgeschoss sichern, wonach Team Blau den Keller und Team Rot den ersten Stock sichern sollte.

Von nun an konnte ich nicht nur nichts mehr tun sondern auch nichts mehr sehen und mir blieb nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu üben. Beim Einsatzwagen hätte ich zwar noch den Funkkontakt mitverfolgen können, aber solange Benstel ruhig einen Schluck pro Minute aus seinem Kaffeebecher sog, hieß es, dass nichts interessantes passierte.

Vielleicht würden wir ja diesmal Glück haben und lassen würde so ruhig bleiben und nach Plan verlaufen. Wir wollten zwar alle den Big Boss drankriegen, aber auf das damit verbundene Risiko hatte keiner Lust. Ich hatte es schon fast geschafft es mir einzureden, dass es genau so laufen würde, als Benstel plötzlich seinen Kaffee in einem Zug leerte und den hastig den Einsatzwagen betrat.

-Das Vorspiel ist vorbei!- machte ich meinen Bruder auf die neueste Entwicklung aufmerksam und lief mit ihm zusammen zum Einsatzwagen, um den Funkverkehr mitzuverfolgen. Anscheinend waren die offiziellen Gebäudepläne, die uns zur Verfügung standen nicht mehr aktuell. Der Keller war in Wirklichkeit deutlich größer als der auf den Blaupausen eingetragene Lagerraum. Ursprünglich sah der Plan vor, dass beide Teams das Erdgeschoss sichern, wonach Team Blau den Keller übernimmt und Team Rot zum ersten Stock vordringt. Doch nun stand Team Blau im Keller und stellte fest das es dort noch zwei Türen gab, welche in lange Gänge führten. Sie gaben uns diese neue Lage durch, während Team Rot auf der Treppe zum ersten Stock war. Nun warteten beide Gruppen auf einen neuen Befehl aufgrund der veränderten Sachlage.

-Beide Teams warten auf meinen Befehl.- gab Benstel schnell durch den Funk und wandte sich uns und den Anderen Insassen des Einsatzwagens zu –Verdammt, es musste ja etwas passieren. Wir haben jetzt absolut keine Ahnung was sie da unten zu erwarten haben.-

-Wussten wir davor auch nicht.- gab B. seine Meinung Kund.

-Du weißt was ich meine! Wer weiß wie groß und verwinkelt der Kellerkomplex nun tatsächlich ist? Vielleicht sollten wir doch beide Teams nach unten schicken.- überlegt Benstel laut.

-Aber wen wir beide Teams nach unten schicken dann könnte jemand ihnen aus dem ersten Stock in den Rücken fallen oder entkommen.- warf B. ein –Das war doch der ganze Sinn das eigentlichen Plans. Es wäre besser sie geteilt zu lassen, so wie es vorgesehen war.-

Benstel ließ sich nur einen kurzen Moment zum überlegen, für mehr gab es keine Zeit und nahm dann das Funkgerät wieder in die Hand.

-Beide Teams gehen weiter vor nach Plan. Team Rot sichert den ersten Stock, Team Blau sichert den Keller. Wiederhole: Weiter nach Plan.-

-Team Rot, verstanden.-

-Team Blau, verstanden.- rauschte es kurz aus den Lautsprechern, wonach wieder die von Erwartung gespannte Stille den Einsatzwagen anfüllte. Keine Gedanken und Meinungen zu dem Einsatz wurden ausgesprochen, jeder hoffte nur still, das richtige zu tun. Und doch war es im Grunde doch nur ein weiterer Tag in demselben Job. Jeder dieser Einsätze verläuft auf dieselbe Weise und ich würde lügen, würde ich behaupten dieses Mal wäre es etwas Anderes, etwas Besonderes. Jedes Mal kommt der Moment, an dem eine Entscheidung getroffen werden muss und man weiß immer erst im Nachhinein ob man das Richtige getan hat oder nicht. Und auch diesmal kroch allen ganz langsam der faulige Geruch von unkalkulierbarem Risiko in die Nasen. Und auch diesmal konnte man von den Zuschauerrängen nichts anderes tun als zu warten, die Stille zu ertragen und zu hoffen, dass die nächste Statusmeldung nicht eine Hiobsbotschaft ist. Ich erwischte mich dabei, dass ich mir wünschte zu Hause geblieben zu sein und am nächsten Morgen einfach den Einsatzbericht zu lesen. Ich hasse es zu warten, man kann nichts tun wenn man wartet...

-Kontakt!- bellte der Lautsprecher plötzlich, gefolgt von Schüssen und hastigen Anweisungen. Keiner fragt nach, auch wenn der Drang, zu erfahren was los war stark war, wir konnten sie jetzt nicht mit unserer Neugier Ablenken. Wenn sie können oder müssen, werden sie sich schon melden. Erst als nach einer scheinbaren Ewigkeit die Gefechtsgeräusche noch immer mit der gleichen Intensität über die Funkwellen ritten wurden wir ernsthaft unruhig.

-Verdammt was ist da los?- brüllte Benstel in das Mikrofon.

-Team Blau. Mehrere Kontakte!... Automatische Waffen!... Verdammt! Blau 3 am Boden! Blau 3 am Boden!...-

-Verdammte Scheiße das kann doch einfach nicht wahr sein! Diese verdammten Bastarde!-

Benstel hatte nach nicht zu ende geflucht, da meldete sich Team Rot mit einer fast identischen Lage. Wir hatten gerade unser Horrorszenario serviert bekommen. Beide Teams waren in Feuergefechten mit schwer bewaffneten Gegnern festgenagelt. Und weder Benstel noch der Einsatzleiter schienen zu wissen, wie sie das Problem lösen sollten. Ich hatte die Schnauze voll davon!

-Wir gehen da rein! Stellte ich fest und entsicherte meine Desert Eagle.

-Lass den Scheiß, S.!- maulte Benstel mich direkt an –Ich werde das nicht...-

-Das war kein Vorschlag, Captain.- unterbrach ich ihn. Ich griff mir noch ein Funkgerät, während mein Bruder schon vorlief. Gerade als ich dabei war den Einsatzwagen zu verlassen, hörte ich noch an Benstels Verfluchungen vorbei, dass Team Rot sich meldete, um durchzugeben, dass sie die Lage wieder unter Kontrolle gebracht hatten. Team Blaus Situation war unverändert. Ich holte schnell B. ein und zusammen stürmten wir in das Casino. Das Erdgeschoss schien immer noch leer zu sein.

-Ich nehme den Keller,- sagte B. –du nimmst den... –

-Nein.- unterbrach ich –du nimmst den ersten Stock.-

Er wollte noch verwundert protestieren, aber ich war schon auf halben Weg. Ich war zwar nicht besonders wild darauf mich direkt in den Kugelhagel zu stürzen, aber ich wollte meinen kleinen Bruder da auch nicht reinlaufen lassen. Der erste Stock klang im Moment deutlich sicherer. Die Treppe nach unten war überraschend lang, weshalb ich nur noch schneller hinuntereilte, erst ganz unten wurde mir klar, dass es nicht besonders klug war so unbedacht durch die Gänge zu rennen. Den eigentlichen Keller betrat ich schon deutlich vorsichtiger. Der erste Raum war menschenleer, aber die Entscheidung, durch welche Tür ich gehen sollte wurde mir sehr einfach gemacht, den eine von ihnen weiß bereits Einschusslöcher auf, welche deutlich sichtbar von Innen verursacht wurden. Ich betrat den dahinterliegenden Gang mit der Waffe im Anschlag, bereit sofort das Feuer zu eröffnen. In dem gang erwartete mich nicht eine Menschenseele, stattdessen war er angefüllt mit Einschusslöchern, Patronenhülsen und dem ein oder anderen leeren Magazin. Erst jetzt realisierte ich, dass es die ganze Zeit über totenstill. Ich habe noch nicht eine Stimme oder einen Schuss gehört. Das Widerhallen meines Atems und meiner Schritte an den kahlen grauen Wänden war das einzige vernehmbare Geräusch. Ich folgte weiter dem Gang und fand ein Stück weiter den Grund für die Stille. Vor mir waren die wände und der Boden mit Blutflecken bedeckt, von denen eine langgezogene Spur wegführte. In einer angespannten Mischung aus Hast und Vorsicht folgte ich ihr, wohl wissend, das auch nur die Ahnung dessen was mich am Ende erwarten würde Grund genug gewesen wäre, sich einfach umzudrehen und zu gehen. Ich konnte sehen, dass die Spur in einen der Räume einbog und unter der Tür verschwand. Leise trat ich davor und bereitet mich vor sie zu öffnen. Erst im letzten Moment entschied ich mich sie leise zu öffnen, anstatt direkt reinzustürmen. Ich weiß nicht wieso, es war eine Reine Bauchentscheidung.

Die Tür schwang widerstandslos auf und gab die Sicht frei auf einen weiteren kahlwändigen Raum, welcher von einer einzelnen Leuchtstoffröhre an der Decke mäßig erhellt wurde. An der gegenüberliegenden Wand stand ein Tisch, auf dem eine Hand voll Einzelteile von technischen Geräten verstreut lagen. Ein dürrer Mann im Anzug stand davor und schraubte gedankenverloren an etwas herum. Abgesehen davon war noch eine weitere Tür an der Rechten Wand etwa auf Höhe des Tisches. Die Blutspur führte dorthin. Der Dürre hatte mich noch nicht bemerkt und es war unmöglich, dass er Team Blau so viele Schwierigkeiten bereitet hatte. Ich ging langsam mit der Waffe im Anschlag auf ihn zu. Der zweite Schritt schien seine Konzentration durchbrochen zu haben. Er hob den Kopf drehte sich aber nicht um und führte stattdessen seine Arbeit wieder fort.

-Sie sind endlich da, sehr gut. Ich bin fast fertig , Boss.-

Anscheinend hatte er jemand anderes erwartet und glaubte fest daran, dass keiner von der Polizei bis zu ihm vordringen konnte. Ich ließ ihm seine Illusion, auf diese Weise konnte ich unbehelligt an ihn rankommen.

-Warum so still? Alles lief nach Plan, die Spezialeinheit hatte ihren Suits kaum etwas entgegenzusetzen und der Zünder ist so gut wie... fertig! Hier, Boss.-

Er drehte sich um und starrte direkt in den Lauf meiner Desert Eagle. Ich konnte in seinen Augen sehen, wie sein Geist für einen Moment stillstand, nur um dann in Panik auszubrechen.

-Was zum Henker? Du bist nicht der Boss!-

-Richtig. Und wenn du mir jetzt noch sagen kannst was hier los ist, dann kriegst du einen Keks.-

-Vergiss es, ich sage niAhh!-

Ich hatte keine Geduld für die Scheiße und warf ihm direkt mein linkes, geballtes Argument ins Gesicht. Mit einer halben Drehung stolperte er gegen den Tisch. Noch ein Tritt in die Kniekehle brachte ihn in eine angenehme Höhe, um  ihn am Hinterkopf zu packen.

-Zweite Chance. Was ist hier los?- bellte ich ihn an.

-Ich sage nichts, Arschl...-

Ich ließ ihm keine Zeit den Satz auszusprechen, bevor sein Gesicht auf der Tischplatte aufschlug. Gerade überlegte ich, ob ich noch einmal nachsetzen sollte, da fiel die Tür rechts von mir auf. Ein Suit trat hindurch und starrte verwundert auf mich und den dürren panischen Mann, dessen Gesicht ich auf die Tischplatte presste. Wir Beide wussten, was nun passieren würde, ich war bloß der schnellere von uns. Noch ehe er seine Pistole aus dem Halfter gezogen hatte, sank er mit einem Loch zwischen den Augen zu Boden. Der Dürre fing an zu Jammern und zu Betteln, die Angst vor dem Tod hatte ihn schließlich gänzlich in ihre starken Arme geschlossen. Ich warf ihn zu Boden und stemmte meinen Stiefel gegen seine Brust. Ich sagte kein Wort, ich ließ ihm Zeit, die Angst sollte ihn völlig ausfüllen, die Vorahnung zu quälender Gewissheit werden. Ich lud meine Waffe durch, theatralisch und unnötig aber es erfüllte seinen Zweck. Sein Atem wurde schneller, unkontrollierter, jetzt würde er mir alles verraten, was ich wissen wollte. Langsam, fast bedächtig hob ich die Waffe. Und der Dürre fiel in Ohnmacht.

-Das ist doch einfach nicht dein verdammter Ernst, du Arschloch!-

Anscheinend hatte ihn das alles stärker mitgenommen, als ich gedacht hatte, oder er hatte nur sehr schwache Nerven. Ich hatte jetzt keine Zeit, mich darum zu kümmern, also legte ich ihm Handschellen an und machte mich daran den Raum zu untersuchen, aus dem der Suit gekommen war. Ich stand in einer großflächigen, jedoch niedrigen Halle, ganz so wie eine Tiefgarage, allerdings schien es keinen anderen Zugang als die Tür hinter mir zu geben. Mehrere Pfeiler trugen die Decke und damit auch das Casino darüber. Interessant war allerdings, was sich am Fuße der Pfeiler befand. Jeder einzelne war umringt von großen Fässern. Jetzt verstand ich was der Dürre meinte, als er einen Zünder erwähnte. Das alles war von Anfang an eine Falle gewesen. Aber die Frage war eher, wie das möglich war. Louai hätte dem Boss niemals erzählt, das er uns von dem Casino erzählt hatte, dafür hängt die feige Ratte zu sehr am Leben und wenn er erst heute Morgen erfahren hätte, dass wir kommen, hätte er niemals genug Zeit gehabt das alles hier vorzubereiten. Ich wusste, worauf das hinauslief, aber das war ein Gedanke, den ich fürs Erste nicht zulassen wollte. Stattdessen ging ich weiter und sah mich in der Halle um. Kein weiterer von den Männern des Big Boss war zu sehen, dafür fand ich Team Blau und wünschte mir gleich, ich hätte es nicht getan. Neben einer der Säulen lagen ihre Körper achtlos aufeinander geworfen. Ich lief hinüber zu ihnen, mit der harten Gewissheit, zu spät zu sein. Aber ich musste sichergehen. Sie waren alle tot. Ich war zu spät. Lange kniete ich neben ihnen. Ich konnte und wollte nicht einfach aufstehen und gehen. Erst die knarzende Stimme des Funkgeräts riss mich da raus. B. hatte Team Rot eingeholt und zusammen mit ihnen den ersten Stock gesichert. Benstel fragt direkt nach Team Blau. Erst beim zweiten Mal antwortete ich.

-Der Keller ist gesichert. Aber hier ist eine Halle voller Sprengstoff.-

-Dann macht das ihr da rauskommt, Wir schicken gleich die Experten rein.-

-Verstanden, ich bin auf dem Weg.-

-Was soll das heißen?- hakte er nach –Was ist mit Team Blau?-

Ich zögerte.

-Ich wiederhole, S.:- sendete er mit Nachdruck –Was ist mit Team Blau?-

-Sie sind alle tot.- sagte ich so ruhig ich konnte ins Mikrofon.

Die darauffolgende Stille war zäh. Ich wusste, dass ich darauf keine Antwort zu erwarten hatte. Ich wollte darauf keine Antwort hören. Ich machte mich auf den weg nach draußen. Als ich hinaustrat waren B. und das Team Rot schon da und das Bombenräumungsteam machte sich gerade bereit. Für einen quälenden Moment lagen alle Blicke auf mir. Ich wusste, dass es nicht so war, aber in dem Moment sah ich in ihren Augen nur Vorwürfe.

Den Rest des Einsatzes verbrachte ich schweigend und rauchend in meinem Wagen. B. gesellte sich später dazu, sagte aber auch kein Wort. Er griff nur einmal nach meiner Schulter und sah mir tief in die Augen, mehr war nicht nötig.

 

Die Bomben wurden entschärft und der Dürre verhaftet. Es wurde noch ein Ausgang aus dem Keller gefunden, welcher fast hundert Meter von Casino entfernt in einer Nebenstrasse an die Oberfläche führte. Es war immer klarer wie der Big Boss sich den Verlauf des heutigen Tages vorgestellt hatte. Er wollte uns alle in hohem Bogen aus der Stadt sprengen. Der Rest des Einsatzes verlief zum Glück ruhig. Noch während der Nachbearbeitung fuhren mein Bruder und ich unauffällig davon. Ich wollte ihn nur noch nach Hause bringen und dann selbst auch nur noch weg. Auf der fahrt heilt B. das Schweigen schließlich nicht mehr aus.

-Was ist da unten passiert, S.?- fragte er um irgendwie ein Gespräch zu beginnen.

-Es war schon vorbei, als ich ankam.- antwortete ich schnell.

-ich habe noch kurz mit dem Sprengstoffexperten geredet.- fuhr er fort –Er meinte, dass das was er da unten gesehen hat einiges an Zeit für die Vorbereitung und Durchführung braucht. Ganz zu schweigen davon, dass das Zeug dafür nicht gerade in jeder Drogerie verkauft wird.- er hielt kurz inne –Du weißt was das heißt? Jemand muss dem Big Boss von dem Einsatz erzählt haben. Wir haben einen Verräter.-

-Ich weiß. Wie es aussieht können wir wirklich niemandem trauen.-

-Außer mir, Bruder. Wir können zumindest noch uns gegenseitig trauen.-

Ich lächelte gezwungen. Mein Bruder war schon immer die einzige unveränderliche Konstante in meinem Leben. Alles andere veränderte sich und war unverlässlich. Nur er war immer für mich da, so wie ich für ihn da war. Ansonsten fiel kein Wort mehr.

Ich hielt schließlich vor seiner Wohnung. Wir verabschiedeten uns kurz und er stieg aus. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete noch bis er sicher zu Hause angekommen war. Er wohnte im Erdgeschoss, also musste ich nicht lange warten, bis ich Licht in seinen Fenstern aufleuchten sah. Alles war ruhig, so wie es sein sollte. Ich legte den gang ein, gab Gas und wurde mitsamt dem wagen zur Seite geschleudert. Die Welt verstummte und wurde durch einen stechenden Tinituslaut ersetzt. Einige Momente später kam ich wieder zu mir. Die Fahrertür war durch das parkende Auto blockiert, in das mein Wagen geschleudert wurde. Zu dem Piepen gesellte sich ein erbarmungsloses Knurren und Fauchen. Erst als ich mich durch die Beifahrertür aus dem Wrack zerrte und mir die Hitze entgegenschlug, begriff ich, was geschehen war. Ich sank auf die Knie und starrte auf das flammende Loch, welches noch Augenblicke zuvor die Wohnung meines Bruders gewesen ist.

 

Kurze Zeit später war ich wieder in der Wache und saß an meinem Schreibtisch. Ich weigerte mich ins Krankenhaus zu gehen, ich war lediglich etwas durchgeschüttelt, nicht mehr. Mit einer langsam erkaltenden, vollen Tasse Kaffee wartete ich nun. Benstel ließ mich nicht gehen. Er wolle erst noch meine Wohnung durchsuchen lassen. Paranoia machte sich breit. Und nur ein Teil davon galt weiteren versteckten Bomben. In Wahrheit machte sich Benstel in die Hosen, weil er nicht wusste, wie sehr die Situation noch eskalieren würde. Wie sehr ich noch eskalieren würde. Das war der Grund, warum er mich hier hielt. Warum ich mit leerem Blick die Tasse in meiner Hand vergaß und auf die Wand starrte. Ich sah die Leute um mich herum nur beiläufig, doch ich fühlte ihre Blicke, trotz ihrer Bemühungen, mich dies nicht merken zu lassen. Ich kannte ihre Gedanken, konnte mir ihr Mitleid und die unausgesprochenen Kondolenzen vorstellen. Keiner hatte mich direkt angesprochen, seit dem hier angekommen war, der Gipfel der Interaktion war ein verständnisvolles Kopfnicken. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten, also schwiegen sie lieber. Mir war das nur Recht. Ich fühlte keine Trauer mehr. Der Moment der Erkenntnis, als ich desorientiert auf der Straße kniete, war ein Gefühl, welches ich nicht beschreiben will. Ich habe auch niemals danach versucht es jemandem zu erklären. Aber in diesem Moment, in dem ich gezwungen war zu warten, in dem ich meine impulsiv gewählte Reaktion unterdrücken musste und mir nur die Reflektion blieb, verspürte ich keine Trauer. Das Gefühl hatte Zeit zum gären; Emotion und Logik schaukelten sich gegenseitig hoch. Und nun wartete ich einfach. Ich wusste was ich zu tun hatte. Ich wusste ich würde mich nun von nichts mehr ablenken lassen. Ich hatte einen Zustand von absoluter Zielgerichtetheit erreicht, es gab nur einen Gedanken und nur einen singulären Zweck für mich. Wenn alles getan war und sich der Staub wieder gelegt hatte, dann würde noch genug Zeit für Trauer sein. Jetzt wartete ich. Wartete darauf, dass Benstel mich von der Leine ließ.

Schließlich trat der Captain an meinen Schreibtisch. Ich stellte den nun leeren Becher weg und sah ihn fragend an.+-

-Wie geht es dir S.?- fragte er ruhig, fast leise. Meine Antwort bestand lediglich aus einem Nicken. –Tut mir Leid, dein Bruder war ein guter Mann...- so laut er auch für gewöhnlich war, in Zeiten wie diesen konnte er einfach nicht mit Worten umgehen; einer der wenigen Punkte in dem wir uns glichen. Deswegen wunderte ich mich nicht, dass er schnell das Thema wechselte. –Die Jungs von der Bombenräumung haben sich gemeldet. Deine Wohnung ist sauber.-

-Na dann mach ich mich mal auf den Weg.-

-Aber,- fuhr er mit Nachdruck fort –Ich würde es lieber sehen, wenn du hier bleiben würdest.-

-Zu meiner eigenen Sicherheit.- vervollständigte ich.

-Ja. Es ist klar, dass der Big Boss euch haben will. Zu Hause bist du nicht sicher, S..-

-Hier auch nicht.- ich sah ihm an, dass er genau wusste, worauf ich damit implizierte.

Er nickte nur kaum merklich und gab nach. Ich zog meine Jacke an und machte mich daran zu gehen.

-Nimm dir ein paar Tage frei.- riet er mir noch -Auch länger, wenn du willst.-

-Ich nehme mir frei, wenn die Sache vorbei ist.-

 

Die fahrt nach Hause war anders; länger, kälter, stiller. Ich evaluierte meine Möglichkeiten, plante meinen nächsten Schritt. morgen würde ich mir alles ansehen, was wir im Casino gefunden hatten. Irgendetwas davon musste mich weiterbringen. Die Stufen zu meiner Wohnung schritt ich langsamer hoch als sonst. Müde drehte ich den Schlüssel im Schloss und betrat die leere, stumme Wohnung. Achtlos ließ ich meine Schuhe und Jacke an der erst besten Stelle im Flur und auch meine Waffe ließ samt Halfter auf der Kommode neben der Eingangstür liegen. heute wollte ich sie nicht in greifbarere Nähe haben. Ohne mir die Mühe zu machen das Licht anzumachen, durchschrat ich mit langsamen Schritten das Wohnzimmer und stellte mich an das Fenster, durch welches sich noch die letzten Reste Tageslicht kämpften. Ich sah herab auf das versiffte Niemandsland, das sich da unten als Metropole tarnte. All die Leuchtreklamen und handvoll sauberen Parks und Straßen konnten nicht über das wahre Wesen dieser Stadt hinwegtäuschen. Das war einer dieser Orte von dem man sagt, dass wenn man es hier schafft zu überleben, dann überlebt man überall. Ja diese Stadt war ganz gut zum Aufwachsen und Abhärten, ein verdammt beschissen zum Leben. Mein Grund hier zu bleiben war mir an bei Zeiten selbst nicht ganz klar. Ich glaube am Anfang dachte ich, dass ich gerade hier als Polizist wirklich wichtige Arbeit leisten könnte. Wenn ich eine Chance haben sollte etwas Bedeutendes mit meinem Leben zu machen, dann würde sie am ehesten hier auftauchen. Vielleicht war es dieser Idealismus damals. Später muss einfach das Pflichtgefühl mich hier gehalten haben. Ich konnte nicht einfach meine Freunde und Kollegen hier in dem Dreckshaufen im Stich lassen und abhauen. Ich kannte das Risiko, genau wie B.. Wir waren damals jung und ungebunden, wir konnten uns unseren Idealismus leisten. Jahre später dachten wir einfach nicht mehr darüber nach. Vielleicht hätte ich doch einfach eines Tages gehen sollen. Ich sah mich um. Die Wohnung war leer und würde es von nun an auch bleiben. Ich war alleine. es gab keinen Grund mehr sich zusammenzureißen. Ich ließ den Schmerz zu.

 

Ich wachte gegen Mittag mit einem trockenen Rachen, dickem Schädel und einem miesen Geschmack im Mund auf. Eine ganze Weile lag ich so mit halb offenen Augen da und starrte, die Decke an, ehe ich mich schließlich schwerfällig aufsetzte. Ich hörte ein kratzendes Geräusch und etwas blendete mich.

-Endlich wach, wie ich sehe- bemerkte eine entfernt bekannte Stimme –Und ich dachte schon ich gedulde mich hier vergebens.-

Ich griff nach meiner Waffe auf dem Nachttisch, doch da war nichts zu greifen. Für einen Moment verfluchte ich den Bastard, dafür dass er mir die Waffe im Schlaf gestohlen hatte, doch dann erinnerte ich mich wieder, dass ich selbst sie aus gutem Grund im Flur gelassen hatte. Mit einer irritierten Mischung aus Seufzen und Brummen gab ich meinem Fatalismus Ausdruck und blickte auf. Zu meiner Überraschung saß dort am Tisch mein selbsternannter Mann des Vertrauens. Seine Finger hielten die leere Flasche Rum so dass die Reflektion mich blendete.

-Sind sie hier um die Sache zu beenden?- fragte ich.

-Und wie genau könnte ich davon profitieren?- entgegnete er –Nein, das wäre schlicht lächerlich. Ich bin hier, weil man glaube, die Situation sei reif für eine Reevaluation. Und vielleicht etwas Intervention meinerseits.-

-Ach, glaubt man das, ja?-

Er stand auf nahm eine  Becher vom Tisch und kam auf mich zu.

-Mein Beileid, Ayne. Der Verlust eines Bruders ist… tragisch.-

Meine Antwort war nur ein schwaches Nicken. Er reichte mir den Becher. Der Moment, in dem ich den Becher nahm und mir der Geruch warmen Kaffees in die Nase stieg, so kurz er auch war, hatte eine gewisse surreale Qualität, welche ich bis heute nicht ganz beschreiben kann.

-Gleichzeitig zeigt dies, dass der Big Boss alle Hemmungen verloren hat. Ob das in seiner tatsächlichen Macht begründet ist, oder nur ein Symptom seiner Megalomanie darstellt, in jedem Fall ist es inakzeptabel.-

-Mein Bruder und 4 weitere gute Männer sind tot. „Inakzeptabel“ ist da ein verdammt schwaches Wort.- sagte ich lauter als nötig.

-Es war nicht meine Absicht das Vorgefallene zu trivialisieren.- er sah mich ernst an. Zumindest glaubte ich das, sein Gesicht war immer auf eine beunruhigende Mischung aus Ernsthaftigkeit und Belustigung festgestellt. –In Bestürzung, so verständlich sie auch ist, verlieren sie jedoch die größeren Zusammenhänge aus dem Blick. Die Tragweite der gestrigen Ereignisse könnte weitreichender sein als sie denken. Er hat nun unwiderruflich die ungeteilte Aufmerksamkeit und Aggression der Polizei auf sich gezogen und dies würde der Big Boss nicht tun, wenn er es sich nicht leisten könnte.-

-Und wenn schon.- gab ich müde zwischen zwei Schlücken Kaffee zurück –Wir wissen immer noch nicht, wer er ist oder in welches Loch er sich verkrochen hat.-

-Sie müssen komplexer denken, Ayne.-

-Das fällt mir etwas schwer um die Uhrzeit.-

-Es ist 12 Uhr 47.-

-Fühlt sich an wie 7 Uhr.-

-Wie dem auch sei, wenn er sich dieses maß an Aggression gegenüber der Polizei erlaubt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis er sich auch seinen Rivalen gegenüber offensiver Verhält.-

-Sie meinen einen offenen Angriff?-

-Womöglich. Ich denke sie verstehen jetzt den Ernst der Lage.-

-Ja, wir sitzen alle auf einem großen, offenen Pulverfass und der Big Boss spielt mit den Streichhölzern.- ich kippte den Rest des Kaffees in mich hinein und stellte den Becher zur Seite. –Ich fahre gleich aufs Revier und sehe alles durch was wir gestern gefunden haben. Ich bezweifle zwar, dass da etwas Brauchbares dabei ist, aber irgendwo muss man ja anfangen.-

-Ich schlage vor, dass sie sich das Woodgone Lagerhaus noch einmal ansehen. In den letzten Tagen haben wir dort verstärkte Aktivität beobachtet.-

-Wieso soll ich da nochmal hin? Und was machen sie eigentlich, wenn sie mir nicht in meiner eigenen Wohnung auflauern? Alles was ich bis jetzt gehört hab war andauernd nur „Big Boss ist böse“ und „guck dir Woodgone an“.-

-Ich kann verstehen, dass es für sie so aussieht, als würde ich keinen bedeutenden Teil Beisteuern. Ich bin unter strikter Anordnung nicht direkt einzugreifen. Aber wenn ich ihnen nicht „auflauere“, wie sie es so schmeichelhaft formulierten, dann beobachte ich und sammle Informationen. Alles was sich dabei als Sackgasse oder in anderer Hinsicht als nicht verfolgenswert herausstellt, dass erzähle ich ihnen erst gar nicht. Also glauben sie mir bitte, wenn ich sage, dass das Woodgone Lagerhaus noch Relevanz besitzt.-

Ich kam mir jetzt etwas blöde vor, für meine doch heftige Reaktion.

-Danke. Und entschuldigen sie, wenn ich laut wurde.-

-Schon gut, es ist ja noch früh.- grinste er mich Kurz an. –Ich wünsche ihnen Glück und leben sie wohl.- verabschiedete er sich und war schon auf halben Weg zur Tür.

-Das klingt aber ziemlich pessimistisch, meinen sie nicht? Sagen wir lieber auf Wiedersehen.-

-Man weiß nie...-

 

Fortsetzung folgt...

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