Noch einen Ouzo? ja gerne
Es war ein Ritual, so zuverlässig wie der Sonnenaufgang. Wir sind drei befreundetet Paare und unser allmonatliches Treffen beim Lieblingsgriechen um die Ecke gehört dazu. Der Laden war klein, gemütlich und Maria oder ihre Kollegin kennen uns so gut, dass sie, kaum, dass wir Platz genommen hatten, schon die Getränke für uns auf den Tisch stellte und lächelnd fragte: "Und dann noch wie immer?"- was natürlich bedeutete: für jeden einen Ouzo für den Anfang.
Dann begann das vertraute Spiel: Jeder
überlegte, was er bestellen sollte, tat aber letztlich das, was er immer tat - und doch dauerte es jedes Mal einige Minuten, weil Diskussionen wie "Soll ich heute mal was anderes probieren?" laut wurden, während wir alle genau wussten, dass es am Ende Gyros, Souvlaki oder Pute wird.
Der Abend verlief wie gewohnt: Lachen, lautes Erzählen von Anekdoten, die jeder längst kannte, und zwischendurch wieder Ouzo. Denn das gehörte dazu. Insgesamt vier Oozo reichten meist völlig aus, um die Gespräche zunehmend lustiger und die Bewegungen etwas großzügiger zu machen.
Doch das wahre Highlight kam stets zum Schluss: Das Bezahlen in bar und alles zusammen. Kaum hatte Maria die Rechnung gebracht, begann das allseits bekannte Ritual. Jeder kramte in seinem Geldbeutel nach Scheinen.
Frederike übernahm das Rechnen für jeden. Gesamtsumme durch sechs. Frederike musste immer auf ihren Hans aufpassen. Mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen Selbsterständlichkeit und Heldemtum schwankte, zog er einen 10 EUR Schein nach dem anderen aus seiner Brieftasche und warf sie theatralisch auf den Tisch. Wenn
Frederike dann mahnte: Das ist zuviel Hans", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: "Das ist auch für Trinkgeld".
Als Maria kam, um das Geld einzusammeln, fragte sie proforma:"noch einen Ouzo?" Alle lachten.
So ging ein weiterer herrlich chaotischer Abend zu Ende - mit vollen Bäuchen, leichten Köpfen und der Gewissheit, dass sie sich in ein paar Wochen wiedersehen würden. Beim Lieblingsgriechen, mit Ouzo und einen Freund, der großzügig Zehner auf den Tisch verteilt.