Krimis & Thriller
Die wirklich harten Kerle mit der Knarre im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller / Teil 3

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"Die wirklich harten Kerle mit der Knarre im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller / Teil 3"
Veröffentlicht am 17. Mai 2023, 14 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Die wirklich harten Kerle mit der Knarre im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller / Teil 3

Die wirklich harten Kerle mit der Knarre im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller / Teil 3

Die wirklich harten Kerle / Teil

DREI Zehn Minuten vergingen in gemächlichem Tempo, und all meine Bemühungen, etwas von dem Gespräch zu verstehen, blieben erfolglos. Die Klotür musste früher in einem Luftschutzbunker gedient haben. Entweder das oder sie verständigten sich in Zeichensprache. Dann ging sie wieder auf, und Blondie erschien mit einem für ihre Verhältnisse nachdenklichen Gesichtsausdruck. „Alles geklärt?“, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf, aber nicht als Antwort

auf meine Frage, und setzte sich auf meinen zweitbesten Hut. „Ein Mann ist gestern erschossen worden“, erklärte sie, fast ohne Resonanz in der Stimme. „Tatsächlich? Schlimme Sache! Kannten Sie ihn?“ Sie schüttelte in Zeitlupe den Kopf und ging nicht weiter darauf ein. „Das ist gestern in Harry’s Bar geschehen. Die Bullen suchen nach mir.“ Ich fand eine zusammengeknüllte Packung Reval unter einem Stapel alter Hustler-Ausgaben. „Stört es Sie, wenn ich rauche?“ „Ja.“ „Das war eine rhetorische Frage. Immerhin ist das mein

Saustall.“ „Trotzdem.“ „Geht es Ihnen gut? Wollen Sie vielleicht einen … Tollkirschentee oder sowas?“ „Haben Sie auch Cognac?“ „Das ist mein Mädchen“, murmelte ich zu mir selbst, holte die Büroflasche unter der losen Diele im Fußboden hervor und reinigte zwei Gläser notdürftig mit einem T-Shirt aus dem Wäschekorb. „Sagen Sie, wenn genug ist“, sagte ich, und da sie nichts sagte, machte ich voll. „L’Chaim!“ Sie kippte den Cognac in einem Schluck die Kehle hinunter, und ich bekam Zweifel, ob ihre Abneigung gegen den Teufel Alkohol wirklich echt

war. „Was genau ist geschehen?“ Es brauchte ein bisschen, bis meine Frage die Stiegen zu ihrem Gehirn bewältigt hatte, dann sah sie mich immer noch mit einem Blick an, der vollkommen leer war. „Haben Sie was gesagt?“ „Ja, ich habe gefragt, was passiert ist.“ Sie nickte, als ob es selbstverständlich sei, mich, einen Wildfremden, von dem sie annahm, er habe sie widerrechtlich aufgegabelt, in Kenntnis zu setzen. „Es muss wohl so gewesen sein: Wir, also die Mädels und ich, hatten gerade ein Gläschen Schampus bei Giovanni an der Bar getrunken, als ich äußerte, mir auf der Toilette mal die Nase pudern zu

wollen.“ „Sie meinen, Ski heil und die Piste runter?“ „Wie bitte? Nein, natürlich nicht! Sind Sie bescheuert? Wissen Sie, was Koks dem Teint einer Frau antut?“ „Keine Ahnung. Sind das Themen, die Sie in Ihrem Blog behandeln?“ „Blödsinn. Ich rede über Schuhe, Lipgloss, Extensions und solche Sachen.“ „Schuhe, okay. Muss ich mir unbedingt mal antun.“ „Na auf jeden Fall bin ich dann nicht wieder aufgetaucht. Die anderen Mädels haben das zwar bemerkt, aber Tina, meine Freundin, die heiratet, die meinte, ich hätte bestimmt einen heißen Typen oder so getroffen, mit dem ich mich ein bisschen auf dem Klo vergnügen

würde.“ Vielleicht hatte sie meinen Blick bemerkt, den ich eigentlich für neutral hielt, jedenfalls fügte sie rasch hinzu, dass sei keineswegs ihre übliche Art und dass das, seit sie in Hannover und nicht mehr in Bienenbüttel wohne, höchstens drei oder viermal vorgekommen wäre. „Ich bin nicht ihr Ehemann“, erinnerte ich. „Also ist mir das egal.“ „Wohl eher mein Vater“, knurrte sie, und fuhr fort: „Ungefähr eine halbe Stunde später gab es einen dumpfen Knall, etwa so, als ob jemand auf eine Bassdrum schlägt, aber niemand machte sich darüber Gedanken, weil sie gerade Rino da Silva oder sowas spielten und

alle am Hotten waren. Dann kam plötzlich Bewegung in die Sache. Irgendwo kreischten die Weiber, und ein Typ schrie, man habe jemand erschossen. Natürlich wusste kein Schwein, was wirklich los war, aber alle stürmten sofort Richtung Ausgang. Ich meine, was da so alles vertickt wird, da kommen schnell mal ein paar Jährchen zusammen, wenn man nicht aufpasst. Jedenfalls meinte Tina, sie würde auf keinen Fall ohne mich gehen, denn wir kennen uns schon seit der Zeit, als wir noch Kinder in Bienenbüttel waren, also blieben die anderen Mädels auch da, was ich total cool finde, denn egal wie schlimm es kommt, man lässt nicht irgendwo irgendjemand, der dein Bro ist, mit heruntergelassenen Hosen

zurück.“ „Das war jetzt vermutlich metaphorisch gemeint, oder?“ „Was war metaphorisch gemeint?“ „Na das mit den heruntergelassenen Hosen.“ Sie sah mich einen Moment lang schweigend an, schüttelte dann den Kopf und sagte: „Sie sollten mal lieber an die Rente denken als an irgendwelche Schweinereien, die junge Frauen gegebenenfalls auf einer öffentlichen Toilette treiben.“ „Ich war auch mal jung.“ „Wann war das? Zur Zeit der punischen Kriege? Also, um die Sache jetzt mal an ein Ende zu bringen, Bibi und die Girls blieben in Harry’s Bar bis die Bullen eintrafen, während fast alle anderen das Weite gesucht

hatten.“ „Und wussten sie, also die Mädels meine ich, zu dem Zeitpunkt, was geschehen war?“ „Nein, keiner wusste das. Erst als die Polizei alle befragt hat, kam raus, dass ein Typ mit ‘ner Kugel im Kopf tot in Pessis Büro lag.“ „Pessi?“ „Eigentlich Pesserlai. Er ist der Klubmanager und ursprünglich aus Afghanistan.“ „Kannte er den Toten?“ „Woher soll ich das wissen? Die Cops haben selbstverständlich die Klappe gehalten. Blöderweise hat Tina dann gefragt, ob sie mich zufällig auf dem Damenklo entdeckt hätten, was vielleicht in der Situation nicht die allerklügste Idee war, aber sie hat’s natürlich total lieb gemeint, weil sie ja in Sorge war, und

außerdem kann ich Tina nicht böse sein, denn sie ist ja immerhin …“ „… ein Bro! Ich weiß.“ Sie sah mich an. „Ganz genau, Alter.“ „Und wie ging’s dann weiter?“ „Das verdammte Damenklo ist natürlich nur ungefähr so weit von Pessis Büro entfernt, wie ein Eichhörnchen spucken kann, also meinten die Bullen, sie hätten bei mir wirklich ganz dringenden Gesprächsbedarf, zumal ich ja offensichtlich spurlos verschwunden sei, und ob die Damen ihnen mal ruckzuck meine Adresse geben könnten, ansonsten würde es nämlich was setzen, Kerkerhaft oder den dritten Grad, oder was weiß ich. Da sagte Bibi, Adresse am Arsch, sie würde ihnen nicht mal sagen, wie spät es ist, sofern sie nicht sofort

mit ihrem Anwalt sprechen könne, also eigentlich dem Anwalt ihres Vaters, der auch mal einen ganz berühmten Schauspieler vertreten hat, dem vorgeworfen wurde, einer Dreizehnjährigen die Ehe versprochen zu haben, also nicht der Vater, sondern der Anwalt, und dieser Schauspieler, ich weiß jetzt nicht mehr, wie der heißt, aber der ist bei Leuten ihres Alters weltberühmt, der hat in Filmen wie Der Landarzt und die Pimmel von der letzten Bank mitgespielt. Kennen Sie den zufällig?“ „Wen jetzt? Den Anwalt, den Vater oder die Pimmel von der letzten Bank?“ Sie sah mich wieder mit diesem Blick an, der mich wünschen ließ, ich hätte selbst eine Tochter wie sie, und sagte: „Ich weiß gar nicht,

warum ich Ihnen das alles erzähle. Ich kenne Sie nicht, und was kann man überhaupt von einem Typen erwarten, der sich von seinen bescheuerten Kumpels Chick nennen lässt und nicht mal auf den Gedanken kommt, mich nach meinem verdammten Namen zu fragen, nachdem er mich immerhin entführt und in seine Höhle verschleppt hat, die im Übrigen ein echter Saustall ist.“ An der Stelle, das musste ich zugeben, hatte sie einen Treffer erzielt. „Okay, das war ein Fehler, tut mir leid. Wie heißen Sie denn?“ Sie knabberte auf ihren Erdbeerlippen herum und schien beschlossen zu haben, verstockt zu sein. „Na kommen Sie schon, ich habe mich ja in

aller Form entschuldigt.“ „Farida“, presste sie hervor. „Und weiter?“ „Farida Kowalski.“ „Farida Kowalski. Wow. Da haben ihre Eltern ja durchaus Weitblick bewiesen. Wussten Sie, dass Farida Edelstein bedeutet?“ „Ja“, sagte sie. „Farida ist mein Künstlername. Eigentlich heiße ich Silke.“

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MaxRabe

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HarryAltona Na, ich wusste gar nicht das man/frau aus Bienenbüttel so eine Ausdrucksweise beigebracht bekommen haben. Muss ja n liebliches Kaff sein.
lg... harryaltona
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