Krimis & Thriller
Die wirklich harten Kerle mit den Knarren im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller /Teil 1

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"Die wirklich harten Kerle mit den Knarren im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller /Teil 1"
Veröffentlicht am 15. Mai 2023, 12 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Die wirklich harten Kerle mit den Knarren im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller /Teil 1

Die wirklich harten Kerle mit den Knarren im Hosenbund - Ein Chick Overath Thriller /Teil 1

Die wirklich harten Kerle / Teil 1

EINS Sie kam um drei Uhr morgens in meine Stammkneipe getorkelt, das „Damokles‘ Schwert“, voll wie ein maghrebinischer Amtmann, grüßte nicht, sprach nicht und bettete das süße Köpfchen gleich zum Schlafen auf eine Bank. Sie war blond wie Grace Kelly, hatte einen Busen wie Jean Harlow und trug ein Kleid aus Ziegenmilch, so kurz geschnitten, dass ihre makellosen Beine umso länger erschienen. Außer mir war nur noch Dimitrios anwesend, der Wirt des Lokals. Die Stühle waren bereits

hochgestellt, die Gläser gespült, und Damokles, der Hund, nach dem die Kneipe benannt war, hatte vor Stunden den letzten Souflaki-Teller abgeleckt. „Hey, Sie können da nicht liegenbleiben, meine Dame, wir haben bereits geschlossen“, erklärte Dimitrios, so, als ob das erlaubt sei, sofern er nur geöffnet hatte. Ich sah meinen Freund an, er sah mich an, dann zuckte ich mit den Schultern. „Was macht so ein Edelweibchen in meinem Gyrosschuppen?“, fragte er, entweder den Hund oder mich, das war nicht ganz klar. Man hätte seinen Worten allerdings auch entnehmen können, dass die Kleine, allein durch ihre Schönheit, das Etablissement irgendwie beleidigt hatte.

„Ich denke, sie braucht eine Auszeit“, mutmaßte ich. Der Hund blieb stumm. Nur seine Rute sprach. „Was soll ich mit ihr tun?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, na klar, ich schmeiße sie vor die Tür! Mein Lokal ist schließlich nicht das Nachtasyl, oder?“ „Es sind 3 Grad minus“, gab ich zu bedenken. „Und den einzigen Pelz, den sie vermutlich am Leibe trägt, kann sie schlecht um den Hals wickeln.“ „Haha“, machte Dimitrios. „Wie ist die überhaupt hierhergekommen, so voll wie sie ist.“ „Mit einem Taxi“, sagte

ich. „Einem Taxi?“ „Das waren meine Worte.“ „Woher willst du das wissen? Du sitzt ja mit dem Rücken zum Fenster, Overath.“ Ich deutete mit dem Kinn auf den Spiegel im goldfarbenen Barockrahmen, der den Durchgang zum Klo verschönerte. „Mir entgeht so gut wie nichts.“ Er knurrte etwas auf Griechisch, was vermutlich „Fick dich ins Knie“ hieß, und goss Ouzo in zwei Wassergläser. Eins davon gab er mir. „Jámas!“ „Na so viel steht fest, hier kann sie nicht bleiben! Irgendwann möchte ich auch mal

schlafen.“ „Dann ruf die Funkstreife.“ „Keine Bullen! Niemals!“ Die Militärjunta hatte ihn sechs Monate in ihren Folterkellern bewirtet. Dadurch war sein Vertrauen in staatliche Institutionen nachhaltig getrübt. Ich zuckte mit den Schultern – was allmählich zu einer blöden Angewohnheit wurde. „Hat sie denn keine Papiere bei sich, irgendwelche Visitenkarten, wo eine Nummer draufsteht, die wir anrufen können?“ Dimitrios beugte sich über die schlafende Schönheit und schüttelte den Kopf. „Nichts. Die hat nicht mal eine Handtasche.“ „Das gibt’s doch gar nicht. Welche Frau geht denn in so einem Kleid auf die Straße und hat

nicht wenigstens die paillettenbesetzte Streichholzschachtel mit dem Notfallbesteck dabei.“ „Na, zum Beispiel die hier. Außerdem sind Frauen nicht mehr so drauf wie zu deiner Zeit.“ „Blödsinn. Das wäre eine fundamentale Änderung der weiblichen Natur. Die Mädels haben schon in der Steinzeit mit Handtaschen gewedelt. Schau noch mal richtig nach.“ „Wo denn, bitte schön? Das Kleid ist so kurz und eng, da kann man nicht mal eine Stecknadel verbergen!“ Er betrachtete kopfschüttelnd ihren ansehnlichen Körper. „Als hätte ich nicht schon genug Probleme.“ „Ich glaube, für mich wird es dann auch mal

langsam Zeit …“ „Nimm du sie mit“, schlug Dimitrios vor. „Auf gar keinen Fall. Meine Bude ist zu klein, um sie mit Blondinen vollzustellen. Außerdem hast du ein Gästezimmer.“ „Und Maria? Was denkst du, sagt meine Frau, wenn ich eine halbnackte Ballkönigin mit nachhause bringe?“ „Du könntest ihr die Situation erklären. In aller Ruhe natürlich.“ „In aller Ruhe.“ Er schnaubte verächtlich. Dann: „Wie lange kennen wir uns schon?“ „Noch nicht so lange.“ „Noch nicht so lange? 30, 35 Jahre?“ Ich trank meinen Ouzo, schüttelte mich und stellte das Glas auf den Tisch. 36, dachte ich. Dann stand ich auf, ging zu der unpässlichen

Lady und berührte ihre Schulter. „Hören Sie, mein Freund hier, Dimitri Rastapopoulos, möchte gerne schließen, und Sie sind vermutlich zu groß, um Sie mit dem Besen in den Rinnstein zu kehren.“ „Für mich noch einen Doppelten, aber diesmal ohne Eidechse“, murmelte sie, und wälzte sich auf die andere Seite. „Da hast du’s. Was ich immer sage: Keine Schuppenkriechtiere in den Cuba Libre!“ „Die sind doch alle pervers, diese Bourgeoise!“ Dimitrios schüttelte den Kopf. „Ja, aber auch verdammt hübsch. Zumindest die hier.“ Als ich 15 Minuten später in ein Taxi stieg, die

Blondine mit dem Arm um die Hüfte stützend, weil das mit dem Gleichgewicht nicht mehr so recht funktionieren wollte, verfluchte ich mich bereits für meine Gutmütigkeit. Ein solches Premiumexemplar der Gattung Frau würde mit Sicherheit vermisst werden, und ganz gewiss waren das Leute, die jemand kannten, der jemand kannte, der einen „Anruf nach ganz oben“ machen würde. Mit ein bisschen Glück ergäbe sich daraus für mich eine Verurteilung wegen Kindesentführung, oder zumindest Beschädigung fremden Eigentums. Und das nur, weil ich es nicht fertigbrachte, ein gefallenes Mädchen bei 3 Grad minus auf dem Bürgersteig liegenzulassen. Alte Schule, Overath, ganz alte

Schule. Wir Rheinländer sind bekanntlich Frohnaturen. Leider war ich schon mit 3 Monaten aus meiner Geburtsstadt Köln nach Hannover gezogen, was humortechnisch einer Lobotomie gleichkommt. Das war der Grund, warum ich über die Situation nicht so lachen konnte, wie sie es durchaus verdient hätte. Dann bemerkte der Taxifahrer auch noch: „Das ist aber ein lecker Schnittchen. Machen wir halbe-halbe, Kumpel. Du vorne, ich hinten?“ Worauf ich belferte: „Wie sprechen Sie denn von meinem Fräulein Tochter, Herr?“ „Man wird ja noch mal fragen dürfen“, grummelte er und legte krachend den Gang

ein.

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MaxRabe

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HarryAltona Flotter Einstieg, Herr Doktor.
lg... harryaltona
Vergangenes Jahr - Antworten
MaxRabe Besten Dank. Ist ein Arzt im Haus?
Beste Grüße
Max
Vergangenes Jahr - Antworten
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