Biografien & Erinnerungen
Die himmelblaue Rennpappe - mein erstes Auto

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"Uralte Gefährte haben halt so ihre Mucken..."
Veröffentlicht am 30. November 2022, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, ...
Uralte Gefährte haben halt so ihre Mucken...

Die himmelblaue Rennpappe - mein erstes Auto


Mein erster himmelblauer Flitzer ...


oder wie man mit einer Rostlaube das Autofahren lernt.


(Inspiriert vion Vagabundinchens Buch: "Mein Tagebuch - von einer Kuhweide mit Maulwurfshügeln)


Leider gelingt mir die bildhafte Erzählweise nicht so gut und ein technisches "Genie" bin ich auch nicht gerade, aber es ist tatsächlich so passiert.


Es war das Jahr 1989, die DDR war noch nicht ganz Geschichte aber eigentlich schon nicht mehr da. Es gab die Reisefreiheit und so konnte ich wenigstens mal meinen Onkel im Westen besuchen, der seinen 65-sten Geburtstag feierte und mich dazu eingeladen hatte. Nachdem ich den ersten Kulturschock überwunden hatte, meinte seine neue Frau (die erste war leider schon vor ein paar Jahren gestorben), ich könne ja mal mit ihrem Auto ein bisschen in der Gegend rumfahren, aber leider musste ich gestehen, dass ich noch gar keinen Führerschein besaß. Also war das schon mal nix. Diese neue "Tante" meinte aber, das solle ich schnellstens nachholen und dann könnte ich bei den nächsten Besuchen

mit ihrem alten VW ein paar Runden drehen. Als ich wieder zu Hause war, meldete ich mich auch schnellstens bei einer Fahrschule an und musste auch gar nicht lange warten. Früher waren die Wartezeiten ja extrem lang. Da musste man schon für die Kinder, die noch nicht geboren waren, einen Autokauf anmelden, denn darauf musste man ca. 18 Jahre warten. Nicht ganz so lange wartete man zwar auf die Fahrschule, aber einige Jahre konnte das auch schon mal dauern dauern.

Nun in der Wendezeit hatte ich aber Glück und konnte endlich den Führerschein machen, noch für sage und schreibe 350,- DDR-Märkerchen. Die DM-Preise hätte ich später sicher nicht mehr bezahlen können.

Nun, die Fahrprüfung bestand ich gleich beim ersten Anlauf und war stolz wie Bolle, denn von den anderen Teilnehmen war doch eine erhebliche Anzahl durchgefallen. Nun stand die Frage im Raum - wo kriege ich so einen fahrbaren Untersatz her. Also wurden alle möglichen Anzeigen durchgelesen.

In einer stand, dass ein alter Trabi für 200 Mark zum Verkauf stand und so war mein erstes Auto ein uralter himmelblauer Trabi mit dem ich meine Fahrpraxis nun vervollständigen konnte. Natürlich wurden damit, zumindest beim Rückwärtsfahren (das Votwärtsfahren klappte inzwischen ganz gut) auch der eine oder andere Laternenpfahl und die eine oder

andere Hauskante "getoucht", aber es ging immer alles gut, nur die hintere Stoßstange bekam halt so manche Delle ab. Nun es war wirklich ein uraltes Gefährt und einmal passierte es, dass während einer Fahrt die Rennpappe sich vorn auf einmal nach rechts neigte. Ich hielt an, stieg aus und guckte erst mal, ob mit dem Reifen etwas war, aber der schien in Ordnung zu sein, nur der Kotflügel hing auf der rechten Seite etwas weiter runter, als der auf der anderen Seite. Nachdem ich die Motorhaube geöffnet hatte, sah ich, dass die Aufhängung des rechten Stoßdämpfers durch ein Loch im Kotflügel (bin leider kein Experte in der Bezeichnung der tragenden Autoteile) ragte, der vollkommen

verrostet war. Nun war guter Rat teuer, aber zum Glück gab es bei uns in der Stadt noch einen Schmied und zu dem fuhr ich mit dem schiefen Gefährt natürlich nur noch ganz langsam. Der Schmied guckte sich die Bescherung an und meinte nur: "Das kriegen wir wieder hin.", machte sich an die Arbeit und hatte kurzerhand eine Blechplatte über der Roststelle angeschweißt, den Stoßdämpfer wieder befestigt und so konnte ich dann noch einige Zeit mit meinem himmelblauen Flitzer die Straße unsicher machen. Und allzu teuer war diese "Reparatur" auch nicht.

Das nächste Auto war ein alter "Sapo", auch himmelblau (ich hatte es wohl mit

himmelblauen Autos) und den nannte der Volksmund "Stalins letzte Rache".

Den hatte ich meiner Beaknnten abgekauft, weil die sich nach der Wende einen "Westwagen" zulegten und mit diesem Saporoshez habe ich dann meine Fahrkünste vervollständigt. Die Nachbarn nannten mich dann nur noch den "blauen Blitz".

Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.



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Hörbuch

Über den Autor

baesta
Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, manchmal etwas bissig, manchmal ernsthaft, machmal übermütig, aber niemals bösartig.
Diesen Aphorismus kann ich nur ans Herz eines jeden Menschen legen: Sich selbst bekriegen - der schwerste Krieg.Sich selbst besiegen - der allerschönste Sieg! - Friedrich Freiherr von Logau
(1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von Golaw)

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Enya2853 Herrlich, liebe Bärbel - der blaue Blitz.
Ich habe deine Geschic hte mit Vergnügen gelesen, und Erinnerungen wurden wach.
Mein erstes Auto war ein uralter Opel Kadett mit einem elenden dünnen Schaltknüppel. Meine Mutter bekam ihn günstig von einem Arbeitskollegen.
Über ein Jahr hat mich "Fred" begleitet, dann wurde er durch einen unverschuldeten Unfall geschrottet.
Vom Sapo weiß ich eigentlich nichts.
Danke für deine Geschichte.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Enya, erst mal vielen Dank für das nette Feedback und den Favo.
Naja, der Trabi ist ja inzwischen Kult geworden.
Der Saporoshez (genannt Sapo) war ein russisches Auto mit einer Heizung, die nur an oder abgestellt werden konnte und einem Heckmotor. Mit dem habe ich bei eisglatter Straße mal eine elegante Pirouette gedreht. Mal sehen, wenn ich Zeit habe, schreibe ich auch noch mal darüber.

Eine schöne Adventszeit wünsche ich Dir und den Deinen.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Danke, liebe Bärbel, das wünsche ich dir auch.
Gruß in den Abend.
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Hallo Bärbel genannt der blaue Blitz ;o),
deine Geschichte gefällt mir richtig gut. Habe sie mit einem Lächeln gelesen.

Mein erstes Auto war ein Fiat 500, an dem alles geklappert hat. Letztendlich bin ich damit unter einem LKW gelandet, weil die Bremsleitungen hin waren ... ist aber weiter nix passiert, als dass der Wagen eine Totalschaden war. (Der Fiat, nicht der LKW).
Liebe Grüße
Angie
Nachtrag: Auch als ehemaliger 'Wessi' kann man Deine Geschichte super finden. Aber es gibt halt Leute ...
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Angie, danke fürs Feedback zu meiner Trabigeschichte. Jetzt ist er ja schon wieder Kult. Aber mit dem Sapo habe ich noch mehr "schöne" sachen erlebt. Mal sehen, ob ich das auch noch zu "Papier" bringen kann.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Liebe Bärbel,
eine schöne Geschichte. Der Sapo war doch der, der beim Fahren immer so komische Geräusche gemacht hat, weil der an den Seiten so ne Öffnungen hatte, in der sich der Fahrtwind immer verfangen hat. (Warum auch immer diese Dinger da waren, für die Windschnittigkeit waren die eher kontraproduktiv)
Stimmt, damals war vieles einfacher, weil keine große Auswahl und nicht so viele Vorschriften, die man beachten musste. Heute würde der "reparierte" Wagen so wohl nicht mehr durch den TÜV kommen...
:-)
Danke für deine schöne Geschichte
Lieben Gruß aus Berlin
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Ines, ja genau der Sapo war recht laut und auch mit dem habe ich so manches "Abenteuer" erlebt. Naja, weite Strecken bin ich damit nie gefahren. Das habe ich mir erst mit meinem ersten "West-Auto" getraut, einem VW Polo.
Und ja heute möchte man den Menschen vor sich selber schützen und dazu werden immer mehr Vorschriften erfunden, damit die Versicherungen immer teurer werden und man auch immer neue Versicherungsarten erfindet. Due "gute alte Zeit möchte ich natürlich auch nicht zurück, aber man sollte auch heutzutage mal mehr Gelassenheit an den tag legen.
Danke für den netten Kommi. und die feinen Silberlinge.und natürlich auch für den Favo, den ich erst jetzt entdeckt habe
Liebe Grüße aus dem schönen Erzgebirge
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Drehpunkt Seltsam wie unverblümt man das immer noch beschönigen will;-)
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen Hallo Drehpunkt, ich fand vieles damals auch besser als heute, möchte aber dennoch nie wieder damals leben oder die Mauer zurück. Doch heute ist das Leben echt kompliziert geworden und auch gefährlicher. Und dann finde ich es gut, wenn man auch mal in einzelnen Punkten an die "Gute" alte Zeit zurückdenken kann. Ich glaube, das lässt sich gut vereinbaren mit einem auch heute zufriedenen Leben.
Hab noch einen schönen Abend
Lieben Gruß
Ines
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Es ging nicht um beschönigen, da hast Du was ganz falsch verstanden.
Vor langer Zeit - Antworten
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