Gedichte
Der Mensch, der einer Fliege glich

Der mensch, der einer fliege glich

Das kleine Tier, das Bahnen zieht,

das immerfort die Kreise fliegt,

hoch oben an der Lampe schwirrt,

als hätt´s ihm etwas irrgeführt.

Ganz monoton - ganz ohne Kraft,

als sei es in Gefangenschaft,

fliegt es seine Runden dort,

als sei´s gehindert - kann nicht fort.

Am nächsten Tage und die Nacht -

weil es keine Pause macht -

beobacht ich und laufe mit,

die Bahnen, die es fliegt, zu Schritt.

Ich möcht verstehn, was es bestrebt,

warum es sich im Kreise dreht,

und nicht den Rest des Zimmers sieht,

und nicht aus meinem Fenster fliegt.

Mit leisem Fuße - ganz bedacht,

hab ich Stund im Kreis verbracht.

Bis ein Gedanke mich beschlich:

Das kleine Tierchen, das bin ich.

Der Mensch, der einer Fliege glich!

Copyright: Larissa Thiemich