Gedichte
Wölfe entnehmen

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"Wölfe entnehmen"
Veröffentlicht am 19. Januar 2022, 14 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und ...
Wölfe entnehmen

Wölfe entnehmen








Wölfe entnehmen














Vor knapp 16 Jahr’n schrie man Mordio und Zeter: Ein Bär namens Bruno betrat unser Land! Die halbe Nation wollte ihm gleich ans Leder, denn Petz war aus Märchen als Unhold bekannt! An Stammtischen schoss man aus sämtlichen Rohren, als Bruno zwecks Mundraub beim Hühnerklau war: „Was hat dieser Saubär in Bayern verloren? Die Kinder und Frau’n sind in höchster Gefahr!“ Die bayerische Staatsmacht - in Panik verfallen - erteilte ihr Plazet zum tödlichen Schuss. Die Jägerschaft - heiß drauf, den Bär abzuknallen - erschoss ihn und erntete reichlich Verdruss. Die Volksseele kochte! Denn Tiere zu meucheln war selbst bei den Stammwählern unpopulär. Da half auch nicht, Gram und Bedauern zu heucheln, der Reputationsschwund war inflationär.

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Derweil hat die Obrigkeit Kreide gefressen, die Jäger- und Bauernschaft tat es ihr gleich: Denn jene kaschiert nun die eignen Intressen und zeigt sich rhetorisch recht spitzfindungsreich. Seit neuerdings Wölfe den Freistaat besuchen - auch sie ja seit Rotkäppchens Zeiten verfemt - da hört man die Leute wie ehedem fluchen, doch haben sie nunmehr ihr Mundwerk gezähmt. Von Hetzjagd und Abschuss ist nicht mehr die Rede, auch Wegsperren nehmen sie nicht in den Mund. Stattdessen beschwören sie Ängste und Nöte und tun ihre Furcht vor dem Isegrim kund: Es heißt - um den Tötungsbefehl zu verbrämen - nun bauernschlau wie auch politisch korrekt: „Man möge den Wolf doch den Alpen entnehmen, bevor er Spaziergänger stört und erschreckt.“


Nachlese: aus der SZ am 18. Januar 2022: Abschussgenehmigung Der Wolf wird zum Staatsfeind erklärt In Oberbayern bläst die Politik zur Jagd auf ein Tier, das die Scheu vor dem Menschen verloren haben soll - aber seit einem Monat verschwunden ist. Ein verheerendes Signal für den Artenschutz in Bayern. In Bayern gibt es etwa drei Millionen Rinder, drei Millionen Schweine, zig Millionen Hühner, 260 000 Schafe - und 13 Wölfe. Nach Zahlen des Bundes Naturschutz, der sich dabei auf das

Landesamt für Umwelt beruft, hat die Wilde 13 vergangenes Jahr in 51 Fällen nachweislich Nutztiere gerissen; der wirtschaftliche Schaden lag zusammengerechnet unter 50 000 Euro. Diese Fakten sollte man sich in Erinnerung rufen, wenn jetzt in Südostbayern der Wolf zum Staatsfeind erklärt wird. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sieht durch ein einzelnes Exemplar, das sich in ihrem Stimmkreis herumtreibt, sogar die "öffentliche Sicherheit und Ordnung" gefährdet: "Man muss ein Raubtier, das übergriffig geworden ist und ganz offensichtlich seine Scheu verloren hat, auch mal

entnehmen", sagte sie. Diese Äußerung ist schon deshalb widersinnig, weil der letzte "Übergriff" durch den Wolf schon fast einen Monat zurück liegt und er seitdem nicht mehr gesehen wurde. Auch die Scheu vor Menschen hat er ganz offensichtlich nicht verloren. Trotzdem soll das Tier nun getötet werden. Für den Artenschutz in Bayern ist das ein verheerendes Signal. Zwar gibt es im Freistaat großtrabende Managementpläne für Wildtiere, die aber nichts wert sind, wenn sich die Politik sofort dem Druck beugt, den vor allem der Bauernverband aufbaut, weil er damit leicht seine

Anhängerschaft mobilisieren kann. In Ostdeutschland mag die Situation komplizierter sein, aber in Bayern sind die paar Wölfe derzeit weder für die Sicherheit der Bevölkerung noch für den Fortbestand der Almwirtschaft ein Problem. Doch wenn es um den Wolf geht, versagt die Vernunft - er ist das Feindbild par excellence. Dem Wolf im Berchtesgadener Land kann man nur wünschen, dass er sich längst aus dem Staub gemacht hat. Sonst wird er wohl erschossen - mit oder auch ohne behördliche Erlaubnis.

. Artenschutz in Bayern Die Wolfsjagd kann beginnen


Das Tier in der Region Traunstein darf von diesem Dienstag an geschossen werden. Doch Naturschützer wollen umgehend gegen die gerichtliche Verfügung klagen. Der Wolf selbst ist seit Wochen verschwunden.

(Von Matthias Köpf)






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Hörbuch

Über den Autor

Friedemann
"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und Mitschüler ihre Opfer waren) eine Vorliebe habe. Gemäß meinem Motto - Humor ist das Knopfloch, mit dem wir verhindern können, dass uns der Kragen platzt - kommt hierbei allerdings der Humor (meistens) nicht zu kurz.

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Kornblume Hallo lieber Friedemann,
in meiner Heimatstadt im Bördekreis(Sachsen-Anhalt, ehemaliges Sperrgebiet für russische und deutsche Militärübungen, jetziges Übungsgebiet für die Bundeswehr)gibt es einige Wolfsrudel.Es ist keine Seltenheit, dass Mensch und Tier aufeinandertreffen. Schäfer,Bauern haben große Probleme mit ihm,so manches Schaf hat er gerissen und viele Einwohner haben Angst vor der Begegnung, auch durch Presse, Funk-und Fernsehen geschürt. Ich kann nicht beurteilen inwieweit der Wolf zum bösen Raubtier geworden ist . Ich persönlich hatte schon zwei Begegnungen in der Natur mit halbwüchsigen Wölfen. Beim 1. Mal war der Schreck auf beiden Seiten sicher gleich groß. Vorsichtig sind wir aneinander vorbeigegangen, weil es sich nicht anders vermeiden lies. Angst hatte ich dabei nicht. Wenn allerdings mein kleiner Enkel an meiner Seite gewesen wäre dann ??? Beim 2. Mal hatte der Wolf Wildschweine aufgescheucht, die auf mich zuliefen. Vor denen hatte ich mehr Angst, denn der Wolf war schnell weg. Ich weiß, es klingt lächerlich, habe hinterher jedesmal an das Rotkäppchen gedacht.
Grüße an Dich schickt die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Kornblume,
ich interessiere mich zwar für Wölfe, aber um Deine Begegnungen mit den Wölfen beneide ich Dich nicht im Geringsten, da ich nicht weiß, wie ich reagieren würde. Doch Du hast Dich offenbar instinktiv in allem richtig verhalten, wie dieses Zitat [bund-naturschutz) belegt:

"Wölfe töten keine Menschen, um sie zu fressen. Der Mensch gehört nicht in ihr Beuteschema. Wölfe werden als Welpen von den Eltern, die das Futter bringen, auf ein bestimmtes Beutespektrum geprägt. Der Mensch zählt nicht dazu. Obwohl wildlebende Wölfe natürlicherweise oft sehr hungrig sind, kommt es nicht zu Übergriffen auf den Menschen. Das zeigen auch die aktuellen Erfahrungen aus dem Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch. In der Lausitz beobachten die Wissenschaftler, dass der Wolf vorsichtig, aber nicht extrem scheu auf den Menschen reagiert. Bei direkten Begegnungen erfolgt oft keine panische Flucht, sondern der Wolf zieht sich gelassen und bedacht zurück. In den 20 Jahren, die der Wolf nun schon wieder in Deutschland lebt, hat es keinen gefährlichen Vorfall gegeben."

Du kannst also froh darüber sein, dass Dich das Angst einflößende Rotkäppchen-Syndrom erst nach der Begegnung und nicht schon zu Beginn überfiel.

Liebe Grüße und gute Nacht (ohne Rotkäppchen-Träume), dazu ein herzliches Dankeschön für Deinen Beitrag,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Lieber Friedemann, ich muss sagen, Du durchschaust die bayerische Politik und speziell jene zur Problematik Wolf ziemlich gut. Mir gefällt es, dass Du dich extrem gut informiert hast, bevor du deine Meinung dazu in die Runde gibst. Kaniber und die CSU im allgemeinen stehen unter einem enormen Druck, da der Rückhalt der Wählerschaft dramatisch schwindet. Und ein rigoroser Umgang mit so einem "problematischen" Wolf, das sieht ein Großteil der CSU-Anhängerschaft gern!
Dein Gedicht gefällt mir inhaltlich und formal sehr!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Merle,
dieses Thema – der Umgang mit „problematischen“ Wildtieren – interessiert mich bereits seit knapp 16 Jahren, als der arme Bär „Bruno“ im Auftrag der bayerischen Staatsregierung erschossen wurde, nachdem er (aus Südtirol problemlos eingewandert) wenige Tage zuvor noch von einer breiten Schicht der Öffentlichkeit Willkommen geheißen wurde; darunter auch vom damaligen bayerischen Umwelt-Minister Schnappauf. Doch als ihn sein Chef Stoiber daran erinnerte, dass „Frauen und Kinder gefährdet sein könnten“, kehrtwendete der Minister und gab - nachdem einige Einfangversuche scheiterten - den Schießbefehl. Von fast allen Seiten angegriffen faselte Stoiber danach bei einer Pressekonferenz vom „Problembären,“ bevor er wenig später selber als Problembär der CSU seine politische Karriere beendete. In meiner Story „Der Migrant“ erinnerte ich an Brunos Schicksal.

Herzliche Grüße und herzlichen Dank für Dein Lob und Dein Herzchen,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Hallo Friedemann, es gibt neue Meldungen zum Wolf. Der sogenannte Traunsteiner Wolf darf vorerst nicht abgeschossen werden. Das hat das Bayerische Verwaltungsgericht in München am Freitagnachmittag bekanntgegeben. Der Bund Naturschutz hatte nämlich einen Eilantrag gestellt.
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Ja, liebe Merle,
meine Frau hatte es nebenbei aus dem Radio gehört, nebenbei, na ja ... Doch nun habe ich es ja schriftlich! ;-)) Und damit endlich mal wieder einen Anlass, zur Freude ein Fläschlein Schampus zu öffnen. Herzlichen Dank, liebe Merle.

Liebe Grüße und Prost,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Nereus Ja lieber Friedemann, alles was dem Menschen nicht im Augenblick von Nutzen ist, wird hingerichtet. LEIDER !
oft gegen die eigene Spezies aber auch.
Es geht immer nur darum, einen noch größeren Berg Dukaten zu häufen
Danke für Deine Gedanken
lieben Gruß
markus
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Ja, lieber Markus,
der Eigennutz hat ein weites Anwendungsfeld, von der einzelnen Person bis hin zum Staat.

Mit liebem Gruß danke ich Dir für Deinen Favoriten,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Nereus Ja lieber Friedemann, der Staat ist aber auch kein Anonymus, der Staat sind wir
Der B.B. dazu :
Das Unrecht geht heute einher mit sicherem Schritt.
Die Unterdrücker richten sich ein auf zehntausend Jahre.
Die Gewalt versichert: So, wie es ist, bleibt es.
Keine Stimme ertönt außer der Stimme der Herrschenden.
Und auf den Märkten sagt die Ausbeutung laut:
Jetzt beginne ich erst.
Aber von den Unterdrückten sagen viele jetzt:
Was wir wollen, geht niemals.
Wer noch lebt, sage nicht: niemals!
Das Sichere ist nicht sicher.
So, wie es ist, bleibt es nicht.
Wenn die Herrschenden gesprochen haben,
Werden die Beherrschten sprechen.
Wer wagt zu sagen: niemals?
An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.
An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird?
Ebenfalls an uns.
Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich!
Wer verloren ist, kämpfe!
Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?
Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen,
Und aus Niemals wird: Heute noch!
Dankend lieben Gruß
markus
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Lieber Markus,
nachdem Du hinsichtlich Staat einige Zeilen von (dem) B.B. zitiert hast (die B.B. ist mir zumindest optisch viel lieber), für die ich mich herzlich bedanke. Hier zwei Zeilen mehr zum eigennützigen Eigennutz einer einzelnen Person, z.B. eines Hedgefonds-Managers:

Man zählt sie zu Recht zu den Heuschreckenplagen,
die plündernd durch blühende Landschaften zieh’n.
Sie ähneln jedoch auch Klosett-Kakerlaken,
sobald sie durch Ritzen und Schlupflöcher flieh’n.

Denn dieses Geschmeiß hat sehr viele Gesichter,
das nur nach den eigenen Vorteilen strebt.
Ein hundsmiserables, gemeines Gelichter,
das nur noch auf Kosten der anderen lebt.

Noch schlimmer als sämtliche Heuschreckenschwärme,
sind sie eine Spezies, vor der man sich graut.
Wie Bandwürmer nisten sie tief im Gedärme,
schmarotzen den Brei, den der Wirt vorgekaut.

Sie leben bequem, so wie Läuse auf Hunden,
und fühlen sich wohl wie die Maden im Speck.
Wie Schmeißfliegen zieht sie’s zu blutenden Wunden,
wie Mistkäfer wühlen sie gern auch im Dreck.

Sie leben von unserem Blut wie Vampire,
und sorgen sich nicht mal um unsere Wut.
Sie haften wie Zecken im Fell andrer Tiere,
und mästen sich ekelerregend mit Blut.

Man möchte sie zwischen den Fingern zerquetschen,
bis ihnen das Blut aus den Fettwänsten schießt.
Doch längst sind sie fort, um da weiterzuhedgen,
wo Frischmilch und Honig wie ehedem fließt.
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