Romane & Erzählungen
Einmal Deutschland und zurück - Neuanfang

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"Einmal Deutschland und zurück - Neuanfang"
Veröffentlicht am 10. Januar 2022, 44 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Serghei Velusceac - Fotolia.com
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Über den Autor:

Wenn Gefühle einen übermannen, fällt es oft leichter seine Gedanken, Empfindungen oder die Phantasie in Worte zu Papier zu bringen.
Einmal Deutschland und zurück - Neuanfang

Einmal Deutschland und zurück - Neuanfang

Veränderung


Es war das Jahr 1978, Alessandro, dass bin ich, war gerade 20, als ich beschloss, es meinen Brüdern gleich zu tun um ins ferne Germania zu ziehen. Dort, wo laut Erzählungen die Mädchen meist blond, hübsch und freizügiger sind, als in meiner Heimat. In dem Alter, hat man als junger Mann, Partys, Motorräder oder wenn man es sich leisten kann, Autos und hübsche Mädchen im Kopf. Ich hatte schon mit 13 Jahren, in den Ferien in meinem Heimatdorf in Apulien

gearbeitet. In der Sommerhauptsaison, meist in den Urlaubsgebieten des Salento, wie die Einheimischen unsere Region nennen. Mein Heimatland Italien, dass auf der Landkarte wie ein Stiefel aussieht, ist in 20 Regionen aufgeteilt. Die Region Apulien, liegt im unteren Absatz des Stiefels und gehört leider bis heute, zu den ärmeren Regionen dieses schönen Landes. Noch heute glaube ich, dass dort in mancherlei Hinsicht, die Zeit irgendwann stehen geblieben ist. Arbeit gibt es wahrlich auch heute noch nicht genügend und genau wie in den sechziger und

siebziger Jahren, zieht es die jungen Leute, entweder Richtung Norden, nach Mailand oder in die benachbarten Länder, wie die Schweiz, Österreich oder noch weiter nach Deutschland. Ja, bei uns gab und gibt es immer noch viele arme Menschen und man hat auch heute häufig das Gefühl, dass man vom modernen Europa ausgeschlossen wurde. Ich hatte im Vergleich zu den Kindern heute, eine wunderbare Kindheit und die war wunderschön und voller Abenteuer. Immer an der frischen Luft, mit vielen echten Freunden und jede Menge Abenteuern, auf

dem Land und am Meer. Diese Zeit möchte ich um nichts auf der Welt missen. Aber weiter mit meiner Erzählung. Industrie gibt es nach wie vor, überwiegend im reichen Norden. Bei uns im Salento, leben unzählige Bauern, die ihr Geld hauptsächlich durch die Landwirtschaft verdienen. Die Ernte von Oliven, Zitrusfrüchten, Wein, Tomaten und Melonen, sind für viele die Haupteinnahmequellen und es ist wahrlich keine leichte Arbeit. Ich kann mit Stolz sagen, dass wir eines der besten Olivenöle herstellen, die leckersten Tomaten haben und

einige der besten Weine auf der Welt produzieren. Nun ja, wer schwärmt in der Ferne nicht von den Vorzügen seiner Heimat. Ich allerdings war jung und wollte damals mein Geld anders verdienen. Viel Geld, mit einer nicht so körperlich anstrengenden Arbeit. Wenn ich im Sommer nicht meinen Ferienjobs nachging, dann musste ich oft nach der Schule bei der l`agricultura (‎Landwirtschaft‎) helfen. Es war eine schwere Arbeit, bei der einem Abends der Rücken und die Hände schmerzten. Lust auf Hausaufgaben, oder dann noch für die Schule zu lernen, hatte ich nach

der Arbeit auf dem Land, natürlich auch nicht mehr. Meine Eltern allerdings, waren da nicht so streng. Heute bedaure ich es, denn mein Leben hätte, wenn sie mich mehr zum lernen angehalten hätten, durchaus anders verlaufen können. Aber ich will nicht undankbar sein. Mir geht's gut, ich war immer fleißig und das bewährt sich irgendwann. Ich hatte eine schöne Kindheit und Jugend, was arbeiten bedeutet, war mir bis heute nie fremd. Auf der faulen Haut zu liegen, kenne und kannte ich nie. Nun will ich fortfahren und über mich, den Jungen Alessandro

aus dem Salento erzählen. Alessandro, hatte für sein junges Alter, schon in viele berufliche Bereiche hinein geschnuppert. Schließlich hatte er übers Jahr verteilt, insgesamt fast 4 Monate Ferien. Dazu muss aber gesagt werden, dass davon schon 3 Monate auf den Sommer, von Mitte Juni bis Mitte September fallen, denn dass sind die heißesten Monate des Jahres mit manchmal über 40C°. Das wir allerdings auch jeden Samstag Schule hatten, ist heute immer noch so, möchte ich ebenfalls kurz anmerken. Alessandro, hat Erfahrungen als

Bäckergehilfe, als Maurer, in der Autowerkstadt und später als Kellner in den Ferienhotels gesammelt, diese Erfahrungen sollten ihm später immer wieder zugute kommen. Daher kamen wohl auch die Erfahrungen, die er mit Touristinnen gemacht hat und diese ließen ihn darauf schließen, dass die Mädchen freizügiger sind, als die Mädchen aus dem Dorf. Meist wurden sie streng katholisch erzogen und standen unter der Obhut der Väter oder Brüder, was aber nicht heißt, dass sie was ihre Freizeitgestaltung betraf, nicht auch ihre Geheimnisse hatten.

All das, hatte den jungen Alessandro dann wohl auch dazu ermuntert, mit seinem ersparten Geld. nach Deutschland zu ziehen. Zunächst um sich sein erstes eigenes Auto, einen kleinen gebrauchten Fiat 500 zu kaufen. Dann um seine Brüder zu besuchen und natürlich, um ein bisschen Spaß zu haben. Alessandro hatte den kleinen Lederkoffer seines Vater, der aus der Zeit stammte, als dieser eine Weile in der Schweiz gearbeitet hatte gepackt und seine Mutter lief seit Tagen mit einer Trauermiene herum. Sein Vater versuchte und versprach ihm alles,

damit er bleibt und auch seine Großeltern, Nonna Adriana und Nonno Paolo versuchten mit Tränen in den Augen, ihren Enkel zum bleiben zu überreden. Alessandro aber wollte hinaus in die Welt. Er versprach bald zurück zu sein und so wurde dem jungen Mann Proviant eingepackt, als würde er für Monate auf eine Expedition in die Wüste ziehen. Dann musste er durchs halbe Dorf, um sich bei sämtlichen Onkels, Tanten, Cousins und Cousinen verabschieden und auch hier wurde er mit Proviant überhäuft, als gäbe es in Deutschland weder Essen noch

Trinken. Er bekam die besten Wünsche mit auf den Weg, sollte seinen Brüdern Grüße ausrichten, auf sich aufpassen und seiner Mamma nicht das Herz brechen, indem er sich auch entscheiden würde, nicht zurück zu kommen, Es gab Küsse rechts und links auf die Wangen und lange Umarmungen. Nun musste er aber los, sonst würde er noch den Zug verpassen. Er kam bepackt wie ein Esel zuhause an und die selbe Prozedur wie bei den Verwandten, vollzog sich nun in seinen Elternhaus. Er wurde gedrückt und geküsst, bekam gute Ratschläge und bei allen

flossen die Tränen. Nun wurde es Alessandro doch mulmig zu Mute. Das war jetzt doch etwas anderes, als für kurze Zeit, zum arbeiten in die nahe gelegenen Touristenregionen zu reisen. Sein Vater brachte ihn mit seinem ganzen Gepäck zum Zug nach Lecce und noch Jahrzehnte später, sollte er sich an den traurigen Blick in den tränennassen Augen seines Vaters erinnern. Dann fuhr der Zug, mit Ziel Milano (Mailand) ein. Eine letzte Umarmung seines Vaters, der mit trauriger Stimme sagte:" Porta i miei saluti ai tuo fratelli. Abbi cura di te figlio mio e torna presto sano

e salvo". (Grüße deine Brüder von mir. Pass auf dich auf mein Sohn und komme bald gesund zu uns zurück) Ihm brach fast das Herz, als er seinen Vater so vor sich sah und er fragte sich ob es richtig war zu gehen. Er schob in seinem Abteil das Fenster runter und winkte noch, als er seinen Vater schon lange nicht mehr sah. Dann verstaute er sein Gepäck in den Gepäcknetzen über seinem Kopf und unter den Sitzen. Er hatte Glück, niemand war zu ihm ins Abteil gekommen und dass blieb auch einige Zeit noch so. Es dauerte lange, bis auch er ruhiger wurde

und er erinnerte sich an die Worte seiner Mutter. Alleine mein Sohn, alleine. Nur so, lernst du selbständig zu werden und das wollte er ja, deshalb saß er in diesem Zug. Er blickte aus dem Fenster und der Zug fuhr lange entlang des Meeres. Alessandro schaut auf das wunderschöne von hellblau ins türkisfarben wechselnde Meer hinaus. Es ging vorbei an Olivenhainen, Weinreben und großen Kakteen, an deren oberen Blättern sich große rote und gelbe Kakteenfeigen der Sonne entgegen streckten. Die Landschaft änderte sich. Zwischendurch wurde

es bergiger und dann wieder flacher und irgendwann schlief Alessandro ein. Er wachte erst auf, als der Zug in Mailand einfuhr und er umsteigen musste. Hier waren deutlich mehr Leute und diesmal waren alle anderen Plätze in seinem Abteil besetzt. Sie lachten über ihn, den Junge aus der Provinz, der wie ein Esel bepackt ins Abtei kam und ziemlich erfolglos versuchte, sein Gepäck unter zu bringen. Die Menschen hier waren anders, weniger freundlich und hilfsbereit, eher arrogant und spießig, aber dass kannte er ja zum Teil, aus seiner

Zeit als Kellner. Weiter ging es über die Grenze in die Schweiz. Er war begeistert, von den riesigen Bergen, von denen Wasserfälle ins Tal stürzten und den wunderschönen Seen, an denen sie vorbei fuhren. Als der Zug nach einigen Stunden die Grenze zu Deutschland überquerte, waren die meisten Italiener aus und Deutsche zustiegen. Allerdings verstand er kein Wort und das sollte auch für lange Zeit so bleiben. Nach etlichen weiteren Stunden Zugfahrt, in denen sich auch die Landschaft verändert hatte, fuhr der Zug in Düsseldorf ein und Alessandro

musste aussteigen. Hier, waren deutlich mehr Menschen unterwegs als in seiner Heimat. Am Bahnsteig ging sein Blick suchend über die Menschen und dann entdeckte er seinen ältesten Bruder Enzo. Dieser umarmte ihn und fragte ob er eine gute Fahrt gehabt hat. Er griff eilig nach einigen Gepäckstücken und zog Alessandro hinter sich her. Er sagte;" Vai, vai wir müssen uns beeilen, ich muss noch arbeiten." Am Parkplatz angekommen, stopften sie alles in den Laderaum eines LKW`s. Enzo war ziemlich in Eile. Im Fahrzeug dann, war Alessandro froh, wieder die

gewohnte Sprache zu hören. Enzo fragte, wie es allen geht und schon waren sie mitten im Gespräch. Alessandro fielen die schönen Autos auf, die er auf der Autobahn sah. Ganz andere Modelle als er von zu Hause gewohnt war, denn dort hatten noch nur wenige Leute schon einen eigenen PKW. Er erinnerte sich an eine Situation, als im Nachbarort die erste Ampelanlage installiert worden war. Vor dieser kam gerade ein Bauer mit Pferdegespann an. Er blickte zur Ampel, diese stand auf Rot, wechselte von Gelb zu Grün und dann wieder zu Rot. Nachdem

der Bauer sich das eine Weile angeschaut und alle Farben gesehen hatte, gab er dem Pferd das Kommando weiter, und der Karren rollte bei Rot über die Kreuzung. Alessandro erinnerte sich, damals Tränen gelacht zu haben. Dann kehrte er aus seinen Erinnerungen zurück und wieder auf die Straße, um nichts zu verpassen. Die Kleidung der Leute, sah anders aus als bei ihnen auf dem Land. An Enzos Zuhause angekommen, war Alessandro enttäuscht. Lauter hohe Häuser, Häuser ohne Ende. Alles sah anders aus, aber es war sauber und ordentlich. Eine Nachbarin die

den Flur putzte sagte : " Ach, der Herr Moldini hat Besuch aus der Heimat bekommen, dass ist ja nett". Sie lächelte mir zu. "Ach ja, vergessen Sie nicht, dass Sie diese Woche mit Flur putzen dran sind." Wieder lächelte sie uns beide freundlich an und verschwand dann, mit ihrem Eimer in die Wohnung. Ich sah Enzo fragend an, doch der winkte nur ab. Ja, es war hier zwar irgendwie anders, aber einiges war doch wie zuhause. Enzo schleppte gemeinsam mit ihm, das Gepäck nach oben, zeigte ihm wo er schlafen und seine Sachen unter bringen konnte und sagte dass er

nun wieder los muss, seine Waren ausliefern. Dann war Alessandro alleine. Zunächst war er enttäuscht, aber dann packte er seinen Koffer und die Taschen aus, verstaute das Mitgebrachte und legte sich anschließend über sein Bett und schlief ein. Am Abend kam dann auch sein anderer Bruder Luigi und als Enzo ebenfalls kam, machten die Brüder sich über den mitgebrachten Proviant her. Enzo und Luigi waren begeistert, denn viele der Dinge, die Alessandro im Gepäck hatte, die gab es in Deutschland nicht. Die Brüder freuten sich über die Wünsche und

Neuigkeiten aus der Heimat und Enzo sagte, das er Alessandro am nächsten Tag zum ausliefern der Lebensmittel mitnehmen wollte. Er arbeitete bei einem Großhandel und belieferte Restaurants. Alessandro blieb ein paar Wochen, ging an den Wochenenden mit den Brüdern in die Discotheken in der Umgebung, lernte andere Italiener, die ebenfalls aus dem Süden Italiens kamen kennen, und natürlich einige Blondinen. Die jungen deutschen Signorine, waren wirklich sehr hübsch und interessiert. Sie schauten ihn teilweise an, wie ein exotisches

Tier. Alessandro mit seinen dunklen Augen und Haaren, braun gebrannt, wäre aber nicht Alessandro, wenn er sich durch die Sprachschwierigkeiten hätte entmutigen lassen. Seine Brüder hatten ihm einige Komplimente beigebracht und Alessandro hatte ein gutes Gefühl, wann er diese anbringen konnte. Es waren aber nicht nur deutsche junge Damen, die er kennen lernte. Hier lebten auch viele Südländerinnen. Darunter waren neben Italienerinnen auch Spanierinnen und Portugiesinnen, deren Familien ebenfalls nach Deutschland

gekommen waren, um hier Arbeit zu finden. Nach einigen Wochen Aushilfsarbeit im Großhandel, hatte er noch einiges zusammen gespart und fand endlich seinen erträumten, kleinen weißen Fiat Cinquecento. Nun wollte er seine Errungenschaft aber auch in seinem Dorf vorzeigen. Seine Familie und Freunde warteten schon gespannt auf seine Rückkehr und was er zu berichten wusste. Er kaufte für seine Mamma und seine Nonna, noch je eine Flasche 4711, echt kölnisch Wasser und für seinen Papa und seinen Nonno je eine Flasche Asbach uralt. Das war

ein Weinbrand, der in den Discotheken gern getrunken wurde, allerdings mit Cola, was hier im Ruhrgebiet als Asbach fertig bestellt wurde. Nach einigen Vorbereitungen, ging es für Alessandro zurück in die Heimat. Als er wieder zurück in sein Dorf kam, wurde er von allen glücklich und überschwänglich begrüßt. Doch ein Jahr später, ergriff ihn wieder das Fernweh und Alessandro beschloss, ebenfalls nach Deutschland zu ziehen. Auch diesmal gab es viele Tränen, und der Abschied war noch schmerzhafter. Ja, es tat mir weh,

alle meine Lieben so traurig zu sehen und doch wollte ich zurück nach Germania. Wieder in Deutschland angekommen, fand ich schnell eine Arbeit in einer Gießerei. Hier musste ich in Früh- Mittag und Nachtschicht arbeiten. Es war keine leichte Arbeit, aber als ich meine erste Lohnabrechnung bekam, entschädigte mich die Summe und ich war stolz, in Zukunft so viel Geld zu verdienen. Enzo heiratete ein Italienerin, die er hier kennen gelernt hatte. Bald darauf lernte ich meine Frau kennen, ein hübsche blonde Signorina, die ich heiratete

und mit der ich nach ein paar Jahren, einen Sohn und zwei Töchter bekam. Meine Frau und meine wunderbaren Kinder sollten für die nächsten Jahre, mein absoluter Lebensmittelpunkt sein. Luigi der mittlere der Brüder, ging nach einer gescheiterten Beziehung wieder zurück nach Italien.Viele Jahre später, wechselte Alessandro seinen Arbeitsplatz und arbeitete nur noch in Tagschicht. Seine Frau und Kinder freute das, denn er war ein liebevoller Ehemann und Vater, dem seine Familie über alles ging. Er engagierte sich im örtlichen Fußballverein, wurde Trainer und

später sogar zweiter Vorsitzender. Ja, neben der Familie hatte Fußball einen großen Stellenwert in seinem Leben und die Spieler seiner Mannschaft, waren "seine Jungs". Seinen Urlaub verbrachte die Familie Jahr für Jahr in seiner Heimat Italien, schließlich war war es ihnen wichtig die Eltern und Großeltern zu besuchen und außerdem, lag das wunderschöne Meer gleich vor der Tür. War das jedes mal eine Wiedersehensfreude. Die Kinder waren von klein auf, mit der italienischen Sprache aufgewachsen und auch seine Frau, konnte sich mit der Familie

verständigen. Hier wurde gemeinsam gegessen und gelacht und alle genossen die Zeit miteinander, denn jeder war sich bewusst, wie schnell diese paar Wochen des Urlaubs vergehen und es ein weiteres Jahr dauern würde, bis man sich wieder sah. Es gab Jahre, da waren auch seine Brüder und deren Familien im Haus seiner Eltern zu Gast. Einmal war Alessandro mit der Familie über Weihnachten in Italien. In den Wintermonaten fand hier die Olivenernte statt. Luigi hatte die Olivenplantagen des Vaters übernommen und da wurde zu

dieser Jahreszeit, jede Hand gebraucht. Sandro, wie ihn seine Frau Christine nannte schlug vor, bei der Ernte zu helfen und Christine war begeistert von der ungewohnten Arbeit. Im Gegensatz zu Deutschland, schien hier die Sonne. Sogar Frühlingsblumen blühten und überall hörte man Vogelgezwitscher. Christine war glücklich und in ihr reifte ein Wunsch für "irgendwann"... Die Jahre vergingen und alle waren inzwischen älter geworden. Alessandros Brüder hatten ihre eigenen, von den Großeltern geerbten Häuser im Ort, von denen

aber nur Luigi und seine Familie, in ihrem Haus im Dorf lebte. Enzo verbrachte nur die Ferien hier und er selbst, sollte irgendwann das Haus seiner Eltern und ein Grundstück mit etwa 100 Olivenbäumen und mehreren Trullo, in denen wohl ganz früher Huftiere gehalten wurden als Erbe bekommen. Trullo, sind übrigens Rundhäuser, wie sie häufig im Salento vorkommen. Es gibt sogar einen sehr berühmten Ort, der sich Alberobello nennt und der aus ganz vielen bewohnten Trullos besteht. Als seine Eltern die Achtzig überschritten hatten, traten auch

sie nacheinander ihre letzte Reise an. Es war besonders für Alessandro ganz schlimm, seine Eltern zu Grabe zu tragen. Er hatte, je älter seine Eltern wurden, mehrmals wöchentlich telefonisch, Kontakt zu ihnen gehalten und als sein Vater gestorben war, rief er sogar täglich die Mutter an. Nach dem Tod der Beiden, gab es zwischen den Geschwistern einige Streitigkeiten und das Verhältnis zu ihnen war teilweise zerrüttet. Alessandros Kinder, inzwischen auch erwachsen und Eltern, zog es in den Ferien teilweise in andere Urlaubsländer. Die Großeltern

waren nicht mehr da und sie wollten auch andere Teile der Welt entdecken. Wenn sie jetzt in den Ferien hier her kamen, war es nicht mehr wie früher, niemand wartete im Haus auf sie und es hatte erheblichen Renovierungsbedarf. Wirklich freudig, wurden sie nur von ihren besten Freunden Matteo und Beatrice erwartet. Die schöne Zeit mit ihnen, machte aber alles wett. In Christine reifte aber von Jahr zu Jahr mehr der Wunsch, dass Elternhaus ihres Mannes zu renovieren. Christine diskutierte speziell dieses Thema mit ihrem Mann immer wieder durch, bis sie

endlich ihren Kopf durchgesetzt hatte, denn schließlich wollten sie ihren eigenen Kindern ja keine Ruine hinterlassen. Gesagt - getan, unser Haus wurde kernsaniert und im Nachhinein muss ich sagen, dass es doch eine gute Idee war. Wenn ich jetzt das ganze Revue passieren lasse und in mich gehe, dann muss ich gestehen, dass meine Christine begeisterter von meiner Heimat zu sein schien, als ich selber. Hier in Deutschland hatte sich das Leben auch sehr verändert. Frei nach dem Motto "Jeder ist sich selbst der Nächste". So einige entsorgten ihren Müll , wo sie gerade lang

liefen. Überall war man in der Großstadt von Unrat umgeben. Nichts erinnerte mehr an das saubere Land, in das ich einige Jahrzehnten zuvor gekommen bin. Die Menschen hatten sich auch verändert. Höflichkeit und Anstand ist für viele ein Fremdwort geworden und nicht arbeiten zu gehen, schien im Trend zu liegen. Was früher eine Schande war, schien inzwischen niemanden zu interessieren. Die Steuern stiegen, die Rente wurde immer weniger und das Rentenalter stieg stetig an. Man hatte den Eindruck, die Politiker wurden immer dümmer

und korrupter. Die arbeitende Bevölkerung, wurde mehr und mehr ausgebeutet und die Zahl derer, die von Vater Staat lebten, wurde immer größer. Es gab reichlich Diskussionen diesbezüglich. Alessandro war inzwischen eingedeutscht, wie man so schön sagte. Er konnte sich lange nicht vorstellen, irgendwann nach Italien zurück zu kehren. Inzwischen war es aber so, dass man von dem was man in Kürze an Rente bekommen würde, kaum noch vernünftig leben konnte. Christine hatte vor Jahren von ihrer Freundin Silke gehört, dass diese

mit ihrem Mann, der ein Workaholic war und bis spät in die Nacht in seinem Büro arbeitete, einen Individualurlaub in der Toscana geplant hatte. Sie würden ihren Urlaub auf dem Land verbringen und dort bei der Olivenernte mithelfen. Als Belohnung, gab es einen 5 Liter Kanister Öl, von den geernteten Oliven und eine fette Rechnung für diesen tollen Landurlaub. Klever von den Toskanern, sich von den arbeitenden Urlaubern auch noch bezahlen zu lassen. Als Alessandro eine Übersicht seiner zukünftigen Rente bekam, sagte er zu Christine."

So wie es aussieht, werden wir wohl tatsächlich nach Italien ziehen müssen, wenn wir von unserer Rente leben wolle. Dort sparen wir zumindest die Rente". Christine griff das gleich auf und erklärte Alessandro, was schon lange ihr Traum war und wie man den verwirklichen könnte. Auf dem Grundstück mit den fünf Trullo, sollte dieser Traum wahr werden. Sie hatte sich vorgestellt, die Trullo umzubauen und zu renovieren. Hier sollten drei der Trullo, als Übernachtungsmöglichkeit für je zwei Personen mit Wohn/Essbereich und kleinem Bad umgestaltet

werden, Ein Trulli sollte als Gemeinschaftsraum und der andere als Gemeinschaftsküche umgebaut werden. In der Küche, wollte sie den Gästen die apulisch/salentinische Küche nahe bringen und den Gästen zeigen, was ihr von ihrer Schwiegermutter beigebracht worden war. Alessandro sollte sich mit den interessierten Urlaubern, um die Olivenbäume kümmern und den Gästen die Sehenswürdigkeiten zeigen oder sie zu Strand bringen. Das ganze sollte sich allerdings nur auf insgesamt etwa 5 Monate im Jahr beschränken, denn schließlich

sollten sie ja noch was von ihrem Rentnerdasein haben. In der restlichen Zeit, sollten sie zwischendurch, hin und wieder ihre Kinder und Enkel in Deutschland besuchen oder diese in den Ferien bei sich beherbergen. So wäre das Geld, welches sie für ihr Rentenalter gespart hatten, doch gut angelegt. Nach einigem hin und her, fand auch Alessandro die Idee ganz gut, und seine Angst als Rentner vor Langeweile einzugehen, war auch wie weggeblasen. Nach zwei Monaten war es dann soweit, Alessandro war Rentner und Christine ging in den

Vorruhestand. Sie bereiteten den Umzug vor, verkauften die Möbel die sie nicht brauchten und ließen den Rest per LKW nach Italien bringen. Ja, so war das mit uns. Wieder in meiner Heimat Italien angekommen, besprachen wir nun den Umbau und die Renovierung der Trullo mit einem Architekten, schossen Verträge mit Handwerkern ab und nach gut eine Jahr, war alles fertig. Christines Traum hatte sich erfüllt und ich fühlte mich auch ganz wohl dabei. Wir hatten ein Abkommen, mit einem befreundeten Reisebüroinhaber in Deutschland und waren online auf

Urlaubseiten auch ganz gut aufgestellt. Jetzt zwei Jahre später, kann ich nur sagen, es war die beste Entscheidung die wir treffen konnten. Die ganze Arbeit wurde von Erfolg gekrönt. Wir sind für die nächsten drei Jahre im voraus ausgebucht, aus Urlaubern sind Freunde geworden und Christine und ich sind so glücklich wie am Tag, als wir geheiratet haben. Unsere Kinder und Enkel, freuen sich inzwischen auch wieder auf den Urlaub in bella Italia aber nicht nur auf uns, sondern auch auf unser neues Familienmitglied Rocki, unseren deutschen

Schäferhund....

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Lafelice
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