Journalismus & Glosse
DIE DREI VON DER RESTERAMPE

DIE DREI VON DER RESTERAMPE

Im Supermarkt an der Ecke sind Zitronen im Angebot, außerdem Rosinen und vegane saure Drops. Was mich merkwürdigerweise daran erinnert, dass dieses Jahr noch eine Wahl ansteht. Sogar eine richtig große und wichtige. Eine Bundestagswahl.

Schön schön, denk ich mir so während ich langsam durch die Gänge stromere

auf der Suche nach weiteren Sonderangeboten, Bundestagswahl. Eigentlich ne klare Sache: Alles bleibt beim alten, alles wie gehabt. Das Volk macht schon aus lauter Gewohnheit das passende Kreuz; das Volk mag keine krassen Veränderungen. Das Volk hat sich anschmieren lassen.

Doch Moment, denk ich mir, da war doch noch was? - Stimmt! Da wird diesmal n Posten neu besetzt. Und nicht irgendeiner, nee. Nämlich gleich der Chefposten. Nach 16 (Oh Gott, eine ganze Jugend! ) Jahren dröger Merkelschaft, muss die Dame mit der schusseligen Frisur jetzt die Koffer packen. Und die möglichen Nachfolger?

Die Spitzenkandidaten? Die zwar nicht direkt vom Volk gewählt werden, deren Aufstellung aber einen maßgeblichen Einfluss auf die Wähler/innen haben.

Auweia!

Da hätten wir einen humorlosen Spaßvogel aus den Reihen der Christlich – Konservativen, der so charismatisch wirkt wie ein benutzter Deo – Roller. Dieser Noch – Ministerpräsident in Nordrhein - Westfalen fällt insbesondere durch sein nuscheliges Geschwafel auf, Nichtssagende Plattitüden hat der Mann einfach auf Lager, das muss man ihm lassen. Außerdem fällt der Mann durch allerlei Fettnapf – Getrampel auf, nicht nur sein fröhlich – feistes Feixen im

Katastrophengebiet hat etliche Menschen irritiert, sondern auch seine mitunter idiotischen Aussagen zur Innen, und – Weltpolitik. Dieses Abziehbild eines Mannes hat berechtigte Chancen unser nächster Kanzler zu werden. (Gottstehunsbei!)

Von den mittlerweile unglaubwürdig gewordenen Sozialdemokraten wird uns ein weiterer Kandidat vorgesetzt: Ein Kerl mit gepflegter Halbglatze, der den feuchten Traum eines jeden Bürokraten - Herzens verkörpert. Solide und akkurat wie ein Kassenbuch wird uns dieser noch tätige Finanzminister angepriesen. Und genau so langweilig und korrekt wirkt auch sein Auftreten, seine Ausstrahlung.

Ebenfalls mit einem konturlosen Politiker – Sprech ausgestattet, macht er sicher bei mittelalten Matronen die sich nach einem formidablen Schwiegersohn sehnen, seine Punkte. Auch dieser Mann hat so seine Chance.

Und da wären dann noch die Glutenfreien Grünen, die als einzige, eine Frau ins Rennen schicken. Und diese Frau bemüht sich wenigstens so etwas wie eine Zukunftsvision für dieses Land zu formulieren. Doch das passt nicht so recht in den vorfabrizierten Fragenkatalog vieler Journalisten und Lohnschreibern, da müsste man ja mitdenken. Einfacher ist es da fiese Kampagnen, lanciert vom politischen

Gegner, zu starten. Diskreditieren ist angesagt. Überall und jederzeit. Da hat frau es eben doppelt schwer ihren Standpunkt klar zu machen, und auch sie verheddert sich in so furchtbar beliebte Deutungslosigkeiten. Sie hat wohl nur geringe Chancen auf den Posten.

Endloses Geschwafel, Gefasel, Gesülze und hohles Geplärre. Da kommt keiner mit etwas Substanz, etwas Greifbarem, einem glaubwürdigen Plan daher. Nur heiße Luft und kalter Kaffee.

Und während ich so durch die Gemüseabteilung wackel, frage ich mich nicht zum ersten Mal, ob das wirklich das Beste ist was diese Republik in Sachen Spitzenkandidaten zu bieten hat?

Ich lass die Zitronen links liegen, Rosinen hab ich noch nie gemocht, ebenso saure Drops. Und wenn mir die Auswahl auch nicht im geringsten zusagt, so gehe ich doch dahin wo man seine Stimme abgibt. ( Um dann vier Jahre die Schnauze zu halten. ) Man kann immer noch auf den Außenseiter setzen, Hauptsache nicht verschenkt.

Text: harryaltona (2021)

Cover: Pixabay