Romane & Erzählungen
Die Vision (5.Kapitel) - Zwischen dem Sterben

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"Die Vision (5.Kapitel) - Zwischen dem Sterben"
Veröffentlicht am 15. Februar 2009, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Mein Name ist Georg, ich bin Anfang dreißig und schreibe über alles was mich bewegt.
Die Vision (5.Kapitel) - Zwischen dem Sterben

Die Vision (5.Kapitel) - Zwischen dem Sterben

Wenn das Geschützfeuer am Abend weniger wird, kehrt langsam Ruhe in den Gräben ein. Die Offiziere und Unteroffiziere schreiben dann die Verlustberichte und die Nachrichten für die Angehörigen. Dies war leider ein allabendlich, nie endendes Ritual.

 

Unter den einfach Soldaten, die oft sich zu sechst oder mehr eine Schlafstelle teilen mussten, entwickelten sich entweder Freundschaften oder offene Feindschaften. Denn die Soldaten aus der Stadt behandelten die ländlichen sehr oft herablassend, indem sie sich über deren Bildung, Dialekte und einiges mehr lustig machten.

Die die sich leiden konnten, sieht man nachts beim Kartenspiel oder dem Erzählen aus dem Leben vor dem Krieg.

 

Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Freundschaft zu einem Kameraden aus einer wohlhabenden Bremer Handelsfamilie. Als eines nachts Nebel aufzog und man die Hand vor Augen nicht sah, beschossen Deutsche Geschütze mit Gasmunition ausversehen ihre eigenen Leute. Der Soldat bekam seine Gasmaske nicht rechtzeitig auf und drohte qualvoll zu ersticken.  Doch er erkannte die Situation, riss ihm die Maske aus der Hand und stülpte sie dem Bremer über. Dieser riss einen Augenblick später die Augen weit auf, dann erkannte man sein Lächeln, sowie die Freudentränen.

Seit eben jener Situation waren beide unzertrennlich. Sie teilten von nun an Munition, Essen, Trinken, sowie ihre Schlafstelle, die an diesem Ort unüblicherweise überdacht war.

 

Ein besonderes Erlebnis war die Feldpost. Diese kam nur sehr unregelmäßig, da die Boten sehr oft Bekanntschaft mit feindlichen Truppen oder deren Munition machten. Wenn aber einer durchkam und dann auch noch Post aus der Heimat dabei hatte, so löste dies eine Welle der Freude und Motivation aus. So zum Beispiel als der Freund von der Küste ein Päckchen samt rührendem Brief erhielt. Das Schreiben war von seiner Schwester:

 

Geliebtes Brüderlein,

mögen die folgenden Zeilen dich über die Sehnsucht nach der Familie und der geliebten Küste helfen. Oma hat dir ein paar selbstgebackene Zahnbrecher eingepackt. Papa und Mama sind stolz ob eurer Fortschritte an der Front. Sie freuen sich sehr ob deines Ordens. Hoffentlich bekommst du bald Heimaturlaub.

 

Bitte bleib gesund und komme heil wieder.

 
In Liebe Deine kleine Schwester
 

Beim lesen dieser Zeilen wurden seine Hände zittrig und er begann zu lachen und zu weinen. Beides verlief simultan zueinander. Immer wieder las er diesen Brief. Anschließend faltete er ihn sorgfältig zusammen und verstaute ihn in seiner linken Brusttasche.

Gemeinsam verspeiste er mit seinem Freund das Gebäck.

 

Die Versorgung der Truppen verlief über eine Gulaschkanone. Das hieß alle zwei Tage die gleiche Kost. Mal Rübeneintopf oder Erbseneintopf. Nur nach großen Landgewinnen gab’s mal etwas besseres. Aber diese Erfolge waren rar.

 

Einen besonderen Spaß machte den Soldaten das verhöhnen von Kriegsgefangenen, in dem man sie nackt durch die Stellungen trieb, oder bei Fluchtversuchen ihnen die Kniescheiben zerschoss und die Sehen durchtrennte, damit diese nie wieder flüchten konnten. Oder aber man trieb sie zum Granaten und Munitionssammeln aufs Schlachtfeld. Am liebsten bei sternenklarer Nacht. So konnte der Feind zwar die Silhouette der Männer erkennen, wusste aber nicht wer es ist. Der ein oder andere Franzose fand so den Tod.

 

 

 

©G.Wolf 02/09

 

 

 

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Schorsch
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Arachova 5. Teil - kommt mir vor, wie selbst erlebt. Da das nicht sein kann, gut erzählt.
Gruß Arachova
Vor langer Zeit - Antworten
draco Sprachlos - Ich muß sagen du bist echt gut

mfg draco
Vor langer Zeit - Antworten
Hagenbaeumer So langsam - kommt der Text in Gang. Und mittlerweile ist auch die "Portion" angemessen Groß. Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung, wenn auch der direkte Realismus ein wenig Beklemmung verursacht, so wirkt er gerade deshalb doch wahr !
Vor langer Zeit - Antworten
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