Der Günni Grass hat, wie vermutlich bekannt genug, 1980 ein merkwürdiges Buch veröffentlicht, das keinem Genre eindeutig zugeordnet werden kann: Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus
Ein Lehrerehepaar, Harm und Dörte Peters, reist mit dem Reiseveranstalter „Sisyphus“ (der schon wieder!) durch verschiedene asiatische Länder, darunter Indien, China und Indonesien. Als Kernproblem des Paares steht die Entscheidung für oder gegen ein Kind die ganze Reise über im Raum.
Warum ich Euch, meine Lieben, mit einem vierzig Jahre alten Roman von Günni G. konfrontiere?
Ha, weil der Günni ein zauberischer Visionär
war. Er hat nämlich schon damals den Urinstinkt des Phantasiebegabten in eine literarische Form gegossen, denn aktuell geistert durch das politische Feuilleton das Gespenst der Freiheit – Chinas KP hat gnädig angedroht, chinesische Eltern dürften hinfort auch drei (3!!!) Kinder in die Welt setzen, weil der Chinese drohe zu überaltern und das BIP zu schrumpfen und man auf diese Weise das angestrebte Ziel, die pöhsen USA als stärkste Volkswirtschaft der Welt abzulösen, verfehlt werde.
Dat is ja jediegen, hat daraufhin Erna Brummskötter ausse Kölner Straße in Essen jesaacht, dat dä Chineeese dat darf? Darf dä dat wirklisch? Einfach so Blagen machen? Un
dann noch so viele? Erna versteht den Chinesen nicht mehr: Zuerst Einkindpolitik, dann Zweikindpolitik, gezz Dreikindpolitik... wat will dä denn, dä Schinees? Will dä nur spielen oder watt?
Befragen wir doch die immer bestens informierte Presse im kleinen, coronaverseuchten Dschööörmännie:
Die chinesische Regierung erlaube verheirateten Paaren, in Zukunft bis zu drei Kinder zu bekommen. Mit dem Beschluss reagiere die Kommunistische Partei auf Chinas Geburtenrückgang und eine schnell alternde Bevölkerung. Ziel sei es, »die Geburtenpolitik weiter zu optimieren«. Ab wann die Erlaubnis gilt, ist noch offen. Eure
principessa hat da mal in den Spiegel geguckt, nicht um die Frisur zu begutachten, sondern eben wegen der Chinesen.
Der Große Vorsitzende, Ihr wisst, der lachende Chinese vom chinesischen Reichsparteitag, soll gesagt haben: »Wenn die Zahl der Arbeitskräfte geringer wird, beginnt der Niedergang der Wirtschaft«. Und deswegen tanzen die KP und die Wirtschaftsbosse Chinas around the clock 围绕着金牛座 (um das Goldene Kalb) den Totentanz von Freiheit und Würde? In einem Riesenreich, das es nicht einmal schafft, alleinerziehende Mütter zu unterstützen, gar zu
alimentieren?
Die erotische Planwirtschaft hat jedoch zweifellos auch Vorteile fürs straffe politische System, da es bei einer etwaigen militärischen mondialen Auseinandersetzung auf 50 Millionen tote chinesische Soldaten mehr oder weniger nicht ankäme - quantité négligeable. Für die KP-Funktionäre jedenfalls. Und seien wir doch einmal ehrlich: Es ist doch im Grunde ganz, ganz reizend von der KP, dass sie den Paaren ab sofort mehr familienplanerische Freiheit gewährt. Schnackseln für die KP, Völker hört die Signale, auf zum letzten Gemächt. Von Adolf lernen, heißt siegen!
Aber was ist, wenn die Paare nicht wollen
oder können? Müssen sie dann in ein Masanjia, in ein Umerziehungslager?
Ach ja... I have a dream -wenn doch die chinesische Bevölkerung endlich einmal einen "Pekinger Frühling" hinbekäme...
seufzt trübsinnig
Eure Cassy