Da waren sie nun. Der Truppentransporter lud die Soldaten direkt am Eingang zur Grabenstadt ab. Das Geschützfeuer und die Maschinengewehrsalven waren allgegenwärtig. Umherfliegende Erde und Rauch von explodierenden Granaten machten am Tage eine Sicht auf den blauen Himmel unmöglich. Die Schlacht um Verdun war in vollem Gange.
Sein neues Zuhause bestand also für die nächste Zeit aus Gräben, Pfützen und einer Vielzahl von Holzbrettern in jeglicher Farbe, Form und Größe. Das ganze wurde nur noch von „Schutzwall“ aus Lehm, Steinen und Leichen in mehr oder weniger gutem Zustand gesteigert.
Aus dem Lazarettunterstand konnte man die Schreie der Verwundeten hören. Es klang grausam.
Die Männer aus seiner Kompanie fieberten trotz der ganzen Umstände ihrem ersten Einsatz entgegen. Am nächsten Morgen war es dann soweit. Ein schriller Pfiff erweckte die Männer aus ihren Träumen.
„Kompanie, klar machen zum Gefecht. Pflanzt die Bajonette auf!“, rief einer der Offiziere.
Er zuckte innerlich zusammen. Ein weiterer Pfiff ertönte. Diesmal befahl der Offizier die Aufstellung am Grabenrand, damit die Männer beim nächsten Pfiff alle aus dem Graben aufs Feld stürmen und sich dem feindlichen Feuer entgegenwerfen konnten.
Nur noch wenige Augenblicke, dann ist es soweit. Der schrille Ton aus der Pfiffe ertönte. Wie in Zeitlupe schienen sich alle zu bewegen. Es dauerte keine Sekunde, dann fielen die ersten Kameraden zurück in den Graben. Er wurde kreidebleich. Übelkeit überkam ihn. Doch er rannte weiter. Links und rechts neben ihm wurden die Soldaten niedergemäht. Zur allgemeinen Erleichterung kam der Rückzugspfiff.
Er kam diesmal noch gerade so davon.
©G.Wolf 02/09
