Kurzgeschichte
Jarmunia

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"Jarmunia"
Veröffentlicht am 02. Februar 2021, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Jarmunia

Jarmunia

Vorbemerkung

Dies ist eine Kurzgeschichte, die als Randbeitrag zur Schreibparty88 eingestellt wurde.

Die Vorgabeworte sind fett hervorgehoben, sowie die Anfangs und Endsätze.


Gute Unterhaltung!



Copyright: G.v.Tetzeli

Jarmunia

„Meine Freundin Marie war ein zauberhaftes, aber schüchternes Mädchen.“

Saphira seufzte. Ihre beste Freundin Jurassa blickte sie erstaunt an.

„Freundin? Ein Rabenaas, das war sie“, bleckte sie. „Kannst Du Dich noch erinnern, wie sie mir den halben Kamm mit dem Feuerstoß verbrannt hat? Da half nicht mal die Fangopackung im Pfuhl. Oder wie sie Dir die Kuh wegschnappte?“ Jurassa rülpste.

Umaroth, der Anführer, bat um Ruhe. „Wir haben uns hier auf dem Gipfel des Vulkans Ale Bagu versammelt, um Jarmunia

die letzte Ehre zu erweisen. Wir alle kennen sie nur unter dem Spitznamen die fette Marie. Wir sind alle keine Vegetarier, aber die gute Jarmunia ließ immer die Knochen zurück, war also ein Gourmet, hatte sich vor allem guter Malzeiten verschrieben. Außerdem war sie Kinderlieb.“ „Dabei sind doch die Knochen das Zuckerstreusel, finde ich“, flüsterte Jurassa. „Still, der Priester kommt.“ „Pah, Priester“, ereiferte sich die Jurassa. „Jedes mal ernennt Umraroth einen anderen, wenn einer von uns stirbt. Und diesmal ist es der doofe Fundor.“ Sie rülpste wieder. „Es ist nun mal bei uns so Sitte, dass immer ein anderer zum Priester ernannt wird, wenn es einen von uns trifft. Diese Durchreiche nennt man nämlich Tradition“, flüsterte Saphira belehrend.

Jurassa rülpste wieder.

„Sag mal, kannst du dich nicht etwas zusammennehmen“, flüsterte Saphira. „Gestern Abend viel zu viel gefressen. Hab' so dermaßen Hunger gehabt.“

„Eine Kuh? Ein Schwein?“ „Weder noch“, tat Jurassa geheimnisvoll und schnalzte mit der Zunge. „Was? Vielleicht sogar ein Ritter?“ „Nee!“ Fundor wirkte wichtig. „Jarmunia, äh Marie, war ziemlich wohlgenährt und machte unserer Gemeinde alle Ehre. Deshalb mussten wir auch einen speziellen Sarg zimmern, der die Form eines Fagotts hat, damit wir noch das Schwanzende quasi im abstehenden Blasrohr unterkriegen konnten. Apropos Sarg. Gestern als die

Sonne schon fast unterging, da konntet ihr am geöffneten Sarg noch von Marie, äh Jarmunia Abschied nehmen, aber dann war plötzlich der Deckel zu. Wieso? Handelt es sich dabei etwa um einen dummen Klingelstreich Einer klappt zu und versteckt sich dann?“ „Typisch Fundor“, rülpste Jurassa leise, „verquarktes Geplapper!“

„Er drückt sich immer so geschwollen aus“, bestätigte Saphira. „Wer war es“, trat der Chef Umaroth in den Vordergrund.

Alle blickten zu Boden, niemand rührte sich, nur ein leiser Rülpser war zu hören.

„Fundor, mach den Sarg noch einmal auf, bevor wir ihn dem glühenden Lavasee im Kegel des Vulkans, dem Drachenschlund

übergeben.

„So,so“, ereiferte sich Jurassa, „jetzt spielt Fundor auch noch den Totengräber! Der Sarg soll gefälligst geschlossen bleiben.“

Fundor schritt auf den Sarg zu, kam sich enorm wichtig vor. Die letzten Drachen der Welt schlossen sich fauchend und schnappend zu einem Pulk am Kraterrand zusammen. Oberdrache Umrath nickte. Keiner der Anwesenden sprach. Der Totengräber öffnete den Sarg - er war leer.

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welpenweste
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Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
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Poesiefluegel Hallo Günther,
am besten hat mir der Einfall mit der Sargform gefallen.
Drücke die Daumen!
LG Grit
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke! Musste bei dem Einfall selber kichern - sah mir deshalb ein Fagott genauer an. Wie konnte ich das geschwungene Blasrohr bei einem Sarg unterbringen? Klar der Schwanz, weil die fette Marie eben etwas vollschlank war!
Herzlich
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Hallo Günter,
nachdem ich tagelang gegrübelt hatte, woher der Name Jarmunia kommt, guhgelte ich im Internet und fand gut wie nichts (vielleicht ein Computerspiel in dem auch Schlangen oder auch Drachen mitspielen). Wie dem auch sei, Dein Beitrag ist eine sehr phantasiereiche Drachen-“Beerdigung“, die sich entweder in der Vergangenheit oder ferner Zukunft - wenn sich der Mensch ausgerottet hat - abspielt.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Jarmunia kommt tatsächlich bei irgendeinem Computerspiel mit Drachen vor. Hab' es irgendwann, irgendwie aufgeschnappt. Jurassa hingegen ist soviel ich weiß eine Eigenkreation. Fundor, Umaroth und Saphira kann man mit Drachennamen googeln.
Deine Vermutung: Wahrscheinlich nach der menschlichen Ausrottung, obwohl unsere Drachengemeinschaft durchaus schwächelnde, menschliche Züge aufweist.
Herzlichen Dank fürs Lesen.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eine tolle Geschichte, hat mir gut gefallen.
LG Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre dein Randbeitrag gefällt mir auch sehr gut. Erstaunlich, wie viele Geschichten man aus ein paar Vorgabewörtern und zwei Sätzen machen kann...klasse!
lieben Gruß
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
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