CORONA OHNE ENDE
Anmerkungen eines Ahnungslosen
„Wir schaffen das!“
Dieser banale Spruch unserer allseits belächelten Kanzlerette zur damaligen Flüchtlingswelle kennt man ja. Bekannt sein dürften auch die Auswirkungen dieses frommen Wunsches:
Flüchtlinge gibt es nach wie vor. Nur
werden die meisten von ihnen bereits auf hoher See oder an fremden Grenzen daran gehindert den deutschen Boden überhaupt zu erreichen. Sollten es dann doch einige schaffen, so wird ihnen mit unserer urdeutschen Bürokratie zu Leibe gerückt. Endlos lange Verfahren der Anerkennung auf politisches Asyl erwarten die, zumeist aus Kriegsgebieten, Geflüchteten.
Das kann Jahre dauern.
Und ganz ähnlich rückt man hierzulande der Corona – Pandemie zu Leibe. Nämlich mit der Überzeugungskraft deutscher Gründlichkeit. Verordnungen werden erlassen. Erlasse verordnet. Gesetze beschlossen.
Und schon da ist man sich uneins.
Bedenken werden angemeldet, Befürchtungen dargelegt. Munter wird in den öden Polit - Talk – Shows bis zum Erbrechen über Nebensächlichkeiten palavert. Wenn man denn schon kein Experte in Pandemie – Bekämpfung ist, so muss man sich und seine Partei doch gut in Szene setzen. Aber bitte Ausgewogen.
Und dann wird doch beschlossen.
Deutschland geht im Frühjahr 2020 in den Lockdown. Natürlich nicht vollständig. Die Menschen müssen ja einkaufen können. Klopapier, Nudeln, Mehl, Hefe. Was man eben so braucht im angeratenen Stubenarrest. Dazu Seife.
Viel Seife. Denn jetzt ist Hände waschen Pflicht, in der Öffentlichkeit Abstand halten und eine Mund – Nasen – Abdeckung tragen. Kontaktsperren werden ausgerufen.
Schulen werden geschlossen, ebenso Kindergärten. Fabriken werden dicht gemacht, die Belegschaft in Kurzarbeit geschickt. Friseure und Nagelstudios lassen Haare und Fingernägel natürlich wachsen. Konzerte werden abgesagt, Theater und Kinos bleiben ohne Zuschauer. Sogar der heilige Bundesliga - Fußball muss pausieren. Der Restsport ebenso. Neue Wörter, wie Home – Office, Home – Shooling und Social – Distancing und Superspreader bereichern
fortan die deutsche Sprache.
Die ersten Vertreter der unterschiedlichsten Wirtschaftszweige werden laut. Man verlangt Verdienstausfall, warnt eindringlich vor einer Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes. Steuergelder müssen das kompensieren, was einem jetzt durch den Lockdown durch die Lappen geht. Kurzerhand werden, Aufgrund des Gejammers dieser hartnäckigen Schnorrer, ganze Branchen für „Systemrelevant“ erklärt. Die Autobauer, die Tourismusbranche werden mit großzügigen Steuer – Milliarden bedacht. Trotzdem gibt es Entlassungen. Und die „Nicht – Systemrelevanten?“ Die Kulturschaffenden? Die Freiberufler und
Selbstständigen? Da muss halt ein Vergleichsweise kleines Taschengeld über die zu großen Runden helfen. Am schlechtesten trifft es mal wieder die vielen Pflegekräfte in Krankenhäusern, Seniorenheimen und Ambulanzen, den Erzieherinnen in Kindergärten. Diesen eh schon unterbezahlten und überarbeiteten Menschen wird gelegentlich applaudiert, mit hehren Worten gedacht und mit leeren Gesten ihr Mut gefeiert. Es dauert Monate bis diese immens hilfreichen Menschen mit einem eher mageren Bonus bedacht werden. Natürlich nicht alle. Viele fallen durch das Raster von der Politik gestrickter Netze und müssen wie vorher schon allein mit steigenden
Mieten und Lebenshaltungskosten klar kommen.
Im Sommer 2020 zeigt der Lockdown erste Wirkung. Die Zahlen an Infizierten, Kranken und Toten gehen zurück. Politiker feiern sich gegenseitig für ihre „vorbildliche Haltung und die vorgetäuschte Kompetenz ihrer Entscheidungen.“ In Windeseile werden diese nötigen Maßnahmen gelockert und aufgeweicht. Halb durchdachte Hygienekonzepte werden erstellt. Arbeiter kehren in Vollzeit wieder an ihre Fließbänder zurück, Schüler gehen wieder in den Unterricht, Kinder füllen die nach ihnen benannten Gärten. Sogar der Bundesliga – Fußball startet wieder.
Systemrelevant eben. Und was macht der achtsame Deutsche? Er fährt erst mal in Urlaub. Natürlich in ausgewiesene Risikogebiete wie Italien, Spanien und die Türkei. Den wohlverdienten Jahresurlaub mit dem traditionellen Saufgelage, dem wüsten grölen der Nationalhymne und allgemein asozialem Verhalten lässt man sich von so einem winzigen Kack – Virus nicht nehmen. Ob tödlich oder nicht. Auch die Fußballstadien füllen sich wieder, allerdings mit weniger Zuschauern als gewohnt. Restaurants öffnen erneut, Friseure, Bars, der Einzelhandel. Es ist Sommer, es ist heiß, und man darf sich wieder im Biergarten treffen. So als
wenn nichts gewesen wäre lebt der frohsinnige Deutsche sein Leben. Die durstige Jugend trifft sich spätnachts auf den lauschigen Straßen um Partys zu feiern. Dem offenen Kiosk sei Dank. Man kommt sich endlich wieder näher. Was kümmert uns die Pandemie und das Leben der anderen. Wir wollen heute unseren Spaß haben.
Das hat natürlich absehbare Folgen.
Unterdessen wird der, durch soziale Netzwerke verbildete, Durchschnittsdeutsche zum Rebellen. Selbsternannte „Querdenker“ und Fachleute in Sachen Weltverschwörung bringen sich unter dem drolligen Aluhut des grenzenlosen Schwachsinns in
Position. Reichsbürger, Mondsüchtige Esoteriker, Hooligans, Alt, - und Neonazis, Hysterische Hausfrauen, Identitäre Rattenfänger, einfache Spinner und die üblichen Querulanten und Krakeler demonstrieren gemeinsam für ihre vermeintlich abhanden gekommenen Grundrechte. Insbesondere scheint ihnen hierbei das Recht auf Meinungsfreiheit zu sein. Natürlich geht es ihnen hierbei nur um ihre eigene verschwiemelte Meinung. Wer eine andere – womöglich weniger dämliche - Weltsicht bevorzugt, darf darum ungestraft angeschrien, verunglimpft, beleidigt und mit dem Tode bedroht werden.
Meinungsfreiheit eben.
Und wer sich jetzt denkt: Oh, so eine Pandemie ist ne echt schlimme Sache, Menschen werden schwer krank, Menschen sterben daran. Da sollte man doch zusehen dass das Bundesdeutsche Gesundheitswesen mal ordentlich auf Vordermann gebracht wird, der hat sicher recht. Verkennt den fatalen Hang Bundesdeutscher Politiker Probleme einfach auszusitzen. Man sagt sich: Bevor ich jetzt etwas wirklich Blödes anstelle, ( Pkw – Maut, Beraterverträge, ) das Geld und Wählerstimmen kostet, mache ich lieber gar nichts. Der „Markt“ wird es schon richten, hofft man, und bleibt brav beim hohlen Phrasen dreschen.
Darüber ist ein halbes Jahr vergangen. Wir schreiben fortan 2021 und zählen weiterhin täglich die Infizierten, die Kranken auf den Intensivstationen und die Toten. Wir beschäftigen uns mit so abstrakten Dingen wie dem Inzidenzwert, Reproduktionszahl, der Übersterblichkeit.
Und überall die gleiche Personalnot wie vor einem Jahr. Die Gesundheitsämter betreiben ihr Handwerk der Kontaktnachverfolgung möglicher Infizierter genau wie zu Vorkriegszeiten: Mit handgeschriebenen Listen, Telefonanrufen und Kurieren. Das braucht natürlich seine Zeit. Es wird wie seit Urzeiten munter erfasst, aufgelistet,
abgeheftet, archiviert. Gerüchteweise arbeitet das Robert – Koch – Institut mit einigen Spezialisten an einem einheitlichen Computersystem Namens: „Demis.“ Einsatzzeitpunkt ungewiss. Doch dabei gibt es bereits so ein System. Es heißt „Sormas,“ und wurde vom Helmholtz – Zentrum für Infektionsforschung speziell für den Seuchenschutz (Ebola.) in Afrika entwickelt. Nach wenigen spezifischen Anpassungen arbeitet man dort erfolgreich gegen die weitere Ausbreitung des Corona – Virus. Es funktioniert.
Die Einführung dieses Systems im deutschen Gesundheitswesens scheiterte.
Die zuständigen Landesminister waren sich, wie immer, uneins.
Und so spitzt man weiterhin die Bleistifte.
Home – Shooling funktioniert irgendwie auch nicht so toll wenn man kein W – Lan Netz hat. Aber das ist ja schon länger bekannt. Wird aber standhaft ignoriert. Der Markt wird es schon regeln. Irgendwann.
Am härtesten trifft es das medizinische Personal in den Krankenhäusern. Vor der Pandemie schon überarbeitet und unterbezahlt, hat sich der Aufwand an Intensivpflege um ein Vielfaches erhöht. Die Personaldecke bleibt auf lange Sicht dünn und löchrig.
Doch Hoffnung naht.
In Windeseile wurde ein Impfstoff gegen CoVid – 19 entwickelt, getestet und zugelassen. Sogar in Deutschland. Was normalerweise Jahre dauert, wurde in wenigen Monaten geschafft. Ein kleines Wunder.
Und sofort tritt der Gesundheitsminister ( Neben Andy „Spendierhose“ Scheuer die Energiesparlampe im Kabinett Merkel. ) in Aktion. Überall im geliebten Heimatland werden Impfzentren aus dem fruchtbaren Boden gestampft. „Ready to go“ in wenigen Tagen. Nur blöde das da nicht so viel zu tun bleibt. Es fehlt am Impfstoff. Zu wenig bestellt. Es bleibt bei wenigen Vorführungen für die Presse,
und warmen Worten der Hoffnung:
„Wir schaffen das!“ - Sie erinnern sich.
Dauert eben ne Weile!
Text: harryaltona (2021)
Cover: Pixabay