Gedichte
Herbst im Ammergebirge

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"Herbst im Ammergebirge"
Veröffentlicht am 08. Januar 2021, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: Pixabay
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und ...
Herbst im Ammergebirge

Herbst im Ammergebirge


Herbst im Ammergebirge

Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite, vielleicht zum letztenmal in diesem Jahr. Der Blick führt noch unendlich in die Weite, doch krönt schon erster Schnee die Gipfelschar. Sie ragen hoch aus immergrünen Wäldern, dazwischen Lärchengelb und Ahorngold in weiten, flammenbunten Farbenfeldern, als hätte dies ein Maler so gewollt. Der Wand’rer atmet tief mit allen Sinnen die Schönheit seiner Bergwelt in sich ein. Doch spürt er, als die Stunden jäh verrinnen: Auch Glücksgefühle können schmerzlich sein. Er wird von diesem Blick bald nur noch träumen, genießt ihn wie zum allerletztenmal. Die Flammenfarben fallen von den Bäumen, und ihn erwartet man bereits im Tal.

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Sie wollen ihn zur Stadt zurückchauffieren, seit Tagen ruft dort schon die Pflicht nach ihm, wo nur noch Neid und Niedertracht regieren - verlogen, intrigant und anonym. Wie hasst er all die Heuchler und die Schranzen, er kann und will die Brut nie wieder sehn, die aufgeblas’nen Bürokratenwanzen, die sich auch noch als Obrigkeit versteh’n. Inzwischen wirft die Sonne lange Schatten, die ersten Nebel zieh‘n vom Tal herauf. Doch oben auf den sonnenwarmen Matten, da flammt nochmal das Gold des Herbstes auf. Auch wenn die Farben mit dem Abend schwinden, durchlebt der Wand’rer jeden Augenblick. Er will hier oben seinen Frieden finden, und nimmermehr zur kranken Stadt zurück.


b.w.


Nachwort:


Im oberbayerischen Ammergebirge, eine der lieblichsten Alpenlandschaften, erinnern auf Bergen und Hütten zahlreiche Gedenktafeln an den unglücklichen bayerischen König Ludwig II, der seine Zeit am liebsten hier oben in der Bergeinsamkeit verbrachte und in der Nähe mit Linderhof und Neuschwanstein zwei seiner Märchenschlösser errichten ließ. Einer der Gründe für seine spätere Amtsenthebung war denn auch der Vorwurf, er hätte seine verfassungsmäßig von ihm geforderten Amtsgeschäfte und seine öffentlichen Repräsentationsaufgaben aufs Schwerste vernachlässigt. Man kann in ihm den ersten Aussteiger der Moderne sehen.

b.w.


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Hörbuch

Über den Autor

Friedemann
"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und Mitschüler ihre Opfer waren) eine Vorliebe habe. Gemäß meinem Motto - Humor ist das Knopfloch, mit dem wir verhindern können, dass uns der Kragen platzt - kommt hierbei allerdings der Humor (meistens) nicht zu kurz.

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sugarlady Lieber Friedemann, ich kann das gut verstehen. Einmal alles hinter sich lassen. Ich mag die Berge sehr gerne.
L.G. Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Andrea,
damit sind wir mindestens schon zu dritt (mit Ludwig und mir), die herzlichst die Berge mögen. Hierzu ein weiteres Zitat von König Ludwig: „Es gibt nichts, was das Herz so frei macht und so sehr über die schmerzlichen Eindrücke der menschlichen Dinge erhebt, nichts was so versöhnlich wirkt wie die Natur in ihrer ewigen Schönheit und Größe.“
Meine Wertschätzung der Berge äußert sich auch in meinem Groll auf die verfluchten Coronaviren, weil sie uns u.a. den diesjährigen Wintersport vermasseln.

Mit lieben Grüße bedanke ich mich herzlich für Dein Geschenkpaket
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer Hallo Friedemann
Ich kann oh verstehen deinen Wanderer,
Doch selbst auf den höchsten Höhen, und in den Tiefen
Des tals keiner warten sie auf ihn die Neider, kann ihnen entkommen, weil wir sie mit erschaffen haben

Lieben Gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Hallo Rainer,
als wir bei einer Bergtour mit prächtiger Aussicht (vom Pürschling im Ammergebirge ins Linderhofer Tal)) unterwegs eine ihm gewidmete Gedenktafel gelesen hatten, wurde uns klar, dass wir auf Ludwigs Spuren wanderten. Ihm gegenüber allerdings mit dem Vorteil, dass unten im Tal keine garstigen Neider ungeduldig auf uns warteten. Wenn doch, hätten sie wenigstens aus Schadenfreude darüber lachen dürfen, dass wir uns nach einem plötzlichen Wolkenbruch ins nasse Auto setzen mussten (ich hatte vorher vergessen, das Schiebedach zu schließen).

Liebe und freudige Grüße darüber, dass dieses Büchlein noch Platz in Deinem Bücherregal fand,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Das wäre ein König ganz nach meinem Geschäckle gewesen. Einfach nur Mensch sein.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Bärbel,
Ludwig II war als König auch bei seinem Volk sehr beliebt. Weniger dagegen bei seiner Regierung, die ihn 1886 entmündigen und verhaften ließ; u.a. auch wegen seiner Verschwendungssucht für seine Schlösser. Wenn diese Erbsenzähler nur gewusst hätten, dass allein Neuschwanstein jährlich 65 Millionen € (2017) durch seine Besucher einbringt ...

Liebe Grüße und herzlichen Dank für Deine Geschenke,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Schloss Neuschwanstein wollten wir damals, als wir am Bodensee Urlaub gemacht haben, auch besuchen. Haben es aber nicht geschafft. Nun kann ich es wenisgtens auf Bildern bewundern.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Bärbel,
sei froh, dass Ihr dies damals nicht geschafft habt, denn zu Urlaubszeiten sind auf Neuschwanstein inzwischen – seit sich zu den Japanern nun auch die Chinesen gesellen – wirklich unzumutbar.

LG Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Damals waren bestimmt noch keine bzw. so viele japaner und Chinesen dort. Das hat ja alles erst überhand genommen, als Smartphone und Co. erfunden wurden und sie durch die (a)sozialen Medien in Reiselust versetzen ließen. Wir war ja 1992 oder 93 dort.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Lieber Friedeman,
ganz wunderbare Zeilen und ich kann mich nur noch anschließen.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
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