Kurzgeschichte
Der Laufbursche

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"Der Laufbursche"
Veröffentlicht am 19. Oktober 2020, 22 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Was gibt es über mich zu sagen....? -Ich gebe mir Mühe, ein guter Mensch zu sein, was jedoch längst nicht immer gelingt..... -Ich hab lange gebraucht, um so zu werden, dass ich mich mochte. -Und ich habe ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein. . -Und ich hab ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein!
Der Laufbursche

Der Laufbursche

Der Laufbursche 23.06.2020, 15.41 Uhr von Flint Er würde es schon finden, hatte sein Chef gesagt. Es sei gar nicht zu verfehlen. Immer der Landstraße folgen, dann durch die Unterführung auf die andere Seite der Gleise und dann immer geradeaus. Diesen kurzen Tunnel unter dem Bahndamm durch hatte Jasper gerade durchfahren. Er arbeitete erst seit vier Tagen als Laufbursche für die große Apotheke und lieferte die Bestellungen mit dem Fahrrad aus. Er sah das als

Training und er konnte das Geld gut gebrauchen. Und die meisten Kunden gaben großzügig Trinkgeld. Es waren meist ältere Leute, denen der Weg in die Stadt zu weit oder zu anstrengend war. Es gab auch ein, zwei jüngere jüngere Kunden, die gehbehindert waren. Bisher war Jasper ganz zufrieden mit dem Ferienjob. Es gab keine wirklich festen Arbeitszeiten, er hatte dann Feierabend, wenn alle Bestellungen ausgeliefert waren und er wurde nicht nach Stunden, sondern pro Tag bezahlt. Länger als bis 17 Uhr hatte er noch nie gebraucht und er fing erst gegen 13 Uhr an, nachdem der Kurierfahrer dagewesen war.

Es war ein schöner Sommertag, also hatte er auch nichts dagegen, dass der Weg zur letzten Kundin für heute etwas länger war. Die Adresse war allerdings schon ein wenig ungewöhnlich, denn es war im Grunde gar keine Adresse. Es gab weder einen Straßennamen, noch eine Hausnummer. Auch der Name auf dem Paket war seltsam: „Eulalia Rotglas“. Wer hieß denn so? Aber das konnte Jasper letztendlich egal sein. Er blickte in die Richtung, in die er fahren sollte. War er wirklich richtig hier? Vor ihm erstreckte sich ein schnurgerader Sandweg, der scheinbar endlos weit ins Hochmoor führte. Er

rekapitulierte die Wegbeschreibung. Nein, er hatte alles richtig gemacht, war nirgends falsch abgebogen. Also prüfte er nochmals den Halt des Pakets auf dem Gepäckträger und fuhr los. Jasper war 19 Jahre alt, schlank, durchtrainiert und passionierter Radsportler. Er machte sich keine großen Gedanken wegen des Weges. Er trat kräftig in die Pedale und folgte dem Sandweg, der erstaunlich eben und gut befahrbar war. Und lang! Jasper war in dieser Stadt aufgewachsen, selbstverständlich wusste er von diesem Hochmoor. Aber dass es so groß war, war ihm nie klar gewesen. Wie weit war es denn noch? War er

vielleicht vorbeigefahren? Es kam ihm vor, als sei er schon Stunden unterwegs, doch ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass er vor gerade erst zehn Minuten die Bahnschienen hinter sich gelassen hatte. Wo lebte denn diese Eulalia Rotglas? War sie eine dieser verrückten Naturfreaks, oder sowas? Aber sein Chef hatte gesagt, es sei nicht zu verfehlen. Also weiter. Jaspers Beinmuskeln begannen zu brennen und er hielt an. Blickte zurück. Sah wieder nach vorn. Der Weg sah in beide Richtungen genau gleich aus. Nochmal auf die Uhr gesehen. Hmmm... Zwanzig Minuten seit der Unterführung. Als der Magen des jungen Mannes sich

mit einem hörbaren Knurren meldete, festigte sich seine Überzeugung, dass hier irgendetwas nicht stimmen konnte... Aber was? Jasper zog die Wasserflasche aus der Halterung am Rahmen und nahm einen tiefen Schluck. Also gut! Er würde noch zehn Minuten lang weiterfahren. Wenn sich bis dahin kein Hinweis auf ein Haus, einen Briefkasten, Wohnwagen, ein Zelt oder was auch immer zeigte, würde er umkehren. Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, war ihm wohler. Er schob die Flasche in die Halterung zurück und fuhr weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit stieg der Weg an und Jasper schaltete in

einen Gang mit angemessenerer Übersetzung. Dann erreichte er die höchste Stelle des Weges und erblickte endlich ein kleines Holzhaus, das in einer flachen Senke stand. Das musste das Ziel sein. Jasper ließ sein Rad die kurze Strecke bis zum Gartenzaun rollen und war ehrlich gespannt, wer diese weit abseits lebende Kundin wohl war. Der junge Mann nahm sich einen Moment Zeit, um das Haus zu betrachten. Es sah aus, wie eine etwas größere Gartenlaube. Es war aus Holz, mit einer schmalen Veranda davor. Das Dach war tatsächlich mit Holzschindeln gedeckt. Alles in allem eine Erscheinung wie aus dem letzten Jahrhundert. Oder eher aus

dem vorletzten. Umgeben war es von einem sehr liebevoll gepflegten Kräutergarten. Auch machte das ganze Anwesen keinerlei Eindruck von Verfall. Alles war in bester Ordnung, alles sah heil und intakt aus, nur eben veraltet. Zum Kuckuck, sogar ein altmodischer Ziehbrunnen war da! Und dahinten? War das ein Toilettenhäuschen? Jasper sah auch keine Telefonleitung, keine Außenlampen oder dergleichen. Er war wirklich neugierig, wer wohl die Tür öffnen würde, als er klopfte. Und mit allem hätte er gerechnet, nur nicht mit der schönsten Frau, die er je gesehen hatte. Später hatte er oft versucht, sie

zu beschreiben, aber ihm fehlten schlicht die Worte. Er konnte nur sagen, dass sie so in den frühen Dreißigern war, langes, dunkles Haar hatte und eine sehr weibliche Figur. Ihre Ausstrahlung war überwältigend sinnlich und verführerisch. So stand sie in der Tür, sah mit geneigtem Kopf zu ihm auf und lächelte ihn an. Jasper räusperte sich. „Sind Sie Eulalia Rotglas?“, fragte er und schämte sich, dass seine Stimme so krächzend klang, denn er hatte einen ganz trockenen Hals. Das Lächeln der schönen Frau vertiefte sich, bekam eine Nuance, die mit Worten schwer zu beschreiben war, die dem

jungen Fahrradkurier aber sofort unter die Haut ging,. „Ja!“, antwortete sie. „Die bin ich!“ Sie gab die Tür frei und machte eine einladende Geste. „Komm rein!“ Das ließ sich Jasper nicht zwei Mal sagen und betrat das rustikale Haus. Das erste, was ihm auffiel, war der angenehme, fast berauschende Duft, der den ganzen Raum erfüllte und offensichtlich von den Bündeln getrockneter Kräuter herrührte, die überall aufgehängt waren. Jasper sah sich um. Dies wäre die ideale Location, um einen Film über eine Hexe zu drehen. Bücherregale an den Wänden

und die Folianten darauf wirkten genauso alt und gediegen wie alles andere hier. Es waren ausnahmslos dicke Wälzer, in Leder gebunden, aber keines war mit Staub bedeckt. Der Fußboden aus gehobelten Brettern war ausgetreten, aber sauber gefegt. Ein stabiler Tisch aus Vollholz, von zwei Bänken flankiert. In der einen Ecke des Raumes ein alter, gusseiserner Ofen, gegenüber, auf einem etwa zehn Zentimeter hohen Podest, ein wuchtiger Lehnstuhl, fast ein Thron. In der anderen Ecke war ein Bereich mit einem Vorhang abgeteilt. Jasper nahm an, dass sich dort das Bett befand. Schließlich bemerkte er, dass Eulalia Rotglas ihn lächelnd, aber

erwartungsvoll ansah und er erinnerte sich an den Grund seines Hierseins. „Oh, einen Moment bitte...!“ Er verließ das Haus, holte das Paket und trug es hinein. Und während er noch nach Gründen suchte, länger bleiben zu können, forderte Eulalia ihn mit einer Handbewegung auf, sich auf einer der Bänke niederzulassen, was er nur zu gerne tat. Irritierenderweise nahm sie dicht neben ihm Platz. Jasper war hingerissen. Jede ihrer Bewegungen war voller Grazie und der Duft der von ihr ausging, machte es ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. So sah er wortlos zu, wie sie das Paket öffnete. Darin war eine große

Packung Kondome. Eulalia warf ihm einen schelmischen Blick zu. „Nicht ganz das, was du erwartet hast, oder?“, schmunzelte sie. Jasper schüttelte stumm den Kopf. „Kennst du dich mit Kräutern aus?“, fragte sie als nächstes. „N...nein, nicht wirklich!“, gab Jasper zu. „M-hmmm!“, machte sie und ihre Stimme bekam einen samtigen Unterton. Jasper schluckte. Diese Frau, diese ganze Situation... Der junge Mann hatte schon zwei Freundinnen gehabt, hatte natürlich einige Pornofilme gesehen, aber er hatte sich nie groß Gedanken über Erotik und/oder Verführung

gemacht. Nun, jetzt fing er an, zu verstehen, was das war. Er rutschte unbehaglich auf der Bank hin und her, denn er bekam eine steinharte Erektion. Und Eulalias tiefgründiges Lächeln verriet ihm, dass sie das wusste. „Hast Du mal von der Mandragora gehört?“, wollte Eulalia nun wissen. „Auch Alraune genannt?“ „Äh... den Namen ja!“, nickte Jasper „Man fand sie besonders häufig unter Galgen!“, erklärte Eulalia und breitete nebenbei die Kondome auf dem Tisch aus. „Wenn ein Mann stirbt, bekommt er im Moment des Todes einen letzten Erguss... Und aus dem Samen, der auf

die Erde fiel, entstand dann die Alraune!“. Sie rückte noch ein Stück näher, bis ihre Hüfte so ganz eben Jaspers Schenkel berührte. „Ach ja?“, fragte er lahm. Er schluckte „Ich hoffe doch, ich werde nicht gehängt!“, fügte er unbeholfen hinzu. Eulalia lachte. „Nein, nein!“, beschwichtigte sie. „Das ist natürlich Aberglaube, aber die Alraune hat schon einige besondere Eigenschaften!“ Sie sah Jasper tief in die Augen. „Und die wären?“, fragte er. „Mit dem richtigen Dünger hält sie einen jung!“, antwortete Eulalia

geheimnisvoll. Dann packte sie zu, ergriff Jaspers Bein und hob es über die Sitzfläche, so dass er jetzt rittlings auf der Bank saß. Ein leichter Druck ihrer Hand genügte und der junge Mann sank zurück. Jeder Gedanke an Gegenwehr oder Flucht löste sich auf, als die Schöne mit dem seltsamen Namen seine Hose öffnete und seinen steifen Schwanz befreite. „Schööön...“, schnurrte sie, beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf die pralle Eichel. Mit geschickten Fingern öffnete sie eine Kondompackung und rollte die Gummihaut über Jaspers Glied. „Und den Dünger brauche ich von

Dir!“ Es war eine Feststellung, die keinen Widerspruch duldete. Sie stand auf und hob den Rock. Nichts drunter. Für einen kurzen Moment sah Jasper glatte Schenkel und das dunkle Dreieck ihrer Schamhaare, dann senkte sie sich auf ihn herab und nahm ihn in sich auf. Jasper explodierte fast sofort. „Ja!“, keuchte Eulalia. „JAA!“ Jasper zuckte, stöhnte und wand sich. Es hörte gar nicht mehr auf! Endlich entspannte er sich, starrte zur Decke und fragte sich, was hier gerade geschehen war. Er fühlte sich genötigt, etwas zu sagen. Aber Eulalia legte ihren

Zeigefinger auf seine Lippen. „Schsch!“ Dann erhob sie sich und entfernte das Präservativ, wobei sie darauf achtete, dass kein Tropfen verloren ging. Als nächstes betastete sie vorsichtig Jaspers Hoden. „Hmmm...“, machte sie. „Da ist bestimmt noch mehr drin...“ Jasper konnte nur mit großen Augen zusehen. Eulalia nahm seine Hände und zog ihn in eine aufrechte Sitzposition. Dann legte sie ihre Fingerspitzen unter sein Kinn und kam ihm ganz nahe. Lächelte wieder dieses tiefgründige Lächeln. „Ich will mehr!“, flüsterte

sie. Mit einer fließenden Bewegung zog sie das Kleid über ihren Kopf und stand nackt vor ihm. Jaspers Schwanz richtete sich beinahe sofort wieder auf. Eulalia beugte sich vor und stützte sich auf dem Tisch ab. „Bedien dich!“, sagte sie und reichte dem jungen Mann ein frisches Kondom. Und Jasper bediente sich. Später versuchte er sich zu erinnern, wie oft er sich in diese geheimnisvolle Frau ergossen hatte, aber er konnte es selbst nicht glauben. Ein Dutzend Mal? Zwei Dutzend? Unmöglich! Aber dennoch kam es ihm so vor. Woran er sich jedoch erinnerte war, wie

er zugesehen hatte, als Eulalia seinen Samen aus den Kondomen in einige Blumentöpfe hatte rinnen lassen. Er war sicher, dass sie Mandragora darin züchtete. Zum Abschied hatte sie ihn umarmt und ihm eine Locke ihres herrlichen, dunklen Haares geschenkt. Und so hatte er sich auf sein Rad geschwungen und sich auf den Rückweg gemacht. Seltsamerweise dauerte es gar nicht lange, bis er den Tunnel unter den Bahngleisen erreichte. Auf der anderen Seite hielt er an. So eine irre Geschichte! Das würde ihm niemand glauben. „Eulalia...“, flüsterte er lächelnd und nahm das zusammengefaltete Papier aus

der Tasche, welches die Haarlocke enthielt. Jasper erschrak bis ins Mark. Die Locke war schneeweiß... Ende

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Nepharit
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