eure majestät
Entschuldigt bitte, aber ich tu mich etwas schwer, eine Einzelperson mit eure, ihre, oder so an zu reden, auch wenn Ihr der bayrische Märchenkönig ward. Könnten wir uns auf dass heute gebräuchliche Sie einigen?
Also gut.
Sie sind heute noch für viele der Märchenkönig, der seine Traumschlösser bauen ließ.
Aber genau da bin ich mir nicht so schlüssig.
Wenn ich damals gelebt hätte, als einfacher Mann des Volkes, als Bauer
oder Handwerker, wären Sie für mich ein Märchenkönig gewesen?
Ich hätte wahrlich andere Probleme gehabt, als ihre Märchenschlösser zu finanzieren.
Aber das war Ihnen damals egal.
Sie lebten in Ihrer eigenen Märchenwelt.
Sie zogen Arbeitskräfte vom Feld ab, um Ihre Träume zu verwirklichen. Nur für sich selbst. Die Schlösser sollten nur für Sie persönlich sein. Neuschwanstein zum Beispiel.
Wissen Sie was? Millionen Menschen besuchen jährlich das nur für Sie persönlich gedachte Schloss.
Sie würden das mit Sicherheit nicht gut finden, dass durch Ihr ganz persönliches
Märchenschloss so viele Menschen flanieren. Es würde Sie zur Weißglut bringen.
Aber ich finde es gut.
Damals mussten Ihre Untertanen eine Menge Verzicht leisten, um Ihren Traum zu verwirklichen.
Heute ist Ihr wahr gewordener Traum von einem Märchenschloss der Bewunderung vieler Besucher gewiss.
Ich weiß nicht, ob Sie stolz darauf wären, dass so viele Ihr Schloss bewundern, oder zornig, weil so viele durch Ihre ganz privaten Gemächer trampeln.
Vielleicht eine Mischung aus beiden?
Sie waren schon immer hin und her
gerissen. Einerseits bewundert werden wollen, anderseits die Einsamkeit suchend. Ein Wanderer zwischen den Welten. Zwischen der realen und der Märchenwelt.
Sehen wir uns nicht alle irgendwie danach so ein Wanderer zu sein?
Herzlichst. Roland.